Donnerstag, 9. Februar 2023

"United in diversity", "the beauty of 360°" and "the new style to be a church" at #SynodPrague2023

Heute ist die kontinentale Phase Europas des weltweiten synodalen Prozesses nach fünftätigen Beratungen zu Ende gegangen. Am Ende wurde ein für heute angekündigtes 20-Seiten ‚draft-document‘ verlesen, das aber nicht verteilt wurde und in den nächsten zwei Wochen redaktionell fertiggestellt werden soll. Die deutsche Delegation blickt mit einer anerkennenden, aber auch konstruktiv-kritischen Perspektive auf den Verlauf und das Ergebnis der Beratungen:

"Die Synodalversammlung der europäischen kontinentalen Etappe des weltweiten, von Papst Franziskus angestoßenen synodalen Prozesses, hat für uns viele Erkenntnisse gebracht. Wir konnten erfahren, wie sich die Kirche in den Ländern Europas auf den Weg macht, um mehr und mehr zu einer synodalen Kirche zu finden." (DBK-Pressemeldung vom 9.2.23)

Der verlesene Entwurf des auf Englisch verfassten Abschlusstextes bringt in vielfältigen Formulierungen den synodalen Charakter, den „neuen Stil Kirche zu sein“ ins Wort. „United in diversity“, „Unity means not uniformity“ und „Diversity is not a problem but an asset“ heißt es einerseits durchgängig, nicht ohne zugleich auf die damit verbundenen Spannungen hinzuweisen. Insofern kann die deutsche Delegation der „beauty of 360°“ auch nur bedingt etwas abgewinnen. Denn es wurde bereits in der kontinentalen Phase der Weltsynode deutlich, „dass es erhebliche Unterschiede zwischen Grundhaltungen bei uns und in Ländern mit anderen Kulturen gibt.“ 

Obwohl - was für die Schweizer Delegierte Tatjana Disteli vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre -"alle Tabu-Themen […] auf den Tisch" kamen, bezeichnet auch der  Basler Bischof Felix Gmür das verlesene Abschlussdokument als "vage", weil die „Konflikte hätten klarer benannt werden sollen.“ Im Unterschied zu der bis vor kurzem oft zitierten Einschätzung die Pluralität der Meinungen als „kostbares, aus vielen berechtigten Besorgnissen und ehrlichen, aufrichtigen Fragen zusammengesetztes Polyeder“ (AL 4) zu verstehen, heißt es auch in dem Statement der deutschen Delegation am Ende der Versammlung deutlich nüchterner:

„Offenkundig erleben und gestalten wir in Europa in den jeweiligen kulturell geprägten Kontexten die Wirklichkeit unterschiedlich, das heißt in Ungleichzeitigkeit und Dezentralität. (DBK-Pressemeldung vom 9.2.23)

Die Fragen, auf die die Stellungnahme hinweist, werden dennoch auch und gerade die entscheidenden der Weltsynode der Synodalität werden:

„Es bedarf auf weltkirchlicher Ebene der Klarheit und Transparenz, Vielfalt und Einheit neu zu vermitteln. An welchen Orten in welchen synodalen Strukturen künftig beraten und entschieden werden soll, gilt es neu zu entdecken. Wie wird Diversität als Reichtum erkannt, wo zerstören Gegensätze die Einheit? Wer entscheidet diesbezüglich und auf welche Weise?(Ebd.)
Kontinentalversammlung nicht als einmalige Veranstaltung*

Dass dabei auf dem synodalen Weg der Weltkirche die Theologie eine wichtige Rolle spielen muss, da „eine kirchliche Lehre ohne angemessene theologische Begründung […] auf Dauer keine Rezeption“ finden würde, wird auch auch vom Rat der Bischofskonferenzen (CCEE) in Schlussbemerkungen vom 11.2.2023  und der Einforderung einer "Theologie und der Hermeneutik der Synodalität" geteilt.

Die Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen, die im Nachgang der Synode noch zwei Tage länger in Prag tagten, hielten in ihren „Schlussbemerkungen“ darüber hinaus fest, dass die Kontinentalversammlung für Europa für sie eine neue Weise gewesen sei „Kirche zu leben, gemeinschaftlich Erkenntnisse zu gewinnen und die Zeichen der Zeit zu verstehen.“ Und sie blicken insgesamt – wie schon die deutsche Delegation – auch strukturell auf den kommenden synodalen Prozess:

"Konkret gesprochen: Wir wollen nicht, dass diese Kontinentalversammlung eine einmalige Veranstaltung bleibt. Sie soll regelmäßig stattfinden, und sie soll auf der synodalen Methode beruhen, die unsere Strukturen und Verfahren auf allen Ebenen durchdringt. Auf diese Weise werden wir die Probleme angehen können, denen wir in Zukunft verstärkte Aufmerksamkeit widmen müssen: die Unterstützung der Opfer, die Stärkung der Rolle von jungen Menschen und Frauen, das Lernen von marginalisierten Gruppen und ähnliches." (CCEE 11.2.2023)

Neu ist schon jetzt die gemeinsam über alle Bischofskonferenzen vertretene Überzeugung, „Spannungen aus einer missionarischen Perspektive zu betrachten“ und nicht wie früher „als Quelle lähmender Angst“. Und Einigkeit besteht auch formal über das Lösungsziel:

„die Wahrheit des Evangeliums in ihrer ganzen Fülle zu verkünden“ und dabei „Einheit in der Vielfalt zu finden und der Versuchung der Uniformität zu widerstehen.“ (CCEE 11.2.2023)


