Dienstag, 11. Oktober 2022

„…im aufmerksamen Hören auf die Zeichen der Zeit“ – oder: Die Weiterführung des Konzilsauftrags im synodalen Prozess

Zum 60. Jahrestag des Beginns des II. Vatikanischen Konzils (11.10.1962 – 8.12.1965) feierte Papst Franziskus heute in der Nähe des gläsernen Sargs mit den sterblichen Überresten des Konzilspapstes Johannes XXIII. einen Gottesdienst. 

Screenshot VaticanMedia 11.10.2022
(Screenshot VaticanMedia 11.10.2022)
In seiner Predigt verwies er auf den Weg der Liebe, in der sich die Kirche erneuert und  bemühen muss den widerstreitenden „Ismen“ – die er über dreimal erwähnte – zu widerstehen:

„Sowohl der Progressivismus, der sich der Welt anpasst, als auch der Traditionalismus oder die Rückwärtsgewandtheit, die einer vergangenen Welt nachtrauert, sind keine Beweise der Liebe, sondern der Untreue. Es sind pelagianische Egoismen, die ihre eigenen Vorlieben und ihre eigenen Pläne über die Liebe stellen, die Gott gefällt“. (Originalübersetzung der Predigt von Papst Franziskus).

Bereits gestern betonte das neu eingerichtete Sekretariat der Bischofssynode in einem Statement, dass die Einrichtung der Bischofssynoden durch Papst Paul VI. das Anliegen des Konzils in der Kirche weiter trug…. nicht ohne einen Zentralbegriff der Konzilszeit wie des unlängst von einem römischen Kurienkardinal infrage gestellten Orientierungstextes des Synodalen Wegs im Hinblick auf das „aufmerksame Hören auf die Zeichen der Zeit“ herauszuheben:

Hören auf die Zeichen der Zeit

Im Lauf der Jahrzehnte habe sich die Synode „stets in den Dienst des Konzils gestellt und ihrerseits dazu beigetragen, das Antlitz der Kirche zu erneuern, in immer tieferer Treue zur Heiligen Schrift und zur lebendigen Tradition und im aufmerksamen Hören auf die Zeichen der Zeit“. (VaticanNews vom 10.10.23)

Die Bischofssynoden haben „die Möglichkeit geboten, dessen Lehren zu vertiefen, sein Potential angesichts neuer äußerer Umstände zu erschließen und die Inkulturation unter den verschiedenen Völkern zu fördern.“ (Ebd.) In der Weise unterstreicht das Sekretariat auch die Verbundenheit der kommenden XVI. Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ mit den Grundanliegen des II. Vatikanischen Konzils:

„Die Magna Charta der Synode 2021-2023 ist die Lehre des Konzils über die Kirche, insbesondere seine Theologie des Volkes Gottes, eines Volkes, das ,die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes zu seiner Bedingung hat, in dessen Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt‘ (Lumen Gentium 9).“ (Ebd.)

Reformen auf Weltkirchenebene

In Fortsetzung dieses Konzilsauftrags ist es die Aufgabe der Synode ein Dokument zu erarbeiten, „das Papst Franziskus als Grundlage zur Abfassung seines Postsynodalen Schreibens und für eventuelle Reformen auf Weltkirchenebene dienen soll.“ (Ebd.)

Als nächster Schritt – entsprechend der Aufplanung – wird die Veröffentlichung eines Vorbereitungsdokumentes (Instrumentum laboris) erwartet, das die weltweiten Rückmeldungen der Bischofskonferenzen aufgenommen hat und im Rahmen kontinentaler Bischofssynoden - d.h. für Europa:  im Rahmen eines europäischen Treffens des Europäischen Bischofsrats CCEE vom 5. bis 12. Februar in Prag - bearbeitet werden soll. Nächste Schritte, auf deren Hintergrund sich auch die Entwicklungen des Synodalen Wegs in Deutschland mit seinem Abschluss in der V. Synodalversammlung (9.-11.03.2023) weiter konturieren werden.

Nicht nur in der Physiognomie dem Konzilspapst Johannes XXIII. immer ähnlicher vereint Papst Franziskus mit seinem im Jahr 2014 von ihm heiliggesprochenen Vorgänger dieses Anliegen der Reform der Kirche im Geist der Synodalität, die er schon zum 50. Jahrestag des Synodenjubiläums in den Mittelpunkt seines Pontifikats gestellt hat:

da Synodalität „der Weg ist, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“ (17. Oktober 2015).



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