"Das
Ambiente ist heiter. Die Kleingruppen haben einen zivilisierenden
Einfluss auf die Synodenmitglieder... Räumlich nah und eng
beieinander, geht man mit Argumenten aufeinander ein, statt in einen
Gegensatz abstrakter Ideen zu verfallen."
Dies sagte Abtpräses Jeremias Schröder heute ebenfalls mit benediktinischer Heiterkeit auf Italienisch in der Pressekonferenz, in der auch bekannt wurde, dass der auch zu Synodenbeginn mit deutlicher Kritik an den neuen Strukturen der diesjährigen Synodenarbeit vorgepreschte Kardinal Pell nach einer Woche Kleingruppenarbeit mittlerweile auch von einer guten Arbeitsatmosphäre spricht.
Thérèse Nyirabukeye (Ruanda), Moira McQueen (Kanada) Abtpräses Jeremias Schröder OSB und Pressesprecher Federico Lombardi SJ (Bild: HolySeePress) |
Dass gestern das nach Angaben von Pressesprecher Lombardi zur Konfusion beigetragene 'private Verschwörungsschreiben' an Papst Franziskus noch nicht einmal in der richtigen Version (auch das ganz ähnlich wie schon bei der Enzyklika Laudato Si') veröffentlicht wurde, fällt immer mehr auf den mit Hausverbot im Vatikanischen Pressesaal versehenen und stadtbekannten, journalistischen Trittbrettfahrer zurück, der wider seine Intention jetzt wohl die immer kleiner werdende Zahl der an Verschwörungstheorien glaubenden Dunkelmänner auf seinem schwarzen Brett selbst eingekreist hat.
Dass
die Synodenarbeit in den 13 Klein- und Sprachgruppen unterdessen konzentriert weitergeht, morgen
ihre Ergebnisse im Synodenplenum vorstellen werden und damit schon
Zweidrittel des 'mühsamen' Weges (Kardinal Christoph Schönborn am 9.10.2015) durch das
als 'Martyer-Dokument' (Kardinal Tagle am 9.10.2015) bezeichnete
Instrumentum laboris bereits gegangen sind, ist die eigentliche, gute
Nachricht des heutigen Synodentages. Vielleicht fällt mir deshalb
eine Kurznachricht auf Twitter von Kardinal
Schönborn – ob immer wieder versendet oder zum
wiederholten Mal retweetet – auch heute wieder in die Augen, die im
ersten Augenschein so gar nicht zu der so oft schon zitierten
Schwierigkeit bis Unmöglichkeit passen will, angesichts der
kulturellen Verschiedenheit weltweit zu allen gemeinsamen Aussagen zu
kommen.
Was Kardinal Schönborn mit dieser Kurznachricht ausdrückt, scheint auch die gerade am heutigen 13.10.2015 veröffentlichte 17. Shell-Jugendstudie hinsichtlich eines stabilen Werthorizontes der 12-25 jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Deutschlands zu bestätigen.
„Freundschaft, Partnerschaft und Familie stehen bei den Mädchen und Jungen an erster Stelle. 89 Prozent finden es besonders wichtig, gute Freunde zu haben, 85 Prozent, einen Partner zu haben, dem sie vertrauen können, und 72 Prozent, ein gutes Familienleben zu führen.“
Aber was in der Weise der
kulturellen Verortung stabil und feststehend empfunden wird,
changiert in den Kulturen so mannigfach, dass auch der zu Beginn der Synode von Kardinal Marx erinnerte Gedanke der Schwierigkeit des Vorhabens einer alle Kulturen gleichermaßen treffenden Thematisierung
seine Berechtigung hat, die gerade auf
heute im Pressebriefing mit den Begriffen der Einheit (unità)
und der Diversifität (diversità) ins Wort kommen.
Abtpräses
Schröder plädierte in der heutigen Pressekonferenz – in Verlängerung eines mit gegen 20 Nennungen
in den Plenardiskussionen seit Freitag der vergangenen Woche wiederholt genannten Votums hinsichtlich der
stärkeren Einbeziehung der Teilkirchen zur Erprobung pastoraler
Wege bei offenen und/oder kulturspezifischen Fragen – für die stärkere
Einbindung der nationalen Bischofskonferenzen und in Deutschland
etwa auf die bei uns ja besonders unter den Nägeln brennenden Fragen
des pastoralen Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen und des
wertschätzenden Umgangs mit Homosexuellen.
Grundsätzlicher wird
demgegenüber sicher die Diskussion der die weltweiten Umfragen
dieses und des vorletzten Jahres berücksichtigenden, überraschend deutlich gegenüber
der Nr. 58 des Abschlussdokumentes der III. Außerordentlichen Bischofssynode, der Relatio Synodi, in der auf die Bedeutung des
Gewissens hin erweiterten Nr. 137 des Instrumentum laboris ausfallen.
Hierzu werden die Synodalen sicher auch durch eine gezielte Einflussnahme
'von außen' befeuert werden, als wenn sich hinter dieser Frage immer noch der
eigentliche 'Articulus stantis et cadentis ecclesiae' der katholischen Kirche von heute befände. Dabei
ist dieser Artikel aus meiner Sicht ein wirklich
sehr gewissenhaft und ausgewogen auch die weltweiten Rückmeldungen aller Teilkirchen einbeziehender Artikel des Instrumentum laboris, insofern er die moralischen Prinzipien von Gewissensbildung und -bindung gleichermaßen anspricht, von dem ich mir
wünschen würde, dass er in den Kleingruppen auch eingehend
besprochen und gewürdigt wird. Weil auf den Artikel 137 hin – sicher im selben Maß wie zu den Fragen hinsichtlich
der Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen und des
kulturspezifischen Umgangs mit Homosexualität – spätestens ab
übermorgen die Unterscheidung der Geister gefordert sein wird,
möchte ich diesen – kulturübergreifend – tatsächlich auf
jeden Menschen hin ausgreifenden Abschnitt in der deutschen Übersetzung zitieren. Er handelt über die jedem Menschen zugesprochene, verantwortliche Verbindung
der Themen Sexualität und Fruchtbarkeit.
„137. Angesichts des in Humanae Vitae enthaltenen Reichtums an Weisheit ergeben sich im Hinblick auf die in ihr behandelten Fragen zwei Pole, die beständig miteinander zu verbinden sind: Auf der einen Seite die Rolle des Gewissens, das als Stimme Gottes verstanden wird, die im menschlichen Herz wiederhallt, das dazu erzogen ist, auf sie zu hören; auf der anderen Seite die objektive moralische Anweisung, welche es verbietet, die Zeugung als etwas zu verstehen, über das willkürlich, unabhängig vom göttlichen Plan zur menschlichen Fortpflanzung, entschieden werden kann. Wenn die Bezugnahme auf den subjektiven Pol vorherrscht, riskiert man leicht egoistische Entscheidungen; im andern Fall wird die moralische Norm als eine untragbare Last erlebt, die nicht den Erfordernissen und der Möglichkeit des Menschen entspricht. Die Zusammenführung der beiden Aspekte, die mit der Begleitung eines kompetenten geistlichen Führers gelebt wird, könnte den Eheleuten dabei helfen, Entscheidungen zu treffen, die zutiefst menschlich sind und dem Willen des Herrn entsprechen.“