* Nachtrag vom 11.2.2023 



 

Montag, 6. Februar 2023

Beginn der kontinentalen Phase Europas der Weltsynode 2021-2024 und die Eingaben der Delegation aus Deutschland

(Screenshot der Twitter-Meldung des Synodalen Wegs vom 6.2.23)
Gestern hat in Prag die die kontinentale Phase Europas der Weltsynode in Prag  begonnen. Insgesamt 590 Delegierte von 39 Bischofskonferenzen haben mit ihren Beratungen begonnen, von denen 200 präsentisch in Prag der Konferenz beiwohnen und weitere 390 online zugeschaltet sind. Noch bis Donnerstag, 9.2.2023 widmen sie sich in der Gesamtgruppe der Beantwortung dreier Fragen, die aus dem Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe vorgesehen sind „diesen Prozess des Zuhörens, des Dialogs und der Unterscheidung voranzutreiben" und zum Beratungsende in ein etwa 20 Seiten umfassendes Ergebnispapier fließen sollen. 

Die Eingaben der deutschen Delegation wurden heute in einem Statement durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing und die Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Irme Stetter-Karp auch in ihrer Eigenschaft als Präsidentin und Präsident des Synodalen Wegs gemeinsam vorgetragen. 

Bischof Georg Bätzing betont darin, dass die „Situationen, in denen wir in Europa leben unterschiedlich sind. 

Wir brauchen überzeugende Antworten, wie wir in diesen Situationen das Evangelium neu entdecken und verkünden können. Aber wir dürfen keine Sonderwege gehen. Wir gehen gemeinsam den Weg, den Gottes Geist unsere Kirche führt: an vielen Orten, mit vielen Menschen, in vielen Formen. Es ist ein Kairos der Kirche, ihre Synodalität zu entdecken und zu gestalten.

Auf die erste Frage des Arbeitsdokumentes, welche Einsichten am intensivsten in Einklang mit den konkreten Erfahrungen und Gegebenheiten der Kirche in Europa stehen, stellt Bischof Bätzing fest, dass „die Erfahrungen unsere Kirche einen, auch wenn die Antworten noch nicht feststehen.

   Wir hören, dass Frauen mehr Teilhabe und Mitwirkung erwarten – und dass dies ein Anliegen der ganzen Kirche ist. 
          Wir hören, dass die Gläubigen eine Stimme haben wollen, wenn ihre Angelegenheiten beraten und entschieden werden.
          Wir hören, dass nach neuen Formen gesucht wird, das Priesteramt zu gestalten. 
          Wir hören, dass die Stärkung der Ökumene ein Herzensanliegen der ganzen katholischen Kirche ist.
          Wir hören, dass die Kirche für Menschen offenstehen soll, deren Lebensweise nicht den Normen des Katechismus entspricht, auch den queeren Personen.
          Wir hören und verstehen diese Anliegen. Ich teile sie ganz persönlich. Ich sehe meine Aufgabe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz darin, sie in den weltweiten Prozess einzubringen, der die Kirche erneuern soll."

Auf die zweite Frage, welche wesentlichen Spannungen oder Divergenzen aus europäischer Sicht besonders wichtig sind und welche Probleme oder Fragenstellungen auf den nächsten Etappen des Prozesses in Angriff genommen und berücksichtigt werden sollten, fügt Irme-Stetter Karp an:

„Die katholische Kirche darf nicht nur auf sich selbst schauen. Europa wird von einem mörderischen Krieg gefährdet. Weltweit gibt es verheerende Kriege und Bürgerkriege, die schlimmes Leid verursachen. Wir brauchen hier in Prag ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Kriege, ein Zeichen der Hoffnung auf Frieden. Wir brauchen es nicht nur in der Form von Deklarationen. Wir brauchen es in der Weise, wie wir Kirche sind. Wir brauchen Wege, unsere Schuld aufrichtig zu bekennen und unsere Einheit zu stärken. Wir brauchen Wege, in denen wir Geschlechtergerechtigkeit verwirklichen. Wir brauchen Wege, Menschen willkommen zu heißen. Unser Ziel ist es, den Klerikalismus zu überwinden und die gemeinsame Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums zu stärken. Wir brauchen keine Uniformität. Wir brauchen Einheit in Vielfalt.“

Die dritte Frage, über welche Prioritäten, wiederkehrenden Themen und Handlungsaufforderungen man sich mit anderen Ortskirchen in der ganzen Welt austauschen und welche auf der ersten Sitzung der Synodenversammlung im Oktober 2023 diskutiert werden können, 

"führt zu einer Antwort, die Realismus mit Glaube, Hoffnung und Liebe verbindet. Wir dürfen den systemischen Missbrauch nicht verdrängen. Das sind wir den Betroffenen schuldig. Wir können uns auf die Charismen besinnen, die Gaben, die Dienste und Energien des Geistes, die alle Gläubigen in die Kirche einbringen. Wir brauchen eine Klärung, was wir unter Synodalität verstehen: im Sehen, im Urteilen und im Handeln. Das gemeinsame Priestertum aller steht nicht im Widerspruch zum Priestertum des Dienstes – und umgekehrt. Gemeinsames Beraten erleben wir schon jetzt im synodalen Prozess. Wie kommen wir auch in einem gemeinsamen Prozess zu Entscheidungen?"

