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Sonntag, 2. Februar 2020

Über die Zulassung von „viri probati“ und das „Zeugnis echter Katholizität“: Fazit der 1. Synodalversammlung des Synodalen Weges und zu den Erwartungen hinsichtlich des nachsynodalen Schreibens (Querida Amazonia*) der Amazonassynode
(Screenshot: Katholisch.de vom 02.2.20)
Nach dem Grünen Licht von Seiten der Vollversammlungen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZDK) und dem Gottesdienst am 1. Dezember 2019 in der Münchener Frauenkirche zur Eröffnung hat an diesem Wochenende (Donnerstag, 30.1.20 bis Samstag, 1.2.20) mit der ersten Synodalversammlung der auf zwei Jahre angelegte Synodale Weg mit 230 Synodenteilnehmenden aus allen 27 deutschen Diözesen und weiteren Gästen und Beobachter*innen aus dem Bereich benachbarter Bischofskonferenzen richtig begonnen.

Dass das Treffen ein "Zeugnis echter Katholizität der Kirche in Deutschland" gewesen sei, wird der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zitiert. Die Satzung und Geschäftsordnung  wurden zeitaufwändiger als nach Tagesordnung ursprünglich vorgesehen und paradoxer Weise mit Einwänden sowohl hinsichtlich mangelnder Berücksichtigung der hierarchischen wie der demokratischen Ordnung, mit dem Ziel den Synodalen Weg mit seiner Satzung noch im Ansatz zu stoppen – ebenso angenommen, wie die Listen der auf je 30 Personen angelegten Synodalforen bestimmt.

 "Wider die gewaltige Krise, in welcher die katholische Kirche nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steckt", sind es die zwischen den Synodalversammlungen i.e.S. inhaltlich ausgerichteten Foren, die die Arbeitsergebnisse des Synodalen Weges beraten und vorbereiten werden. Zu den nach der Zäsur, die der Missbrauchsskandal für die Kirche in Deutschland bedeutete, als zentral identifizierten Themen der einmütig beschlossenen Foren „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ werden Ergebnisse vorbereitet, die z.T. auch auf weltkirchlicher Ebene rückgebunden werden müssen.

Dass gerade heute auch die ersten inhaltlichen Akzentsetzungen des nachsynodalen Schreibens (Querida Amazonia*) kommuniziert werden, die das letztgenannte Forum „Priesterliche Lebensform“ auch im Rahmen der Synodalversammlung ansprechen wird – von einigen Teilnehmenden auch bereits in der Synodalversammlung ausdrücklich ins Wort gebracht –, ist eine Koinzidenz von Welt- und Ortskirche, die gleichwohl seit der Amazonassynode nicht anders zu erwarten gewesen ist. Papst Franziskus hat im Ernstnehmen der Synodalität, dem Markenkern seines Pontifikates, in seinem nachsynodalen Schreiben im Grunde wiederum nichts anderes als das Ergebnis der Amazonassynode aufgenommen – entgegen den Widerstand einer vor kurzem von Kardinal Robert Sarah in Umlauf gebrachten (und sogar dem emeritierten Papst untergeschobenen) Publikation, in welcher er die Kontinuität der Lehre der Katholischen Kirche als gefährdet ansah.

'Viri probati' als Priester und Frauen als Diakoninnen?!

Denn wie im Blog-Beitrag vom 27.10.2019 erwähnt, wurde mit einer Zweidrittelmehrheit im Oktober 2019 auf der Amazonassynode der Vorschlag im Absatz 111 (bei 41 Gegenstimmen) mit der bereits Mitte 2019 veröffentlichten Begründung des Vorbereitungsdokumentes angenommen:
"Rechtmäßige Unterschiede schädigten die Einheit der Kirche nicht, sondern dienten ihr, wie auch die Vielfalt der existierenden Riten und Disziplinen bezeuge. Deshalb schlage man angesichts des Priestermangels und der sakramentalen Notlage in Amazonien vor, Kriterien zu erstellen, „um geeignete und von der Gemeinde anerkannte Männer, die ein fruchtbares Ständiges Diakonat innehaben, zu Priestern zu weihen“. Diese Priester mit bereits bestehender Familie könnten „in den entlegensten Regionen des Amazonas das Wort verkünden und die Sakramente feiern“. (Vatican News vom 26.10.19)

Auch zur Prüfung der Frage nach dem Diakonat der Frau wird sich das nachsynodale Schreiben in dem Sinne äußern, dass Papst Franziskus von der Synode beauftragt wurde zu prüfen, welche Aufgaben den Diakoninnen der Urkirche historisch zukamen und was das für die Zukunft heiße. „Wir erwarten ihre Ergebnisse“, hieß es in Punkt 103" (Vatican News vom 26.10.19) des Abschlussdokumentes, der mit 30 Gegenstimmen der zweitumstrittenste, aber ebenfalls mit Zweidrittelmehrheit angenommene Absatz der Amazonassynode war. Umgekehrt stimmten nur 11 Synodale gegen den Vorschlag, Frauen als "Gemeindeleiterinnen" – Punkt 102 des Abschlussdokumentes –  zuzulassen, der nach der Inkraftsetzung über das nachsynodale Schreiben sicher ebenso Anlass sein wird, ihn im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ hinsichtlich der Konsequenzen für die Diözesen Deutschlands weiterzudenken.

