"Vielleicht werden wir in zehn Jahren sagen: Wir waren dabei!"
Dass
Deutsch keine der offiziellen Synodensprachen ist, merkte
jeder Beobachter auf, der sich über die vergangenen zwei Wochen mit
dem Verlauf der III. Außerordentlichen Bischofssynode in Rom
auseinandersetzte. Erst eine der letzten Pressekonferenzen ließ mit dem
Vorsitzenden
der Deutschen Bischofskonferenz und Präsidenten
der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen
Gemeinschaft, Reinhard Kardinal Marx, auch deutsche O-Töne hören,
die mit den Aussagen des Vorsitzenden der Französischen
Bischofskonferenz und Erzbischof von Marseille, Georges Pontier, zu
einem Rück- und Ausblick wurden.
(© HolySeePress; Reinhard Kardinal Marx)
Blog zur III. Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom 5. bis 19. Oktober 2014 und der XIV. Ordentlichen Bischofssynode vom 4. bis 25. Oktober 2015 und der XV. Bischofssynode vom 3. bis 28. Oktober 2018 mit aktuellen Beiträgen zur Amazonassynode vom 6. bis 27.10.2019 und dem Synodalen Weg in Deutschland bis zur XVI. Bischofssynode über die Synodalität 2021 - 2024
Freitag, 17. Oktober 2014
Donnerstag, 16. Oktober 2014
Accompagnare
– Accoglienza – un regard positif: oder hermeneutische Schlüssel der relatio sinodi
(© HolySeePress; Fr. Lombardi, Kardinal Schönborn)
Es war der Tag der Zusammenfassungen der Arbeitsgruppen, die zunächst im Synodenplenum vorgetragen und nachfolgend veröffentlicht wurden. Einem der Moderatoren eines 'Circulus Gallicus' – einer francophonen Kleingruppe -, dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn, fiel es in der heutigen Pressekonferenz zu, den Stand des synodalen Geschehens ins Wort zu bringen. Als Mitglied des vorbereitenden Synodenrates berichtet er, wie sehr es Papst Franziskus schon zu Beginn der Synodenplanungen ein Anliegen gewesen sei, sich der Bedeutung und der Herausforderung der Familie zuzuwenden und zu einem gemeinsamen synodalen Weg über mehrere Etappen einzuladen. Eines der von Papst Franziskus immer wieder gebrauchten Schlüsselwörter sei 'Accompagnare', das Kardinal Schönborn in verschiedensten Formulierungen immer wieder zitierte. Dazu gehörten die Begleitung der Familie in der Betonung ihrer Bedeutung und Schönheit für jede einzelne Person wie für die Gesellschaft insgesamt, die Unterstützung in ihren Gefährdungen, aber auch die Aufgabe für die Kirche, ihre gefasste Lehre mit der Botschaft der Barmherzigkeit immer wieder neu zu verbinden.
(© HolySeePress; Fr. Lombardi, Kardinal Schönborn)
Es war der Tag der Zusammenfassungen der Arbeitsgruppen, die zunächst im Synodenplenum vorgetragen und nachfolgend veröffentlicht wurden. Einem der Moderatoren eines 'Circulus Gallicus' – einer francophonen Kleingruppe -, dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn, fiel es in der heutigen Pressekonferenz zu, den Stand des synodalen Geschehens ins Wort zu bringen. Als Mitglied des vorbereitenden Synodenrates berichtet er, wie sehr es Papst Franziskus schon zu Beginn der Synodenplanungen ein Anliegen gewesen sei, sich der Bedeutung und der Herausforderung der Familie zuzuwenden und zu einem gemeinsamen synodalen Weg über mehrere Etappen einzuladen. Eines der von Papst Franziskus immer wieder gebrauchten Schlüsselwörter sei 'Accompagnare', das Kardinal Schönborn in verschiedensten Formulierungen immer wieder zitierte. Dazu gehörten die Begleitung der Familie in der Betonung ihrer Bedeutung und Schönheit für jede einzelne Person wie für die Gesellschaft insgesamt, die Unterstützung in ihren Gefährdungen, aber auch die Aufgabe für die Kirche, ihre gefasste Lehre mit der Botschaft der Barmherzigkeit immer wieder neu zu verbinden.
Mittwoch, 15. Oktober 2014
Die Konzentration in diesen Tagen ist fast mit Händen zu greifen...
Als
wenn sich der Pressesturm von gestern über Nacht gelegt habe,
vermittelten die heute zur Pressekonferenz geladenen Moderatoren
zweier Kleingruppen, der Erzbischof von Barcelona, Kardinal
Lluís Martínez Sistach, und Erzbischof von
Louisville, Joseph
Edward Kurtz, sowie
der als Relator einer italienischen Sprachgruppe die Ergebnisse
zusammenfassende Präsident
des Päpstlichen Rates zur Neuevangelisierung, Erzbischof
Rino Fisichella, den Eindruck, dass der von Pressesprecher Lorenzo
Lombardi noch einmal als solcher titulierte
'Cammino sinodali' in guter Gemeinschaft und konzentrierter
Auseinandersetzung voranschreitet.
(Kardinal Sistach, Pressesprecher Fr. Lombardi)Dienstag, 14. Oktober 2014
Großes
Interesse an Weltbischofssynode im Netz
Die Überschrift ist einer schon einen Tag alten Pressenotiz des Vatikanischen Presseamtes entnommen: Per Twitter verbreitete Links zu Dokumenten und Berichten über das Bischofstreffen seien 1,7 Millionen mal angeklickt worden. Und dem Twitter-Dienst des vatikanische Presseamts selbst folgten mittlerweile knapp 11.000 Nutzer. Wie am Sonntag vor Synodenbeginn gesagt, gehört auch dies zu einer neuen transparenten Kommunikationsstrategie des Vatikans während der Bischofssynode: Die Verfahren, die Öffentlichkeitsarbeit und die Weise der Ergebnisdokumentation ist verändert, transparenter und dynamisiert, so dass jeder interessierte Beobachter sehr nah das Geschehen verfolgen, sich direkt einbezogen fühlen kann. Eine Kirche, die sich transparent gibt und beinahe 'in Echtzeit' allen aufmerksamen Beobachtern alle Einblicke gewährt, um sich ein Bild zu machen von dem 'work in progress' einer Kirche im Aufbruch.
