Synodaler
Weg 50 Jahre nach der Würzburger Synode- oder: „Letzte Chance“ wider die
Unglaubwürdigkeit, in der sich „eine Institution selbst zugrunde“ richtet.
"Die
Würzburger Synode war 100 Prozent notwendig und sie lebt bis heute fort. […]
Die Bewegung geht nach vorne und die Impulse von damals sind weiterhin sehr
stark präsent. Die große Mehrzahl der gläubigen Katholikinnen und Katholiken in
unserem Land wollen Veränderung, und darum ist auch der Synodale Weg so
notwendig“. (katholisch.de vom 2.1.21)
Mit
diesen Worten verweist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof
Georg Bätzing auf die Notwendigkeit der Würzburger Synode, die auf den Tag
genau vor 50 Jahren in Würzburg begann, und ihre Bedeutung für den Synodalen
Weg der Kirche in Deutschland. Jüngere Theolog*innen könnten sich die Augen
reiben, dass ebendiese Synode im Schlussdokument in den Beschlüssen
‚Dienste und Ämter‘ und ‚Beteiligung der Laien‘ unter anderem die Zulassung von
Frauen zum Diakonat, Zugangswege für verheiratete Männer zum Priestertum und
Mitbestimmung der Laien in der Kirche geradeheraus ansprechen und fundiert mit Argumenten begründen, die auch heute wieder zitiert werden. Sie
stehen mit anderen wichtigen Themen auch im Rahmen des Synodalen Weges 50 Jahre
später weiterhin auf der Tagesordnung und sind für Bischof Bätzing Gradmesser für
die Glaubwürdigkeit der Kirche
"Wir
gehen diesen Weg mit allen Steinen und Wegweisern aus verschiedensten
Richtungen, aber es ist unsere Verantwortung, ihn jetzt zu gehen. Wenn wir uns
den drängenden Fragen nicht stellen, werden wir unglaubwürdig.“ (Ebd.)
Als
„letzte Chance“ bezeichnet dies auch das oben mit Cover bezeichnete neue Buch “Synodaler Weg“, indem es "Standpunkte zur Zukunft der Kirche" von beteiligten
Synodalen der ersten Plenarversammlung veröffentlicht. Dass die Themen und Forderungen –
anders als vor 50 Jahren – in Rom mehr Beachtung finden, soll über einen
Einbezug desjenigen Sekretariates möglich werden, das für
die Weltbischofssynode 2022 das Thema Synodalität insgesamt aufplant. Auch zur
Synodalität hatte die Würzburger Synode ein Beschlussvotum verabschiedet, das
seiner Zeit ebenfalls keine Beachtung in Rom (und selbstredend daraufhin auch
keinen Niederschlag im Codex Iuris Canonici von 1983) gefunden hat, das nun
auch für Rom in doppelter Weise interessant, ja zielführend werden könnte.
Die
Würzburger Synode bat 1975 in einem bist zum heutigen Tag nicht beantworteten
Votum im Beschluss "Räte und Verbände" den Papst:
"a)
den Bistümern […] das Recht zu geben, in jedem Jahrzehnt eine gemeinsame
Synode durchzuführen; b)
ein entsprechendes Statut, das unter Wahrung aller im Statut der Gemeinsamen
Synode festgelegten Grundsätze die für weitere gemeinsame Synoden erforderlichen
Regelungen zu treffen und von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Bitte um
Genehmigung vorgelegt wird, zu approbieren bzw. in Kraft zu setzen; c)
die Bischöfe unserer Diözesen rechtzeitig zu ermächtigen, die für die
Durchführung der nächsten gemeinsamen Synode erforderlichen Maßnahmen gemeinsam
vorzubereiten und für ihre Diözesen anzuordnen." (Beschluss: Räte und Verbände, Teil IV, 2)
Die Veröffentlichung des
seit dem Frühjahr 2019 erwarteten Dokuments Praedicate evangelium, das die
alte Konstitution zur Kirchenverfassung Pastor Bonus von 1988 ablösen wird,
ist nunmehr für einen Termin vor Ostern dieses Jahres angekündigt. Sie wird
nach den bisherigen Ankündigungen den subsidiären Auftrag der Kurie in Rom,
aber darüber auch die Anteilnahme der Teilkirchen an der Lehrautorität der
Kirche herausarbeiten. Zu ebendieser Verantwortung gehören auch
Partikularkonzilien, die heute eine andere Zusammensetzung erfordern, als sie
der CIC als kirchliches Rechtsbuch Anfang der 1980er Jahre für notwendig hielt.
Und als Paradebeispiel zeitgemäßer Synodalität ist der „Synodale Weg“ – auch
wenn für ihn keine Rechtsnorm im CIC existiert – über alle inhaltlichen Eingaben für die Zukunft der Kirche hinweg bestes Beispiel für das, was Ziel der Bischofssynode 2022 sein soll:
eine Synodale Kirche, deren Verwirklichung ihrerseits nicht nur dasjenige ist,
was "Gott von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet", sondern auch die
Erfüllung desjenigen Auftrags, den das Konklave Papst Franziskus im Jahr 2013
mit der Aufgabe der Kurien- und Kirchenreform mitgegeben hat.
Bis
dahin ist freilich noch ein langer Weg. Und jenseits allen Optimismus' im Blick
auf den vor Augen stehenden Zukunftsweg in Deutschland und der Weltkirche, muss
schnellstmöglich alles getan werden, dass nicht aufgrund eines mangelhaften
Umgangs mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, der den Synodalen Weg
überhaupt erst ausgelöst hat, die Kirche in Deutschland schon auf dem Weg alle
Glaubwürdigkeit verloren hat und sich “eine Institution selbst zugrunde“ richtet. Auch und gerade hier gilt:
"Die Zeit
läuft uns weg!"