„Das ist Ihre Zuständigkeit!“ – „Wegweisende Ergebnisse“ der abschließenden V. Synodalversammlung (9.-11.3.2023) und die Weiterführung des Synodalen Wegs
(Die Präsidenten des Synodalen Wegs Bischof Dr. Georg Bätzing und Dr. Irme Stetter-Karp in der Abschlussansprache am 11.3.23) |
Die Dramaturgie der Aussprache durch eine Zurverfügungstellung der eigenen Redezeit von Bischof Stephan Ackermann am zweiten Synodentag an einen Gast der flämischen Bischofskonferenz machte es möglich, dass der Antwerpener Bischof Johan Bonny als letzter Redner der Redeliste die Genese und Abstimmungen des Schreibens „Für eine einladende Kirche, die niemanden ausschließt“ mit römischen Gesprächspartnern im Rahmen des Ad-limina-Besuchs der belgischen Bischöfe vorstellen konnte, in denen sie sich für kirchliche Segnungsfeiern gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aussprechen. "Das ist Ihre Zuständigkeit", soll Papst Franziskus den Bischöfen im persönlichen Gespräch am Ende ihres Ad-limina-Besuchs am 25. November 2022 geantwortet und sich dabei insbesondere der Geschlossenheit der Bischofskonferenz in dieser Frage versichert haben. Vielleicht war dabei auch das kurzgefasste und gewissermaßen noch offene Ablaufschema dieses Papiers auf der insgesamt nur drei Seiten umfassenden Vorlage - und die damit verbundene Absicht zunächst Erfahrungen mit Segensfeiern zu machen - ein Grund für die positive und bestärkende Aufnahme in Rom.
Kurz vor der Abstimmung des Handlungstextes "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" war diese Ermutigung vielleicht auch ausschlaggebend für die Zustimmung nicht nur der Synodalversammlung, sondern auch der Bischöfe mit einer zuvor noch sehr unsicheren Zweidrittelmehrheit. In der Folge verhinderte auch die in der Woche vor der V. Synodalversammlung als Kompromissvorschlag eingebrachte "Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eine Handreichung für Segensfeiern" nicht die direkten öffentlich-medialen Reaktionen, die unter Überschriften über die Einführung von "Segensfeiern für homosexuelle Paare" titelten. Ob und wie die Beschlussfassung des Synodalen Wegs jetzt schon das Handeln in den Bistümern verändert - das Kriterium, an dem Bischof Georg Bätzing den Erfolg des Synodalen Wegs festmacht -, wird sich in den Reaktionen und Worten der Diözesanbischöfe in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten zeigen.
Direkte Möglichkeiten zum Handeln bilden demgegenüber andere Handlungstexte: Unter dem Titel "Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakramenten" wird sich auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz für eine grundsätzliche Erlaubnis dafür beauftragter Frauen und Männer ausgesprochen, in Eucharistiefeiern auch predigen zu können. Selbst wenn auch hier die ursprünglich gefasste Beschlussvorlage deutlich weiter ging - und nun in einem Konsultationsprozess weiter ausgearbeitet werden soll -, zeigte die Freude der mit der Vorbereitung dieser Handlungstextvorlage befassten Personen, welche Bedeutung allein dieser Text schon für die Anerkennung von Frauen in der pastoralen Praxis besitzt.
Konkretes Handeln zu verändern, ist auch mit der einstimmigen Annahme der Handlungstexte „Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche“ und „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“ zu erwarten. Ebenso kirchlich-pastorales Handeln verändern wird der Handlungstext „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“, der nach kontroverser, aber fairer Diskussion - und einer engagierten Stellungnahme von Bischof Shane Anthony Macinley über ein in die gleiche Richtung argumentierendes Papier der australischen Bischofskonferenz - mit 92 % der Synodal*innen wie einer Zweidrittelmehrheit der Bischöfe angenommen wurde.Zwei an den Papst adressierte Handlungstexte „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“ mit der Bitte, die Zölibatspflicht für Priester zu überprüfen, wie der Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ mit dem eindringlichen Votum für die Einführung des Diakonats für Frauen wurden ebenfalls mit Zweidrittelmehrheit der Synodalversammlung insgesamt und ebenso mit dem Zweidrittelquorum der Bischöfe angenommen wie bereits am ersten Tag der V. Synodalversammlung zuvor der Grundtext „Priesterliche Existenz heute“.
Wie sehr die Frage der Öffnung des Zölibats auch unter weltkirchlicher Perspektive mitgedacht wird, brachte ein gerade zum Zeitpunkt der Synodalversammlung veröffentlichtes Interview von Papst Franziskus zum Ausdruck, indem er frei heraus erklärt, dass die "Abschaffung des Zölibats" aus seiner Sicht möglich ist.
Mit der Verabschiedung des Präambeltextes "Hören, lernen, neue Wege gehen: Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland" wurde abschließend das letzte Dokument der Synodalen Wegs mit über 97 % verabschiedet, der mit einem Abschlussgottesdienst im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus nach über drei Jahren seinen feierlichen Abschluss fand. In der Pressekonferenz sprachen Bischof Bätzing und Irme Stetter-Karp davon, dass "wegweisende Ergebnisse erzielt" seien, die einerseits "Impulse für die Weltsynode" geben, aber auch konkrete Beschlüsse enthalten, die direkt "in den Bistümern umgesetzt werden können. Morgen können wir damit beginnen".
"Morgen können wir damit beginnen!"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen