Dienstag, 1. September 2015


Von der "Revolution der zärtlichen Liebe – Vademecum zur Familiensynode und zum Jahr der Barmherzigkeit" am "Tag der Schöpfung"
Detail des Umschlagbilds von 'Revolution der zärtlichen Liebe.Vademecum
zur Familiensynode und zum Jahr der Barmherzigkeit (Bild
:
© Andrea Göppel)
Ich glaube, dass dies die Zeit der Barmherzigkeit ist“, sagte Papst Franziskus beim Rückflug vom Weltjugendtag nicht einmal ein halbes Jahr nach seiner Papstwahl. Ich habe dieses Zitat an den Anfang des Vorwortes meines mit diesem letzten Blog-Beitrag vor der Synode gerade erschienenen Buches "Revolution der zärtlichen Liebe" gestellt, das neben allen - für die Buchveröffentlichung etwas überarbeiteten – Blog-Beiträgen  auch ein 24 Seiten umfassendes Stichwort- und Personenverzeichnis enthält. Der Titel wie der Untertitel: "Vademecum zur Familiensynode und zum Jahr der Barmherzigkeit" waren schnell gefunden. Denn mit der in den letzten Beiträgen einbezogenen Schöpfungsenzyklika ‚Laudato Si‘' ist noch einmal deutlicher geworden, wie sehr die theologische Botschaft von Papst Franziskus von der ‚Revolution der zärtlichen Liebe‘ (EG 88) in einer Schöpfungstheologie gründet, nach der „das ganze materielle Universum […] Ausdruck der Liebe Gottes ist, seiner grenzenlosen Zärtlichkeit uns gegenüber [...] - alles ist eine Liebkosung Gottes.“ (LS 84)
Papst Franziskus wählte am 1. September u.a. diese  Verse für eine Lesung in einem Wortgottesdienst aus Anlass des erstmals begangenen 'Tages der Schöpfung'.
"Die Schöpfung ist in der Ordnung der Liebe angesiedelt. […] Jedes Geschöpf ist also Gegenstand der Zärtlichkeit des Vaters, der ihm einen Platz in der Welt zuweist. Sogar das vergängliche Leben des unbedeutendsten Wesens ist Objekt seiner Liebe, und in diesen wenigen Sekunden seiner Existenz umgibt er es mit seinem Wohlwollen." (LS 77)
In demselben „Strom der Barmherzigkeit“ (MV 25) gipfelt das Geheimnis der Menschwerdung und Auferstehung Jesu Christi (LS 96-100), die „kosmische Liebe“ (LS 236) in den Sakramenten – insbesondere der Eucharistie – wie das Leben der Kirche:
Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit. Ihr gesamtes pastorales Handeln sollte umgeben sein von der Zärtlichkeit, mit der sie sich an die Gläubigen wendet; ihre Verkündigung und ihr Zeugnis gegenüber der Welt können nicht ohne Barmherzigkeit geschehen“. (MV 10)
Wie sehr die beiden Begriffe ‚Barmherzigkeit und Zärtlichkeit‘ für Papst Franziskus innerlich verbunden sind und sich wechselseitig erschließen, wird in den zurückliegenden Ansprachen und Veröffentlichungen immer deutlicher – auch wenn der letztgenannte, von Papst Franziskus oft gebrauchte Begriff der ‚zärtlichen Liebe‘ für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse ungewohnt klingt und sicher das durchschnittliche kirchenamtliche Sprechen und Denken in den deutschsprachigen Diözesen eher noch nicht erreicht hat. Doch bietet gerade dieser Begriff der ’Zärtlichkeit‘ einen Zugang zum Vollsinn des Begriffes ‚Barmherzigkeit‘. In seiner Predigt in der Christmette 2014 drückt Papst Franziskus dies in folgender Weise aus:

[E]s ist die Liebe, mit der er in jener Nacht unsere Schwachheit, unser Leiden, unsere Ängste, unsere Sehnsüchte und unsere Grenzen angenommen hat. Die Botschaft, auf die alle warteten, das, wonach alle tief innerlich suchten, war nichts anderes als die Zärtlichkeit Gottes: Gott, der uns mit einem von Liebe erfüllten Blick anschaut, der unser Elend annimmt, Gott, der in unser Kleinsein verliebt ist. Wenn wir in dieser Heiligen Nacht das Jesuskind betrachten, wie es gleich nach der Geburt in eine Futterkrippe gelegt wird, sind wir zum Nachdenken eingeladen. Wie nehmen wir die Zärtlichkeit Gottes an? Lasse ich mich von ihm erreichen, lasse ich mich umarmen oder hindere ich ihn daran, mir nahe zu kommen. „Aber ich suche doch den Herrn“, könnten wir einwenden. Das Wichtigste ist allerdings nicht, ihn zu suchen, sondern zuzulassen, dass er mich findet und mich liebevoll streichelt. Das ist die Frage, die das Christuskind uns einzig mit seiner Gegenwart stellt: Lasse ich zu, dass Gott mich lieb hat?“ (Papst Franziskus, Predigt in der Christmette 2014)

Das ist die Kernaussage des Evangeliums, der Frohen Botschaft, auch wenn wir sie uns nicht häufig genug sagen können und müssen – und gerade auch den Begriff ‚zärtlich‘ immer wieder verwenden, damit er nicht nur von Papst Franziskus gesagt wird und damit letztlich doch nicht hier bei uns angekommen ist, überhört wird, ‚unerhört‘ bleibt. Für Papst Franziskus ist es eindeutig, dass eine Mystik der überfließenden Liebe Grundlage ist für die Zukunft der Kirche und nicht minder für die Zukunft der Welt. Schon in der Schöpfungsenzyklika wies er auf die Bedeutung dieser Spiritualität hin:

Denn es wird nicht möglich sein, sich für große Dinge zu engagieren allein mit Lehren, ohne eine ‚Mystik‘, die uns beseelt, ohne „innere Beweggründe, die das persönliche und gemeinschaftliche Handeln anspornen, motivieren, ermutigen und ihm Sinn verleihen“. (LS 216)

Und wie Papst Franziskus schon in der Schöpfungsenzyklika die Kohärenz einer solchen Schöpfungsspiritualität mit einer offenherzigen Liebe allen Menschen gegenüber ebenso voraussetzt wie anmahnt, dürfen wir dies auch als Vorhersage für die pastoralen Leitlinien und theologischen Lehraussagen der kommenden Bischofssynode lesen:  

Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist.“ (LS 91)

Diese Zuwendung zu den Menschen bis zu den „existentiellen Peripherien“ gründet für Papst Franziskus aber nicht in einem moralischen Imperativ, sondern in einer positiven Beschämung, in der Widerfahrnis, zärtlich geliebt, ja gestreichelt zu sein und darin mitgerissen zu werden in einem wahren ‚Fluss der Barmherzigkeit‘ (Instrumentum laboris 106).

Erst aus der Beschämung, von Gott in meinem Kleinsein geliebt zu sein, folgen für Papst Franziskus in seiner Predigt am Heiligen Abend die Sätze, die auch als Leitfragen zu Beginn der Schlussetappe der Familiensynode stehen können:

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren? Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit!

