„Gemeinsam auf dem Weg bleiben“ nach einem „Ernstfall der Synodalität“ oder: Über das Zueinander von Synodalem Weg und dem weltkirchlichen synodalen Prozess nach dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom (14.-19.11.22)
Papstaudienz der deutschen Bischöfe am 17.11.22 © Deutsche Bischofskonferenz/Matthias Kopp |
Als einen „Ernstfall der Synodalität“ bezeichnete der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing – das Wort eines bischöflichen Kollegen aufgreifend – den Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom. Es sei um „Hinhören, Abwägen und den anderen mit seiner Auffassung bestehen lassen“ gegangen; „nicht um Deutungshoheit, sondern um die ehrliche Reflexion, wo wir als Kirche stehen und wie die Sichtweise des jeweils anderen ist.“ (DBK.de vom 19.11.22) Ein offener Austausch sei es im Gespräch mit allen Dikasterien gewesen – insbesondere beim interdikasteriellen Abschlussgespräch unter der Moderation von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Beteiligung zweier den Synodalen Weg bereits in der Vergangenheit kritisierenden Dikasterienleiter: dem Leiter der Dikasteriums für die Glaubenslehre Kardinal Luis Francisco Ladaria und dem schon seit dem Jahr 2010 von Benedikt XVI. als Leiter der damaligen Bischofskongregation berufenen kanadischen Kurienkardinals Marc Ouellet.
„Ich bin dankbar, dass die Bedenken, die es in Rom gibt, offen vorgetragen wurden. Und ebenso dankbar bin ich, dass die Sorgen und Auffassungen aus unserer Bischofskonferenz – quer durch alle Themen – gehört wurden. Das interdikasterielle Treffen war für mich ein Zeichen, dass wir – trotz widersprechender Auffassungen – gemeinsam auf dem Weg bleiben.“(DBK.de vom 19.11.22)
Ein
Moratorium – eine abermalige Aufschiebung des Synodalen Wegs, die einem Abbruch
gleichgekommen wäre – habe im Raum gestanden. Stattdessen wurden deutliche Bedenken und Vorbehalte hochrangiger Kurienkardinäle "gegenüber der Methodik, den Inhalten und den Vorschlägen des Synodalen Weges" geäußert, aber die
Weiterarbeit des Synodalen Wegs im Grundsatz bestätigt, indem gemeinsam herausgestellt wird, wie „wichtig und dringend notwendig es ist, einige der angesprochenen Fragen zu
definieren und zu vertiefen, wie zum Beispiel diejenigen, die sich auf die
Strukturen der Kirche, das Weiheamt und seine Zugangsbedingungen, die
christliche Anthropologie und weitere Fragen“ (Vatican.va vom 18.11.22).
Bischof
Bätzings Resümee fällt angesichts dieses erlebten, aber auch in der Rezeption
auf dem Synodalen Weg in der deutschen Ortskirche nicht minder zu erwartenden
„Ernstfalls der Synodalität“ ebenso zuversichtlich wie sorgenvoll aus:
„Ich fahre mit einer gewissen Erleichterung nach Hause, weil wir Themen benannt haben und niemand sagen kann, er hätte davon nichts gehört oder sich nicht äußern können. Ich fahre mit einer gewissen Sorge nach Hause, weil ich noch nicht abschätzen kann, welche Dynamik die synodalen Prozesse entfalten. Aber vielleicht ist diese Spannung gut: Erleichterung und Sorge.“ (DBK.de vom 19.11.22)
„Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland sucht weder ein Schisma noch führt er in eine Nationalkirche. Wer immer von Schisma oder Nationalkirche spricht, kennt weder die deutschen Katholikinnen und Katholiken noch die deutschen Bischöfe. Mich macht traurig, welche Macht dieses Wort bekommen hat, mit dem man uns die Katholizität und den Willen zur Einheit mit der weltweiten Kirche abzusprechen versucht.“ (DBK.de vom 19.11.22)
Aber
Bischof Georg beweist zugleich auch Humor, wenn er den „Ernstfall der
Synodalität“ mit dem Sprachbild und Titel des Synodendokuments aus Rom für die
anstehende kontinentale Etappe des weltkirchlichen synodalen Prozesses vergleicht: „Mach den Raum deines Zeltes weit“.
„Hier kommt gut zum Ausdruck, was wir spüren: Der Raum des Zeltes entsteht erst durch die Spannung der Seile, die das Zelt aufspannt. Das ist ein Bild, das vielleicht auch für unseren Synodalen Weg und den Weg der Kirche in Deutschland insgesamt hilfreich ist.“ (DBK.de vom 19.11.22)
In
diesem gespannten Zustand heißt es „gemeinsam auf dem Weg (zu) bleiben“.