„Die
bei weitem beste und offenste Synode, die ich erlebt habe.“
(Kardinal
Christoph Schönborn)
Dass die Synodalen mit
den Gästen, Beratern und brüderlichen Delegierten in einem sehr
guten „Klima der Synodalität“ (Kardinal Martínez Sistach) in
den Plenarphasen, aber besonders intensiv in den Kleingruppen
zusammengearbeitet hätten, war heute die einmütige Botschaft der
zur Pressekonferenz eingeladenen Gäste in Bezug auf den Abschluss
der 'Circoli minori' zum III. Teil des Instrumentum laboris. Neben
Kardinal Sistach, dem Erzbischof von Barcelona, bestätigte auch der
ebenfalls bereits von der III. Außerordentlichen Bischofssynode
bekannte Erzbischof von Durban (Südafrika), Kardinal Wilfried Fox Napier, die sehr
gute Arbeitsatmosphäre: Nachdem Papst Franziskus zu Beginn der
ersten Synodenwoche seine letzten Bedenken an einem transparenten
Arbeiten der Synode eindrucksvoll ausgeräumt hatte, ist der – zusammen
mit den ebenfalls in den Pressebriefings der vergangenen Wochen
bereits erlebten Kardinälen Vingt-Trois, Tagle und
Assis – Präsident der Synode nun voll des Lobes:
Bild : Kardinal Christoph Schönborn, Moderator des 'Circulus Germanicus'
„The
new Synod procedure is a great help because it leaves plenty of time
for reflection in the language groups. It gives us the chance to
exchange views with people from different parts of the world, as well
as lay auditors and fraternal delegates”. (Vatican Insider 20.10.2015)
„Die
neue Synoden-Prozedur ist eine große Hilfe, weil sie viel Zeit für
die Refelxion in den Sprachgruppen lässt. Sie gibt uns eine Chance
zum Gedankenaustausch mit Menschen von unterschiedlichen Teilen der
Welt, ebenso mit Laien-Hörern und den brüderlichen Delegierten.“ (eigene Übersetzung)
Wenn
die Synode bereits vor ihrem Ende – und beinahe von allen Gästen
der Pressekonferenzen - aufgrund der neuen
Kleingruppen-Arbeitsstruktur gelobt wird, wird ihr möglicher Erfolg
sicherlich am meisten der hier geleisteten Text-, Moderations-,
Übersetzungs- und vor allen Dingen Beziehungsarbeit unter- und
miteinander zu verdanken sein. Einer der in den Kleingruppen
gewählten Moderatoren war in der deutschen Sprachgruppe der
Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, für den diese
Bischofsversammlung „die bei weitem beste und offenste Synode gewesen ist“, die
er bislang erlebt habe. (Kathpress 19.10.2015) Dazu hat er selbst bereits eine Menge
beigetragen durch seine theologische Weite und Tiefe in der Rede beim Festakt des Synoden-Jubiläums am vergangenen Samstag, aber auch schon
vorher im Synodenplenum der ersten Arbeitswoche, in der er seine
integrierende Kraft unter Beweis stellte, wie es Abtpräses
Jeremias Schröder in seinem Synodenblog am 12.10. 2015 beschrieb:
„Segensreich
sind da Männer wie Kardinal Schönborn, der es schafft, eine
kontroverse Äußerung aufzugreifen und zu würdigen, und dann so zu
wenden, dass die ganze Synode dahinterstehen kann. Zum Ende der
Synode hin wird das hoffentlich noch öfter gelingen, auch bei den
ganz großen Fragen.“
Und
mit Sicherheit ist auch und gerade ihm der erfolgreiche Verlauf der
mit Spannung verfolgten deutschen Sprachgruppe zu verdanken, dessen
einfühlsame und kluge Moderation auch in dem mir gestern Abend
zugesandten Bericht unseres aus Deutschland in Rom teilnehmenden
Ehepaares Petra und Aloys Buch erwähnt wird.