Das Statement von Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing kann am Schluss - mit einer ausdrücklichen Bezugnahme auf Papst Franziskus und seinen Brief zu Beginn des Synodalen Wegs - auch als Replik auf die römische Kritik am Synodalen Weg und seiner Arbeitsweise und der beabsichtigten Einrichtung eines Synodalen Rates in der Nachfolge des Synodalen Wegs gelesen werden:

"Wir stimmen Papst Franziskus zu: Synodalität dient der Evangelisierung.  Synodalität ist ein spiritueller Prozess, der klare Formen findet. Papst Franziskus hat klargestellt: Synodalität muss „von unten“ beginnen, immer wieder neu; dann erst gibt es die „Synodalität von oben“. Die Bischöfe tragen die Leitungsverantwortung: nicht einsam, sondern gemeinsam, verbunden mit dem ganzen Volk Gottes."



Freitag, 27. Januar 2023

Von kritischen Äußerungen des Papstes, einem grundverschiedenen Verständnis von Synodalität und einer möglichen Rückfalloption für den Synodalen Weg

(Screenshot: katholisch.de vom 27.01.2023)

Konnte man die kritischen Stellungnahmen aus Rom – von dem absenderlosen Schreiben vom 21.07.2022 über die schriftlich nachgearbeiteten Vorträge der beteiligten Kurienkardinäle beim interdikasteriellen Gespräch vom 18. November 2022 bis zum letzten, am 23.01.23 veröffentlichten Schreiben aus dem Staatssekretariat des Vatikans – nicht eindeutig mit der Meinung des Papstes ineins setzen, dessen Brief vom 29.06.2019 zu Beginn des Synodalen Wegs noch als grundsätzliche Bestätigung für die angebrochene "Zeitenwende" verstanden werden konnte, belegt ein am Mittwoch bekannt gewordenes, ausführliches Interview, wie kritisch Papst Franziskus über den deutschen Synodalen Weg insgesamt denkt. Er sei „nicht hilfreich“, werde „von Eliten durchgeführt“,  sei „Ideologie“ gefährdet und müsse wieder „in die Kirche integriert“ werden.

War sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Anfang Januar noch sicher, dass es „kein Stoppschild des Papstes für Synodalen Weg“ gebe, lassen die nun das "in forma specifica" approbierte und zur Übermittlung angeordnete Schreiben bekräftigenden, abwertenden Worte keinen Zweifel daran, dass das wiederholte Nein zum Synodalen Weg und seinen Ergebnissen nicht auch von Papst Franziskus selbst geteilt wird. Und so diplomatisch am Montag noch das Festhalten an einem Dialog auf Augenhöhe zur Ausräumung von Missverständnissen als Lösungsweg formuliert wurde, so enttäuscht-kritisch fällt nun heute auch die persönliche Reaktion von Bischof Bätzing – ebenfalls in einem Interview – auf die Worte des Papstes aus.

"Warum hat der Papst nicht mit uns darüber gesprochen, als wir im November bei ihm waren? (Die Welt vom 27.1.2023)

Tatsächlich war die Anwesenheit des Papstes beim erwähnten interdikasteriellen Treffen, bei dem die Diskussion des Synodalen Wegs auf dem Programm stand, vorgesehen gewesen, das dieser zur Überraschung aller Teilnehmenden nicht wahrgenommen hatte. Die Position des Papstes war so hinter den kritischen Beiträgen der Präfekten der Dikasterien für die Bischöfe und die Glaubenslehre nicht klar herauszulesen gewesen. Um so deutlicher zeichnet sich für Bätzing jetzt ein unterschiedliches Verständnis von Synodalität ab.

 "Der Papst versteht darunter ein breites Sammeln von Impulsen aus allen Ecken der Kirche, dann beraten Bischöfe konkreter darüber, und am Ende gibt es einen Mann an der Spitze, der die Entscheidung trifft. Das halte ich nicht für die Art von Synodalität, die im 21. Jahrhundert tragfähig ist", so Bätzing. Die deutschen Bischöfe suchten dagegen im Rahmen des geltenden Kirchenrechts eine Möglichkeit des "wirklichen gemeinsamen Beratens und Entscheidens". (zitiert nach katholisch.de vom 27.1.2023)

Ob und wie sich im Rahmen des vor vier Tagen beschriebenen Willens zum fortgesetzten Dialog noch ein gemeinsam abgestimmter Weg finden wird, den Synodalen Weg mit seinen Ergebnissen und Entscheidungen zur synodalen Weiterarbeit in den weltkirchlichen Prozess der Weltsynode zu integrieren oder aber für Deutschland eine schon jetzt ausgesprochene "Rückfalloption" einer mit wichtigen neuen Aufgaben versehenen Gemeinsamen Konferenz von Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZDK) – wie bereits seit der Würzburger Synode (1971-1975) bewährt – eine Weiterführung des Synodalen Wegs nach der fünften und abschließenden Synodalversammlung Anfang März 2023 ermöglichen könnte, wird die entscheidende Frage der nächsten Wochen sein.


