Samstag, 17. Oktober 2015

Der Weg ist das Ziel: oder Kollegialität und Synodalität als Wesensvollzug einer sich erneuernden Kirche
Der Festakt aus Anlass von 50 Jahren Bischofssynode wurde für die anwesenden Synodenväter und zahlreichen Gäste in der Audienzhalle Paul VI. zu einer Lehrstunde über „die Synode als Ort der Manifestation der bischöflichen Kollegialität, der Erneuerung der Kirche in Treue zum Evangelium und des unberechenbaren Wirkens des Heiligen Geistes“, wie der  Generalsekretär der Bischofssynode Kardinal Lorenzo Baldisseri Papst Franziskus aus seiner Ansprache zur Eröffnung der Generaldebatte der Bischofssynode am 5.10.2015 zitierte.
Papst Franziskus in seiner historischen Ansprache über die "Synodalität,
welcher der Weg ist, den Gott von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet."


27 Synodenversammlungen haben seit der Einsetzung dieses päpstlichen Beratungsgremiums durch das Motu proprio Apostolica Sollicitudo durch Papst Paul VI. stattgefunden, von denen – einschließlich der aktuellen – 14 ordentliche Bischofssynoden waren und ergänzt wurden durch 3 Aerordentliche Generalversammlungen und 10 Spezialversammlungen regionaler Art.
Die Festrede hielt der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, der zugleich auch Mitglied des Synodenrates ist, und beschreibt die Eigenschaften der in Can. 342 in formaler Weise kurzgefassten Aufgaben der Bischofssynoden näher. Seit dem Apostelkonzil lag der Gewinn dieser Bischofsversammlungen in der „organischen Entwicklung“ der Lehre der Kirche, die Kardinal Schönborn aus dem unter seiner redaktionellen Mitarbeit 1992 veröffentlichten Weltkatechismus wie folgt zitiert:
Dank des Beistands des Heiligen Geistes kann das Verständnis der Wirklichkeiten wie auch der Formulierungen des Glaubenserbes im Leben der Kirche wachsen:
- ‚aufgrund des Nachsinnens und des Studiums der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen‘ (DV 8); insbesondere ,die theologische Forschung soll sich ... um eine tiefe Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemühen‘ (GS 62,7);
- ‚aufgrund der inneren Einsicht in die geistlichen Dinge, die sie erfahren‘ (DV 8); ‚die göttlichen Worte wachsen mit den Lesenden‘ (Gregor d. Gr., hom. Ez. 1,7,8);
- ‚aufgrund der Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt die sichere Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben‘ (DV 8)“ (KKK 94).
So ist die theologische Debatte der letzten Monate ein wichtiger Beitrag zum Weg der Synode, wie ja auch das Werk des Zweiten Vatikanums nicht denkbar gewesen wäre, ohne die große Arbeit der Theologen in den Jahrzehnten vor dem Konzil und während des Konzils."
Die Aufgaben der anstehenden Bischofssynode beschreibt Kardinal Schönborn ähnlich den Herausforderung des Apostelkonzils der Urkirche.
„Und genau das ist der entscheidende Punkt: In Jerusalem ging es nicht um Beratung oder Entscheidung, sondern um das Unterscheidende des Willens und Weges Gottes. Natürlich gehören heftige Diskussionen, ja sogar Streit und intensives Ringen zum synodalen Weg. So war es schon in Jerusalem. Aber Ziel der Debatten, Ziel der Zeugnisse ist das gemeinsame Unterscheiden des Willens Gottes. Auch dort, wo abgestimmt wird (wie am Ende jeder Synode), geht es nicht um Machtkämpfe, Parteibildungen (über die die Medien dann gerne berichten), sondern um diesen gemeinschaftlichen Prozess zur Bildung eines Urteils, wie wir es in Jerusalem gesehen haben. Im Ende kommt, so hoffen wir, nicht ein politischer Kompromiss heraus, auf einem niedrigen gemeinsamen Nenner, sondern dieser „Mehr-Wert“, den der Heilige Geist schenkt, sodass es am Schluss heißen kann: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28)."
Papst Franziskus hebt am Ende des Festaktes in einer Ansprache die Bedeutung und Charakteristika der 'Synodalität' auf den drei Ebenen der Orts-, Teil- und Weltkirche heraus. Für die Umsetzung des Ergebnisses dieser Bischofssynode wird von besonderer Bedeutung sein, dass Papst Franziskus die von ihm bereits im Lehrschreiben Evangelii Gaudium – wie von vielen Synodalen im Rahmen der Generaldebatte dieser Bischofssynode mehrfach – angesprochene stärkere Bedeutung der Teilkirchen 'cum et sub Petro' auf Zukunft hin noch höher einschätzt. Man müsse noch weiter darüber nachdenken, jene Strukturen, die Zwischenebenen der Kollegialität gemäß der frühkirchlichen Ordnung zu erneuern. Mit dem Hinweis, dass die Hoffnung des Konzils, dass solche Einrichtungen helfen, den Geist der bischöflichen Kollegialität zu erhöhen, noch nicht vollständig realisiert seien, kommt er zu einer zentralen Stelle seiner Rede, die mit anhaltendem Applaus bedacht wurde:
Wir sind auf halbem Weg, auf einem Teil des Weges. Wie ich bereits gesagt habe, ist es in einer synodalen Kirche "nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen. In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen 'Dezentralisierung' voranzuschreiten" (EG 16).“ (Radio Vatikan 17.10.2015)

Wie schon früher in diesem Blog angedeutet, ist der Weg das Ziel, die Kollegialität und Synodalität der Wesensvollzug einer sich erneuernden Kirche.