Erzbischof Joseph Edvard Kurtz, Erzbischof Carlos Osoro Sierra, Kardinal Luis Antonio Tagle, Pressesprecher Federico Lombardi (v.l.; Bild: HolySeePress) |
Diese Worte
sagte Kardinal Luis Antonio Tagle, Erzbischof von Manila und
Präsident von Caritas Internationalis, in einem Pressekonferenz-Statement am heutigen Tage der Vorstellung
der ersten 13 Zwischenberichte der Kleingruppen zum 1. Teil des Intrumentum laboris. Er war bereits ein Jahr zuvor
am Tage der Vorstellung des Aufsehen
erregenden Zwischenberichts der III. Außerordentlichen
Bischofssynode ebenfalls in einem Pressebriefing als Gesprächspartner für die Öffentlichkeit ausersehen gewesen. Und dieses Mal wurde Kardinal Tagle, der bereits zum sechsten
Mal an einer Bischofssynode teilnimmt und dessen Person als Mitglied
der zehnköpfigen Redaktionskommission des Abschlussdokumentes der
Synode besonderes Gewicht zukommt, begleitet durch den
ebenfalls aus dem vergangenen Jahr bereits bekannten Vorsitzenden der
amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Edvard Kurtz (Louisville), der
zugleich Berichterstatter der Kleingruppe
'Englisch A' ist, und dem Erzbischof von Madrid, Carlos Osoro Sierra.
Auf
die Entstehungsgeschichte des aus vielen unterschiedlichen
Versatzstücken verschiedenster Autoren und Experten entstandenen
Vorbereitungsdokumentes 'Instrumentum laboris' wusste Kardinal Tagle
als Redaktionsmitglied ebenfalls sachkundig einzugehen, als er auf den Eindruck der
'Konfusion' in manchen Teilen dieses Arbeitspapieres angesprochen
wurde – wie es heute vereinzelt auch in einigen kritischen Rückmeldungen,
insbesondere etwa aus der englischsprachigen Kleingruppe D, hieß.
Als ein 'Arbeitspapier' sei das Instrumentum laboris von vornherein
(wie alle bisherigen Vorbereitungsdokumente der vorangegangenen
Synoden) immer auch ein 'Martyrer-Dokument', das notwendig ein
'Skrutinium' durchlaufen müsse, gerade wenn es sich als
Ausgangstext zu Beginn einer Synodenversammlung stelle – so dass
seine kritische Begutachtung deshalb ausdrücklich erwünscht und
willkommen sei.
Er
sei sehr beeindruckt, wie es im Titel dieses Blog-Beitrag aus der
Pressekonferenz im englischen Wortlaut zitiert ist, über die
Offenheit, die in den Berichten der Kleingruppen zum Ausdruck
gekommen ist, sich den verschiedenen Situationen und kulturellen
Besonderheiten zu öffnen, die die Komplexität der Arbeit nolens volens erhöhe.
Zugleich äußert er Verständnis, dass diese Komplexität auch hier
und da Sorgen in Hinblick auf die Einheit und einheitliche
Lehrmeinung in der katholischen Kirche aufkommen lasse. Den Wunsch
vieler Rückmeldungen aus den Kleingruppen, die Botschaft von der
Familie positiv zum Ausdruck zu bringen, bekräftigt er, indem er die
Familie als Institution bezeichnet, die die Gesellschaft von Grund auf trage. Dass
von der Synode deshalb nicht erwartet werden solle, die Lehre der Kirche zu
ändern, sagte er in Bezug auf Papst Franziskus, der in einer ähnlichen Formulierung am Montag die Synodenberatungen eröffnet hatte. Kardinal Tagle:
„We're affirming the teaching and we're discovering how the teaching of the church, of the bible, of Jesus Christ is really liberating and will give new live to families. So the focus of this synod is the pastoral care: How do we accompagny families which have been separted due to war, migration and poverty. So you have the doctrine, but how do you make the doctrine live in adressing to specific situations.“ (eigene Verschriftlichung)
„Wir bejahen die Lehre und sind dabei zu entdecken, wie die Lehre der Kirche, der Bibel, von Jesus Christus, wirklich befreiend ist und den Familien neues Leben gibt. So ist der Fokus dieser Synode die pastorale Sorge: Wie begleiten wir Familien, die getrennt sind, bedingt durch Krieg, Migration oder Armut. So haben wir eine Lehre, müssen sie aber verlebendigen in Bezug auf die verschiedenen Situationen.“ (eigene Übersetzung)
Die
vielen Stellungnahmen im Einzelnen zusammenzutragen, wird nun die Daueraufgabe der nächsten knapp zwei Wochen für die zehnköpfige Redaktionskommission sein: die veröffentlichten, inhaltlichen
Rückmeldungen zu sichten, aber auch die konkreten
Textänderungsanträge, die je nach Kleingruppe heute unterschiedlich 5
bis zu 65, einzeln abgestimmte Eingaben umfassten, einzuarbeiten.
Währenddessen hat die Plenarsitzung schon am späten Vormittag mit 'freien
Redebeiträgen' die Diskussion des zweiten Teils des Instrumentum laboris aufgenommen, so dass die Arbeit gewissermaßen ohne Pause
fortgesetzt wird – eine Beschleunigung, die auch schon deshalb
notwendig ist, weil das 'relatio finalis' genannte Abschlussdokument
bereits am Donnerstag, den 22.10.2015 fertiggestellt sein soll, damit
es von den Synodenvätern vor der Beschlussfassung und Übergabe an den Papst am Samstag, den
24.10.2015 noch gelesen, diskutiert und zur Abstimmung gebracht
werden kann. Ob es das letztgültige Abschlussdokument der Synode sei
oder aber dem Papst als Grundlage für ein nachsynodales Schreiben
dienen werde, wagte Kardinal Tagle nicht einzuschätzen, weil die
vorausgegangenen dreizehn Bischofssynoden jeweils unterschiedlich
vorgegangen seien.
Unabhängig davon war eine andere Konsequenz schon
heute aus den Stellungnahmen der Pressekonferenz wie den Berichten der Kleingruppen herauszuhören: dass
den Teilkirchen und nationalen Bischofskonferenzen angesichts der skizzierten
pastoralen Ausrichtung auf die vielen Situationen und kulturellen Besonderheiten im Einklang mit der auf der Synode in neuer Weise bekräftigten kirchlichen Lehre stärkere Bedeutung
zukommen werde.