Der Weg entgeht beim Stehen und der Weg entsteht beim Gehen: Zur 2. Synodalversammlung von #SynodalerWeg
Als große „Täuschung“ wurde der Synodale Weg in der Zeit der Vorbereitung der Zweiten Synodalversammlung von Seiten des Bonner Kirchenrechtlers Norbert Lüdecke bezeichnet.Er sei nur "betreutes Diskutieren" ohne Konsequenzen. […] Es würde Spielraum vorgetäuscht, wo keiner sei“. (Katholisch.de vom 28.7.2021)
Im
Erleben der Synodalversammlung (30.09.-2.10.21 im Congress Center der Messe Frankfurt) und der diese spiegelnden Presseresonanzen erweist
sich der suggestive Buchtitel anderthalb Jahre nach der 1. Synodalversammlung seinerseits als „Täuschung der Gläubigen“, wenn
ein „Paradigmenwechsel“ im Handlungstext „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalforums IV festgestellt wird.
"Ich möchte dem Forum gratulieren, sagte der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer, Ulrich Hemel, bei der Debatte über den Grundlagentext zur Sexualmoral. 'Ich empfinde das, was wir hier heute machen als eine Sternstunde unserer Kirche hier in Deutschland.'" (Katholisch.de vom 1.10.2021)
„Leider entgeht oft der
Weg beim Stehen“, sagte Kai Moritz aus einer
Betroffenenperspektive sexuellen Missbrauchs am zweiten Tag der
Synodalversammlung und kritisierte mit diesem Bonmot die weiterhin in vielen Diözesen wahrnehmbare Nichtbefassung mit den Reformanliegen
des Synodalen Weges, die zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im
Mittelpunkt aller vier Synodalforen stehen. Und dass „der Weg beim Gehen
entsteht“ ist ein Eindruck, der bei den meisten Synodalen bei der 1. Lesung von
drei Grundlagentexten aus drei Foren und zahlreicher Handlungstexte aus zwei Foren spürbar wird.
Erfahrbar wird dies in der Ablehnung der vor einem Monat publizierten Alternativtexte und insbesondere auch in der engagierten Befassung mit dem
Grundlagentext des Forums I Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag.
Das „Grundsatzpapier favorisiert eine neue Ordnung der Machtstrukturen. Beispiele sind Gewaltenteilung auf allen Ebenen, mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträgern und eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern.“ (Domradio, 1.10.2021)
Die
Annahme der Ausrichtung der Grundlagentexte I und IV mit über Zweidrittelmehrheit erfolgt im
Blick auf das vergleichsweise kurze Grundsatzpapier „Priesterliche Existenz heute“ des Synodalforums II mit der Auflage der eingehenden Überarbeitung. Die diesem Votum und
einigen anderen umfänglicher diskutierten Handlungstexten – etwa zur Thematik
„Synodalität nachhaltiger stärken“ – vorausgehende inhaltliche
Auseinandersetzung ist zugleich auch der Grund, eine Streckung des Synodalen
Wegs mit insgesamt fünf Synodalversammlungen ins Auge zu fassen. Der Vorsitzende
bringt es am Morgen des dritten Synodentages ins Wort:
"Wir haben gemerkt, dass es mehr Zeit und Möglichkeit geben muss, über die Änderungsvorschläge zu diskutieren und zu beraten."
Es
bedeutet zugleich: „Der Reformdialog der katholischen Kirche Deutschlands wird
voraussichtlich verlängert. Das Präsidium des Synodalen Wegs schlägt den 212
Teilnehmenden am Samstag auf der Vollversammlung in Frankfurt vor, eine
zusätzliche fünfte Versammlung Anfang 2023 anzusetzen.“ (Domradio, 2.10.21)
Dass
am Ende der Synodalversammlung die Anzahl der anwesenden stimmberechtigten
Personen ausschlaggebend dafür ist, die Sitzung am Samstagnachmittag um eine Stunde zu verkürzen, und damit einen zusätzlichen Grund für die Streckung des
Synodenweges gibt, macht diesen Vorschlag schon beinahe unausweichlich.
Die gute Botschaft aus Frankfurt aber ist: Der Synodale Weg geht weiter. Der Weg entsteht beim Gehen, aber er entgeht beim Stehen.
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