Freitag, 9. September 2022

Eklat und Erleichterung - oder: Die IV. Synodalversammlung in Frankfurt im Wechselbad der Gefühle


Fast schien es mit der Ablehnung des Grundtextes des Synodalforums IV. "Leben in gelingenden Beziehungen. Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" am frühen Abend des ersten Tages der IV. Synodalversammlung, dass der Synodale Weg ins Stocken oder gar schon zu Beginn zum Ende gekommen sein könnte. Eine Sperrminorität von 22 Bischöfen ließ bei nur 33 befürwortenden bischöflichen Voten keine der Satzung des Synodalen Wegs entsprechende Zweidrittelmehrheit der Bischöfe zustande kommen, mit der ein Beratungsergebnis auch als Ergebnis des Synodalen Wegs gewertet werden kann. 
Abstimmung: Synodengesamtheit
Abstimmung Bischöfe
Und es brauchte fast einen ganzen Tag bis mit der Annahme des zweiten Grundtextes des Synodalforums III. "Frauen in Diensten und Ämtern" ein erster Text erfolgreich die Abstimmungen durchlief, der sich für eine Geschlechtergerechtigkeit beim Zugang zu Weiheämtern ausspricht.
Abstimmung Synodengesamtheit

Abstimmung Bischöfe
Und erst danach schafften es auch zwei weitere Handlungstexte des Synodalforums IV. zur "Neubewertung der Homosexualität" und zu einer "Veränderung der Grundordnung" mit einer deutlichen Dreiviertelmehrheit angenommen zu werden. 

Abstimmung Synodengesamtheit
Während Letzterer ggf. schon bereits im Herbst diesen Jahres Chancen hat auch im Arbeitsleben von Mitarbeitenden im kirchlichen Dienst mit einer Inkraftsetzung umgesetzt zu werden, richtet sich der erste Handlungstext an den Papst mit dem Wunsch auf Änderung der entsprechenden Ziffern 2357-2359 des seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1991 in diesen Passagen unveränderten Katechismus der Katholischen Kirche.  
Abstimmung Bischöfe

Nicht wenige verwunderte die Zustimmung zu beiden Texten, nachdem noch am Vortag die theologische Grundlegung des Grundtextes ebenso überraschend wie knapp am Dreiviertelmehrheits-Quorum gescheitert war, der über die neu im Untertitel hervorgehobene Sexualethik hinaus das ganze Spektrum von Sexualität, Partnerschaft und Liebe anspricht. Der zur IV. Synodalversammlung veröffentlichte Sketchnote-Film von Esther Göbel veranschaulicht dies.
Die Ergebnisse machen zugleich deutlich, dass die Zustimmung zu einzelnen Themen des am Vorabend abgelehnten Grundtextes durchaus möglich ist; in diesen beiden konkreten Fällen, nachdem sich die Bischöfe jeweils vor den Abstimmungsblöcken noch unter sich beraten hatten. Selbst wenn an den ersten beiden Tagen der IV. Synodalversammlung nur insgesamt vier von vierzehn anstehenden Beratungstexten behandelt werden konnten, ließen sie nach einem Wechselbad der Gefühle wieder den "Geist von Frankfurt" spüren, der bereits die vorausgegangenen Synodalversammlungen gekennzeichnet hatte. 

 Synodalität auf Dauer gestellt*
Derselbe zuletzt die III. Synodalversammlung kennzeichnende Geist war auch am letzten Tag der Synodalversammlung bei der Annahme der in 1. Lesung vorgetragenen Handlungstexte "Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament", "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt" und "Enttabuisierung und Wertschätzung - Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester" erlebbar. Sie kamen am Nachmittag noch zum Zuge, nachdem der Vormittag durch eine ebenso umfassende wie zeitraubende Debatte des Handlungstextes "Synodalität nachhaltig stärken: Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland" gekennzeichnet war. Seine Annahme mit einer Dreiviertelmehrheit der Synodengesamtheit wie unter den Bischöfen kann als Basisentscheidung für einen erfolgreichen Abschluss des Synodalen Wegs insgesamt gewertet werden. 
Abstimmung Synodengesamtheit

Abstimmung Bischöfe
Denn ohne die Einrichtung eines Synodalen Rates wären allein schon die auf der IV. Synodalversammlung nicht behandelten sechs Handlungstexte nicht mehr innerhalb der bis März 2023 begrenzten Zeit des Synodalen Wegs behandelbar. Und ohne ein solches Gremium, dessen Satzung von ZDK und DBK gemeinsam ausgearbeitet werden wird, könnte die Kirche sich auch nicht den darüber hinausgehenden Herausforderungen widmen, die weltkirchlicherseits über den "Weg der Synodalität der Kirche im 3. Jahrtausend" und die Vorbereitung der Weltsynode zur Synodalität mehr und mehr erkennbar werden. Das Votum für den Synodalen Rat stellt Synodalität in Deutschland auf Dauer und ist die Grundlage "für eine synodale Kirche", wie das Motto der XVI. Weltbischofssynode heißt.


*Absatz ergänzt am 10.09.2022

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