Und in der Ankündigungsbulle des Jahres der Barmherzigkeit setzt Papst Franziskus fort:

Wie sehr wünsche ich mir, dass die kommenden Jahre durchtränkt sein mögen von der Barmherzigkeit und dass wir auf alle Menschen zugehen und ihnen die Güte und Zärtlichkeit Gottes bringen! Alle, Glaubende und Fernstehende, mögen das Salböl der Barmherzigkeit erfahren, als Zeichen des Reiches Gottes, das schon unter uns gegenwärtig ist. (MV 5)

Von dieser Botschaft wird auch die Familiensynode getragen sein, wenn Sie sich den vielen Fragen zuwendet, die als neue Herausforderungen in der weltweiten Befragung identifiziert wurden und nach einer neuen pastoralen Aufmerksamkeit verlangen: die vielen vorehelichen Partnerschaften und Freundschaften, die nicht einfach nur als Sünde angesehen werden, die wiederverheiratet Geschiedenen, die ihr Leben weder für sich noch vor ihren Kindern als auf immer fortbestehende Todsünde betrachten, wie Menschen mit homosexueller Orientierung, die auch in ihrer sexuellen Veranlagung Gottes Schöpferwillen am Werke sehen.

Eins steht schon jetzt fest: Wenn die diesjährige Bischofssynode – etwa unter Aufnahme der oft genannten theologischen Schlüsselbegriffe der ‚Analogie‘, der ‚Gradualität‘, mit der Rede von ‚Semina verbi‘ oder ‚Wachstumsstufen der Freundschaft – ein Erfolg wird, wird sie geprägt sein von einer Spiritualität, die nahe am ‚Herzschlag der Zeit‘ ist.

Papst Franziskus hat in der Schöpfungsenzyklika deutlich gemacht, dass es keine wirkliche ‚ökologische Umkehr‘ und Schöpfungsverantwortung geben könne, wenn sie nicht auch durchzogen ist von einer tiefen Schöpfungsspiritualität und Mystik (vgl. LS 216). Dasselbe ist auch bezogen auf die genannten, vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit zu sagen. Ohne eine Spiritualität der Barmherzigkeit, ohne eine ‚Revolution der zärtlichen Liebe' (EG 88), werden wir die Menschen von heute nicht mehr erreichen. Nur in barmherziger Liebe und Zärtlichkeit, die über den Buchstaben des Gesetzes hinausgeht, die größere Liebe einbezieht, und darin das Gesetz erfüllt (vgl. MV 21), wird die Kirche auch als Grundsakrament dieser Liebe wahrgenommen werden. Kirche überlebt, wie das gerade erschienene Buch von Kardinal Marx überschrieben ist. Denn die Zeit der Barmherzigkeit ist jetzt!


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Mittwoch, 19. August 2015

"Der große Fluss der Barmherzigkeit" – oder über das schöpfungstheologische Wasserzeichen der Familiensynode und den Wandel der Erlösungsvorstellungen in der Theologiegeschichte

Die Gebetsanliegen von Papst Franziskus im Dezember 2015
zum Beginn des Jubeljahres der Barmherzigkeit I Bild © KNA
Dass nicht nur die Lehre um Ehe und Familie (wie am 19.4. und 18.6.15 beschrieben), sondern auch Erlösungsvorstellungen entsprechend der Geschichte des christlichen Erlösungsglaubens in den Kontexten der jeweiligen Zeit einem Wandel unterliegen können, würde wahrscheinlich nicht nur manchem jungen Theologen auch noch heute als eine gewagte These erscheinen, anderen ängstlicheren gar als häretisch oder als eine dem Relativismus und dem vielzitierten Mainstream sich andienende Provokation gelten. Aber eine – auch nur ungefähre – Kenntnis von einem ‚Wandel der Erlösungsvorstellungen in der Theologiegeschichte‘ gehörte eigentlich zum theologischen Basiswissen; und fehlt doch nach meinen universitären Erfahrungen nicht nur bei den allermeisten Studienabsolventen der Theologie. Durch einen niedrigen theologischen Grundwasserspiegel kann die – psychologisch insofern noch einmal verständlichere – Haltung, die jeweils geltende kirchliche Lehre samt ihren immer auch zeitbedingten Verstehensmodellen für 'unveränderlich' zu halten bzw. als 'zeitlos' und 'ewig' anzusehen, im Grundsatz ebenso wenig verwundern, wie die aus derselben Unkenntnis gespeiste journalistische Aufschneiderei, die Papst Franziskus in populistischer Weise noch vor wenigen Wochen (nicht zufällig wohl am Tag der Seligsprechung des Befreiungstheologen Oscar Romeros) vollmundig „Simplifizität“ unterstellte, insofern ‚ihn Theologie einfach nicht interessiere‘.  (Spiegel vom 23.5.2015) Unverhohlen wird auch von privaten, aber sich höchst offiziös gebenden ‚katholischen Internetmagazinen‘ kolportiert, dass bei der letztjährigen außerordentlichen Synode in Anwesenheit des Papstes „Verwirrung“ und „Unruhe“ hinsichtlich der ‚unveränderlichen Lehre‘ entstanden sei und Papst Franziskus gar als ihr eigentlicher „Architekt und Lenker dieser Richtung“ identifiziert.

Sonntag, 19. Juli 2015

"Der beste Wein kommt noch!“ – oder der pädagogische Ansatz des Vorbereitungsdokumentes ‚Instrumentum laboris‘ der Familiensynode 2015

"In der Familie – und das können wir alle bezeugen – geschehen die Wunder mit dem, was da ist, mit dem, was wir sind, mit dem, was einer zur Hand hat […] oft ist es nicht das Ideal, nicht das, was wir erträumen oder was ‚sein sollte‘“, sagte Papst Franziskus in einer Predigt zu Beginn seiner Lateinamerikareise in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil vor geschätzten 1 Millionen Gläubigen.

"Der beste Wein kommt noch!" -
Papst Franziskus gegen Ende der Predigt am 7.7.15
in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil
 

Donnerstag, 18. Juni 2015

"Laudato si‘ – oder über den gemeinsamen Nenner von Ökologie-Enzyklika und Familiensynode"– ergänzt um einige zentrale Aspekte des vorbereitenden Arbeitspapieres 'Instrumentum laboris'

