So
lauteten O-Töne und Eindrücke von Synodenteilnehmern,
die vom Sekretär, Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto (Italien),
und Synodenpräsident Kardinal Luis Antonio Tagle aus Manila (Philippinen)
auf der heutigen Pressekonferenz zitiert wurden. Sie bezogen sich auf die
von
Kardinal Peter Erdö am
heutigen
frühen
Vormittag in 52 Minuten vorgetragene 'Zusammenfassung nach den Diskussionen' der ersten Synodenwoche. Als 'pastorales
Erdbeben'
wurde sie in reißerischen Überschriften schnell medial kommuniziert. Dabei
konnte diese für heute mit Spannung erwartete 'relatio post disceptationem' eigentlich nur dann überraschen, wenn man die
täglichen Pressekonferenzen der ersten Synodenwoche nicht
mit verfolgt hat, da sich alle Gedanken über die Tage verstreut – aber wie an einer Perlenkette gereiht – schon
genauso wiederfinden; und auch
in
diesem Blog-Kommentar aufgemerkt wurden.
(Pressekonferenz mit Erzbischof Forte, Kardinal Tagle, Kardinal Erdö)
Vorgetragen
wurde die Ergebniszusammenfassung in Anwesenheit von 184
Synodenvätern und des Papstes und von diesen mit lang anhaltendem Applaus bedacht. Mit Dankbarkeit sei von vielen dieser
Zwischenbericht wie ein 'Spiegel' empfunden worden, in dem sie den
Extrakt der Überlegungen der Diskussionen der vergangenen Woche
wiederfanden, so Kardinal Tagle im heutigen Pressbriefing. Dass dieser Zwischenbericht
zugleich Ausgangpunkt für die Diskussion der nächsten Tage sein
wird, zeigten schon die 41 Interventionen, die sich – in freier Rede
vorgetragen – anschlossen und mit dieser in der nun folgenden
Kleingruppenarbeit in den Sprachzirkeln weiter beratschlagt werden.
Deren Ergebnisse werden dann wiederum an den 'Relator' Kardinal Erdö
zurückgeführt, der das Schlussdokument der Synode erstellt, das am
Samstag vorgestellt und verabschiedet werden wird.
"Es wird aber
kein klassisches Schlussdokument, sondern so etwas wie das
'Instrumentum Laboris' (Arbeitspapier) für die nächste
Familiensynode im Herbst 2015", verdeutlichte heute noch einmal
der Leiter der deutschsprachigen Abteilung bei Radio Vatikan, P.
Hagenkord, in einem Interview. Es wird also, wie der heutige Tag kein Abschluss, sondern
ein weiterer Zwischenschritt eines synodalen Prozesses der über die
nächsten Monate gehen wird: ein bewusstes und im Grunde schon von Anfang an angezieltes und absehbares 'working in progress', ein synodaler Weg.
Der
'Geist des Konzils' wurde darin empfunden – und das ist die
Handschrift, die der Zwischenbericht trägt –, indem voller
Sympathie auf die Welt von heute geschaut, in der Kirche nicht
richtet, sondern die Menschen begleitet in Freuden und Hoffnungen,
Trauer und Leiden der Menschen von heute, wie auch die ersten Wörter
der Pastoralkonstitution 'Gaudium et spes' lauten. Das Hören auf
die Lebenswirklichkeit von Ehe und Familie, das Sehen derselben im
Licht der Botschaft des Evangeliums und das daraufhin mögliche
unterscheidende Deuten der pastoralen Herausforderungen der Familie in
der heutigen Zeit kennzeichnet dann auch die drei Teile des heute
veröffentlichten Zwischenberichts:
Im
'hörenden' I. Teil der 'Relatio post disceptationem' werden die vielen sozial-kulturellen
Kennzeichen heutiger familiärer Lebenswirklichkeit wahrgenommen – von
Vereinzelung, über Polygamie bis hin zu Lebensgemeinschaften – mit mehr oder
minder ausgeprägten oder begründeten Formen von Verbindlichkeit, die im systematisch reflektierenden und 'ausschauenden' II. Teil ausgehend von
der Analogie der Verwirklichung der Kirche in dieser Welt nach der
Lehre des 2. Vatikanischen Konzils (vgl. unten bzw. LG 8)
auch graduelle Verwirklichungen von Heil und Wahrheit sehen lassen,
die im alleinigen Blicken auf das von der Kirche tradierte Ideal von
Ehe und Familie verborgen bleiben.
Mit
dieser Perspektive erscheinen die vielen, unterschiedlichen
Herausforderungen gelebter Lebensentwürfe im III. Teil der
Relatio in einem ganz anderen, neuen Licht, und lassen sich gegenüber
wiederverheiratet Geschiedenen, gegenüber verhältnismäßig losen Beziehungen 'ad experimentum', ja selbst homosexuellen Partnerschaften gegenüber auf einmal wertschätzende
Worte finden, als sie als graduelle Verwirklichungsformen familialen Lebens 'Heil und
Wahrheit' enthalten.
Dieser
grundlegende Perspektivwechsel ist sicher vor allem herauszuheben,
bevor man auf die damit verbundenen, einzelnen, sich ergänzenden oder miteinander konkurrierenden
Vorschläge in Hinblick auf die verstärkten Anstrengungen und Aufgaben in
Ehevorbereitung und Ehebegleitung, die differierenden Optionen bezogen
auf die Möglichkeiten der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu
den Sakramenten, hinsichtlich des 'speeding-up' von
Ehenichtigkeitsprozessen, der Reflexion auf die Bedeutung des
Glaubens für das Zustandekommen einer sakramentalen Ehe, die Prüfung
der Tradition der orthodoxen Kirche und auch den Ansatzpunkt der Kommunikation von Formen natürlicher Familienplanung und -regelung zu sprechen kommt, die
allesamt weitere Diskussionen erfordern und ermöglichen.
Auch
wenn der heute veröffentlichte Zwischenbericht der Bischofssynode
nur ein Meilensteil auf einer noch bevorstehenden Strecke und eines
Debattenmarathons (nicht nur in dieser Woche) ist, dokumentiert er doch als roten Faden das
Selbstverständnis einer Kirche „auf dem Weg“, wie Papst Franziskus heute Morgen in der Morgenmesse in Santa Marta sagte. Und: „Wenn man
auf dem Weg ist, findet man immer neue Dinge, Dinge, die man vorher
noch nicht kannte.“ Oder: 'The drama continues!', wie es zum
Abschluss eines Statements auf der unbedingt sehenswerten Pressekonferenz Kardinal Tagle
mit einem Lächeln sagte.
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