Die Überschrift ist einer schon einen Tag alten Pressenotiz des Vatikanischen Presseamtes entnommen: Per Twitter verbreitete Links zu Dokumenten und Berichten über das Bischofstreffen seien 1,7 Millionen mal angeklickt worden. Und dem Twitter-Dienst des vatikanische Presseamts selbst folgten mittlerweile knapp 11.000 Nutzer. Wie am Sonntag vor Synodenbeginn gesagt, gehört auch dies zu einer neuen transparenten Kommunikationsstrategie des Vatikans während der Bischofssynode: Die Verfahren, die Öffentlichkeitsarbeit und die Weise der Ergebnisdokumentation ist verändert, transparenter und dynamisiert, so dass jeder interessierte Beobachter sehr nah das Geschehen verfolgen, sich direkt einbezogen fühlen kann. Eine Kirche, die sich transparent gibt und beinahe 'in Echtzeit' allen aufmerksamen Beobachtern alle Einblicke gewährt, um sich ein Bild zu machen von dem 'work in progress' einer Kirche im Aufbruch.
(Kardinal Napier, Pressesprecher Fr. Lombardi, Kardinal Filoni)
Montag, 13. Oktober 2014
Der
Geist des 2. Vatikanischen Konzils, der Geist von 'Gaudium et spes'
So
lauteten O-Töne und Eindrücke von Synodenteilnehmern,
die vom Sekretär, Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto (Italien),
und Synodenpräsident Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila (Philippinen)
auf der heutigen Pressekonferenz zitiert wurden. Sie bezogen sich auf die
von
Kardinal Peter Erdö am
heutigen
frühen
Vormittag in 52 Minuten vorgetragene 'Zusammenfassung nach den Diskussionen' der ersten Synodenwoche. Als 'pastorales
Erdbeben'
wurde sie in reißerischen Überschriften schnell medial kommuniziert. Dabei
konnte diese für heute mit Spannung erwartete 'relatio post disceptationem' eigentlich nur dann überraschen, wenn man die
täglichen Pressekonferenzen der ersten Synodenwoche nicht
mit verfolgt hat, da sich alle Gedanken über die Tage verstreut – aber wie an einer Perlenkette gereiht – schon
genauso wiederfinden; und auch
in
diesem Blog-Kommentar aufgemerkt wurden.
(Pressekonferenz mit Erzbischof Forte, Kardinal Tagle, Kardinal Erdö)
Sonntag, 12. Oktober 2014
Die Güte Gottes hat keine Grenzen und schließt niemanden aus...
Sowohl die Predigt der Sonntagsmesse im Petersdom im Gedenken an die Heiligsprechung zweier Kanadischer Missionare als auch die Ansprache zum Angelus am Mittag widmete Papst Franziskus der Auslegung des Evangeliums des heutigen 28. Sonntags im Jahreskreis aus dem Matthäusevangelium Kap. 22, 1-14. Aus der mittäglichen Ansprache möchte ich eine bewegende Passage herausheben, in der Papst Franziskus meines Erachtens auch die gestern angesprochene Zielrichtung dieser Bischofssynode pointiert und die Einladung an die Welt zum Gastmahl des Herrn ausspricht:
(© Robert Boecker)
Sowohl die Predigt der Sonntagsmesse im Petersdom im Gedenken an die Heiligsprechung zweier Kanadischer Missionare als auch die Ansprache zum Angelus am Mittag widmete Papst Franziskus der Auslegung des Evangeliums des heutigen 28. Sonntags im Jahreskreis aus dem Matthäusevangelium Kap. 22, 1-14. Aus der mittäglichen Ansprache möchte ich eine bewegende Passage herausheben, in der Papst Franziskus meines Erachtens auch die gestern angesprochene Zielrichtung dieser Bischofssynode pointiert und die Einladung an die Welt zum Gastmahl des Herrn ausspricht:
(© Robert Boecker)
Samstag, 11. Oktober 2014
Diesen Satz sagte mir gestern unsere Berliner Auditrix Ute Eberl, die ebenfalls am Freitag ihre deutsche Stimme in die Synodenaula in Anwesenheit des Papstes einbrachte. Wie sehr dieser Satz für die katholische Kirche stimmt und – im wahrsten Sinn – 'in guter Tradition' steht, wurde heute auf der Pressekonferenz deutlich:
Freitag, 10. Oktober 2014
Endlich Synodengeflüster: "Eine
Synode, die die Fenster öffnet!"
Mit diesem Zitat verband der
honduranische Kardinal
Óscar Rodríguez Maradiaga,
der als Vertreter Mittelamerikas den von
Papst Franziskus zur Kurienreform einberufenen Kardinalsrat
koordiniert, am Ende des fünften Synodentags die Erinnerung
an dieselben Worte Papst Johannes XXIII. zu Beginn des Zweiten
Vatikanischen Konzils. Wie dieses sei diese Bischofssynode „eine Synode der Hoffnung, des Glaubens und insbesondere für die pastoralen Haltungen, die notwendiger denn je sind.“ In gleicher Weise äußerten sich der Leiter der deutschsprachigen Abteilung bei Radio Vatikan, P. Bernd Hagenkord, und der Sprecher der Synode, Fr. Thomas Rosica: Eine „Atmosphäre der Freiheit“ sei zu spüren
und der „Leidenschaft, die die Kirche brauche". Ein Resümee,
derer sich viele ergänzen ließen am Ende einer Woche, die mit über
180 Statements und 80 freien Debattenbeiträgen so ziemlich alle
Themen und heißen Eisen angepackt hat, die sich hinter dem
Synodentitel der 'Pastoralen Herausforderungen der Familien im
Kontext der Evangelisierung' verbergen.
