Dieser
Satz, über den Kurznachrichtendienst Twitter nach der zweiten
Plenarsitzung am
Dienstagmittag verbreitet,
beschäftigte auch die Pressekonferenz des heutigen Mittwoch. Papst
Franziskus sagte diese Worte in seiner gestern erwähnten,
überraschenden Intervention im Anschluss
an die notwendig gewordene,
wiederholte Erläuterung der Geschäftsordnung der XIV. Ordentlichen
Bischofssynode durch Synodensekretär
Lorenzo Kardinal Baldisseri – und
beides wohl nach Berichten als
Reflex auf eine Stellungnahme des
australischen Kardinals George Pell, Präfekt des Sekretariats für
Wirtschaft und Mitglied des G9-Kardinalsrates des Papstes,
gegen Ende der einstündigen 'freien
Diskussion' am Montagabend. Darin hatte er die Zusammensetzung
einer zehn Personen umfassenden Sonderkommissionen, die das
Abschlussdokument
(Relatio finalis) zusammenstellen wird, als
nicht ausreichend repräsentativ für ein breites Spektrum von
Mitgliedern aus den verschiedenen Regionen der Welt kritisiert, die
mit anderen, von
der Synodenversammlung
gewählten
Mitgliedern ergänzt werden solle.
Hinter
dem gesamten synodalen
Prozess eine Verschwörung zu wittern, ist wohl in vielen extremen Foren
weltweit und leider auch im deutschen Sprachraum von
selbsternannten 'katholischen
Internetmagazinen'
wie kath.net oder katholisches.info eine gängige Münze auch
in dieser Woche. Sich von solchen
Anwandlungen konspirativer Kräfte frei zu machen, die
wohl bis in die Synodenaula spalterisch hineinragen,
und auf einen geistlichen Prozess unter der Führung des Heiligen
Geistes einzulassen, ist der wiederholte
Wunsch des Papstes; und die entschiedene
Bitte, die in seiner
gestrigen Intervention deutlich wurde, sich
für das Wirken des Heiligen Geistes in der
Synode zu öffnen. Die in dem Bericht Kardinal Baldisseris erwähnte,
zehn Personen umfassende Sonderkommission –
tatsächlich aus allen Kontinenten zusammengesetzt
– soll die
Transparenz des Gesamtprozesses während
der Synode im
Blick haben, vor allem aber die Arbeit der Kleingruppen
zusammenfassen und für das
Abschlussdokument aufbereiten.
Der
Beginn dieser Kleingruppenarbeit war dann auch heute der
hauptsächliche
Fokus des dritten Synodenarbeitstages und
der diesbezüglichen Pressekonferenz.
Insgesamt verteilen sich die 270
Synodenväter und knapp 90 Berater und Gäste
auf 13 Klein- bzw. Sprachgruppen:
4 englische, je 3 französische und italienische, 2 spanische und die
deutschsprachige. Der zum Berichterstatter (Relator) einer englischen Sprachgruppe
gewählte Erzbischof
von Philadelphia, Charles Joseph Chaput, erfährt gerade
in seiner Kleingruppe eine ähnliche Sprachen-
und Kulturenvielfalt, die er noch vor wenigen Wochen als
Gastgeber des Weltfamilientreffens erlebt hat. Er erzählt
in der Pressekonferenz von der
globalen Zusammensetzung
seiner englischsprachigen Kleingruppe, der Synodale aus Pakistan,
Kanada, England, Frankreich, Indien, Bangladesch,
Kenia, Philippinen, Ghana, Sambia, Indonesien, Australien, Belgien
und den USA angehören. Und wahrscheinlich
wird auch Erzbischof Chaput nicht erst
in der letzten Synodenwoche in ähnlicher Weise den gestern von Kardinal Marx zitierten Satz über die Herausforderung der Synode
angesichts der Vielfalt der kulturellen Verwurzelung innerlich
mehr als einmal
ruminieren. Und sicher meinte er das auch,
als er in der Pressekonferenz einen heute
mehrfach angesprochenen Gedanken mit
dem folgenden Satz auf den Punkt brachte:
Language is a big issue!
Demgegenüber
repräsentiert die
– im Gegensatz zum vergangenen Jahr – neu einberufene,
deutschsprachige Arbeitsgruppe nicht nur
einen geschlossenen Sprachraum, sondern auch ein
und denselben Kulturraum. Dieser u.a. mit
zwei Kurienkardinälen und Vorsitzenden der deutschsprachigen Bischofskonferenzen
hochkarätig besetzte 'Circulus
minor' wählte den Erzbischof von Wien,
Christoph Kardinal Schönborn,
zum Moderator und den Familienbischof
Deutschlands, Erzbischof Koch zum Relator. Er wird in dieser Aufgabe
der erwähnten Redaktionskommission
wie der Synodenaula jeweils mit Ende der Beratungen zu jedem der
insgesamt drei Teile des Vorbereitungsdokumentes Bericht erstatten und
damit drei von insgesamt 39 Relationes –
alle auch veröffentlicht –
beitragen, aus
denen dann auf der Grundlage des
Instrumentum laboris das Abschlussdokument
erstellt wird.
Wider
alle Verschwörungsszenarien prägen Transparenz, Offenheit und die
Einladung zum Gespräch die Arbeitsatmosphäre; sowie
die Bereitschaft, um Inhalte „auch zu ringen“, wie es Bischof Bode am Montagabend zum Ausdruck brachte. Und dass
auch von 'alten Hasen' mit jahrzehntelanger
Synodenerfahrung im Gegensatz zu früher eine wohltuende
Weiterentwicklung der zuvor gewohnten Gesprächskultur festgestellt
werden kann, sagte der zum achten Mal an
einer Bischofssynode teilnehmende und extra für
die erwähnte Redaktionsgruppe
berufene Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, heute mit
diesen Worten:
„Die letzten zwei Synoden, also die 2014 und die jetzige sind ganz anders, sie sind viel offener als alle Synoden, an denen ich in der Vergangenheit teilgenommen habe. Die Teilnehmer haben viel mehr Zeit, zu sprechen, die kleinen Sprachgruppen haben viel mehr Zeit. Denn hier tauschen sich die Teilnehmer aus, hier werden Ideen diskutiert und die Menschen nehmen aktiv teil. Das ist eine wunderbare Entwicklung in der Offenheit und Synodalität, von der unser Heiliger Vater spricht.“ (Radio Vatikan vom 7.10.2015)