Montag, 23. Januar 2023

Klarstellung aus Rom und Fortsetzung des Dialogs zur Einrichtung eines Synodalen Rats

Brief aus dem Staatsekretariat des Vatikans vom 16.1.2023

Das Schreiben aus dem Staatssekretariat des Vatikans – mit Unterschriften der bereits beim interdikasteriellen Gesprächs anwesenden Kurienkardinäle der Dikasterien für die Bischöfe und die Glaubenslehre im Rahmen des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im November 2022 in Rom – war angekündigt und erwartet worden. Am Ende des heutigen Treffens des Ständigen Rats der deutschen Bischofskonferenz wurde das Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, das auch von Papst Franziskus zur Übermittlung gutgeheißen wurde*, bekannt gegeben und damit zugleich der Anlass des Schreibens veröffentlicht: 

Fünf Mitglieder des 27 Diözesanbischöfe umfassenden Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz – die (Erz)Bischöfe aus Köln, Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg – hatten sich an Rom gewandt mit der Frage, ob der auf der IV. Synodalversammlung des Synodalen Wegs mit Zweidrittelmehrheit (auch der Bischöfe) befürwortete "Synodale Rat" gemäß den Statuten des Kirchenrechts überhaupt möglich sei. 

Konkret geht es in einer zweigeteilten Fragestellung, der der Brief des Staatsekretariates nachgeht – u.a. mit Rekurs auf die Kirchenkonstitution Lumen Gentium des II. Vatikanischen Konzils (LG 21) – um die Bedeutung der Autorität und Leitungshoheit der Ortsbischöfe (die auch nach den Statuten des Synodalen Wegs nicht eingeschränkt ist) und eben die daraus folgende Frage, ob es auch unter der genannten unstrittigen Voraussetzung überhaupt im Grundsatz möglich ist, Synodalität auf allen Ebenen der Teilkirche vor Ort "auf Dauer" zu stellen und ein Gremium einzurichten, dass das Anliegen des Synodalen Wegs der Erneuerung der Kirche fortsetzt und weiterträgt und insofern auch „Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung“ in den Blick nimmt. 

Während der Brief des Staatssekretariates einen solchen Rat nicht nur auf nationaler, sondern auch schon auf diözesaner und pfarreilicher Ebene geradeheraus als illegitim einschätzt, hält die breite Mehrheit der Bischöfe des Ständigen Rates – entsprechend der erwähnten Abstimmung der IV. Synodalversammlung – dagegen, sich mit dem „in der Beschlussfassung enthaltenen Auftrag innerhalb des geltenden Kirchenrechts [zu] bewegen“, wie es heute in dem ebenfalls heute veröffentlichten Antwortstatement der Deutschen Bischofskonferenz heißt. 

Ein Dialog, der aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz nur zusammen mit dem Präsidium des Synodalen Wegs erfolgen kann, aber auch von Seiten des Staatssekretariates gegen Ende des Briefes als solcher zugesichert wird, muss der nächste Schritt der Verständigung sein, will sich der Weg der Synodalität der Kirche als ganzer nicht gegen sich selbst kehren.

* "in forma specifica" wurde das Schreiben von Papst Franziskus approbiert und zur Übermittlung angeordnet. 

Donnerstag, 5. Januar 2023

Verdichteter Moment einer Zeitenwende: Die Beerdigung des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. durch seinen Nachfolger und die Neuausrichtung des Papstamtes

(Screenshot: Vatican Media vom 5.1.2022)
Eine Beerdigung eines Papstes durch seinen Nachfolger sucht in der Geschichte noch mehr ihresgleichen wie das zeitgleiche Erscheinen eines amtierenden und eines ehemaligen Papstes in weißer Soutane. Symbolisch ist es auch für die Ablösung eines überkommenen Papst- und Amtsverständisses zu einem neuen, das zugunsten einer heilsamen Dezentralisierung "die Primatsausübung [..] einer neuen Situation öffnet". Dieses Neuverständnis klang zwar schon bei Papst Johannes-Paul II. an, von dem ebendieses am 50. Jahrestag der Bischofssynode aufgenommene Zitat stammt. Und es findet sich auch angedeutet in den heute im Requiem für Benedikt XVI. von Papst Franziskus zitierten Worten seines Vorgängers, der sich der Notwendigkeit des Mittragens und der Fürsorge des Volkes – Zitate aus dessen Predigt zur Amtseinführung im Jahr 2005 – bewusst war. Doch waren die Pontifikate der beiden Vorgänger von Papst Franziskus über Jahrzehnte im Grundsatz doch deutlich an der Ausrichtung der Welt auf den jeweiligen Pontifex gekennzeichnet. Einer „Bekehrung des Papstamtes“ (vgl. EG 32) gleich sieht Franziskus in der Synodalität – der konstitutiven Beteiligung und synodalen Einbeziehung der Ortskirchen und einer subsidiär sich verstehenden Kurie – demgegenüber den neu fortzusetzenden „Weg, den Gott sich von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet“.

Dass gewissermaßen realsymbolisch Papst Franziskus seinen Vorgänger zu Grabe trägt, ist somit ein verdichteter Augenblick: zugleich für die Fortschreibung wie den Übergang zu einem Neuverständnis des Papstamtes, das nunmehr auch ohne den Schatten eines im Hintergrund präsenten Vorgängers wirksam werden kann. Auch dies eine „Zeitenwende“ – mit einem Wort aus dem Brief von Papst Franziskus an die Christen in Deutschland zu Beginn des Synodalen Weg gesagt.



Freitag, 23. Dezember 2022

 „Nicht das Evangelium verändert sich, sondern wir beginnen, es besser zu verstehen“ - oder: Weihnachtsansprache 2022 zur Bedeutung von Synodalität

Weihnachtsansprache von Papst Franziskus an 
die Römische Kurie ©Screenshot VaticanNews 

"[…] Dieses Jahr sind es sechzig Jahre seit dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Was war das Ereignis des Konzils anderes als eine große Gelegenheit zur Umkehr für die ganze Kirche? Der heilige Johannes XXIII. sagte in diesem Zusammenhang: »Nicht das Evangelium verändert sich, sondern wir beginnen, es besser zu verstehen«. Die Umkehr, die uns das Konzil geschenkt hat, war der Versuch, das Evangelium besser zu verstehen, es in diesem historischen Augenblick aktuell, lebendig und wirksam werden zu lassen.