Donnerstag, 9. Oktober 2014
Dass
Papst Franziskus den Friedensnobelpreis
verdiente....
Papst Franziskus hätte den Friedensnobelpreis auch verdient gehabt. Frieden hat nach alter Lehre die Eigenschaft Gemeinschaft zu bewirken: Gemeinschaft durch Ausgleich verschiedener Interessen, aber vor allem durch eine Einung vermittelnde Haltung, die in der Liebe gründet und sie ausdrückt. (vgl. STh II-II 29)
Und diese bestmögliche Einung zu einem Frieden von und in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit auf Erden wird – auf allen Seiten – in der Person von Papst Franziskus gesehen. Dass diese Frage "gestellt und offen ist" – und zu einem 'synodalen Prozess' in den nächsten 12 Monaten einlädt, "ist schon ein gutes Ergebnis“, ist ein außerordentliches Ergebnis einer außerordentlichen Bischofssynode, für das allein schon Papst Franziskus den Friedensnobelpreis verdient gehabt hätte.
Papst Franziskus hätte den Friedensnobelpreis auch verdient gehabt. Frieden hat nach alter Lehre die Eigenschaft Gemeinschaft zu bewirken: Gemeinschaft durch Ausgleich verschiedener Interessen, aber vor allem durch eine Einung vermittelnde Haltung, die in der Liebe gründet und sie ausdrückt. (vgl. STh II-II 29)
(Bild: Papst)
Wer auf das Pressebulletin der Papst Franziskus betreffenden Termine schaut, findet die auf Ausgleich und Einung zielenden Aspekte auf allen Ebenen selbst in dieser Synodenwoche: Im vermittelnden Gespräch mit Verantwortlichen verschiedener Krisenregionen (und ich erinnere nah das Friedensgebet am Pfingstsonntag diesen Jahres in Folge der Nahostreise oder in der Syrienkrise des letzten Jahres, das ich selbst auf dem Petersplatz erlebte), in dem leidenschaftlichen Appell für die Einung der getrennten christlichen Kirchen wie auf der Generalaudienz am Mittwoch (und lässt mich gerade an das bewegende Grußvideo von Papst Franziskus an die American Pentecostal Conference denken) und in dem ausgleichenden Zulassen und Fördern der engagierten Suche nach den Wegen der Kirche angesichts der heutigen 'Pastoralen Herausforderungen der Familie'. Für alle diese auf Eintracht und Einvernehmen zielenden Felder braucht es – wie oben gesagt – einer einenden Friedenskraft, die bei Franziskus in der Botschaft von der barmherzigen, den Menschen bedingungslos suchenden Liebe Gottes besteht, die auch den Armen, Unterdrückten und mundtot Gemachten eine Stimme verleiht.
Wer auf das Pressebulletin der Papst Franziskus betreffenden Termine schaut, findet die auf Ausgleich und Einung zielenden Aspekte auf allen Ebenen selbst in dieser Synodenwoche: Im vermittelnden Gespräch mit Verantwortlichen verschiedener Krisenregionen (und ich erinnere nah das Friedensgebet am Pfingstsonntag diesen Jahres in Folge der Nahostreise oder in der Syrienkrise des letzten Jahres, das ich selbst auf dem Petersplatz erlebte), in dem leidenschaftlichen Appell für die Einung der getrennten christlichen Kirchen wie auf der Generalaudienz am Mittwoch (und lässt mich gerade an das bewegende Grußvideo von Papst Franziskus an die American Pentecostal Conference denken) und in dem ausgleichenden Zulassen und Fördern der engagierten Suche nach den Wegen der Kirche angesichts der heutigen 'Pastoralen Herausforderungen der Familie'. Für alle diese auf Eintracht und Einvernehmen zielenden Felder braucht es – wie oben gesagt – einer einenden Friedenskraft, die bei Franziskus in der Botschaft von der barmherzigen, den Menschen bedingungslos suchenden Liebe Gottes besteht, die auch den Armen, Unterdrückten und mundtot Gemachten eine Stimme verleiht.
