(© HolySeePress; Abschlussmesse der Bischofssynode am 19.10.14)
Den Abschluss der III. Außerordentlichen Bischofssynode, die die XIV. Ordentliche Bischofssynode des nächsten Jahres vorbereiten wollte, bildete heute der feierliche Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom, in dem auch der Konzilspapst Paul VI. seliggesprochen wurde. Papst Franziskus nahm in seiner auch in deutscher Übersetzung vorliegenden Predigt auf beides Bezug:
„Das ist das ewig Neue, das man täglich wiederentdecken muss, indem man die Furcht überwindet, die uns oft angesichts der Überraschungen Gottes überkommt.
Er hat keine Angst vor dem Neuen! Darum überrascht er uns ständig, indem er ungeahnte Wege vor uns auftut und uns zu ihnen hinführt. Er erneuert uns, das heißt er lässt uns ständig „neu" werden. Ein Christ, der das Evangelium lebt, ist „die Neuheit Gottes" in der Kirche und in der Welt. Und Gott liebt diese „Neuheit" sehr!
„Gott geben, was Gott gehört", bedeutet, sich seinem Willen zu öffnen, ihm unser Leben zu widmen und an seinem Reich der Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens mitzuarbeiten.
Darin liegt unsere wahre Kraft, das Ferment, das sie treibt, und das Salz, das jedem menschlichen Bemühen gegen den vorherrschenden Pessimismus, den die Welt uns vorlegt, Geschmack verleiht. Darin liegt unsere Hoffnung, denn die Hoffnung auf Gott ist keine Realitätsflucht, sie ist kein Alibi: Sie bedeutet, Gott tatkräftig das zurückzugeben, was ihm gehört. Das ist der Grund, warum der Christ auf die zukünftige Wirklichkeit, auf die Wirklichkeit Gottes schaut, um das Leben in Fülle zu leben – mit beiden Beinen auf der Erde – und mutig den unzähligen neuen Herausforderungen zu begegnen.
Das haben wir in diesen Tagen während der außerordentlichen Bischofssynode gesehen – „Synode" bedeutet „gemeinsam unterwegs sein". Und so haben Hirten und Laien aus aller Welt die Stimme ihrer Teilkirchen hier nach Rom gebracht, um den Familien von heute zu helfen, den Weg des Evangeliums zu gehen und dabei auf Jesus zu blicken. Es war eine bedeutende Erfahrung, in der wir die Synodalität und die Kollegialität gelebt und die Kraft des Heiligen Geistes gespürt haben, der die Kirche immer leitet und erneuert – diese Kirche, die berufen ist, sich ohne Zögern der blutenden Wunden anzunehmen und in vielen Menschen ohne Hoffnung die Hoffnung neu zu entfachen.
Angesichts des Geschenkes dieser Synode und des konstruktiven Geistes, den alle beigetragen haben, sage ich mit dem Apostel Paulus: »Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken« (1 Thess 1,2). Und der Heilige Geist, der uns in diesen arbeitsreichen Tagen die Gabe verliehen hat, großherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität tätig zu sein, begleite weiterhin den Weg, der uns in den Kirchen der ganzen Erde auf die Ordentliche Bischofssynode im kommenden Oktober 2015 vorbereitet. Wir haben gesät und werden mit Geduld und Ausdauer weiter säen, in der Gewissheit, dass es der Herr ist, der wachsen lässt, was wir gesät haben (vgl. 1 Kor 3,6).
An diesem Tag der Seligsprechung von Papst Paul VI. kommen mir seine Worte in den Sinn, mit denen er die Bischofssynode errichtete: »Die Zeichen der Zeit aufmerksam durchforschend, [suchen wir,] die Wege und Methoden […] den wachsenden Notwendigkeiten unserer Tage sowie den veränderten Verhältnissen der Gesellschaft anzupassen« (Apost. Schreiben Motu proprio Apostolica sollicitudo). [...]
In seinem persönlichen Tagebuch schrieb der große Steuermann des Konzils am Tag nach der Schließung der Konzilsversammlung: »Vielleicht hat der Herr mich in diesen Dienst gerufen und hält mich darin, nicht etwa weil ich eine Begabung dafür hätte oder damit ich die Kirche regiere und vor ihren gegenwärtigen Schwierigkeiten rette, sondern damit ich etwas für die Kirche leide und es deutlich wird, dass Er und kein anderer sie leitet und sie rettet« (P. Macchi, Paolo VI nella sua parola, Brescia 2001, S. 120-121) In dieser Demut erstrahlt die Größe des seligen Pauls VI. Während sich eine säkularisierte und feindliche Gesellschaft abzeichnete, hat er es verstanden, weitblickend und weise – und manchmal einsam – das Schiff Petri zu steuern, ohne jemals die Freude am Herrn und das Vertrauen auf ihn zu verlieren.