„Gott verzeiht immer, wir, die Menschen, verzeihen einige Male, die Natur verzeiht nie.“ Diesen Ausspruch eines argentinischen Bauern zitierte Papst Franziskus Anfang des Jahres auf einer Pressekonferenz auf dem Flug von Colombo nach Manila am 15.1.2015 und wiederholt in seinen Ankündigungen der weltweit seit langem erwarteten wie in gewissen Kreisen befürchteten Umwelt-Enzyklika 'Laudato si''. Und dieses Zitat ist schon in der Zueignung durch Papst Franziskus insofern revolutionär, als die Aussage, dass die menschlichen Klima-Sünden tatsächlich ab einem gewissen Zeitpunkt irreversibel und nicht wiedergutzumachen sind, eigentlich eine naturwissenschaftliche Annahme bedeutet und keine theologische Lehraussage im eigentlichen Sinne ist.
Collage aus dem Titel der Ökologie-Enzyklika, dem Ausschnitt einer Werbetasche von
Christ & Welt der ZEIT und dem Flyer-Deckblatt des DBK-/ ZDK-Hearings vom 18.6.15
Revolutionär ist ebenso das daraus abgeleitete und bislang für lehramtliche Texte – unbeschadet der akzentuierten Kontinuität in der Soziallehre der Kirche beispielslose Plädoyer für eine nachhaltige Entwicklung, und beides angesichts der Papst Franziskus sehr bewussten, spannungsreichen Geschichte in der Rezeption von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen durch die kirchliche Lehrmeinung, die er noch auf dem Rückflug von Korea nach Rom im August 2014 in aller Vorsicht ansprach.
„[Das ist kein] leichtes Problem, denn über die Bewahrung der Schöpfung, die Ökologie, auch die menschliche Ökologie, kann man bis zu einem gewissen Punkt mit einiger Sicherheit sprechen. Danach kommen die wissenschaftlichen Hypothesen, einige ziemlich sicher, andere nicht. Und eine solche Enzyklika, die lehramtlich sein muss, darf nur auf den Sicherheiten aufbauen, auf den Dingen, die gesichert sind. Wenn der Papst nämlich sagt, dass das Zentrum des Universums die Erde und nicht die Sonne ist, irrt er sich, denn er äußert sich zu einer Sache, die wissenschaftlich sein muss, und so geht das nicht“ (Pressekonferenz auf dem Rückflug von Korea am 18. August 2014).
Nach den drei großen Kränkungen des christlichen Glaubens, dass ‚die Erde nicht Mittelpunkt des Weltalls‘ (immerhin wurde Galileo Galilei vor knapp 23 Jahren kirchlicherseits offiziell rehabilitiert), der Mensch nicht Krone einer sieben Tage währenden Schöpfungswoche (sondern nach Charles Darwin Produkt einer evolutiven Entwicklung) und mit seinem Verstandesvermögen auch nicht uneingeschränkt ‚Herr im eigenen Haus‘ ist (seit den psychoanalytischen Erkenntnissen Sigmund Freuds) wird von Papst Franziskus für einen Großteil des Christentums eine weitere Kränkung eingestanden, die mit einer am biblischen Wortlaut festhaltenden Haltung beinahe ebenso unaushaltbar ist: Dass der in derselben Schöpfungsgeschichte ausgesprochene Unterwerfungsauftrag der Welt (vgl. Gen 1,28) seine Grenzen dort findet, wo die Schöpfung als Ganze gefährdet ist und der Mensch seine und die Grundlagen der Schöpfung insgesamt gefährdet.
Aber diesmal ist die kirchliche Lehrmeinung nicht zu spät (auch wenn es in der Hinsicht einiger Naturwissenschaftler schon fünf nach zwölf ist), zumindest insofern nicht, als diese nicht nur ein Politikum, sondern in manchen Teilen der (vor allem ‚neuen‘) Welt gar anders gesehen wird; wo das, was weltweit mehrheitlich als (leid- und sorgenvoll eingestandenes) gesichertes Wissensgut angesehen wird, immer noch als vermeintliche Glaubensfrage behandelt wird (hinter der nicht selten ganz weltliche Interessen von Macht, Einfluss und wirtschaftlichem Gewinnstreben stehen). Dabei ist die Unterscheidung von Glauben und Wissen so etwas wie das ‚kleine Einmaleins‘ der katholischen Theologie. „Entweder etwas wird gewußt, dann ist es nicht Gegenstand des Glaubens, oder es wird geglaubt, dann ist es nicht Gegenstand des Wissens.“ (Dörnemann, Freundschaft, 80) Der Glaube ist also Grenze der Vernunft und umgekehrt die Vernunft Grenze des Glaubens. (vgl. ebd.) Sicher, das kann man auch anders sehen. Doch ist dies die Weise, wie die katholische Kirche denkt und dies mit der Enzyklika „Laudato si‘“, aber auch schon mit der 1998 veröffentlichten Enzyklika „Fides et ratio“ Papst Johannes Pauls II., den Werken des Thomas von Aquin etc. eindrücklich zum Ausdruck bringt. Und das kann und muss mitunter auch ein Eingeständnis bzw. die Anerkennung einer wissenschaftlichen Erkenntnis sein, mit der das Glaubensgut randschärfer gesehen und ausgedrückt zu werden vermag und die als eigenständiger ‚Flügel der Wahrheit‘ (Ebd.) niemals nie das Proprium des Glaubens gefährden kann (das per definitionem eben nicht zu wissen ist und auch niemals zu diesem in Widerspruch gebracht werden darf).
Dieselbe Perspektive der Wahrnehmung von Wirklichkeit kennzeichnet das „Hören“ auf das „Was Familien sagen“, wie das erste gemeinsame Hearing des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und der Deutschen Bischofskonferenz  beinahe zeitgleich wie die Veröffentlichung der Ökologie-Enzyklika am 18.6.2015 in Berlin überschrieben war. Auch bei der Definition des Familienbegriffes haben wir es nicht – auch wenn es nicht wenige ‚glauben machen‘ wollen – mit einer Glaubensfrage zu tun, sondern mit der Wahrnehmung einer nicht nur durch biblische Zeiten hindurch sehr pluriformen sozialen Größe:
"Denn im Alten und Neuen Testament ist die Familie im heutigen Verständnis unbekannt. Vielgestaltig stellen sich die Familienformen sowie das Verhältnis von Familie und Religion bereits im Alten Testament dar. […] Abgesehen von einem anders ansetzenden ‚Familienverständnis’ – bajit […] bezeichnet die Hausgemeinschaft, mishpa cħa […] bezeichnet einen Clan innerhalb eines Stammes – finden sich polygame Familienformen wie Jakob mit Lea und Rahel (Gen 29) oder aber Verbindungen, die auch Sklavinnen in die Familie integrierten (wie bei Abraham und Hagar; Gen 16) oder das Institut der Leviratsehe (Gen 38)."  (Vgl. Dörnemann, Ehe und Familie, 42)