Diese Gedanken mit
Rückblick auf den vierten Synodentag zu schreiben, an dem die
hochsensiblen Themen von Ehe und Familie in schwierigen
Lebenssituationen und der Fragen von (Homo)Sexualität bis hin zur
Empfängnisregelung anstanden (auch wenn die Tagesordnung etwas im
Verzug ist) macht schon deshalb Sinn, weil nichts von einem 'Krieg
der Theologen' mehr wahrzunehmen und alles einer konstruktiven
Atmosphäre gewichen ist, in der unter den Synodalen „kontrovers debattiert, ohne Polemik und respektvoll, aber durchaus klar und deutlich“ miteinander gesprochen wird. Die zum Teil
konträren bis sich widersprechende Positionen sind in den Austausch
gebracht, für den man – um den Wortsinn der Synode zu bemühen –
unbedingt ''zusammenkommen' und frei sprechen muss (und nicht nur
vorbereitete Redetexte zur Kenntnis gibt). Um das – wie sich zeigte
weltweit unter den Nägeln brennende – Thema der Zulassung zu den
Sakramenten unter einigen anderen hervorzuheben:
"Es habe [hierzu] in der Debatte zwei Linien gegeben, erläuterte Lombardi vor Journalisten. Die eine habe mit großem Nachdruck darauf hingewiesen, dass "mit Rücksicht auf die Lehre und in Treue zum Wort Gottes" eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion nicht möglich sei. Eine andere Linie habe - "ohne die Unauflöslichkeit der Ehe" infrage zu stellen - dafür plädiert, mit Barmherzigkeit und unter Berücksichtigung des konkreten Einzelfalls vorzugehen." (Ebd.)Und dennoch sind viele Änderungen schon deutlich herauszulesen und zu hören, die vielleicht in der Fixierung auf eine in dieser vorbereitenden Synode gar nicht endgültig zu klären anstehende Frage nicht richtig aufgemerkt werden. Etwa, dass der Begriff der 'irregulären Beziehungen' an dem sich bei der Kölner Umfrage beinahe alle Befragten gestoßen haben, zwar noch im 'Instrumentum laboris' aufgeführt wird, aber in der noch nicht endgültigen, aber doch einzigen Zusammenfassung des entsprechenden Nachmittags jetzt fehlt. Statt dessen wird – anders ich in meinem Beitrag vom 4.10.2014 als geltende Lehrmeinung beschrieben habe – , darauf Wert gelegt, dass es im Blick auf wiederverheiratet Geschiedene „wichtig ist, mit höchster Aufmerksamkeit zu vermeiden, kein moralisches Urteil oder von einem 'Verharren in einer Sünde' zu sprechen...“ (priv. Übersetzung). Die neue Sprache, die mehr ist als nur ein Ton, macht die Musik, ja lässt eine völlige Neukomposition erahnen, die sich nicht einfach an einem Nachmittag schreiben, komponieren oder auch schon konzertieren könnte.
Ein
weiteres Beispiel für eine
veränderte Sicht auf die Sexualität – ohne der gestern auf durch
die
vorgenannten Themen etwas in Verzug geratenen Diskussion und
Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Themen Empfängnisregelung
(über das Einführungsreferat des Pariser Kardinals Vingt-Trois hinaus) vorweg zu greifen –
kann gelten, dass der
Begriff
Sexualität
es schon unter die 'Top 5' der ersten Synodentage gebracht hat, wie
das folgende Video über die fünf Hauptthemen zeigt.
Das mag dem
zu
nahe im Geschehen wie dem außen Stehenden
nicht so auffallen.
Wenn man aber weiß und
auf sich wirken lässt,
dass der Begriff 'Sexualität' als
solcher bislang
in
den kirchlichen Lehrschreiben fehlt – weder in der Pastoralkonstitution 'Gaudium et spes' noch in der doch das Thema wie
keine zweite umkreisenden
Enzyklika 'Humanae vitae' –, lässt dies doch auch hier eine neue Seite erkennen.
Und
was mit
der am Dienstag angesprochenen 'Spiritualität der Sexualität' gemeint
sein könnte, brachte das australische Ehepaar für die
Konzilsaula ins Schwingen und
möge über
den
kurzen 'Spirituellen Moment' auf der Homepage 'Familienspiritualitaet.de' kurz anklingen.
Was
sich darin zeigt, was
auf dieser Synode passiert ist, sagte
in der heutigen Pressekonferenz der Synode Erzbischof Durocher, „dass
wir einen mehr induktiven Weg der Reflexion wählen, beginnend bei
den realen Situationen und darin entdeckend, dass in der gelebten
Erfahrung auch schon eine theologische Quelle wahrnehmbar ist, ein
Ort theologischer Reflexion.“ (Pressekonferenz vom 9.10.14, priv. Übersetzung)
Nicht ein Kampf
zwischen den Menschen und Prinzipien, sagte er, sondern, dass die
Bischöfe vielmehr lehren die Erfordernisse von Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit enger zueinander zu bringen in Bezug auf die 'im
Himmel geschlossene Ehe'. Und
mit einem feinen Wortspiel sprach der Vorsitzende der Kanadischen Bischofskonferenz "von einer Hochzeit von
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die in Gott vollkommen ist, aber
für uns hart zu erreichen ist, sosehr wir danach streben müssen.“ (Ebd.)
"A marriage of justice and mercy - God is perfectly just and perfectly merciful, it's just hard for us to do the same, but we must strive to do that." (Ebd.)
Und diese bestmögliche Einung zu einem Frieden von und in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit auf Erden wird – auf allen Seiten – in der Person von Papst Franziskus gesehen. Dass diese Frage "gestellt und offen ist" – und zu einem 'synodalen Prozess' in den nächsten 12 Monaten einlädt, "ist schon ein gutes Ergebnis“, ist ein außerordentliches Ergebnis einer außerordentlichen Bischofssynode, für das allein schon Papst Franziskus den Friedensnobelpreis verdient gehabt hätte.
Mittwoch, 8. Oktober 2014
'Hinhorchen',
'Hinschauen', die ' Kunst der Begleitung' und die 'Medizin der
Barmherzigkeit'
"Wir brauchen einen wertschätzenden Umgang mit Situationen, die nicht der vollen Realität der sakramentalen christlichen Ehe entsprechen", sagte der Kardinal Schönborn der Wiener Zeitung bereits am 29.9.2014 – und ebenso, dass er diesen Gedanken in seinem Redebeitrag bei der Synode hervorheben und im Zusammenhang des Umgangs mit Situationen des Scheiterns thematisieren werde.
(Bild Synodenaula )
Auch ohne mich auf den Blog zur Familiensynode vorzubereiten, hätte ich diese Nachricht des Wiener Kardinals wahrscheinlich aufgemerkt, schon weil er mich während meiner theologischen Freisemester in Fribourg als damaliger Professor für Dogmatik in seinem weißen Dominikanerhabit auf eben die Fragestellung hingewiesen hat, die seiner Meinung nach im Mittelpunkt der Summa Theologiae des Thomas von Aquin steht und mein Leben seitdem geprägt hat: der Freundschaftsgedanke.