Paul VI. hat es wirklich verstanden, Gott zu geben, was Gott gehört, indem er sein ganzes Leben der »heiligen, gewaltigen und äußerst gewichtigen Aufgabe« widmete, »die Sendung Christi in der Zeit fortzuführen und über die Erde auszudehnen« (Homilie zum Ritus der Papstkrönung: Insegnamenti I, (1963), 26). Er hat die Kirche geliebt und hat sie geleitet, damit sie »zugleich liebevolle Mutter und Ausspenderin des Heils für alle Menschen sei« (Enzyklika Ecclesiam Suam, Prolog).“
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die Kirche als „liebevolle Mutter und Ausspenderin des Heils für alle Menschen“, so schließt Papst Franziskus zum Abschluss seiner Predigt, am Ende der Synode.
Mit dem heutigen Eintrag und diesem Eindruck endet auch meine tägliche Berichterstattung, der ich noch die Verlinkung auf einen heute ausgestrahlten Filmbeitrag des WDR anfüge (der leider bewahrheitet, was ich gestern schon als mediale Berichterstattung quer durch Deutschland befürchtete).
Was ich versucht habe in den vergangenen Tagen – auf Zehenspitzen und bis an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit –, ein treuer Zeuge zu sein für das, was in Rom bei dieser Bischofssynode meiner Wahrnehmung nach passiert ist, und zugleich allen bei dem synodalen Prozess im Erzbistum Köln seit der Umfrage im Vorfeld der Vorbereitung der Synode Beteiligten zu vermitteln, dass wir gut umgegangen sind mit ihren Voten und Rückmeldungen, sie nach Rom getragen haben; und dass sie dort vorgetragen, gehört und aufgenommen wurden. Ja, das sind sie! Und jetzt ist der Ball wieder zurückgespielt, und es kommt wieder auf uns an, den 'synodalen Prozess' weiterzuführen. Dass dies mit offener Kommunikation, Transparenz, unprätentiöser Leidenschaft, Ehrlichkeit, Authentizität, Sachverstand und Glaubenstiefe... und auch Humor (wie sehr ich den feinsinnigen Humor der täglichen Pressekonferenzen vermissen werde) zu tun hat, hat die Synode in Rom gerade vorgemacht. In Deutschland müssen wir uns dieser Kommunikationskultur und Sprachfähigkeit erst langsam annähern. Und wir haben offensichtlich ein massives Kommunikationsproblem. Aber anfangen tut dies schon im nächsten Gespräch. Wir haben es erlebt und dürfen uns an dem Mensch gewordenen Gott ein Beispiel nehmen. Wenn wir uns als Christen mit unseren Gaben einbringen, verändert sich die Welt.
Meinem Erzbistum, meinen Vorgesetzten und Kolleg/inn/en und der Bistumsleitung danke ich für das in mich gesetzte Vertrauen, meinen Mitarbeiter/inne/n für die Bereitschaft, mich jederzeit zu unterstützen. Kardinal Marx als Ortsbischof meines Münchener Lehrstuhls für die Ermutigung und Aufforderung zu Beginn dieses Kalenderjahres, uns nach Kräften einzubringen. Dieser Blog wird als Dokument zum Nachlesen, für Studierende und Interessierte bestehen bleiben. Wer einen Fehler entdeckt (das kann ich bei aller Gewissenhaftigkeit nicht gänzlich ausschließen, Rechtschreibfehler zumal - nur die Sätze sind in der Länge nicht kürzbar;-), möge ihn mir bitte senden, dann arbeite ich das noch nach. Und nicht vergessen: Der synodale Prozess geht weiter! Es ist noch nicht vorbei.
Holger Dörnemann
PS ein Interview des Domradios vom 20.10.2014
PS das Resümee der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln vom 24.10.2014
PS 3 Nach zwei Tagen 'Sendepause' nach Synodenende bin ich am 21.10.14 gebeten worden, monatlich den Fortgang des Geschehens bis zur nächsten ordentlichen Synode im Jahr 2015 weiter zu verfolgen. Gerne!
Der nächste Post wäre dann – einen Monat danach – am 19.11.2014!
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