„Was
ist nicht alles vermutet, behauptet, erwartet worden von der einzigen
deutschsprachigen Gruppe unter den ‚Circoli minori‘ der
‚Familien-Synode‘. Aber dann kam manches ganz anders: der
englische Kardinal Vincent Nichols war nicht der Einzige, den Dichte
und Tiefgründigkeit der ersten Arbeitsergebnisse ‚der Deutschen‘
überzeugt haben. Aber
das eigentlich Überraschende war etwas anderes. Zu Beginn hatte der
Moderator die Frage, ob auch die ‚Auditoren‘ aktiv beitragen
sollten, mit einer ausdrücklichen Einladung zur Mitwirkung
beantwortet. Je mehr es dann ‚zur Sache‘ ging, umso intensiver
wurden alle Zirkel-Teilnehmer ‚Hörer‘. Die gemeinsame Suche nach
Klärungen und treffenden Formulierungen erforderte präzises
Sprechen, sie verlangt vor allem genaues Hinhören auf
Einschätzungen, Voten und Argumente. Was
man aus Trockenübungen zur Problemlösung in Familien, Verbänden
und Unternehmen kennt, wurde hier von Synodenvätern, Experten und
Auditoren aus sechs Ländern im Mühen um eine gemeinsame Sprache
praktiziert. Zentral waren nicht unterschiedliche
Verantwortlichkeiten und Funktionen, sondern das Miteinander in
ernstem und respektvollem Dialog. Das sorgsame Hinhören war wohl das
eigentliche Geheimnis für das Beratungsergebnis. Eine wunderbare
Erfahrung für alle, die dies miterlebt haben.“
Auch
Bischof Bode äußerte sich heute kurz vor Abschluss der letzten
Kleingruppenphase in einem Interview. Auf die Frage – nach der
großen Anerkennung auf den einstimmigen Bericht der
deutschsprachigen Arbeitsgruppe zum II. Teil des Instrumentum laboris
–, ob der deutsche 'Circulus Minor' mit seinen theologischen
Schwergewichten, u.a. neben Kardinal Schönborn, Kardinal Walter
Kasper, Kardinal Kurt Koch, Kardinal Reinhard Marx auch der Glaubenspräfekt Kardinal
Gerhard Ludwig Müller, aufgrund des vorausgegangenen, theologisch
ausgefeilten Zwischenberichts bei dieser Synode womöglich den
Ausschlag geben könnte, sagte er:
„Diese
Erwartung wurde von außen geschürt wegen der wissenschaftlichen
Qualität vieler ihrer Mitglieder und der Unterschiedlichkeit der
Positionen. Ich hoffe, dass unser Ringen um Begriffe und den
richtigen Weg für viele eine Hilfe sein kann, die sich über einige
Punkte noch nicht im Klaren sind. Wenn eine Gruppe mit so
verschiedenen Ansichten wie die deutschsprachige in ihren Texten zu
einmütigen Ergebnissen kommt, kann sich das womöglich auf die ganze
Synode übertragen.“ (domradio 20.10.2015)
Davon
ist auch das Ehepaar Buch überzeugt:
„Papst
Franziskus hat anlässlich des Rückblicks auf 50 Jahre seit
Einrichtung der heutigen Form von Bischofssynoden vom ‚synodalen
Weg der Kirche‘ gesprochen. Welche Chancen diese beinhaltet, aber
auch welche Anstrengungen dies erfordert, wird bei dieser Synode
nicht nur in der großen Aula deutlich – dafür bietet in diesen
Tagen der konzentrierte, hinhörende Dialog im deutschsprachigen
‚kleinen Zirkel‘ ein besonders eindrucksvolles und mutmachendes
Beispiel."
Papst
Franziskus machte zu Beginn des Tages ebenfalls allen Mut. Und ich
zitiere ihn in Verbindung mit einer persönlichen
Erinnerung an Kardinal Schönborn, dem ich im WS 89/90 in Fribourg
den mein Leben prägenden Hinweis verdanke, dass der zentrale Begriff
der Erlösungslehre bei Thomas von Aquin 'Freundschaft' sei. Und
genau dieser Gedanke war heute auch Thema in der morgendlichen Predigt von Papst
Franziskus im Gästehaus St. Martha, in der das Motiv
der diese Synode prägenden, barmherzigen und zärtlichen Liebe auch
über den zitierten Absatz hinaus anklingt:
"Unsere
Rettung", erklärte Papst Franziskus, "liegt in dieser Freundschaft zwischen uns und
Gott." Und er fährt fort:
“Come
dà Dio, in questo caso l’amicizia, la salvezza tutta nostra? Dà
come dice che darà a noi quando facciamo un’opera buona: ci darà
una misura buona, pigiata, colma, traboccante… Ma questo fa pensare
all’abbondanza e questa parola, ‘abbondanza’, in questo
brano viene ripetuta tre volte. Dio dà nell’abbondanza fino al
punto di dire, Paolo, come il riassunto finale: ‘Dove abbondò il
peccato sovrabbondò la grazia’. Sovrabbonda, tutto. E questo è
l’amore di Dio: senza misura. Tutto se stesso”. (Radio Vatikan vom 20.10.2015)
„Wie
schenkt uns Gott seine Freundschaft, sein
Heil an uns alle? Er gibt sie uns, wenn wir
eine gute Tat tun. Er gibt sie uns im vollen Maße, bis zum Rand,
überbordend. Das lässt uns an Überfluss denken – und das Wort
Überfluss wird dreimal in der Lesung wiederholt. Gott gibt im
Überfluss bis zu dem Punkt, von dem Paulus schreibt. Und wo die
Sünde übermächtig wurde, war die Gnade immer größer. Sie
durchwirkt alles. So ist die Liebe Gottes: ohne Maß. So wie es ihr eigen ist." (eigene Übersetzung)