Und auch zur Zeit des neuen Testaments bleibt unser heutiger Familienbegriff dem biblischen Denken fremd. Der Familienbegriff des Neuen Testaments drückt sich in den Begriffen oikos bzw. oikia aus, wobei die jeweilige Bedeutung der Hausgenossenschaft nur dem jeweiligen Kontext zu entnehmen ist. Dabei nimmt es der Bedeutung von Ehe und Familie als erstem Lernort des Glaubens und Schule der Liebe nichts, wenn man das Christentum etwa im Gegensatz zum Judentum und zum Islam gar als Familien relativierende Religion bezeichnen muss. So heißt es im Neuen Testament:
„Wer um meines Namens willen Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen“, heißt es bei Mt 19,29. Oder: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ bei Mt 10,37. Auch wenn in diesen Formulierungen auf das den Familienbereich übersteigende Gottesreich abgehoben wird, verweist das Neue Testament darin implizit zugleich ein Verabsolutieren der Familienloyalität zurück: Die Nachfolge Jesu beansprucht Priorität vor allen familiären Bindungen." (Ebd., 43)
Und es kommt nach katholischer Lehre überhaupt nicht darauf an, Sozialformen – möglichst unversehrt – in den Himmel zu bringen (manchmal kann auch eine Trennung einen Heilsweg bedeuten, und nicht von ungefähr heißt es: „…bis dass der Tod Euch scheidet“), sondern auf das Heil und Glück des Einzelnen – auf das hin freilich Ehe und Familie in besonderer und vielfältiger Weise hingeordnet sind. Und genau das ist die Aufgabe der diesjährigen Familiensynode wie des gesamten bald zwei Jahre währenden synodalen Weges: angesichts der Wahrnehmung und des 'Hörens' der Herausforderungen von Familien heute (= I. Teil des am 23.6.2015 veröffentlichten Vorbereitungsdokumentes 'Instrumentium laboris') ihre Berufung und Mission orientiert am Evangelium Jesu Christi in der modernen Welt genauer zu beschreiben (vgl. II. und III. Teil des 'Instrumentum laboris'). Dabei wird es angesichts des Wandels der Formen familialen Lebens in der heutigen Gesellschaft und in den unterschiedlichen Kulturen darauf ankommen die graduelle Reifung, Öffnung und Annäherung der Beziehungformen aufzunehmen (Vgl. Instrumentum laboris 43, 57, 59, 103) und darin die „Stufen der Liebe im Prisma der Analogie“ in neuer Weise zu beschreiben, wie H.M. Christmann einen Abschnitt der entsprechenden Frage 23,1 der II-IIae der Summa Theologiae des Thomas von Aquin in seinem Kommentar der Deutschen Thomasausgabe, Bd. 17 A (S. 420) bereits im Jahr 1959 einleitet. Auch wenn wir es auf der diesjährigen Synode nicht erleben werden, dass „[d]ie Stufen der Freundschaft im Lichte der Analogie“ – wie Christmann einen weiteren Abschnitt (Ebd., S. 426) überschreibt – in Hinblick auf die Ehe angedacht werden (wie es etwa im Blog-Beitrag vom 14.2.2015 mit Bezug auf Thomas von Aquin versucht wurde), wird es doch der in der Umwelt-Enzyklika und dem Abschlussdokument der vorausgegangenen Familiensynode ausformulierte Gedanke der Orientierung an der Wirklichkeit des Lebens (unter Einbezug der für das Arbeitspapier 'Intrumentum laboris' aus allen Teilkirchen angefragten Wirklichkeitsbeschreibung ) derjenige Ausgangspunkt sein, in den hinein die befreiende Botschaft der Liebe Gottes zu entfalten ist. Die Ehe ist genau das Abbild (nach Eph 5,32) der in Jesus Christus mitgeteilten Liebe Gottes zu uns Menschen; genau das ist der schmale und doch so tief reichende Grund der dogmatischen Lehre.

Alles entscheidet sich im Verständnis der Ehe, wie wir die in Jesus Christus offenbar gewordene und bis in den Tod durchgehaltene Liebe Gottes zu uns Menschen deuten und sie in Bezug auf Lebenswirklichkeit der Menschen von heute erschließen. Nach der Ökologie-Enzyklika ist dies der nächste – innerkirchlich wie gesellschaftlich nicht minder bedeutsame – Meilenstein für die Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit des Christentums in der heutigen Zeit. Beides, die Umwelt-Enzyklika wie der synodale Prozess zu den Fragen rund um Ehe und Familie – selbst und gerade da, wo sie sich „an alle“ (vgl. Laudato si' 3), wenden – , sind das Gegenteil einer 'Anpassung an den Mainstream' oder an eine 'Globalisierungsideologie', wie Kritiker immer wieder 'glauben machen' wollen, sondern die bewusste Wahrnehmung der Zeichen der Zeit um der Zukunft von Schöpfung und Menschheit, der Relevanz und des Propriums des Glaubens, um des Evangeliums willen.


Wie die Ökologie-Enzyklika ist auch das gerade veröffentlichte Arbeitspapier 'Instrumentum laboris' Ergebnis der 'pastoralen Kreativität von Papst Franzikus' (Ebd., Nr. 147). Ähnlich wie die Enzyklika möge - wie der Sondersekretär der Bischofssynode Erzbischof Bruno Forte in der Pressekonferenz am 23.6.2015 bezogen auf den weiteren synodalen Prozess sagte  - ein "offener Prozess angestoßen werden, der ein gemeinsames Unterscheiden erfordere". (Vatican Insider vom 23.6.2015)

Der nächste Blog-Beitrag erscheint am 19.7.2015!

Dienstag, 19. Mai 2015

'Barmherzig wie der Vater' – oder: der Weg ist das Ziel, das Problem die Lösung

Zwei Züge, die mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zurollen, war eines der Sprachbilder für konfrontative Lagerbildungen in den Teilkirchen und auf weltkirchlicher Ebene, das ich in den vergangenen Wochen öfters hörte, als wenn ein heftiger Zusammenstoß unversöhnlich gegensätzlicher Positionen auf der XIV. Ordentlichen Bischofssynode im Oktober dieses Jahres aufgrund der Sprengkraft einzelner Themen und Grundsatzfragen unvermeidlich wäre. Ein möglicher Eklat in der Größenordnung eines Schismas wurde bereits schon im vergangenen Jahr kurz nach der Außerordentlichen Bischofssynode im Jahr 2014 als Horrorszenario an die Wand gemalt, wie ein Schisma auch jetzt wieder in nicht wenig polemischer Weise skandalisiert wird. Und auch persönlich spürte ich eine über die vergangenen Monate zunehmende Beklemmung, dass die Zeit für eine die Tiefen der anstehenden Themen im Licht der Zeichen der Zeit auslotende Verheutigung vielleicht noch nicht reif und mit der ablaufenden Frist bis zur Synode auch zu Ende gehen könnte. Anzeichen für die innerkirchlich angespannte Lage sind sicher auch die erhitzten bzw. angeheizten Diskussionen über die Rückmeldungen auf den römischen Fragebogen in den deutschen Bistümern, derjenigen der Deutschen Bischofskonferenz vom 20.4.2015 wie die am 9.5.15 veröffentlichte 'Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken anlässlich der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode'. Und mitten in diese gespannte Ausgangslage hinein konfrontiert Papst Franziskus alle auf die Synode starrenden Parteiungen, Akteure, Gläubige wie fernstehende Beobachter mit einer neuen Perspektive, indem er mit der Ausrufung eines ‚Jubeljahres der Barmherzigkeit‘ – beginnend am 50. Jahrestag der Beendigung des 2. Vatikanischen Konzils am 8.12.2015 – nicht nur zeitlich weit über die Synode und die Diskussion von Einzelthemen hinausgeht:
 

Das offizielle Logo des Heiligen Jahres zeigt Jesus mit dem
verlorenen Menschen auf den Schultern / Bild: © 2015 KNA
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Sonntag, 19. April 2015

