Samstag, 21. Oktober 2023

„How to live church in a complete different way“ – Oder: Wie zum Ende von Modul B3 die Erwartungen der Menschen hinsichtlich wahrnehmbarer Veränderungen mit dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und dem synodalen Prozess der Weltsynode verbunden sind.

„Dass wir müde sind“, stellte Generalrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich in seiner Einführung am Mittwoch der 3. Synodenwoche vor den nun beginnenden und abschließenden Beratungen des vierten Modul B3 fest „nach der Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, die schön, aufregend, aber auch anstrengend war“. Aktuell ging es bis zum heutigen Tag um den Abschnitt des Instrumentum laboris, der der Teilhabe gewidmet ist, genauer um „Teilhabe, Verantwortung und Autorität“ und die Frage: „Welche Prozesse, Strukturen und Institutionen gibt es in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche?“

„Wir haben am eigenen Leib, oder besser gesagt in unseren Herzen, die Kraft eines so einfachen Instruments wie das Gespräch im Geist erfahren. Wie können wir seine Dynamik in die Entscheidungsprozesse der Kirche auf verschiedenen Ebenen einbringen?“ (Vaticannews vom 18.10.2023)

Bezugnahmen zum Synodalen Weg in Deutschland 

Screenshot vaticanmedia 21.10.23

In der Pressekonferenz am 21. Oktober 2023 stellte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck den Synodalen Weg in Deutschland vor und erläuterte den Anlass und die vier Bereiche, mit denen sich der Synodale Weg in Deutschland über drei Jahre seit dem Jahr 2018 auseinandersetzte: Die Machtfrage, die Priesterfrage, sowie die Sexualmoral und die Rolle der Frauen in der Kirche, die auch ein Thema des Instrumentum laboris und in der Synodalversammlung einschließlich der Zulassung zu Weiheämtern beraten worden sei.  „Wir müssen uns fragen, wie wir das sakramentale Leben der Kirche retten können und wie wir einen Schritt nach vorne machen können“ auch in Bezugnahme auf die Situationen in anderen Teilen der Weltkirche. Auf die Frage nach dem Einfluss der Weltsynode auf den Synodalen Weg in Deutschland verwies Bischof Overbeck, der auch Vize-Präsident der Europäischen Bischofskonferenz COMECE ist, auf den geistlichen Prozess, der die Beratungen in Rom kennzeichne:

„Umgekehrt präge die Weltsynode die spirituelle Dimension für den Synodalen Weg mit ihren Runden Tischen und Momente der Stille sowie allgemein der synodale Stil. Das werde alles auch einen Einfluss auf den Synodalen Weg in Deutschland für die Zukunft haben. (Vaticannews 21.10.2023) 

Powerful process 

In der Pressekonferenz am Tag zuvor, am Freitag, den 20.10.23, unterstrich der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE, Erzbischof Gintaras Linas Grušas (Vilnius), dass die kontinentalen Beratungen, die europäischen, nord- und südamerikanischen, ozeanischen und afrikanischen Kontinentalversammlungen das Besondere dieser Weltsynode ausgemacht haben: Es habe in der kontinentalen Phase ein Teilen von Erfahrungen begonnen, das jetzt seit Anfang Oktober in Rom auf Ebene der Weltkirche fortgesetzt worden sei. Mit ähnlichen Worten wie Sr. Patricia Murray gegen Ende der Beratungen von Modul B2 betonte er, dass im Teilen der Denkweisen der verschiedenen beteiligten Personen - Bischöfe, Laien, Theologen, Berater, Frauen und Männer - ein Wandel stattgefunden habe, eine „Bekehrung des Denkens“, ein „Wandel des Lebens“, ein „Wandel der Denkweise“ ("change of live, change of mindset"):

"Es ist ein kraftvoller Prozess ("powerful process"), der die Kirche weiter bewegen und wachsen lässt.“ (Ebd.)

How to live church in a complete different way
Jenseits aller Einzelfragen, die oft nach "schwarz oder weiß", "ja oder nein", "gehen oder stoppen" diskutiert würde, sei - so Erzbischof Grušas - die eigentliche Diskussion dieser Synode „how to live church in a complete different way“, um einen neuen Prozess zu finden... Und es sei die Herausforderung, die Erfahrungen, die hier geteilt worden sind – in den spirituellen Gesprächen (Gespräche im Geist) – weiterzugeben: In die eigene Diözese, das jeweilige Land oder wie in seinem Fall als Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen auf Ebene eines Kontinents. Das sei „die Herausforderung“… wie es schon bei der kontinentalen Phase gewesen sei, als man kein vorgefertigtes Abschlussdokument gehabt habe und erst durch die Eingaben bei der 5-tägigen Kontinentaltagung zu den unerwarteten Früchten der gemeinsamen Arbeit gekommen sei. Es geht insgesamt weniger um direkte Schlussfolgerungen auf Einzelfragen, sondern darum zu lernen als Kirche synodal zu leben, dass sie ihre Früchte haben wird. Der Prozess sei derzeit wichtiger als irgendein konkreter Beschluss auf eine Einzelfrage hin. (Vgl. ebd., eigene Übersetzung).

Aber gleichwohl wissen die Synodenteilnehmenden ebenso, dass die Synode auch an dem Umgang mit den behandelten Einzelfragen gemessen wird. Kardinal Hollerich brachte diese Erwartungshaltung in der erwähnten Einführung zu Modul B3 ganz konkret ins Wort:

„Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass diese Synode anhand der wahrnehmbaren Veränderungen, die sich aus ihr ergeben, bewertet werden wird. Die großen Medien, vor allem die kirchenfernen, interessieren sich für mögliche Veränderungen bei einer sehr begrenzten Zahl von Themen. Ich werde sie nicht aufzählen, weil wir sie alle kennen. Aber auch die Menschen, die uns am nächsten stehen, unsere Mitarbeiter, die Mitglieder der Pastoralräte, die Menschen, die sich in den Pfarreien engagieren, fragen sich, was sich für sie ändern wird, wie sie die missionarische Nachfolge und die Mitverantwortung, über die wir in unserer Arbeit nachgedacht haben, in ihrem Leben konkret erfahren können.“ (Vaticannews vom 18.10.2023)

Es ist zu vermuten, dass die für Montag angekündigte „Botschaft an das Volk Gottes“ mit der Aufnahme der Erwartungen der Menschen weltweit einerseits und mit der Betonung einer sich in einem geistlichen Prozess der Synodalität wandelnden Kirche in eine ähnliche Richtung gehen wird, wie es in den Zitaten von Kardinal Hollerich, Bischof Overbecks und Erzbischof Grušas bereits anklingt.


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