Samstag, 28. Oktober 2023

„...am Anfang eines Lernprozesses": Zweidrittelmehrheit für das Abschlussdokument der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode „Eine synodale Kirche in der Sendung“

Screenshot vaticanmedia 28.10.23
Nach der abendlichen Schlussabstimmung 
am 28.10.23 in der Synodenaula Paul VI.

Noch gestern dämpfte der seit Synodenbeginn als Geistlicher Begleiter den Synodenverlauf prägende Dominikanerpater Timothy Radcliffe die Erwartungen hinsichtlich konkreter Ergebnisse:

Many people watched this synod with massive expectations of changes. They look to see how to be the future of the church will be changed. And I think this is perhaps not always looking for the right thing. It's a synod that gathers to see how we can be church in a new way, rather than what decisions need to be taken: How we can be a church that listens to each other across cultures and listens to the traditon across time. 
And this is something only slowly learning to do: Learning how to take decisions together, how to listen to each other. So, we are really at the beginning of a learning process. (Vaticanmedia 27.10.23; eigene Übertragung*Übersetzung s. unten) 

 Wir lernen, auf welche Art wir Entscheidungen miteinander treffen. Wir sind noch am Anfang eines Lernprozesses.(Ebd.) 

Zweidrittelmehrheit für das Abschlussdokument  

P. Giacomo Costa SJ, Kardinal Jean-Claude Hollerich und
Kardinal Mario Grech im spätabendlichen Pressebriefing.

Doch tatsächlich wurde mit mehr als einer Zweidrittelmehrheit (mit 336 Ja- und 10 Nein-Stimmen) das 
zusammenfassende Abschlussdokument „Eine synodale Kirche in der Sendung von der  XVI. Generalversammlung der Bischofssynode  einschließlich einiger Reform- und Zukunftsthemen angenommen. Mit Ausblick auf den zweiten Teil der Synode im Jahr 2024 bietet der Text Überlegungen und Vorschläge zu Themen wie der Rolle der Frauen und der Laien, dem Amt der Bischöfe, dem Priestertum und dem Diakonat, der Bedeutung der Armen und Migranten, der digitalen Mission, der Ökumene und dem Missbrauch. Zwar ebenfalls mit Zweidrittelmehrheit angenommen, aber 'umstrittener' mit jeweils unter 300 Stimmen waren einzig die Absätze zum "Diakonat der Frau" (9j mit 277 Ja-Stimmen, 9n mit 279 Ja-Stimmen und 11i mit 285 Ja-Stimmen) und zum Zölibat der Weltpriester (11f mit Ja-291 Stimmen). 

Vierzig Seiten umfasst das Dokuments insgesamt. Es entstand „während alte und neue Kriege in der Welt wüten, mit dem absurden Drama unzähliger Opfer (...) Der Schrei der Armen, derer, die zur Migration gezwungen sind, derer, die Gewalt erleiden oder unter den verheerenden Folgen des Klimawandels leiden, ist unter uns laut geworden, nicht nur durch die Medien, sondern auch durch die Stimmen vieler, die mit ihren Familien und Völkern persönlich von diesen tragischen Ereignissen betroffen sind“, heißt es im Vorwort des Dokuments. 

Die Inhalte des Syntheseberichts wurden in drei Teilen zusammengefasst. Der erste Teil widmet sich dem "Angesicht einer synodalen Kirche", der zweite Teil der "Gemeinschaft der Bezeugenden" und der dritte Teil der "Verbundenheit im Aufbau der Gemeinschaft". 

Morgen wird in der Messe zum Abschluss der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode darauf Bezug genommen werden, dass "Hunderttausende von Worten" als Samen für die kommenden elf Monate bis zum Beginn des zweiten Teil der Synode im Oktober 2023 anzusehen sind, "die in den Boden der Kirche gesät werden. Sie werden in diesen Monaten in unserem Leben, in unserer Vorstellungskraft und in unserem Unterbewusstsein wirksam sein. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werden sie Früchte tragen" (Vaticannews 23.10.23), wie dies Thimothy Radcliffe am Montag zu Beginn der letzten Synodenwoche ausdrückte. Die Art und Weise wie der Kommunikationsprozess geübt wurde, wird die anstehende Phase der Insemination in der Methode des "Gesprächs im Geist" gewiss prägen und hätte für Thimothy Radcliffe auch das Potential gesellschaftliche Bedeutung erlangen: 

I think this process of learning to listen to each other, to be with each other is of extraordinary importance today. We live in a world with going violence, and the collapse of communication, wether in the Middle East, Ukraine, many parts of Africa, and even within our own countries, my own country in the west or in the United States, where you see polarization, the collapse of communication. Somehow, we have to learn how to talk to each other and listen to each other. So my hope ist that this Synod will not just to be helpful healing for the Church but also for humanity.“ (Vaticanmedia 27.10.23; eigene Übertragung*Übersetzung s. unten) 


* Übersetzung des obigen Zitates:


Viele Menschen haben diese Synode mit massiven Erwartungen an Veränderungen verfolgt. Sie wollen sehen, wie die Zukunft der Kirche verändert werden soll. Und ich denke, dass dies vielleicht nicht immer die richtige Blickrichtung ist. Es ist eine Synode, die sich versammelt, um zu sehen, wie wir auf eine neue Weise Kirche sein können, und nicht in erster Linie, welche Entscheidungen getroffen werden müssen: Wie können wir eine Kirche sein, die einander  zuhört - über Kulturen hinweg und quer über alle Zeiten hinweg auf die Tradition hört. 

Und das ist etwas, was wir erst langsam lernen: Wir lernen, auf welche Art wir gemeinsam Entscheidungen treffen, wie man einander zuhört. Wir sind noch am Anfang eines LernprozessesUnd deshalb wird es Zweifel geben und es wird Fehler geben. Und das ist in Ordnung, denn wir sind auf dem Weg.  

Wir leben in einer Welt, in der die Gewalt zunimmt und die Kommunikation zusammenbricht, sei es im Nahen Osten, in der Ukraine, in vielen Teilen Afrikas und sogar in unseren eigenen Ländern, in meinem eigenen Land im Westen oder in den Vereinigten Staaten, wo wir die Polarisierung und den Zusammenbruch der Kommunikation erleben. Irgendwie müssen wir lernen, miteinander zu reden und einander zuzuhören. Deshalb hoffe ich, dass diese Synode nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Menschheit heilsam sein wird.  (Vaticanmedia 27.10.23; eigene Übersetzung)


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