Donnerstag, 15. Oktober 2015

Mission impossible – oder wie ich ein hinweisendes Zeichen auf Jesus, ein Zeuge seiner liebevollen Umarmung bin

 
Mission impossible“, sagte Pressesprecher Federico Lombardi angesichts der Aufgabe, die 93 Redebeiträge in einer einstündigen Pressekonferenz vorzustellen und im Pressegespräch zu vertiefen. Neben Federico Lombardi kamen jeweils für die verschiedenen Sprachgruppenbeiträge – wie schon zu Wochenbeginn, als die Redebeiträge zum II. Teil des Instrumentum laboris kurzgefasst wurden – Romilda Ferrauto (französisch), Manuel Dorantes (spanisch), Thomas Rosica (englisch) und P. Bernd Hagenkord (italienisch) zu Wort. P. Hagenkord berichtet von den wichtigsten Inhalten:

Ein wichtiges Anliegen bleibt die Aus- und Weiterbildung von Familien, Ehepaaren und Seelsorgern. Vielleicht brauche es eine neue Methodik in der Katechese, ein Weglassen der Kirchensprache von „Ehevorbereitungskurs", vielleicht sollte man das auch gemeinsam mit anderen Ehepaaren machen, mit der Perspektive, dass diese Gruppen dann zusammen bleiben. Und immer wieder betont wurde, dass Eheleute und Familien Subjekt, nicht Objekt, also Handelnde der Pastoral sein sollen.
Auch Armut und Migration kam wieder auf den Tisch: Migrantenpaare seien oft gezwungen, einfach so zusammen zu leben, weil sie zu arm seien, weil sie keine Papiere hätten, weil sie vom Staat ihrer Aufnahme her nicht heiraten dürften. Sollte es hier nicht aus pastoralen Gründen eine „Gewissensehe" geben, also eine anerkannte Verbindung, die aber nicht in der Kirche eingegangen wurde?
Natürlich kamen auch die schwierigen pastoralen Probleme zur Sprache. Staatliche Versuche, Ehe umzudefinieren um damit auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu fassen wurden mehr als einmal genannt. Und natürlich die wiederverheirateten Geschiedenen und ihr Zugang zu den Sakramenten, dann auch der Status von Zivilehen, der Prozess der Ehenichtigkeit, den der Papst neulich erst modifiziert hatte, das alles waren ebenfalls Themen der Aussprache." (Radio Vatikan vom 15.10.2015)
 
P. Thomas Rosica überrascht mit der Anführung einer Wortmeldung zur – gestern schon angedeuteten – Verbindung der Themen der Familiensynode mit der Enzyklika 'Laudato Si'', die bei mir auf besonders offene Ohren trifft (s. auch Blogbeiträge vom 18.6.2015 und fortgeführt am 19.8.2015) und ggf. bei einem möglichen, nachsynodalen Lehrschreiben deutlicher ausgearbeitet werden könnte:

Die nach den Berichten der Pressesprecher eingeladenen Gäste der heutigen Pressekonferenz, Kardinal Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen und Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, und Carlos Aguiar Retes, Erzbischof von Tlalnepantla (Mexiko) und Vorsitzender des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, sind in gewisser Weise auch repräsentativ für die Breite der Diskussion der Synodalen zu den verschiedenen auf der Synode besprochenen Einzelfragen zwischen 'alles oder nichts', 'null und hundert'.
 
Kann sich Erzbischof Retes vorstellen, dass die Synode dem Papst gegebenenfalls neue pastorale Wege hinsichtlich der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten vorschlagen könnte, steht Erzbischof Gadecki für diejenigen Synodenväter, von denen P. Hagenkord die Position zu Beginn der Pressekonferenz referierte, nach der „die Kirche keine Macht habe die Worte Gottes zu verändern".

Papst Franziskus – auf den synodalen Beratungen stets präsent – zeigt demgegenüber in Ansprachen, Predigten und Interviews an, dass 'Gottes Liebe über die Grenzen der Lehre' hinweggehen könne; so wie heute Morgen (mit Bezug auf Teresa von Avila, deren Gedenktag heute ist) in der Frühmesse im Gästehaus St. Martha:
Deshalb sagt Jesus: ‚Die größte Liebe ist es, Gott mit dem ganzen Leben zu lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft, und den Nächsten zu lieben wie dich selbst.‘ Dies sei die einzige Vorschrift, die dem bedingungslosen Heil Jesu entspreche. Hierin steckten alle anderen Regeln. Jesus sagt: Die Quelle ist die Liebe. Hast du die Türe zugeschlagen und den Schlüssel weggeworfen, so wirst du nicht das bedingungslose Heil empfangen.‘ Dieser Kampf um das Heil ist nicht mit Jesus und Paulus vorbei.“ 
Franziskus erinnerte an die Heiligen Teresa von Avila und Jeanne d’Arc. Diese Frauen hätten den Horizont der Liebe des Herrn verstanden und seien deshalb von den Lehrmeistern ihrer Zeit verurteilt und verfolgt worden. Dieser Kampf höre auch heute nicht auf, „wir tragen ihn in uns“, so der Papst.

„Wir müssen uns heute fragen: Glaube ich, dass mich der Herr bedingungslos gerettet hat? Und weiter: Glaube ich, dass ich dieses Heil verdiene? …Lassen wir uns nicht von jenen täuschen, die die Liebe Gottes begrenzen wollen.“ (Radio Vatikan vom 15.10.2015)

In einem heute veröffentlichten Interview mit der französischen Zeitschrift Paris Match sagt Franziskus von sich:

Chiedo ogni giorno la grazia di poter essere segno che rimanda alla presenza di Gesù, testimonianza del suo abbraccio di misericordia.“ L'Osservatore Romano vom 15.10.2015)

Jeden Tag erbitte ich die Gnade, dass ich ein hinweisendes Zeichen auf Jesus, ein Zeuge seiner liebevollen Umarmung bin." (Priv. Übersetzung)