Verdichteter Moment einer Zeitenwende: Die Beerdigung des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. durch seinen
Nachfolger und die Neuausrichtung des Papstamtes
Eine
Beerdigung eines Papstes durch seinen Nachfolger sucht in der Geschichte noch
mehr ihresgleichen wie das zeitgleiche Erscheinen eines amtierenden und eines
ehemaligen Papstes in weißer Soutane. Symbolisch ist es auch für die Ablösung
eines überkommenen Papst- und Amtsverständisses zu einem neuen, das zugunsten
einer heilsamen Dezentralisierung "die Primatsausübung [..] einer neuen Situation öffnet". Dieses
Neuverständnis klang zwar schon bei Papst Johannes-Paul II. an, von dem
ebendieses am 50. Jahrestag der Bischofssynode aufgenommene Zitat stammt. Und es findet sich auch angedeutet in den heute
im Requiem für Benedikt XVI. von Papst Franziskus zitierten Worten seines Vorgängers, der sich der Notwendigkeit
des Mittragens und der Fürsorge des Volkes – Zitate aus dessen Predigt zur
Amtseinführung im Jahr 2005 – bewusst war. Doch waren die Pontifikate der
beiden Vorgänger von Papst Franziskus über Jahrzehnte im Grundsatz doch
deutlich an der Ausrichtung der Welt auf den jeweiligen Pontifex gekennzeichnet.
Einer „Bekehrung des Papstamtes“ (vgl. EG 32) gleich sieht Franziskus in der Synodalität –
der konstitutiven Beteiligung und synodalen Einbeziehung der Ortskirchen und
einer subsidiär sich verstehenden Kurie – demgegenüber den neu fortzusetzenden
„Weg, den Gott sich von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet“.
Dass
gewissermaßen realsymbolisch Papst Franziskus seinen Vorgänger zu Grabe trägt,
ist somit ein verdichteter Augenblick: zugleich für die Fortschreibung wie den
Übergang zu einem Neuverständnis des Papstamtes, das nunmehr auch ohne den
Schatten eines im Hintergrund präsenten Vorgängers wirksam werden kann. Auch
dies eine „Zeitenwende“ – mit einem Wort aus dem Brief von Papst Franziskus an
die Christen in Deutschland zu Beginn des Synodalen Weg gesagt.
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