So fühlten wir uns, wie schon mehrfach in der Kirchengeschichte geschehen, auch in unserer Zeit als Gemeinschaft der Gläubigen zur Umkehr aufgerufen. Und dieser Weg ist keineswegs abgeschlossen. Das gegenwärtige Nachdenken über die Synodalität der Kirche entspringt gerade der Überzeugung, dass der Weg zum Verständnis der Botschaft Christi nie zu Ende ist und uns ständig herausfordert.

Das Gegenteil von Bekehrung ist die Fixierung, d.h. die versteckte Überzeugung, dass wir kein tieferes Verständnis des Evangeliums benötigen. Es ist der Fehler, die Botschaft Jesu auf eine einzige, allzeit gültige Form festlegen zu wollen. Die Form jedoch muss sich immer wieder verändern können, damit die Substanz dieselbe bleibt. Die wahre Häresie besteht nicht nur darin, ein anderes Evangelium zu predigen (vgl. Gal 1,9), wie Paulus sagt, sondern auch darin, es nicht mehr in die jeweils aktuelle Sprache und Kultur zu übersetzen, und der Apostel der Völker hat gerade das getan. Bewahren bedeutet, die Botschaft Christi lebendig zu halten und nicht, sie einzusperren. […]" (Vatican News vom 22.12.22)


Samstag, 19. November 2022

 „Gemeinsam auf dem Weg bleiben“ nach einem „Ernstfall der Synodalität“ oder: Über das Zueinander von Synodalem Weg und dem weltkirchlichen synodalen Prozess nach dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom (14.-19.11.22)

© Deutsche Bischofskonferenz/Matthias Kopp
Papstaudienz der deutschen Bischöfe am 17.11.22
© Deutsche Bischofskonferenz/Matthias Kopp

Als einen „Ernstfall der Synodalität“ bezeichnete der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing – das Wort eines bischöflichen Kollegen aufgreifend – den Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom. Es sei um „Hinhören, Abwägen und den anderen mit seiner Auffassung bestehen lassen“ gegangen; „nicht um Deutungshoheit, sondern um die ehrliche Reflexion, wo wir als Kirche stehen und wie die Sichtweise des jeweils anderen ist.“ (DBK.de vom 19.11.22) Ein offener Austausch sei es im Gespräch mit allen Dikasterien gewesen – insbesondere beim interdikasteriellen Abschlussgespräch unter der Moderation von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Beteiligung zweier den Synodalen Weg bereits in der Vergangenheit kritisierenden Dikasterienleiter: dem Leiter der Dikasteriums für die Glaubenslehre Kardinal Luis Francisco Ladaria und dem schon seit dem Jahr 2010 von Benedikt XVI. als Leiter der damaligen Bischofskongregation berufenen kanadischen Kurienkardinals Marc Ouellet.

 „Ich bin dankbar, dass die Bedenken, die es in Rom gibt, offen vorgetragen wurden. Und ebenso dankbar bin ich, dass die Sorgen und Auffassungen aus unserer Bischofskonferenz – quer durch alle Themen – gehört wurden. Das interdikasterielle Treffen war für mich ein Zeichen, dass wir – trotz widersprechender Auffassungen – gemeinsam auf dem Weg bleiben.“(DBK.de vom 19.11.22)

Ein Moratorium – eine abermalige Aufschiebung des Synodalen Wegs, die einem Abbruch gleichgekommen wäre – habe im Raum gestanden. Stattdessen wurden deutliche Bedenken und Vorbehalte hochrangiger Kurienkardinäle "gegenüber der Methodik, den Inhalten und den Vorschlägen des Synodalen Weges" geäußert, aber die Weiterarbeit des Synodalen Wegs im Grundsatz bestätigt, indem gemeinsam herausgestellt wird, wie „wichtig und dringend notwendig es ist, einige der angesprochenen Fragen zu definieren und zu vertiefen, wie zum Beispiel diejenigen, die sich auf die Strukturen der Kirche, das Weiheamt und seine Zugangsbedingungen, die christliche Anthropologie und weitere Fragen“ (Vatican.va vom 18.11.22).

Bischof Bätzings Resümee fällt angesichts dieses erlebten, aber auch in der Rezeption auf dem Synodalen Weg in der deutschen Ortskirche nicht minder zu erwartenden „Ernstfalls der Synodalität“ ebenso zuversichtlich wie sorgenvoll aus:

„Ich fahre mit einer gewissen Erleichterung nach Hause, weil wir Themen benannt haben und niemand sagen kann, er hätte davon nichts gehört oder sich nicht äußern können. Ich fahre mit einer gewissen Sorge nach Hause, weil ich noch nicht abschätzen kann, welche Dynamik die synodalen Prozesse entfalten. Aber vielleicht ist diese Spannung gut: Erleichterung und Sorge.“ (DBK.de vom 19.11.22)