Bereits
in der mittäglichen Pressekonferenz deutete der Pressesprecher Fr.
Thomas Rosaci in seiner Zusammenfassung die Hauptpunkte der zuvor
geführten Debatte am Mittwoch an. Gekennzeichnet sei die Diskussion
durch eine größere Wertschätzung biblischer Sprache gegenüber
naturrechtlichem Denken gewesen und bezog sich insbesondere auf eine 'language of mercy' und die durch einige Beiträge ins Wort
gebrachte Rede zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils von Papst Johannes XXIII. In der 'Medizin der Barmherzigkeit' ('medicine of mercy') werde das
Heilmittel nicht nur als 'springboard' für die Wertschätzung
nichtehelicher Lebensgemeinschaften, sondern auch für den Einbezug
wiederverheiratet Geschiedener in die Gemeinschaft und Kommunion der
Kirche wie auch für die Evangelisierung der Welt gesehen.
"Wir brauchen einen wertschätzenden Umgang mit Situationen, die nicht der vollen Realität der sakramentalen christlichen Ehe entsprechen", sagte der Kardinal Schönborn der Wiener Zeitung bereits am 29.9.2014 – und ebenso, dass er diesen Gedanken in seinem Redebeitrag bei der Synode hervorheben und im Zusammenhang des Umgangs mit Situationen des Scheiterns thematisieren werde.
Auch ohne mich auf den Blog zur Familiensynode vorzubereiten, hätte ich diese Nachricht des Wiener Kardinals wahrscheinlich aufgemerkt, schon weil er mich während meiner theologischen Freisemester in Fribourg als damaliger Professor für Dogmatik in seinem weißen Dominikanerhabit auf eben die Fragestellung hingewiesen hat, die seiner Meinung nach im Mittelpunkt der Summa Theologiae des Thomas von Aquin steht und mein Leben seitdem geprägt hat: der Freundschaftsgedanke.
Er
gehört dem die Familiensynode vorbereitenden Synodenrat an, hat als
Redaktionssekretär an dem im Jahr 1993 erschienenen Weltkatechismus
mitgewirkt und kennzeichnete seine Devise in Hinblick auf diese
Bischofssynode mit den Worten „Hinschauen“ und durch „ein
bisher in dieser Form nicht übliches „Hinhorchen“. (Wiener Zeitung vom am 29.9.2014).
Kardinal Schönborn war es auch heute in einem Interview gegenüber
Radio Vatikan, der nach seinen bis dato zwei Redebeiträgen auf der
Synode das 'Prinzip der Gradualität' ausführte und dabei auch ein
Stück weit mehr Einblick in das Denken von Papst Franziskus gab:
„Papst Franziskus hat uns erst bei dem Besuch der österreichischen Bischöfe im Jänner im Gespräch gefragt: ‚Wie ist das bei euch, ist das ähnlich wie in Argentinien, dass viele junge Menschen zuerst einmal zusammenleben?‘ [...] „Der Papst hat uns gesagt, dass wir diese Menschen begleiten müssen, Schritt für Schritt in diese Gradualität, damit sie entdecken, was die volle Gestalt des Sakramentes ist. Was die Ehe im Plan Gottes ist. Natürlich gibt es, Gott sei Dank, mehr und mehr junge Leute, die diesen Weg bereits in frühen Jahren durch den Glauben, vielleicht auch durch das Vorbild ihrer eigenen Familien entdecken, und ihn mit ganzem Herzen und mit ganzer Bereitschaft gehen. Viele andere lernen das erst allmählich kennen. Wichtig ist, dass wir sie begleiten - und das meint, so glaube ich, die Rede von der Gradualität, nicht des Gebotes Gottes, sondern der Erfüllung des Gebotes Gottes.“ (Artikel von Radio Vatikan vom 8.10.2014)
Die
'Kunst der Begleitung' war dann auch die Redewendung, die einer der
drei Synodenpräsidenten, der Erzbischof von Aparecida in Brasilien,
Kardinal Raymundo Assis zu Beginn der nachmittäglichen Beratung
über die 'pastoral schwierigen Situationen' ins Wort brachte und
sich dabei auf Papst Franziskus und sein Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ bezog:
„Die Kirche wird ihre Glieder – Priester, Ordensleute und Laien – in diese „Kunst der Begleitung” einführen müssen, damit alle stets lernen, vor dem heiligen Boden des anderen sich die Sandalen von den Füßen zu streifen (vgl. Ex 3,5). Wir müssen unserem Wandel den heilsamen Rhythmus der Zuwendung geben, mit einem achtungsvollen Blick voll des Mitleids, der aber zugleich heilt, befreit und zum Reifen im christlichen Leben ermuntert.“ (EG 169)Dass darin nicht nur ein westeuropäisches Thema berührt ist, brachte Kardinal Assis ins Wort, als er auf die wiederverheiratet Geschiedenen zu sprechen kam. Diese erleben „ihre Erfahrungen als tiefe Wunde in ihrem eigenen Menschsein, in ihrer Beziehung zu anderen und zu Gott“. Ein südafrikanisches Ehepaar wies außerdem auf folgende Situation hin: Durch den Ausschluss von den Sakramenten fühlen sie sich wegen ihrer vergangenen Beziehungen oder Fehler ständig neu für schuldig erklärt. (Vgl. press.vatican.va und dt. Übertragung von Radio Vatikan vom 8.10.2014)
Dieser
Gedanke des 'Heilmittels der Barmherzigkeit', den Papst Franziskus
bezogen auf die Eucharistie schon in seinem Lehrschreiben
'Evangelii gaudium' angesprochen hatte, markierte dann - wie in
einem untergründigen roten Faden - auch seine Ansprache auf der Generalaudienz am heutigen
Mittwochmittag in Hinblick auf den zur Gemeinschaft führenden Weg und die Zielrichtung der
Ökumene:
“Liebe Freunde, lasst uns zur vollen Einheit voranschreiten! Die Geschichte hat uns getrennt, aber wir sind auf dem Weg in Richtung Wiedervereinigung und die Kommunion! Und das müssen wir verteidigen! Wir sind alle auf dem Weg zur Kommunion.” (priv. dt. Übertragung )
Dienstag, 7. Oktober 2014
Von Analogie und
Gradualität – oder: erste Schlüsselbegriffe für Lösungsansätze
der Familiensynode
Vielleicht wird man
rückblickend von diesem Tag sagen – der die Auseinandersetzung mit
dem naturrechtlichen Denkansatz wie mit der Berufung des Menschen zu
Christus in Bezug auf die Familie (also die Kapitel III und IV des
I. Teiles des 'Instrumentum laboris') vorsah –, dass an eben diesem
Dienstagvormittag bereits die Schlüsselgedanken bewegt wurden, die für die
offenen pastoralen Fragen der Familiensynode richtungsweisend werden
sollten.