Wie sich die Lehre verändert hat – und welche Anstöße sich aus den Rückmeldungen aus Deutschland für die Familiensynode 2015 ergeben

Ursprünglich war die XIV. Ordentliche Bischofssynode dieses Jahres zur Behandlung von anthropologischen, bioethischen Fragen vorgesehen gewesen. Und wir wissen heute, dass Papst Franziskus – genauso wie sein Vorvorgänger Papst Johannes Paul II. vor 35 Jahren – den Themenkomplex ‚Ehe und Familie‘ als ersten Synodenschwerpunkt seines Pontifikates (verteilt gleich auf zwei Bischofssynoden in den Jahren 2014 und 2015) vorgezogen hat, weil er die "Herausforderungen der Familien“ in der modernen Welt in den Blick nehmen will, um „über die entscheidende und wertvolle Realität der Familie nachzudenken“ (Relatio Synodi 3) und „an ihren Freuden, ihren Sorgen und ihren Hoffnungen teilzunehmen.“ (vgl. Einleitung  des I. Teils des Fragebogens) Die bleibend hohe Bedeutung von Ehe und Familie ist beinahe allen Pontifikaten in den vergangenen 100 Jahren abzulesen – zuweilen in Kontinuität, zuweilen in einer signifikanten Weiterführung und Vertiefung der bisherigen Lehrtradition.

Die Päpste Pius XI., Pius XII., Paul VI., Johannes Paul II. und  Papst Franziskus
Welche Akzentsetzung zu einer „vertieften Lehre über Ehe und Familie“ seit dem unter Papst Paul VI. zu Ende geführten II. Vatikanischen Konzil festzustellen sind, behandeln die Ziffern 17 – 19 des Synodendokumentes Relatio Synodi.
Greift man zeitlich etwas weiter aus, lassen sich neben dem Grundsatz der Kontinuität in der Lehrtradition auch größere Veränderungen ausmachen, die wichtig sind, um die Aussage im Vorwort des Instrumentum Laboris der III. Außerordentlichen Bischofssynode des Jahres 2014, dass „die apostolische Überlieferung in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt kennt“ (DV 8), in rechter Weise einordnen zu können. Das kann anhand einiger Beispiele verdeutlicht werden: Schloss Papst Pius XI. in seiner Enzyklika ‚Casti connubii‘ (1930) selbst die natürlichen Methoden der Empfängnisregelung noch aus, finden sich diese erstmals wertschätzend in der berühmten Rede Papst Pius XII. an die Hebammen (1951) ausdrücklich benannt – in welcher Argumentation bereits die Gedanken zur verantworteten Elternschaft des II. Vatikanischen Konzil angedeutet sind. Einen nicht minder großen Wechsel in der Lehrtradition gab es, als Papst Johannes Paul II. in einer Katechese des Jahres 1982 die Lehre daraufhin veränderte, dass die Ehe gegenüber der Ehelosigkeit nicht minderwertig sei, sondern ein der Ehelosigkeit ebenso hohes Gut im göttlichen Schöpfungsplan, wie er es dann in seiner Familienenzyklika weiter entfaltet (Vgl. FC 11). Dieser, die Lehre vertiefende Gedanke ist insofern spektakulär gewesen, als noch Papst Pius XII. in seiner Enzyklika “Sacra Virginitasvon 1954 erklärte, dass die Ehelosigkeit die Ehe „unermesslich übersteigt“ (DH 3911) – in Erinnerung an die Lehraussage des Trienter Konzils über das Sakrament der Ehe, das noch ausdrücklich sagte: "Wer sagt, […] es sei nicht besser und seliger, in der Jungfräulichkeit und dem Zölibat zu bleiben, als sich in der Ehe zu verbinden (vgl. Mt 19,11f; 1 Kor 7,25f 38 40): der sei mit dem Anathema belegt.“ (DH 1810)

Noch bekannter als diese beiden Beispiele ist die Vertiefung des Sakramentsverständnisses der Ehe als ‚Bund‘ (foedus; vgl. GS 48) und Freundschaft (amicitia; vgl. GS 49) in der Pastoralkonsitution "Gaudium et spes", mit der anknüpfend an biblische und theologische Vorlagen das davor mehr juridisch pointierende Vertragsdenken eine deutliche Vertiefung erfahren hat. Dass diese Veränderungen und deren vorherige Abwägung und Thematisierung keine bloße "Anpassung an den Zeitgeist" bedeuten – sondern als Verweisstellen einer im Nachhinein notwendigen und glücklichen Lehr- und Dogmenentwicklung gewertet werden dürfen, an der immer auch der
Sensus fidelium aller Gläubigen beteiligt ist –, muss auch dem derzeitigen synodalen Prozess zugesprochen werden, zu dem Papst Franziskus alle Teilkirchen in Freiheit und Parrhesia eingeladen hat. Dem Abschlussdokument der III. Außerordentlichen Bischofssynode des vergangenen Jahres wurde deshalb ein 46 Fragen umfassender Fragebogen beigelegt, der in einer gebündelten Zusammenfassung der Rückmeldungen von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz zum 15.4.2015 mit den Eingaben aller Teilkirchen der Welt nach Rom zurückgesandt worden ist.