Immerhin ersparte die Delegation der deutschen Bischöfe nicht nur einzelnen Dikasterienleitern, sondern auch dem Initiator des synodalen Prozesses  seit seiner bewegenden Ansprache zu eben diesem Thema aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Bischofssynode  Papst Franziskus nicht auch deutliche Kritik: Dass er in dem auch während des Ad-Limina-Besuchs vielzitierten Brief an den Synodalen Weg vom 29.06.2019 nicht auf den Anlass des Missbrauchsskandals eingegangen sei, der ja dem ganzen Synodalen Weg und seinen Themen in Deutschland zugrunde liegt. Und die Verwahrung gegenüber dem Vergleich des Synodalen Reformweges mit einer bereits bestehenden „guten evangelischen Kirche“ wurde in ebenso deutlicher Sprache im interdikasteriellen Treffen adressiert wie gegenüber Vorwürfen eines schismatischen Sonderweges:

„Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland sucht weder ein Schisma noch führt er in eine Nationalkirche. Wer immer von Schisma oder Nationalkirche spricht, kennt weder die deutschen Katholikinnen und Katholiken noch die deutschen Bischöfe. Mich macht traurig, welche Macht dieses Wort bekommen hat, mit dem man uns die Katholizität und den Willen zur Einheit mit der weltweiten Kirche abzusprechen versucht.“ (DBK.de vom 19.11.22)

Aber Bischof Georg beweist zugleich auch Humor, wenn er den „Ernstfall der Synodalität“ mit dem Sprachbild und Titel des Synodendokuments aus Rom für die anstehende kontinentale Etappe des weltkirchlichen synodalen Prozesses vergleicht: „Mach den Raum deines Zeltes weit“.

„Hier kommt gut zum Ausdruck, was wir spüren: Der Raum des Zeltes entsteht erst durch die Spannung der Seile, die das Zelt aufspannt. Das ist ein Bild, das vielleicht auch für unseren Synodalen Weg und den Weg der Kirche in Deutschland insgesamt hilfreich ist.“ (DBK.de vom 19.11.22)

In diesem gespannten Zustand heißt es „gemeinsam auf dem Weg (zu) bleiben“.



Donnerstag, 27. Oktober 2022

„Vergrößere den Raum Deines Zeltes!“ –  Zur Veröffentlichung des zweiten Vorbereitungsdokumentes für die XVI. Generalversammlung der Bischofssynode.


Dass Synodalität und Mission der Kirche innerlich zusammen gehören, hebt der Generalsekretär der Bischofssynode Kardinal Mario Grech hervor, indem er das Sprachbild des Zeltes in der Überschrift des Vorbereitungsdokumentes der Weltsynode aufgreift, das für eine Kirche im Aufbruch steht. Und dieses Zelt solle vergrößert, ein größerer Raum bereitet werden im Zuge des synodalen Prozesses. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing sieht darin zugleich eine nach vorne weisende, ausgreifende Dynamik, „dass der Synodale Weg der Kirche in Deutschland als Teil einer synodalen Dynamik zu verstehen ist, die die ganze Kirche ergriffen hat." […] Dabei sind viel Gemeinsames, gut Vergleichbares, aber auch in unterscheidender Weise Spezifisches zu entdecken.“. (DBK.de vom 27.10.2022)

„Das nun veröffentlichte Arbeitsdokument stelle "unmissverständlich" fest, dass auf allen Kontinenten eine Neubewertung der Rolle der Frau in der Kirche gefordert werde. "Deshalb wird in vielen Teilen der Kirche eine aktive Rolle der Frauen in den Leitungsstrukturen der Kirche, ihr Predigtdienst und ein Frauendiakonat befürwortet, in einer Reihe von Ortskirchen auch die Priesterweihe für Frauen", analysiert Bätzing. Das Arbeitsdokument weise ausdrücklich auch auf die Situation von LGBTQ-Personen und Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften hin, die von der Kirche oftmals Zurückweisung erführen. Zudem würde das respektvolle Miteinander von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien und der Wunsch nach mehr Teilhabe und Mitverantwortung aller Getauften geäußert.“ (katholisch.de vom 27.10.2022)

Wie bereits zuvor ausgeführt sollen die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen – Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada – auf der Basis des Vorbereitungsdokumentes bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen, die insgesamt wiederum in ein weiteres Arbeitsdokument fließen werden, das dann die eigentliche Grundlage der im Herbst 2023 beginnenden XVI. Generalversammlung der Bischofssynode sein wird. 

Der nächste Schritt ist – wie gesagt – auf kontinentaler Ebene für Europa im Rahmen eines europäischen Treffens des Europäischen Bischofsrats CCEE vom 5. bis 12. Februar in Prag.






Sonntag, 16. Oktober 2022

Weg des Zuhörens und der Unterscheidung - oder: Zur Verlängerung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode zur Synodalität bis zum Jahr 2024

Nachdem Papst Franziskus einen Tag nach der 60-Jahresfeier des Beginns des II.Vatikanischen Konzils die Spitze des Sekretariats der Synode empfangen hatte, wird heute zunächst im Rahmen der Angelus-Ansprache und nachfolgend in einem Communiqué des Sekretariats bekannt, dass die zunächst auf zwei Jahre angelegte 16. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode ein Jahr länger dauern wird:

„d.h. zwei Sitzungen umfassen wird, die ein Jahr auseinander liegen: die erste vom 4. bis 29. Oktober 2023, die zweite im Oktober 2024. Papst Franziskus verwies auf die Apostolische Konstitution Episcopalis Communio, die diese Möglichkeit in Betracht zieht (vgl. Artikel 3).

