Die Überschrift ist einer schon einen Tag alten Pressenotiz des Vatikanischen Presseamtes entnommen: Per Twitter verbreitete Links zu Dokumenten und Berichten über das Bischofstreffen seien 1,7 Millionen mal angeklickt worden. Und dem Twitter-Dienst des vatikanische Presseamts selbst folgten mittlerweile knapp 11.000 Nutzer. Wie am Sonntag vor Synodenbeginn gesagt, gehört auch dies zu einer neuen transparenten Kommunikationsstrategie des Vatikans während der Bischofssynode: Die Verfahren, die Öffentlichkeitsarbeit und die Weise der Ergebnisdokumentation ist verändert, transparenter und dynamisiert, so dass jeder interessierte Beobachter sehr nah das Geschehen verfolgen, sich direkt einbezogen fühlen kann. Eine Kirche, die sich transparent gibt und beinahe 'in Echtzeit' allen aufmerksamen Beobachtern alle Einblicke gewährt, um sich ein Bild zu machen von dem 'work in progress' einer Kirche im Aufbruch.
(Kardinal Napier, Pressesprecher Fr. Lombardi, Kardinal Filoni)
Mit
süffisanten Grinsen leitete Pressesprecher Lorenzo Lombardi das
Briefing mit den Worten ein: „Woran es wohl liegt, dass wir heute so zahlreich sind...?“ Denn gekommen waren die vielen
Journalisten wegen des großen Presseechos, das die gestrige
Veröffentlichung des Zwischenberichtes nach einer im Grunde sehr
konzentrierten Woche Synodenarbeit, die nachfolgende Pressekonferenz
wie auch die einschlägigen Interviews einzelner Synodaler (auch dies
ist ja bei dieser Bischofssynode das erste Mal überhaupt erlaubt und
erwünscht, wie Lorenzo Lombardi heute unterstrich) weltweit
hervorrief. Und riefen alle auf den Plan – wie die Fragen zeigten, zum großen Teil
ohne das Dokument gelesen zu haben – doch zumindest jetzt zur
Stelle zu sein, die die Entwicklung der Themen der vergangenen Synodenwoche
nicht wahrgenommen hatten.
Und als wenn das 'Erdbeben' nicht in Rom, sondern überall sonst in der Welt (und wohl vor allem der neuen Welt) geschehen wäre, waren die Erschütterungen heute erst in Rom zu spüren – etwa auch daran wahrzunehmen, dass am Nachmittag eine Agenturmeldung auf der deutschsprachigen Seite von Radio Vatikan zitiert wurde, in der eine etwaige 'Vatikanerklärung' zitiert wird, die mir zumindest verborgen geblieben ist. Den aufgeführten Inhalten zufolge ist es eine wohl ihrerseits übernommene Zusammenfassung der Pressekonferenz, bei der zwei der Moderatoren einer englischsprachigen und einer italienischen Kleingruppe, der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier und Kurienkardinal Fernando Filoni eigentlich von der Arbeit und dem Fortgang des synodalen Prozessen in den 'circoli minori' berichten sollten.
Aber eigentlicher Gegenstand des Gesprächs der Pressekonferenz wurde stattdessen die Diskussion um den 'Status' der gestern von Kardinal Erdö vorgetragenen 'Relatio post disceptationem', die das Vatikanische Presseamt zu einer eigenen Pressenotiz zur Verbindlichkeit und dem Stellenwert des Dokumentes und der nochmaligen Erklärung ihres vorläufigen Charakters nötigte. Und jenseits des eigentlichen – gestern beschriebenen – Gesamtduktus des Arbeitspapiers, das ja gerade für die weitere Diskussion der zweiten Synodenwoche bestimmt war – wurden von außen die vermeintlichen Gretchenfragen, die Kardinal Napier mehrmals zitierte, in Hinblick auf die Beurteilung von Lebensgemeinschaften, den Umgang mit wiederverheirat Geschiedenen und vor allem zur Bewertung homosexueller Partnerschaften gestellt, die die beiden beteiligten Synodalen wider die Verkürzung der Bischofssynode und des in Rede stehenden Dokumentes auf diese Themen Stellung beziehen ließen.
Als Aufgaben in diesen Tage berichteten sie aus ihren Kleingruppen etwa von dem konstruktiven Vorschlag, die positive Botschaft und Wertschätzung der Familien für die nächste Stufe der Synodendokumentation am Freitag dieser Woche deutlicher herauszuarbeiten (so vor allem Kardinal Napier) oder die Ehevorbereitung in die Hände verheirateter – junger – Paare zu geben (Kardinal Filoni). Dass es über die am Montagvormittag vorgetragenen 41 Wortmeldungen viele weitergehende Beiträge gebe und darüber das Dokument vom Montag naturgemäß verändert werden wird, mussten alle Teilnehmenden der Pressekonferenz mehrmals unterstreichen.
Dass morgen noch einmal ein ähnliches Pressebriefing bevorsteht, wenn mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, und dem Vorsitzenden der amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Edward Kurtz zwei weitere Synodenteilnehmer von ihren Eindrücken aus den Kleingruppen berichten, setzt die Kontinuität in der transparenten Kommunikation fort; obwohl eigentlich in aller konzentrierten Ruhe in den Sprachzirkeln gearbeitet wird und also auch morgen keine weitergehenden Aussagen präsentiert werden. Denn der Ertrag der Kleingruppenarbeit wird erst am Donnerstag zunächst dem Synodenplenum vorgestellt – und wie gewohnt transparent auch in einer summarischen Aufstellung veröffentlicht – und am Freitag wiederum von Kardinal Erdö in seiner abschließenden Dokumentation dem Synodenplenum vorgestellt.
An eben diesen beiden letzten Arbeitstagen erwarten uns zwei deutschsprachige Kardinäle in der Pressekonferenz mit Kardinal Schönborn am Donnerstag und Kardinal Marx am Freitag, wie Pressesprecher Lombardi gegen Ende der heutigen Pressekonferenz verriet – und damit auch zwei gewichtige Stimmen dieser Bischofssynode. Und um am Ende eines weltweiten Pressesturms auch mit einer deutschsprachigen und zuversichtlichen Stimme, die heute die Deutsche Bischofskonferenz von Kardinal Marx veröffentlicht hat, zu enden, von Einem, der wirklich auch dabei gewesen ist und dem Pressesturm in ebenso ruhiger wie gefasster Form die Stirn zu bieten gewohnt ist:
"Wir haben bisher eine offene und ehrliche und in den Themen breitgefächerte Diskussion erlebt. Ich bin dankbar, dass die unterschiedlichen Gesichtspunkte auf den Tisch gekommen sind. Papst Franziskus hat uns zu Beginn der Beratungen ermutigt, offen zu sprechen und zuzuhören. Das ist gelungen."
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