Samstag, 5. Februar 2022

"Der Geist von Frankfurt […] Die dritte Synodalversammlung war erfolgreich!"– Resümee der 3. Synodalversammlung des Synodalen Wegs (3.-5.02.2022) 

Nachdem die katholische Kirche in Deutschland noch vor einer Woche – mit der Offenlegung der „Bilanz des Schreckens“ des Münchener Missbrauchsgutachtens und dem fehlenden Schuldeingeständnis des emeritierten Papstes Joseph Ratzinger – wie „im freien Fall“ schien, hat sie auf der dritten Synodalversammlung - anknüpfend an die bereits Hoffnungen weckende zweite Versammlung - wieder „Boden“ gewonnen und gutgemacht. Die Vorsitzende der Zentralkomitees der deutschen Katholiken Irme Stetter-Karp resümiert: 

„Die dritte Synodalversammlung war erfolgreich. Die Versammlung hat geliefert. Der Synodale Weg hat überfällige Entwicklungen auf die Tagesordnung gesetzt.“ (Verschriftlichung der Pressekonferenz am 5.2.2022)

Man will sich fast die Augen reiben:

Screenshot Tagesschau vom 5.2.2022
"Was die dritte Synodalversammlung in Frankfurt auf die Beine gestellt hat, lässt selbst ernüchterte Kirchenreformträumer die Augen reiben: Öffnung des Zölibats? Sicher! Weihe für Frauen? Natürlich! Laienbeteiligung bei Bischofswahlen? Klar! Wertschätzung für queere Menschen und Paare? Logisch! Zivile Eheschließung für geschiedene und queere Kirchenleute ohne Kündigungsangst? Selbstverständlich!" (Kirche + Leben, 5.2.2022)

Dies bestätigt auch Bischof Georg Bätzing, der als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz zusammen mit Irme Stetter-Karp Präsident der Synodalversammlung ist: 

„Frankfurt war ein großer Erfolg und Zwischenschritt. Es gibt die Hoffnung, dass sich Kirche verändern kann. […] Die Vorlagen wurden von einer großen Mehrheit bestätigt: Drei Vorlagen endgültig, elf in erster Lesung angereichert zur Weiterarbeit empfohlen.“ (Verschriftlichung der Pressekonferenz am 5.2.2022)

Dabei ist Bischof Bätzing auch nach der Synodalversammlung wichtig mit denselben Worten zu resümieren, was er schon zu Beginn der Synodalversammlung vor der Presse zum Ziel der Synodalversammlung erwähnt hatte.

https://twitter.com/BrFranziskus/status/1489258506628714502?s=20&t=A-p0zJLPQSAYakORxXP2RA
"Wir machen nicht vor allem Texte, sondern verändern das konkrete Handeln der Kirche. […] Und ich habe die große Hoffnung: uns gelingt der Durchbruch in eine veränderte Kultur: deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller, die durch Taufe und Firmung zum Gottesvolk gehören." (Verschriftlichung der Pressekonferenz am 5.2.2022)

Dieselbe Zuversicht teilt auch der ehemalige Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Thomas Sternberg in einem Interview: 

"Es ist eine Erleichterung, denn es gab viel Grundsatzkritik am Synodalen Weg und das nicht nur aus einer konservativen Ecke, sondern auch von anderen. Äußerungen wie, der Synodale Weg sei ein "kirchenrechtliches Nullum" oder eine "Täuschung der Gläubigen", das waren sehr große Kanonen mit denen geschossen wurde. Ich glaube, was der Synodale Weg vor allem zeigt – auch der Weltkirche mit Blick auf die Weltbischofssynode 2023: Synodalität ist möglich, sie funktioniert.“ (Katholisch.de 5.2.2022)

Genau das ist auch der Plan – aber auch die Überraschung – mit der Bischof Bätzing  gleich zu Beginn der Synodalversammlung aufwartete und in der Pressekonferenz am Ende wiederholte:  Dass der Synodale Weg in Deutschland eingebunden ist in den Synodalen Prozess auf weltkirchlicher Ebene, der im vergangenen Oktober in Rom und den Ortskirchen begonnen hat.

"Wir suchen und gestalten eine hilfreiche Kommunikation mit römischen Verantwortlichen. […] Das hat große Zustimmung und Freude ausgelöst: Dass wir eine gemischte Gesprächsgruppe zwischen Verantwortlichen im römischen Sekretariat und uns als Präsidium des Synodalen Wegs in unserem Land einrichten werden. Nach der Zustimmung in der Synodalversammlung gehen wir umgehend daran und wollen wir sehr bald miteinander ins Gespräch kommen.“ (Eigene Verschriftlichung der Pressekonferenz am 5.2.2022)

Der Synodale Weg in Deutschland und der synodale Prozess auf weltkirchlicher Ebene – mit dem Sekretär des Synodensekretariates Kardinal Mario Grech und dem Generalrelator und Luxemburger Erzbischof Kardinal Jean-Claude Hollerich– sind verzahnt, greifen ineinander. Sie sind keine Gegensätze, sondern eng verbunden:

"Jerome Vignon, der die französische Partnerorganisation des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vertritt, betonte vor den rund 200 Teilnehmenden des Reformdialogs, Misstrauen und Befürchtungen, "die der deutsche Wagemut durchaus hervorrufen kann", zerstreuten sich inzwischen. Erst der Schock über die "fortwährenden Enthüllungen" sexuellen Missbrauchs ließen den Prozess verstehen. Auch die französischen Bischöfe sähen systemische Dimension. Ursachen seien "herrschsüchtige Machtpraktiken, unangemessene kirchenrechtliche Regeln und bestimmte fragwürdige theologische Auffassungen". Die Synodalversammlung erlebe er als "Raum der Hoffnung". (katholisch.de.5.02.2022)