Donnerstag, 4. Februar 2021

Transparenz und Verantwortung - und warum wir das "Monitoring der Öffentlichkeit" auf dem Synodalen Weg brauchen

Am heutigen 4.2.2021 hat etwas mehr als ein Jahr nach dem ersten Synodalforum eine zweitägige Online-Konferenz als weiterer Coronabedingter Zwischenschritt des Synodalen Wegs vor der regulären zweiten Synodalversammlung begonnen, die jetzt vom 30.9. bis 2.10.2021 geplant ist. Und anders als im letzten Jahr, wo bereits Reformanliegen in Anbetracht der als systemisch identifizierten Ursachen schon an die Stelle des Missbrauchsskandals getreten waren, rückte dieser selbst – insbesondere aufgrund mangelhaften Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln – wieder in den Fokus. Bereits vorab wurde eine Erklärung mit dem Titel "Transparenz und Verantwortung. Konsequent gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt in der Kirche" des Präsidiums des Synodalen Weges veröffentlicht, die zu Beginn der Konferenz verlesen und den Erzbischof von Köln zu einem weiteren Schuldbekenntnis bewegte, das jedoch abermals nicht konkret auf persönliches Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen einging.


Herausragend war der Beginn der morgen mit den inhaltlichen Berichten fortsetzenden Onlineversammlung insbesondere durch die Vorstellung und die bewegenden Statements des neuen Betroffenenbeirates, die zwei Sprecher und eine Sprecherin in einer Dichte ins Wort brachten, dass die Versammlung trotz der virtuellen Anlage eine Tiefe erhielt, die auch die Hoffnung wieder fühlbar werden ließ.

(Screenshot aus dem Live-Stream von SynodalerWeg.de

Dass Missbrauchsaufarbeitung und eine Auseinandersetzung mit den Ursachen sexueller Gewalt eine Weise der Evangelisierung sei, wie es Johanna Beck zum Ausdruck brachte, deckt sich mit meinen Erfahrungen in dem Synodalforum, in dem ich als Berater mitarbeiten darf und dessen Arbeitsstand morgen eines von den vier thematischen Schwerpunkten sein wird. Dass die vom sexuellen Missbrauch und von sexualisierter Gewalt Betroffenen die Arbeit des Synodalen Weges bereichern können, lässt mich an deren Beteiligung im Limburger Aufarbeitungsprozess denken, der mit seinen Ergebnissen und über 60 Einzelaufträgen Anfang dieses Jahres in die Implementierungsphase übergangen ist. Die Beteiligung Betroffener stellt eine persönliche Weise eines sensiblen, kritischen und vor allem externen Monitorings dar, das heute abermals für die Aufarbeitung und ebenso im Sinne der Einführung einer Verwaltungsgerichtbarkeit angefragt und angemahnt wurde.

 

Eine zweite Weise ist die Rolle der Laien, deren "Stunde" jetzt gekommen sei, wie die Vizepräsidentin des Präsidiums Karin Kortmann im Anschluss an die Worte des Betroffenenbeirates für alle Gläubigen der Kirche ergänzte. Sie seien jetzt in ihrer Verantwortung in die Pflicht genommen, müssten jetzt fordern und einfordern und dürften vor allem nicht mehr schweigen, dass sich etwas in der Kirche ändere.

 

Eine dritte Weise eines Monitorings brachte Bischof Stephan Ackermann ins Wort. Ähnlich wie Bischof Bätzing vor gut anderthalb Monaten sagte, dass Medien dabei unterstützten was wir unter Umständen nicht schaffen aufzuklären", sagte Bischof Stephan Ackermann auf die Frage wie es "ein diözesanübergreifendes Monitoring für das Gesamte" geben könne mit an Deutlichkeit nicht zu überbietender Nüchternheit:

"Solange es das strukturiert nicht gibt, geht das Monitoring wesentlich über die Öffentlichkeit. […] Die Öffentlichkeit hat die Wächterfunktion darüber und schaut dahin."*

Solange es kein diözesanübergreifendes Monitoring gibt und innerkirchlich auf einen einzelnen Klagefall die "vorgeschriebene Frist nicht eingehalten" bzw. in Rom erst dann reagiert wird, wenn etwas über eine "Studie" ans Licht der Öffentlichkeit kommt, wie Erzbischof Stephan Heße in einem heute veröffentlichten Interview zum Ausdruck brachte, ist es die Öffentlichkeit, die das Monitoring leisten muss, bis wirklich Transparenz und Verantwortung Einzug halten. Derzeit ist die Kirche angewiesen auf das Monitoring der Öffentlichkeit für das, was sie aus sich nicht schafft aufzuklären, bis endlich Verantwortung übernommen und darüber - in hoffentlich nicht zu weiter Zukunft - verlorene Glaubwürdigkeit wiederaufgebaut werden kann.


* Eigene Mitschrift der Online-Konferenz auf dem Synodalen Weg (4.2.2021)  https://www.youtube.com/watch?v=gVJoTAmTEpk&feature=youtu.be