Einige Diözesen Deutschlands, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und einzelne Verbände und Vereine haben Ihre auf die einzelnen Ziffern der Relatio bezogenen,
detaillierten Rückmeldungen auch veröffentlicht, in der ein sehr engagiertes und konstruktives Mitdenken – entsprechend dem ausdrücklichen Wunsch des Papstes sich textbezogen an dem synodalen Prozess zu beteiligen – zum Ausdruck kommt. Trotz einer ebenso deutlichen Kritik an der sehr voraussetzungsreichen und z.T. als unverständlich bezeichneten Sprache des Fragebogens, sind viele bemerkenswerte Gedanken zusammengetragen worden, die über die Rückmeldung der Deutschen Bischofskonferenz ggf. in das vorbereitende Synodendokument ‚Instrumentum Laboris‘ des Jahres 2015 Eingang finden werden. Der bereits auf der letztjährigen Synode diskutierte (und auch in diesem Blog zuletzt am 19.1.2015 vorgestellte) Gedanke der ‚Gradualität‘ wird von Seiten des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken bei der Beantwortung der Fragen 20-22 zur Begründung der verschiedenen Stufen der Verwirklichung von Ehe und Partnerschaft in der heutigen Zeit favorisiert. In der Zusammenschau des Bistums Münster wird zur Frage 8 nach den Anknüpfungspunkten der Ehelehre in der Lebenswelt Jugendlicher der auch in diesem Blog vorgestellte Gedanke der Freundschaft ausgearbeitet – mit dem ihm eigenen Vorzug der Kennzeichnung des in der Gottesfreundschaft gründenden Ehegeheimnisses wie der Offenheit für die wertschätzenden Bezugnahme auf weitere Freundschaftsformen neben der Ehe. In der im Erzbistum Köln erarbeiteten Rückmeldung ist sicher der Hinweis wertvoll – ausgehend von der durchgängigen Frageperspektive des Fragenkataloges –, dass die römische Fragerichtung und Perspektive noch zu sehr vom Ehe- und Familienideal ausgehend die Wirklichkeit zu erfassen versucht hat – paradoxerweise darin nolens volens gegensätzlich zu der Sinnrichtung des eigentlich zu bearbeitenden Dokumentes der Relatio Synodi, die ja von den "existentiellen Peripherien" (vgl. Einleitung  des I. Teils des Fragebogens) ausgehend Ehe und Familie in den Blick nehmen möchte. Der Rückmeldung des Erzbistums München und Freising ist – im Verbund mit allen anderen veröffentlichten Rückmeldungen der deutschen Diözesen – in einer der mit am häufigsten beantworteten Frage Nummer 35 das Plädoyer für die vertiefte Erwägung von Möglichkeiten der Wiederzulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten zu entnehmen; der Rückmeldung der 'KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche!‘ u.a. die Hinweise auf eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem biblischen Verständnis der 'Unauflöslichkeit' und die – ebenfalls von den Diözesen Deutschlands in der übergroßen Mehrheit gewünschte – verstärkte Wertschätzung von Homosexualität, auch wenn sie in einer Partnerschaft gelebt wird, für deren Segnung im Bistum Essen ein eigener Ritus vorgeschlagen wird. Allen – auch den nur in Kurzstatements an die Öffentlichkeit getretenen – Diözesen und überdiözesanen Verbänden gemeinsam ist auch das Votum für eine neu ansetzende Sexualpädagogik und -moral gerade in Hinblick auf das Thema Empfängnisregelung und voreheliche Partnerschaften, da sich die Voraussetzungen für die theologische Argumentation und die Lebenswelt der Menschen von heute seit 1968 radikal gewandelt haben.
 
Die verbleibenden, knapp sechs Monate bis Synodenbeginn werden ausreichen müssen, aber auch nötig sein, die Einzelthemen in den Blick zu nehmen sowie die wirklich vertiefenden Schlüsselgedanken für die Synode dieses Jahres zu identifizieren. Vielleicht enthalten die Rückmeldungen aus Deutschland oder anderer Länder einige der zukunftsweisenden Ideen, die man rückblickend auch als eine Vertiefung der Lehre von Ehe und Familie wahrnehmen werden wird, die sich die gesamte Weltkirche von der diesjährigen Bischofssynode erhofft.

Die am 11.4.2015 veröffentlichte Bulle ‚Misercordiae vultus‘  zur Ankündigung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit macht unbeschadet des bisherigen und des noch kommenden Synodenverlaufes schon eine unabweisbare Veränderung, ja Vertiefung der Lehre um Ehe und Familie auf die Mitte des Evangeliums hin deutlich. Papst Franziskus wünscht sich eine „Kirche, die aus sich herausgeht“ (vgl. Einleitung  des I. Teils des Fragebogens), und
„dass die kommenden Jahre durchdrängt sein mögen von der Barmherzigkeit und dass wir auf alle Menschen zugehen und ihren die Güte und Zärtlichkeit Gottes bringen! Alle, Glaubende und Fernstehende, mögen das Salböl der Barmherzigkeit erfahren, als Zeichen des Reiches Gottes, das schon unter uns gegenwärtig ist. […] Diese Quelle kann niemals versiegen, seien es auch noch so viele, die zu ihr kommen. Wann immer jemand das Bedürfnis verspürt, kann er sich ihr nähern, denn die Barmherzigkeit Gottes ist ohne Ende. So groß und so unergründlich ist die Tiefe des Geheimnisses, das sie umfängt, so groß und so unergründlich der Reichtum, der aus ihr hervorquillt.“ (Misericordiae Vultus 5; 25)
Das ist kein Chaos – allenfalls vergleichbar dem von Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim so benannten ‚ganz normalen Chaos der Liebe' –, sondern die Annäherung an die Mitte unseres Evangeliums. Jesus Christus kann auch die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität“ (EG 11), indem er "über das Gesetz hinaus[geht]" (Misericordiae Vultus 20). Wer es fassen kann, der fasse  es:
"Christus ist das Ende des Gesetzes, und jeder, der an ihn glaubt, wird gerecht“ (Röm 10,3-4). Diese Gerechtigkeit Gottes ist die Barmherzigkeit, die allen als Gnade geschenkt wird kraft des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Das Kreuz ist also das Urteil Gottes über uns alle und die Welt, denn es schenkt uns die Gewissheit der Liebe und des neuen Lebens." (Misericordiae Vultus 21)


Der nächste Blog-Beitrag erscheint am 19. Mai 2015
 

Donnerstag, 19. März 2015

Ich wünsche mir hier noch tiefergehende theologische Debatten“ oder: „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit!“

Ich wünsche mir hier noch tiefergehende theologische Debatten“, sagte Bischof Heiner Koch am 25.2.15 in einem Doppelinterview mit Bischof Franz-Josef Bode gegenüber dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de zu seinen Erwartungen an die diesjährige Familiensynode. Familienbischof Koch wie der Vorsitzende der Pastoralkommission waren zuvor neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Kardinal Marx auf der Frühjahrsvollversammlung als Delegierte der Deutschen Bischöfe gewählt worden – und als deren Stellvertreter im Krankheit- oder Verhinderungsfall der Vorsitzende der Jugendkommission, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, und der stv. Vorsitzende der Kommission Ehe und Familie, Weihbischof Wilfried Bernhard Theising aus Münster.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Bischof Franz-Josef Bode,
Reinhard Kardinal Marx, Bischof Heiner Koch (v.l.) © KNA
Seit dem Beschluss des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz vom 27.1.2015 sich in allen 27 Diözesen an dem Fragebogen zur Vorbereitung der Familiensynode im Oktober zu beteiligen, sind alle Teilkirchen Deutschlands – so gut es jeweils vor Ort möglich gewesen ist – mit ihren diözesanen Gremien und Verbänden mit den 46 Einzelfragen beschäftigt und praktizieren damit ganz selbstverständlich, was Papst Franziskus sich für die ganze Kirche wünscht: Angstfrei und engagiert zu kommunizieren und an die 'existentiellen Peripherien' des Lebens zu gehen, um von dort her das Evangelium der Familie zu erschließen, wie zuletzt am 14.2.2015 in diesem Blog beschrieben.


Diese neu gewonnene Freiheit, dass um theologische Fragen vor Ort gerungen und debattiert wird und auch die Freiheit des Wortes gilt, erlebte ich selbst in fünf Begleitveranstaltungen in den vergangenen Wochen am eigenen Leibe – und spürte mit Bewegung und Dankbarkeit, dass an der Basis die von Papst Franziskus auf den Weg gebrachte ‚Kirche im Aufbruch‘, die die Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit, die Verheutigung und Vertiefung der Lehre nicht scheut, lebendig ist. Und die diözesanweiten Befragungen, die in diesen Tagen in jedem Bistum ausgewertet werden, fördern sicher Gedanken zu Tage, die die Kirche braucht, um mutig und gemeinsam weiter voranzuschreiten. Vielleicht ergeben sie auch neue Impulse zu einer Argumentation der Deutschen Bischöfe hinsichtlich der schwierigen Frage hinsichtlich der Möglichkeit der Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten. Den von der Deutschen Bischöfen hierzu herangezogenen 'Schlüsselgedanken' der Analogie‘ hatte ich in diesem Blog neben der ‚Gradualität‘ am 19.1.2015 bereits beschrieben und am 14.2.15 den ‚Freundschaftsbegriff‘ ergänzt.