Montag, 6. Oktober 2014
Im
Geist der Synodalität – oder: wie die Bischofssynode begann
'Welch ein Papst', dachte ich bereits heute Vormittag in ferner Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil, nachdem Papst Franziskus zu Beginn der Synode für alle Synodalen einen „Geist der Synodalität“ beschwor und nochmals eindringlich zu einer offenen, freien Rede aufrief:
Für die Kirche in Deutschland gilt das insofern besonders, als wir ja nicht nur mit Geldwerten Transparenz zeigen müssen. Wir müssen es auch und gerade mit den wirklichen 'Werten' tun, die ja unser eigentliches, wirkliches Kapital bedeuten. Und wir müssen deutlich machen, woher wir sie nehmen, und vor allem, wie wir sie begründen; indem wir sie kommunizieren, wenn wir sie nicht verraten oder über Sprachlosigkeit gar schon aufgegeben haben.
In den vergangenen Tagen habe ich es auch persönlich so erlebt, dass erst über die Auseinandersetzung mit den Themen, sich die Sprache findet und auch eine Klärung einsetzt. Etwa auf die Gretchen-Frage, ob sich die Lehre der Kirche am Ende der Synode geändert haben werde. Genau diese Frage wurde ich heute in einem Interview für die Aktuelle Stunde des WDR tatsächlich gefragt. Mal abgesehen davon, dass man es sich leicht machen kann dahingehend, dass man sagt, dass man den Ergebnissen der Synode natürlich nicht vorweggreifen kann, kann doch aus einer Kölner „Fernsichtbrille“ etwas viel Weitergehendes gesagt werden, womit der synodale Gedanke im Sinne des Papstes tatsächlich weitergetragen ist:
Gekommen war das Filmteam aus Anlass der Synode und aufgrund der Freischaltung einer eigenen Themenseite zur Familiensynode und wegen des in der Pressemeldung des Presseamtes des Erzbistums Köln vom 2.10.2014 angezeigten, transparenten Umgangs in Hinblick auf den weiteren Fortgang der von Köln nach Rom getragenen Umfragergebnisse. Die festgestellte Differenz zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben der Katholiken – zugleich der Ansatzpunkt der Synode -, markiert nun aber genau den springenden Punkt, dass die Lehre wieder die Gläubigen erreichen muss, damit sich die Menschen mit ihr und der Kirche identifizieren. Weit jenseits einer richtungslosen Veränderung – oftmals „Anpassung an den Zeitgeist oder den Mainstream“ genannt – muss es um eine Vertiefung der Lehre gehen, in der die Gläubigen sich und ihren Glauben wiedererkennen; die nicht abgehoben, sondern mit ihnen verbunden wahrgenommen werden muss, in der der gestern angesprochene 'Herzschlag der Zeit' wahrnehmbar wird, nach- und widerhallt.
Und genau das zeigte der vom vorbereitenden synodalen Rat als 'Relator' gewählte Kardinal Erdö an, indem er zunächst den breiten Konsens der Rückmeldungen im Blick auf die mit Ehe und Familie zusammenhängenden Themen in einer insgesamt einstündigen Einführung (ein Orginalvideo aus der Synodenaula!!!), einer ersten Zusammenstellung ('relatio') der schriftlichen Rückmeldungen (noch vor den mit dem heutigen Tag einsetzenden Diskussionen), ins Wort brachte: nämlich dass Ehe und Familie als etwas grundlegend Gutes wahrgenommen werden auch dass die Unauflöslichkeit der Ehe von den Katholiken in der Regel nicht als solche in Frage gestellt ist. Der Ausgangspunkt ist für ihn deshalb zunächst einmal ein rundweg positiver:
Mehr als eine Reminiszenz auch der Ausblick, dass über die Fragen zur Verfahrensvereinfachung von Annullierungen ungültig geschlossener Ehen hinaus auch die Praxis orthodoxer Kirchen, eine „zweite oder dritte Ehe mit Buß-Charakter zu erlauben“, genauer studiert werden solle, wie es Radio Vatikan in der schon genannten Pressemeldung zusammenfasst. Aufmerken lässt schließlich auch ein Satz hinsichtlich der Fragen rund um Sexualität und verantworteter Elternschaft, dass er im Hinblick auf die Aussagen der Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI. auf eine „positive Neuformulierung der Botschaft“ setze. (Vgl. ebd.)