Diese Entscheidung entspringt dem Wunsch, dass das Thema einer synodalen Kirche wegen seiner Breite und Bedeutung Gegenstand einer längeren Unterscheidung nicht nur von den Mitgliedern der Synodenversammlung, sondern von der ganzen Kirche sein möge.

Daher wird die Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode auch eine prozessuale Dimension annehmen und sich als "ein Weg auf dem Weg" gestalten, um eine reifere Reflexion für das größere Wohl der Kirche zu fördern.“ (Ebd.; eigene Übersetzung)

Weg des Zuhörens und der Unterscheidung zum Einbezug der ganzen Kirche

„Von Anfang an hat das Generalsekretariat der Synode den Weg des Zuhörens und der Unterscheidung gewählt, auch in der Planungs- und Umsetzungsphase des synodalen Prozesses. In den kommenden Wochen werden wir unsere Unterscheidung fortsetzen, um den Ablauf der beiden Versammlungen (und die Zeit dazwischen) der XVI. Ordentlichen Bischofssynode besser darzustellen. (...) 
Jetzt geht es weiter mit einer kontinentalen Ebene, die mit der Durchführung der kontinentalen Synodenversammlungen ihren Höhepunkt zwischen Januar und März 2023 erreichen wird.“ (Ebd.; eigene Übersetzung)

D.h. – wie gesagt – für Europa:  im Rahmen eines europäischen Treffens des Europäischen Bischofsrats CCEE vom 5. bis 12. Februar in Prag.







Dienstag, 11. Oktober 2022

„…im aufmerksamen Hören auf die Zeichen der Zeit“ – oder: Die Weiterführung des Konzilsauftrags im synodalen Prozess

Zum 60. Jahrestag des Beginns des II. Vatikanischen Konzils (11.10.1962 – 8.12.1965) feierte Papst Franziskus heute in der Nähe des gläsernen Sargs mit den sterblichen Überresten des Konzilspapstes Johannes XXIII. einen Gottesdienst. 

Screenshot VaticanMedia 11.10.2022
(Screenshot VaticanMedia 11.10.2022)
In seiner Predigt verwies er auf den Weg der Liebe, in der sich die Kirche erneuert und  bemühen muss den widerstreitenden „Ismen“ – die er über dreimal erwähnte – zu widerstehen:

„Sowohl der Progressivismus, der sich der Welt anpasst, als auch der Traditionalismus oder die Rückwärtsgewandtheit, die einer vergangenen Welt nachtrauert, sind keine Beweise der Liebe, sondern der Untreue. Es sind pelagianische Egoismen, die ihre eigenen Vorlieben und ihre eigenen Pläne über die Liebe stellen, die Gott gefällt“. (Originalübersetzung der Predigt von Papst Franziskus).

Bereits gestern betonte das neu eingerichtete Sekretariat der Bischofssynode in einem Statement, dass die Einrichtung der Bischofssynoden durch Papst Paul VI. das Anliegen des Konzils in der Kirche weiter trug…. nicht ohne einen Zentralbegriff der Konzilszeit wie des unlängst von einem römischen Kurienkardinal infrage gestellten Orientierungstextes des Synodalen Wegs im Hinblick auf das „aufmerksame Hören auf die Zeichen der Zeit“ herauszuheben:

Hören auf die Zeichen der Zeit

Im Lauf der Jahrzehnte habe sich die Synode „stets in den Dienst des Konzils gestellt und ihrerseits dazu beigetragen, das Antlitz der Kirche zu erneuern, in immer tieferer Treue zur Heiligen Schrift und zur lebendigen Tradition und im aufmerksamen Hören auf die Zeichen der Zeit“. (VaticanNews vom 10.10.23)

Die Bischofssynoden haben „die Möglichkeit geboten, dessen Lehren zu vertiefen, sein Potential angesichts neuer äußerer Umstände zu erschließen und die Inkulturation unter den verschiedenen Völkern zu fördern.“ (Ebd.) In der Weise unterstreicht das Sekretariat auch die Verbundenheit der kommenden XVI. Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ mit den Grundanliegen des II. Vatikanischen Konzils:

„Die Magna Charta der Synode 2021-2023 ist die Lehre des Konzils über die Kirche, insbesondere seine Theologie des Volkes Gottes, eines Volkes, das ,die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes zu seiner Bedingung hat, in dessen Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt‘ (Lumen Gentium 9).“ (Ebd.)

Reformen auf Weltkirchenebene

In Fortsetzung dieses Konzilsauftrags ist es die Aufgabe der Synode ein Dokument zu erarbeiten, „das Papst Franziskus als Grundlage zur Abfassung seines Postsynodalen Schreibens und für eventuelle Reformen auf Weltkirchenebene dienen soll.“ (Ebd.)

Als nächster Schritt – entsprechend der Aufplanung – wird die Veröffentlichung eines Vorbereitungsdokumentes (Instrumentum laboris) erwartet, das die weltweiten Rückmeldungen der Bischofskonferenzen aufgenommen hat und im Rahmen kontinentaler Bischofssynoden - d.h. für Europa:  im Rahmen eines europäischen Treffens des Europäischen Bischofsrats CCEE vom 5. bis 12. Februar in Prag - bearbeitet werden soll. Nächste Schritte, auf deren Hintergrund sich auch die Entwicklungen des Synodalen Wegs in Deutschland mit seinem Abschluss in der V. Synodalversammlung (9.-11.03.2023) weiter konturieren werden.