Samstag, 14. Februar 2015

Freundschaft - ein weiterer Schlüsselbegriff für die Familiensynode 2015

Papst Franziskus mutet seiner Kirche bei der Vorbereitung der kommenden Familiensynode im Oktober dieses Jahres viel zu. Wie im Blog vom 19.1.15 beschrieben, soll in einer ‚Kultur der Begegnung‘ von den ‚existentiellen Peripherien‘ aus die Lehre von Ehe und Familie erschlossen werden. Ein abermalig an alle Ortskirchen versandter Fragebogen dekliniert diesen Spannungsbogen in 46 Einzelfragen. Was hier systematisch, Punkt für Punkt, mit großem Ernst reflektiert wird, klingt rund um den Valentinstag in aller Leichtigkeit in den verschiedensten Liebesbeziehungen an.

Valentinstag, Hohenzollernbrücke, Köln (© Holger Dörnemann)
Ob mit Blumen, einem Schloss oder in einem Liebesgruß via Brief oder Snap-Chat ausgedrückt, wird in kleinen oder größeren Liebeszeichen spürbar, dass schon in der Liebe des Anfangs viel von dem enthalten ist, was in biblischer Zeit hinsichtlich der Liebe zwischen Mann und Frau als Analogie von göttlicher und menschlicher Liebe beschrieben wird (vgl. Eph 5,32). In der Liebe von Ehepartnern – so sagt es dann auch knapp anderthalb Jahrtausende später das Trienter Konzil – spiegelt sich die Liebe Christi zu den Menschen und seiner Kirche. Der hier zugrunde liegende Gedanke lässt sich heute noch tiefer ausloten. Denn wenn man die durch Christus möglich gewordene Gottesbeziehung (im Einklang mit einer ganz breiten und doch nicht wirklich rezipierten Traditionslinie über Augustinus, Thomas von Aquin, Teresa von Avila etc.) als Gottesfreundschaft bezeichnet, kann man die diese in unvollkommener Weise abbildende Partnerschaft zweier Eheleute ebenfalls mit der Kategorie der Freundschaft bezeichnen und sie – wie es etwa schon Thomas von Aquin tat – sogar als eine Art ‚größte Freundschaft‘ (Summa contra Gentiles III, 123 n.6) bezeichnen. Orientiert an der aristotelischen Freundschaftslehre wird dabei das Versprechen der Dauer, der Exklusivität wie der Intimität zur Qualifizierung einer besten Freundschaft von Ehepartnern angeführt. Aber auch neben dieser besonderen Art Freundschaft ehelicher Liebe vermag der Freundschaftsgedanke auch einen wertschätzenden Blick auf weitere eheähnliche Partnerschafts- und neue Familienformen zu ermöglichen, die in der gewählten Perspektive der Analogie der Liebe nun auch wahrnehmbar werden.

Die Ehe als besondere Art der Freundschaft. So mancher und manche wird fürchten, dass der religiöse Grundwasserspiegel sich mit dieser auf Facebook-Niveau beinahe zur Beliebigkeit verkommen zu sein scheinenden Kategorie noch einmal mehr senkt und verflacht. Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, wenn ernst genommen wird, dass biblisch gerade Gottes Selbsthingabe am Kreuz mit dem Freundschaftsgedanken erklärt wird (…weil es keine größere Liebe gibt, wie wenn jemand sein Leben für seine Freunde hingibt; vgl. Joh 15,13) und seine Selbstmitteilung gerade darin gipfelt (insofern er uns Freunde genannt hat; vgl. Joh 15,15). Auch das II. Vatikanische Konzil erwähnte schon einmal die Bezeichnung ‚Freundschaft‘ (Gaudium et spes 49) innerhalb seines, das reine Vertragsdenken überwindenden Verständnisses der Ehe als ‚Bund‘. Diese Entwicklung, die das bis vor fünfzig Jahre allein geltende ‚Vertragsdenken‘ in Hinblick auf die Ehe vertiefte, kann heute mit dem Freundschaftsverständnis in neuer Weise erschlossen werden. Wie sehr Freundschaft an der Zeit ist, unterstreichen die verschiedensten Jugend- und Wertestudien mit dem Hinweis auf die hohe Übereinstimmung der nachwachsenden Generation in der Sehnsucht nach ‚wahrer Freundschaft‘ und der ‚Liebe des Lebens‘ (welchen Trend die Sozialen Netzwerke sensibel aufnehmen). Wenn am diesjährigen Valentinstag wieder zahllose Paare ein Schloss auf einer Brücke festschließen, den Schlüssel ‚für immer‘ hinter sich werfen und durch einen Kuss besiegeln, legen sie Zeugnis ab für die Entwicklungsrichtung ihrer Freundschaft, die auf eine ‚beste Freundschaft‘ zielt, wie es auch Kardinal Woelki in einem Wort des Bischofs zum diesjährigen Valentinstag ausdrückt.

Freundschaft ist heilig! Und dies entfaltet über den gesamten Spannungsbogen: angefangen bei den Freundschaftserfahrungen von Kindern und Jugendlichen, den Freund- und Partnerschaften Erwachsener bis hin zur ehelichen Freundschaft. Vielleicht ist das einer der Schlüsselgedanken, nach denen Papst Franziskus zur Vorbereitung der Familiensynode 2015 fragt?!


(Der Gedankengang findet sich auch in 'Christ & Welt 7/2015, 6' und ausführlich in 'Ehe und Familie. Lernorte des Glaubens, Würzburg 2014, 11-36.)


Montag, 19. Januar 2015

Die richtigen Fragen gestellt?! – oder eine Anleitung zur Beschäftigung mit dem Fragebogen zur Vorbereitung der Familiensynode 2015

(Online-Fragebogen des Familienbundes der Katholiken für das Erzbistum Köln e.V.)