Die Erwartungen sind erfüllt, wenn nicht übertroffen. Der Mut und die Entschlossenheit, die großen Themenbereiche anzugehen, ist dem ersten Pressebericht und den Stellungnahmen als Reflex auf den ersten Synodentag anzumerken, die oben angesprochene 'Relatio' veröffentlicht – und die Ausführungen atmen den zu Anfang dieses Posts von Papst Franziskus angesprochenen ‚Geist der Synodalität‘, den er für die Synode geradezu personifizieren will:
'Welch ein Papst', dachte ich bereits heute Vormittag in ferner Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil, nachdem Papst Franziskus zu Beginn der Synode für alle Synodalen einen „Geist der Synodalität“ beschwor und nochmals eindringlich zu einer offenen, freien Rede aufrief:
(Bild: Synodenaula)
Diese Ermutigung gilt den Synodenteilnehmern in erster Linie, aber – das erinnerte ich direkt im Anschluss an diese Meldung – auch jedem Einzelnen von uns. Kardinal Marx sagte in einem am gestrigen 5.10.2014 im Deutschlandradio Kultur veröffentlichten Interview, das „auch die Wissenschaftler und Theologen und die Bischöfe, die nicht an der Synode beteiligt sind, weiter zu diskutieren, öffentlich zu diskutieren“ aufgefordert sind, damit die vom Papst gewünschte Dynamik des synodalen Prozesses auch Wirklichkeit werden kann. Der Erfolg der Synode hängt auch an uns.
"Eine Grundbedingung dafür ist es, offen zu sprechen. Keiner soll sagen: ‚Das kann man nicht sagen, sonst könnte ja jemand von mir so oder so denken...’ Alles muss ausgesprochen werden, was jemand sich zu sagen gedrängt fühlt! […] Man muss alles sagen, was man sich im Herrn zu sagen gedrängt fühlt: ohne menschliche Rücksichten, ohne Zögern!“ (Pressemeldung von Radio Vatikan vom 6.10.2014)
Diese Ermutigung gilt den Synodenteilnehmern in erster Linie, aber – das erinnerte ich direkt im Anschluss an diese Meldung – auch jedem Einzelnen von uns. Kardinal Marx sagte in einem am gestrigen 5.10.2014 im Deutschlandradio Kultur veröffentlichten Interview, das „auch die Wissenschaftler und Theologen und die Bischöfe, die nicht an der Synode beteiligt sind, weiter zu diskutieren, öffentlich zu diskutieren“ aufgefordert sind, damit die vom Papst gewünschte Dynamik des synodalen Prozesses auch Wirklichkeit werden kann. Der Erfolg der Synode hängt auch an uns.
Für die Kirche in Deutschland gilt das insofern besonders, als wir ja nicht nur mit Geldwerten Transparenz zeigen müssen. Wir müssen es auch und gerade mit den wirklichen 'Werten' tun, die ja unser eigentliches, wirkliches Kapital bedeuten. Und wir müssen deutlich machen, woher wir sie nehmen, und vor allem, wie wir sie begründen; indem wir sie kommunizieren, wenn wir sie nicht verraten oder über Sprachlosigkeit gar schon aufgegeben haben.
In den vergangenen Tagen habe ich es auch persönlich so erlebt, dass erst über die Auseinandersetzung mit den Themen, sich die Sprache findet und auch eine Klärung einsetzt. Etwa auf die Gretchen-Frage, ob sich die Lehre der Kirche am Ende der Synode geändert haben werde. Genau diese Frage wurde ich heute in einem Interview für die Aktuelle Stunde des WDR tatsächlich gefragt. Mal abgesehen davon, dass man es sich leicht machen kann dahingehend, dass man sagt, dass man den Ergebnissen der Synode natürlich nicht vorweggreifen kann, kann doch aus einer Kölner „Fernsichtbrille“ etwas viel Weitergehendes gesagt werden, womit der synodale Gedanke im Sinne des Papstes tatsächlich weitergetragen ist:
Gekommen war das Filmteam aus Anlass der Synode und aufgrund der Freischaltung einer eigenen Themenseite zur Familiensynode und wegen des in der Pressemeldung des Presseamtes des Erzbistums Köln vom 2.10.2014 angezeigten, transparenten Umgangs in Hinblick auf den weiteren Fortgang der von Köln nach Rom getragenen Umfragergebnisse. Die festgestellte Differenz zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben der Katholiken – zugleich der Ansatzpunkt der Synode -, markiert nun aber genau den springenden Punkt, dass die Lehre wieder die Gläubigen erreichen muss, damit sich die Menschen mit ihr und der Kirche identifizieren. Weit jenseits einer richtungslosen Veränderung – oftmals „Anpassung an den Zeitgeist oder den Mainstream“ genannt – muss es um eine Vertiefung der Lehre gehen, in der die Gläubigen sich und ihren Glauben wiedererkennen; die nicht abgehoben, sondern mit ihnen verbunden wahrgenommen werden muss, in der der gestern angesprochene 'Herzschlag der Zeit' wahrnehmbar wird, nach- und widerhallt.
