„Nicht das Evangelium verändert sich, sondern wir beginnen, es besser zu verstehen“ - oder: Weihnachtsansprache 2022 zur Bedeutung von Synodalität
Weihnachtsansprache von Papst Franziskus an die Römische Kurie ©Screenshot VaticanNews |
"[…] Dieses Jahr sind es sechzig Jahre seit dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Was war das Ereignis des Konzils anderes als eine große Gelegenheit zur Umkehr für die ganze Kirche? Der heilige Johannes XXIII. sagte in diesem Zusammenhang: »Nicht das Evangelium verändert sich, sondern wir beginnen, es besser zu verstehen«. Die Umkehr, die uns das Konzil geschenkt hat, war der Versuch, das Evangelium besser zu verstehen, es in diesem historischen Augenblick aktuell, lebendig und wirksam werden zu lassen.
So fühlten wir uns, wie schon mehrfach in der Kirchengeschichte geschehen, auch in unserer Zeit als Gemeinschaft der Gläubigen zur Umkehr aufgerufen. Und dieser Weg ist keineswegs abgeschlossen. Das gegenwärtige Nachdenken über die Synodalität der Kirche entspringt gerade der Überzeugung, dass der Weg zum Verständnis der Botschaft Christi nie zu Ende ist und uns ständig herausfordert.
Das Gegenteil von Bekehrung ist die Fixierung, d.h. die versteckte Überzeugung, dass wir kein tieferes Verständnis des Evangeliums benötigen. Es ist der Fehler, die Botschaft Jesu auf eine einzige, allzeit gültige Form festlegen zu wollen. Die Form jedoch muss sich immer wieder verändern können, damit die Substanz dieselbe bleibt. Die wahre Häresie besteht nicht nur darin, ein anderes Evangelium zu predigen (vgl. Gal 1,9), wie Paulus sagt, sondern auch darin, es nicht mehr in die jeweils aktuelle Sprache und Kultur zu übersetzen, und der Apostel der Völker hat gerade das getan. Bewahren bedeutet, die Botschaft Christi lebendig zu halten und nicht, sie einzusperren. […]" (Vatican News vom 22.12.22)
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