"Es kommt darauf an, die richtigen Fragen zu stellen!", sagte mir bei einem Professorentreffen der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München der theologische Altmeister Karl-Wilhelm Korff im Sommersemester 2014. Und dieser Satz – von Korff ohne einen Anflug von Überheblichkeit in dem Sinne gemeint, dass zu allermeist in der theologischen Wissenschaft die falschen Fragen gestellt würden, wenn denn überhaupt gefragt wird – schoss mir in wieder in den Sinn, als ich den neuerlichen Fragenkatalog zur Vorbereitung der Bischofssynode 2015 über die Jahreswende auf mich wirken ließ . Denn erst mit diesen neuen Fragen orientierte sich für mich der weitere Weg bis zur Bischofssynode im kommenden Oktober. Reichten davor die Aufrufe zur je persönlichen, gemeindlichen oder verbandlichen Beteiligung von der Empfehlung der Auseinandersetzung mit dem gesamten Themenkomplex rund um Ehe und Familie bis hin zur Konzentration auf diejenigen Ziffern 52, 53 und 55 des Abschlussdokumentes (zu den Themen ‚Wiederverheiratet Geschiedene‘ und ‚Homosexualität‘), die bei der außerordentlichen Synode 2014 keine Zweidrittelmehrheit bekamen, ist mit dem neuen, in den 'Lineamenta' der 'Relatio Synodi' unmittelbar angehängten Fragenkatalog nicht nur eine gemeinsame Grundlage für die Vorbereitung weltweit gegeben, sondern aus meiner Sicht auch dieselbe und zielführende Fragerichtung wieder aufgenommen, die schon die III. Außerordentliche Synode des Jahres 2014 durchweg prägte.


Ausgehend von einer grundsätzlichen Fragerichtung

Die 46 vielleicht auch in der deutschen Übersetzung zunächst etwas sperrig zu lesenden (und sprachlich und inhaltlich z.T. mehr an Multiplikatoren gerichtet zu sein scheinenden) Frageabsätze beschreiben auf etwa zehn DIN A4-Seiten tatsächlich einen Mittelweg zwischen einer unkonkreten und allgemeinen Beschäftigung mit dem gesamten Themenkomplex und einer alleinigen Fokussierung auf die oben genannten Gretchenfragen und muten jedem Leser / jeder Leserin stattdessen eine sehr umfängliche Textarbeit des weitere zwanzig Seiten umfassenden Abschlussdokumentes der Relatio Synodi‘ zu. Der – wie bereits in diesem Blog Ende November ausgeführt – die Abschlussrelatio kennzeichnende Dreischritt “Hören, Maß nehmen an der Botschaft Christi und Beziehen auf konkrete pastorale Felder” ist darüber ebenso mitzuvollziehen wie „der von der außerordentlichen Synode vorgezeichnete Weg […], der nämlich von den ‚existenziellen Peripherien‘ ausgeht, einer von der ‚Kultur der Begegnung‘ gekennzeichneten Pastoral, welche in der Lage ist, das freie Handeln des Herrn auch außerhalb unserer gewohnten Schemata zu erkennen“. Und in diesem Sinn sind die Einzelfragen von den Einleitungen der Teile I.-III. (jeweils vor den Fragen 1-11, 12-22 und 23-46) her zu verstehen. Diese zielen darauf „den nötigen Realismus bei den Überlegungen […] zu erleichtern, um zu vermeiden, dass ihre Antworten von solchen Schemata und Perspektiven gegeben werden, die einer Pastoral eigen sind, welche lediglich die Lehre anwendet und auf diese Weise die Schlussfolgerungen der außerordentlichen Synodenversammlung nicht berücksichtigen und damit […] von dem schon vorgezeichneten Weg wegführen würde.“ Die beiden allerersten Fragen – ohne eine eigene Ziffer und auf alle Teile des Abschlussdokumentes bezogen – lauten deshalb:
"Entspricht die Beschreibung der Realität der Familie, wie sie die Relatio Synodi vornimmt, dem, was heute in Kirche und Gesellschaft festgestellt werden kann. Welche fehlenden Aspekte können ergänzt werden?“

zu den konkreten Einzelfragen: eine kurze Summary

Aus demselben Grund wird auch und gerade im ‚hörenden‘ I. Teil nach kulturellen Ansatzpunkten und gemeinsamen Elementen im gesellschaftlichen Pluralismus, nach Familien in Extremsituationen und den Fernstehenden gefragt (1-6) . Im II. Teil wird die zu findende Pädagogik orientiert an der der göttlichen Pädagogik Christi – und auch hier ausgegangen von den Ansatzpunkten von Ehe und Familie im Leben von Jugendlichen und Erwachsenen in Hinblick auf die Entfaltung des Heilsplanes Gottes (7-19) und die mit ihm zusammenhängende „Barmherzigkeit gegenüber den verletzten und schwachen Familien“ (20-22). Erst vor diesem Fragehintergrund werden im III. Teil „Pastorale Perspektiven“ der Verkündigung in unterschiedlichen Kontexten in den Blick genommen und die Wege zur Vorbereitung auf die Ehe und zu ihrer Begleitung ebenso angesprochen wie die „Seelsorge für jene, die in einer Zivilehe oder ohne Trauschein zusammenleben (23-34) und die verwundeten Familien (Getrenntlebende, nicht wiederverheiratet Geschiedene, wiederverheiratet Geschiedene; 35-39) und Personen homosexueller Orientierung (40). Mit der Behandlung der Themenfelder ‚Weitergabe des Lebens und die Herausforderung des Geburtenrückgangs‘ (41-44) zur Erziehung und der Weitergabe des Glaubens schließt der Fragekreis.


mit ‚theologischen Schlüsseln‘ für eine zeitgemäße Familienpastoral

Überdeutlich wird mit dem neuen Fragebogen das im Blog-Beitrag im November hervorgehobene Resümee unterstrichen, dass sich die "vom Papst gewollte Haltung der liebevollen Begleitung von Familien und von Menschen auf ihrem Weg zu einer christlichen Ehe" bei der jüngsten Familiensynode im Vatikan durchgesetzt hat und es neben der Hinführung zur christlichen Ehe auch „neue Wege [braucht], um zu zeigen, dass Gott auch für jene seine Arme ausbreitet, die nicht dieses Ideal von Ehe und Familie leben.“ M.a.W., gefragt und gesucht werden die Beschreibung familialer Wirklichkeit und die sich darauf beziehenden pastoralen Möglichkeiten wie die Reflexion theologischer Modelle und ‚theologischer Schlüssel‘, um „semina verbi“ (vgl. Relatio Synodi, 22) bzw. „Spuren Christi“ in familialen Beziehungsformen unterschiedlichster Art auch in Beziehungen abseits des katholischen Eheideals zu finden, die dennoch gleichermaßen ausgerichtet bleiben auf den ebenso deutlich zu akzentuierenden Heilsplan Gottes mit den Menschen.

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Freitag, 19. Dezember 2014

Adventliche Verheißung und Ermahnung: Die 'Lineamenta' und ihre dringende Aufforderung „sich von der pastoralen Wende leiten zu lassen“!
(Ein Auszug aus den 'Lineamenta' in offizieller deutscher Übersetzung)
Als habe man das diese Woche aus Rom in deutscher Sprache eingetroffene Vorbereitungsdokument zur Bischofssynode 2015 – die sogenannten ‚Lineamenta’ mit ‚Relatio Synodi’ und 46 vertiefenden Fragen – abwarten wollen, so zögerlich und verhalten nehmen sich die Reaktionen der deutschen Diözesen in der Rezeption der Synodenergebnisse und der Aufnahme eines synodalen Prozesses auf den ersten Blick aus. Tatsächlich ist aber an einigen Stellen schon viel passiert, in Bewegung und noch mehr auch in Vorbereitung.