„Wenn Frauen sich in Kirche unwohl fühlen, haben wir versagt.“ – Zur Veröffentlichung des Instrumentum laboris zur zweiten Sitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode in Rom und allenthalben drängenden Reformerwartungen
Mit dem im Titel benannten Zitat äußerte sich Kardinal
Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Bischofssynode, in einem Interview drei Tage nach der Veröffentlichung
des Vorbereitungsdokumentes (Instrumentum laboris) der Weltsynode. Auch wenn „die theologische Reflexion“ über „die Zulassung
von Frauen zum diakonischen Dienst … nicht im Rahmen der Zweiten Sitzung
thematisiert werden“ soll, wie es in dem Vorbereitungsdokument ausdrücklich
heißt, ist doch das Instrumentum laboris durchzogen von vielen Vorschlägen zur stärkeren Einbeziehung von Frauen an
Entscheidungsprozessen und in Leitungsfunktionen der Kirche. Die Beratung über
alle Fragen rund um das Diakonat der Frau ist an eine Arbeitsgruppe unter der Federführung des Dikasteriums für die Glaubenslehre delegiert worden. Aber es ist aus
meiner Sicht davon auszugehen, dass spätestens über einen vorgesehenen Zwischenbericht
aus dieser Arbeitsgruppe Resonanzen aus dem Synodenplenum das Thema doch in
gewisser Weise wieder auf die Tagesordnung der Weltsynode setzen werden.
Sekretär der Bischofssynode Kardinal Maria Grech |
In ähnlicher Weise ist es zu erwarten, dass auch über das überraschender Weise in das Instrumentum laboris (vgl. IL Einleitung) – und nach Ausführung des Sekretärs der Bischofssynode Kardinal Mario Grech in der Pressekonferenz Pressekonferenz auch ausdrücklich im Rahmen der Beratungen der Bischofssynode – aufgenommene Thema der Polygamie, das von Seiten des Verbands der afrikanischen Bischofskonferenzen (SECAM) nach der Behandlung in der ersten Sitzungsperiode der Bischofssynode in einer Arbeitsgruppe der Konferenz vorbereitet wird, auch themenübergreifend den kulturverschiedenen Umgang mit Fragen im Themenfeld der Sexualität einbringen wird. Ich gehe davon aus, dass schon die Weise der Befassung im synodalen Prozess bereits Hinweise auf die zukünftigen Verantwortungsebenen in einer synodalen Kirche geben wird. Ähnliches erwarte ich auch hinsichtlich der in einer Arbeitsgruppe beratenen Bedingungen der Ausbildungsordnung zum Zugang zum Priesterberuf eine ebenfalls mehr auf die ortskirchliche Ebene verweisende Argumentation. Streng genommen hatte Papst Franziskus mit der Annahme des Synodenabschlussdokuments bei der Amazonassynode am 27.10.2019 nach Episcopalis communio (Art. 18 § 1) ja bereits die Möglichkeit der Weihe von „viri probati“ (erfahrenen, verheirateten Männern) zum Teil des Ordentlichen Lehramts erklärt, auch wenn er selbst in seinem Nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia darauf keinen ausdrücklichen Bezug genommen hat. Jetzt könnten die Vorschläge in den Beratungen der Generalversammlung der Bischofssynode ad hoc wieder aufgerufen bzw. zitiert werden.
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Dr. Irme Stetter-Karp und Bischof Dr. Georg Bätzing |
Die ersten Stellungnahmen von Vertreter:innen der Kirche in Deutschland waren am Tag der Veröffentlichung des Instrumentum laboris deshalb auch optimistisch, „dass die Kirche in Bewegung ist“, wie es die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp ausdrückte.
„Das Instrumentum laboris für Oktober gibt zwei zentrale Signale: Die Kirche will sich tiefgreifend verändern, sie will synodal werden. Und sie ringt in diesem Prozess mit der Transformation ihrer Tradition.“ (ZdK 9.7.2024)
Die
Einschätzung, dass „das Dokument inhaltlich für eine gute Grundlage für die
anstehenden Beratungen“ gehalten werden kann, teilt auch der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Wie Irme Stetter-Karp mahnt
er aber auch konkrete Reformschritte an und zitiert in einem DBK-Statement hierzu
aus der Nr. 71 des Instrumentum laboris:
„Ohne konkrete Veränderungen wird die Vision einer synodalen Kirche nicht glaubwürdig sein, und dies wird jene Mitglieder des Gottesvolkes entfremden, die aus dem synodalen Weg Kraft und Hoffnung geschöpft haben.“ (Nr. 71)
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