Und genau das zeigte der vom vorbereitenden synodalen Rat als 'Relator' gewählte Kardinal Erdö an, indem er zunächst den breiten Konsens der Rückmeldungen im Blick auf die mit Ehe und Familie zusammenhängenden Themen in einer insgesamt einstündigen Einführung (ein Orginalvideo aus der Synodenaula!!!), einer ersten Zusammenstellung ('relatio') der schriftlichen Rückmeldungen (noch vor den mit dem heutigen Tag einsetzenden Diskussionen), ins Wort brachte: nämlich dass Ehe und Familie als etwas grundlegend Gutes wahrgenommen werden auch dass die Unauflöslichkeit der Ehe von den Katholiken in der Regel nicht als solche in Frage gestellt ist. Der Ausgangspunkt ist für ihn deshalb zunächst einmal ein rundweg positiver:
„Es gibt […] im Innern der Kirche keinen Grund zu einer Katastrophen- oder Resignations-Stimmung. Es gibt ein klares und von der Mehrheit mitgetragenes Glaubenserbe, von dem die Synodenversammlung ausgehen kann.“ (Pressemeldung von Radio Vatikan vom 6.10.2014)Aber der ungarische Kardinal deutet auch die Richtung an, in der der synodale Weg die nächsten Tage fortschreiten wird: die Gefährdungen der Familie seien anzusprechen, die der Familie feindlich gesonnen sind, in einer Welt der Ungleichheit und der sozialen Ungerechtigkeit. Auch der Ehevorbereitung und der Weise der Begleitung von Menschen in Trennung / Scheidung, die nicht nur auf den Empfang der Sakramente reduziert werden dürfe, müsse ein besonderes Augenmerk gelten. Ein Ausrufezeichen setzte der Relator der Bischofssynode als er im Blick auf die ‚Ehen ohne Trauschein’ darauf hinwies, dass die Kirche die „Gelegenheit nicht verstreichen lassen könne, auch in Konstellationen, die weit von den Kriterien des Evangeliums entfernt sind, den Menschen nahe zu sein“, so Radio Vatikan in derselben Pressemeldung. Und dass selbst über homosexuelle Partnerschaften gesprochen werde, deutete Kardinal Marx am Abend gegenüber Radio Vatikan an.
Mehr als eine Reminiszenz auch der Ausblick, dass über die Fragen zur Verfahrensvereinfachung von Annullierungen ungültig geschlossener Ehen hinaus auch die Praxis orthodoxer Kirchen, eine „zweite oder dritte Ehe mit Buß-Charakter zu erlauben“, genauer studiert werden solle, wie es Radio Vatikan in der schon genannten Pressemeldung zusammenfasst. Aufmerken lässt schließlich auch ein Satz hinsichtlich der Fragen rund um Sexualität und verantworteter Elternschaft, dass er im Hinblick auf die Aussagen der Enzyklika „Humanae vitae“ von Papst Paul VI. auf eine „positive Neuformulierung der Botschaft“ setze. (Vgl. ebd.)
Die Erwartungen sind erfüllt, wenn nicht übertroffen. Der Mut und die Entschlossenheit, die großen Themenbereiche anzugehen, ist dem ersten Pressebericht und den Stellungnahmen als Reflex auf den ersten Synodentag anzumerken, die oben angesprochene 'Relatio' veröffentlicht – und die Ausführungen atmen den zu Anfang dieses Posts von Papst Franziskus angesprochenen ‚Geist der Synodalität‘, den er für die Synode geradezu personifizieren will:
„Sprecht mit Freimut und hört mit Demut! Und tut dies in aller Ruhe und in Frieden, denn die Synode entwickelt sich immer cum Petro et sub Petro. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Garantie für alle.“ (Pressemeldung von Radio Vatikan vom 6.10.2014)
Sonntag, 5. Oktober 2014
Was
alles neu ist bei der ersten Synode unter der Leitung von Papst
Franziskus
(Bild: © Andrea Göppel)
Die kommende Synode ist in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Direkt mit dem Beginn setzt Papst Franziskus bei der ersten Bischofssynode unter seiner Leitung Akzente:
Die kommende Synode ist in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Direkt mit dem Beginn setzt Papst Franziskus bei der ersten Bischofssynode unter seiner Leitung Akzente:
Samstag, 4. Oktober 2014
Die Synode ist eine Sensation – oder: um was es geht…
(Bild: © Andrea Göppel)
Diese Synode ist eine Sensation. Denn die Fragen, um die es geht, sind ja im Grunde gar keine offenen, sondern längst entschiedene – an prominenter Stelle nachzulesen –, verbindliche Lehre. Ein bekannter, theologisch nicht so zart besaiteter und handwerklich denkender Freund sagte mir, dass sie 'mit Zement angerührt seien, denn auf alle offenen Fragen gebe es doch eindeutige Antworten'. Und er hat – von dem mehr unangemessenen Wortspiel abgesehen – insofern recht, als die kirchliche Lehre doch eindeutig formuliert ist:
Freitag, 3. Oktober 2014
Was als Ergebnis der Synode schon feststeht...
Dass mir nachgesagt würde, dass ich schon wüsste, wie die Familiensynode ausgeht, hörte ich gestern mit einem Augenzwinkern nach einem Interview für das Kölner Domradio. Für zwei Aspekte stimmt das auch, die aber weder eine Spekulation darstellen noch den Verlauf der Bischofssynode in irgendeiner Weise vorwegnehmen.
(Bild: © Andrea Göppel)
Dass mir nachgesagt würde, dass ich schon wüsste, wie die Familiensynode ausgeht, hörte ich gestern mit einem Augenzwinkern nach einem Interview für das Kölner Domradio. Für zwei Aspekte stimmt das auch, die aber weder eine Spekulation darstellen noch den Verlauf der Bischofssynode in irgendeiner Weise vorwegnehmen.
(Bild: © Andrea Göppel)
Donnerstag, 2. Oktober 2014
Die Spannung könnte nicht größer sein...
Die mit Spannung erwartete III. Außerordentliche Bischofssynode zum Thema ‚Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung' beginnt am kommenden Sonntag, den 5.10.2014 in Rom.
(Bild Synodenaula)
Mit Beginn der Synode möchte ich mit einem täglich aktualisierten Kommentar den Verlauf wie den Fortschritt der Bischofssynode dokumentieren. Dabei möchte ich die in den nächsten Wochen veröffentlichten Stellungnahmen in Bezug auf die zugrundeliegenden Dokumente und die mit ihnen zusammenhängenden Fragestellungen einordnen. Eine Sonderseite des Erzbistums Köln hält weitere Informationen auf einer Themenseite zur Familiensynode bereit.
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