Nicht nur in der Physiognomie dem Konzilspapst Johannes XXIII. immer ähnlicher vereint Papst Franziskus mit seinem im Jahr 2014 von ihm heiliggesprochenen Vorgänger dieses Anliegen der Reform der Kirche im Geist der Synodalität, die er schon zum 50. Jahrestag des Synodenjubiläums in den Mittelpunkt seines Pontifikats gestellt hat:

da Synodalität „der Weg ist, den Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“ (17. Oktober 2015).



Freitag, 9. September 2022

Eklat und Erleichterung - oder: Die IV. Synodalversammlung in Frankfurt im Wechselbad der Gefühle


Fast schien es mit der Ablehnung des Grundtextes des Synodalforums IV. "Leben in gelingenden Beziehungen. Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" am frühen Abend des ersten Tages der IV. Synodalversammlung, dass der Synodale Weg ins Stocken oder gar schon zu Beginn zum Ende gekommen sein könnte. Eine Sperrminorität von 22 Bischöfen ließ bei nur 33 befürwortenden bischöflichen Voten keine der Satzung des Synodalen Wegs entsprechende Zweidrittelmehrheit der Bischöfe zustande kommen, mit der ein Beratungsergebnis auch als Ergebnis des Synodalen Wegs gewertet werden kann. 
Abstimmung: Synodengesamtheit
Abstimmung Bischöfe
Und es brauchte fast einen ganzen Tag bis mit der Annahme des zweiten Grundtextes des Synodalforums III. "Frauen in Diensten und Ämtern" ein erster Text erfolgreich die Abstimmungen durchlief, der sich für eine Geschlechtergerechtigkeit beim Zugang zu Weiheämtern ausspricht.
Abstimmung Synodengesamtheit

Abstimmung Bischöfe
Und erst danach schafften es auch zwei weitere Handlungstexte des Synodalforums IV. zur "Neubewertung der Homosexualität" und zu einer "Veränderung der Grundordnung" mit einer deutlichen Dreiviertelmehrheit angenommen zu werden. 

Abstimmung Synodengesamtheit
Während Letzterer ggf. schon bereits im Herbst diesen Jahres Chancen hat auch im Arbeitsleben von Mitarbeitenden im kirchlichen Dienst mit einer Inkraftsetzung umgesetzt zu werden, richtet sich der erste Handlungstext an den Papst mit dem Wunsch auf Änderung der entsprechenden Ziffern 2357-2359 des seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1991 in diesen Passagen unveränderten Katechismus der Katholischen Kirche.  
Abstimmung Bischöfe

Nicht wenige verwunderte die Zustimmung zu beiden Texten, nachdem noch am Vortag die theologische Grundlegung des Grundtextes ebenso überraschend wie knapp am Dreiviertelmehrheits-Quorum gescheitert war, der über die neu im Untertitel hervorgehobene Sexualethik hinaus das ganze Spektrum von Sexualität, Partnerschaft und Liebe anspricht. Der zur IV. Synodalversammlung veröffentlichte Sketchnote-Film von Esther Göbel veranschaulicht dies.
Die Ergebnisse machen zugleich deutlich, dass die Zustimmung zu einzelnen Themen des am Vorabend abgelehnten Grundtextes durchaus möglich ist; in diesen beiden konkreten Fällen, nachdem sich die Bischöfe jeweils vor den Abstimmungsblöcken noch unter sich beraten hatten. Selbst wenn an den ersten beiden Tagen der IV. Synodalversammlung nur insgesamt vier von vierzehn anstehenden Beratungstexten behandelt werden konnten, ließen sie nach einem Wechselbad der Gefühle wieder den "Geist von Frankfurt" spüren, der bereits die vorausgegangenen Synodalversammlungen gekennzeichnet hatte. 

 Synodalität auf Dauer gestellt*
Derselbe zuletzt die III. Synodalversammlung kennzeichnende Geist war auch am letzten Tag der Synodalversammlung bei der Annahme der in 1. Lesung vorgetragenen Handlungstexte "Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament", "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt" und "Enttabuisierung und Wertschätzung - Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester" erlebbar. Sie kamen am Nachmittag noch zum Zuge, nachdem der Vormittag durch eine ebenso umfassende wie zeitraubende Debatte des Handlungstextes "Synodalität nachhaltig stärken: Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland" gekennzeichnet war. Seine Annahme mit einer Dreiviertelmehrheit der Synodengesamtheit wie unter den Bischöfen kann als Basisentscheidung für einen erfolgreichen Abschluss des Synodalen Wegs insgesamt gewertet werden. 
Abstimmung Synodengesamtheit

Abstimmung Bischöfe
Denn ohne die Einrichtung eines Synodalen Rates wären allein schon die auf der IV. Synodalversammlung nicht behandelten sechs Handlungstexte nicht mehr innerhalb der bis März 2023 begrenzten Zeit des Synodalen Wegs behandelbar. Und ohne ein solches Gremium, dessen Satzung von ZDK und DBK gemeinsam ausgearbeitet werden wird, könnte die Kirche sich auch nicht den darüber hinausgehenden Herausforderungen widmen, die weltkirchlicherseits über den "Weg der Synodalität der Kirche im 3. Jahrtausend" und die Vorbereitung der Weltsynode zur Synodalität mehr und mehr erkennbar werden. Das Votum für den Synodalen Rat stellt Synodalität in Deutschland auf Dauer und ist die Grundlage "für eine synodale Kirche", wie das Motto der XVI. Weltbischofssynode heißt.


*Absatz ergänzt am 10.09.2022