Vielleicht wird man
rückblickend von diesem Tag sagen – der die Auseinandersetzung mit
dem naturrechtlichen Denkansatz wie mit der Berufung des Menschen zu
Christus in Bezug auf die Familie (also die Kapitel III und IV des
I. Teiles des 'Instrumentum laboris') vorsah –, dass an eben diesem
Dienstagvormittag bereits die Schlüsselgedanken bewegt wurden, die für die
offenen pastoralen Fragen der Familiensynode richtungsweisend werden
sollten.
Der Generalsekretär der Synode Kardinal Lorenzo
Baldisseri ergänzte im Pressegespräch am Mittag mündlich, dass
dieses Prinzip der Gradualität auch mit dem auf dem Zweiten
Vatikanischen Konzil gewonnenen Selbstverständnis der Katholischen
Kirche begründet worden sei. Wie in der Konstitution über die Kirche (und ebenso auch im Ökumenismusdekret) festgehalten wurde,
dass auch außerhalb des Gefüges der Kirche „Elemente der
Heiligung und der Wahrheit zu finden seien“ (LG 8), so könne in einer
Analogie auch von eheähnlichen Gemeinschaftsformen wertschätzend
gesagt werden, dass in ihnen – in derselben Begrifflichkeit im Protokoll der Debatte des Montagnachmittag ausgedrückt – 'Elemente der Heiligung und Wahrheit enthalten seien', die sie
positiv auf die Ehe bzw. die in der Ehe begründeten Familie bezogen sehen lassen.
Ein weitgehender Gedanke, der ebenfalls auf der Linie der Aussagen Kardinal Marx' liegt, der in seinem Statement in der Synodenaula nach
eigenen Aussagen sich auch für die Anerkennung der in homosexuellen
Partnerschaft über Jahre gelebten Liebe und Treue ausgesprochen
habe, die ja nicht "alles nichts" seien.
Die Argumentation für
die Generaldebatte des dritten Synodentages zu den 'Pastoralen Herausforderungen und den kritischen Situationen in der Familie', um
welche Themen im Vorfeld der Synode die größten
Auseinandersetzungen erfolgt waren, scheinen mit diesen Gedanken
schon vorbereitet, mit denen die Synode in die entscheidende Phase
übergeht, das Leben in allen Facetten und auch den Brüchen
wahrzunehmen. Die Predigt Papst Franziskus' in der heutigen Frühmesse im Gästehaus Santa Marta bringt diese Geschichten, die das Leben
schreibt, bereits warmherzig ins Wort, in denen Gottes Liebe uns
barmherzig suchend entgegenkommt:
“Each one of us has a story: a story of grace, a story of sin, a story of journey, many things […]. And it’s good to pray with our story," to recognize our failures and how, despite our sin and infidelity, God continues to seek us out, call us back and offer his grace." (www.catholicreview.org, dt. Übersetzung bei Radio Vatikan)