Sonntag, 2. Februar 2020

Über die Zulassung von „viri probati“ und das „Zeugnis echter Katholizität“: Fazit der 1. Synodalversammlung des Synodalen Weges und zu den Erwartungen hinsichtlich des nachsynodalen Schreibens (Querida Amazonia*) der Amazonassynode
(Screenshot: Katholisch.de vom 02.2.20)
Nach dem Grünen Licht von Seiten der Vollversammlungen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZDK) und dem Gottesdienst am 1. Dezember 2019 in der Münchener Frauenkirche zur Eröffnung hat an diesem Wochenende (Donnerstag, 30.1.20 bis Samstag, 1.2.20) mit der ersten Synodalversammlung der auf zwei Jahre angelegte Synodale Weg mit 230 Synodenteilnehmenden aus allen 27 deutschen Diözesen und weiteren Gästen und Beobachter*innen aus dem Bereich benachbarter Bischofskonferenzen richtig begonnen.

Dass das Treffen ein "Zeugnis echter Katholizität der Kirche in Deutschland" gewesen sei, wird der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zitiert. Die Satzung und Geschäftsordnung  wurden zeitaufwändiger als nach Tagesordnung ursprünglich vorgesehen und paradoxer Weise mit Einwänden sowohl hinsichtlich mangelnder Berücksichtigung der hierarchischen wie der demokratischen Ordnung, mit dem Ziel den Synodalen Weg mit seiner Satzung noch im Ansatz zu stoppen – ebenso angenommen, wie die Listen der auf je 30 Personen angelegten Synodalforen bestimmt.

 "Wider die gewaltige Krise, in welcher die katholische Kirche nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steckt", sind es die zwischen den Synodalversammlungen i.e.S. inhaltlich ausgerichteten Foren, die die Arbeitsergebnisse des Synodalen Weges beraten und vorbereiten werden. Zu den nach der Zäsur, die der Missbrauchsskandal für die Kirche in Deutschland bedeutete, als zentral identifizierten Themen der einmütig beschlossenen Foren „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ werden Ergebnisse vorbereitet, die z.T. auch auf weltkirchlicher Ebene rückgebunden werden müssen.

Dass gerade heute auch die ersten inhaltlichen Akzentsetzungen des nachsynodalen Schreibens (Querida Amazonia*) kommuniziert werden, die das letztgenannte Forum „Priesterliche Lebensform“ auch im Rahmen der Synodalversammlung ansprechen wird – von einigen Teilnehmenden auch bereits in der Synodalversammlung ausdrücklich ins Wort gebracht –, ist eine Koinzidenz von Welt- und Ortskirche, die gleichwohl seit der Amazonassynode nicht anders zu erwarten gewesen ist. Papst Franziskus hat im Ernstnehmen der Synodalität, dem Markenkern seines Pontifikates, in seinem nachsynodalen Schreiben im Grunde wiederum nichts anderes als das Ergebnis der Amazonassynode aufgenommen – entgegen den Widerstand einer vor kurzem von Kardinal Robert Sarah in Umlauf gebrachten (und sogar dem emeritierten Papst untergeschobenen) Publikation, in welcher er die Kontinuität der Lehre der Katholischen Kirche als gefährdet ansah.

'Viri probati' als Priester und Frauen als Diakoninnen?!

Denn wie im Blog-Beitrag vom 27.10.2019 erwähnt, wurde mit einer Zweidrittelmehrheit im Oktober 2019 auf der Amazonassynode der Vorschlag im Absatz 111 (bei 41 Gegenstimmen) mit der bereits Mitte 2019 veröffentlichten Begründung des Vorbereitungsdokumentes angenommen:
"Rechtmäßige Unterschiede schädigten die Einheit der Kirche nicht, sondern dienten ihr, wie auch die Vielfalt der existierenden Riten und Disziplinen bezeuge. Deshalb schlage man angesichts des Priestermangels und der sakramentalen Notlage in Amazonien vor, Kriterien zu erstellen, „um geeignete und von der Gemeinde anerkannte Männer, die ein fruchtbares Ständiges Diakonat innehaben, zu Priestern zu weihen“. Diese Priester mit bereits bestehender Familie könnten „in den entlegensten Regionen des Amazonas das Wort verkünden und die Sakramente feiern“. (Vatican News vom 26.10.19)

Auch zur Prüfung der Frage nach dem Diakonat der Frau wird sich das nachsynodale Schreiben in dem Sinne äußern, dass Papst Franziskus von der Synode beauftragt wurde zu prüfen, welche Aufgaben den Diakoninnen der Urkirche historisch zukamen und was das für die Zukunft heiße. „Wir erwarten ihre Ergebnisse“, hieß es in Punkt 103" (Vatican News vom 26.10.19) des Abschlussdokumentes, der mit 30 Gegenstimmen der zweitumstrittenste, aber ebenfalls mit Zweidrittelmehrheit angenommene Absatz der Amazonassynode war. Umgekehrt stimmten nur 11 Synodale gegen den Vorschlag, Frauen als "Gemeindeleiterinnen" – Punkt 102 des Abschlussdokumentes –  zuzulassen, der nach der Inkraftsetzung über das nachsynodale Schreiben sicher ebenso Anlass sein wird, ihn im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ hinsichtlich der Konsequenzen für die Diözesen Deutschlands weiterzudenken.

Es ist eine „Kirche im Aufbruch“ (EG 20) – in Deutschland wie in der Weltkirche. Sie ergreift damit die Chance ihre "Tradition für die Zukunft zu bewahren" – wider das "Behüten der Asche", wie Papst Franziskus es in der Abschlussansprache der Amazonassynode am 26.10.2019 auf den Punkt brachte.


* Nachtrag vom 7.2.2020

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