Es ist eine „Kirche im Aufbruch“ (EG 20) – in Deutschland wie in der Weltkirche. Sie ergreift damit die Chance ihre "Tradition für die Zukunft zu bewahren" – wider das "Behüten der Asche", wie Papst Franziskus es in der Abschlussansprache der Amazonassynode am 26.10.2019 auf den Punkt brachte.


* Nachtrag vom 7.2.2020

Sonntag, 19. März 2017

Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet – Zum einjährigen Jubiläum von Amoris laetitia der Ausblick auf einen „Zustand permanenter Mission“ (EG 25)
(Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk)
Obwohl erst am 8.4.2016 der Öffentlichkeit vorgestellt, datiert das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia auf den 19.3.2016, so dass gerade heute der erste Jahrestag, das erste Jubiläum dieses bedeutenden Lehrschreibens zu begehen ist. Es bringt gleich zu Beginn in AL 2-4 mehrfach den „synodalen Weg“ ins Wort, auf dem es über zwei synodale Beratungen in den Jahren 2014 und 2015 und den vorausgehenden weltweiten Befragungen entstanden ist. Synodalität ist allerdings nicht nur Weg, sondern auch gerade das Ergebnis von Amoris laetitia, deren weitere Ausarbeitung und Entfaltung sogar für die Rezeption des Lehrschreibens essenziell – wie die zweite Seite derselben Medaille – ist. Dass die damit verbundenen Gedanken noch einmal über den engeren Fragekreis des Lehrschreibens rund um ‚Ehe und Familie‘ hinausgehen, wurde auf der Jubiläumsfeier anlässlich '50 Jahre Bischofssynode' mitten in der Familiensynode am 17.10.2015 – deutlich, auf welcher Papst Franziskus den seitdem oft zitierten Satz über den „Weg der Synodalität im 3. Jahrtausend“ ins Wort brachte. Im Grundsatz zielt diese Formulierung auf eine Weiterentwicklung des Kirchenverständnisses, auf eine Ekklesiologie im Sinne des II. Vatikanischen Konzils: 
Gemeinschaft des Volkes Gottes‘: Diese Formulierung umschreibt das neue Selbstverständnis der katholischen Kirche, wie es durch das Konzil geprägt wurde; die Gemeinschaft des Volkes Gottes, die in und aus Teilkirchen und in einer kollegialen Einheit der Einzelbischöfe mit dem Papst als dem „sichtbare[n] Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielfalt von Bischöfen und Gläubigen“ (LG 23) besteht – in Bereitschaft und „Öffnung für eine ständige Reform ihrer selbst.“ (EG 26) Im Zuge der Konzilsberatungen wurden zahlreiche synodale Strukturen der Kirche auf den verschiedenen Ebenen von Ortskirche, der Kirchenprovinzen und -regionen und der Weltkirche wiederentdeckt und auf die Anfänge der frühen Kirche bezogen.
Seit den ersten Jahrhunderten [...] wurden Synoden, Provinzialkonzilien und schließlich Plenarkonzilien abgehalten, in denen die Bischöfe sowohl in bezug auf die Verkündigung der Glaubenswahrheiten als auch auf die kirchliche Disziplin eine einheitliche Regelung für verschiedene Kirchen festlegten. Diese Heilige Ökumenische Synode wünscht, daß die ehrwürdigen Einrichtungen der Synoden und Konzilien mit neuer Kraft aufblühen; dadurch soll besser und wirksamer für das Wachstum des Glaubens und die Erhaltung der Disziplin in den verschiedenen Kirchen, entsprechend den Gegebenheiten der Zeit, gesorgt werden.“ (CD 36)
Noch bis in die 90er Jahre schien es tatsächlich, dass die Kirche in dieser synodalen Neuausrichtung auf gutem Wege sei, dass sich in der Kirche sogar eine „synodale Bewegung“ ergeben habe. Doch ist dieser zuletzt von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 ins Wort gebrachte Eindruck in der nachfolgenden Zeit mehr und mehr zweifelhaft geworden. Papst Franziskus stellt in Hinblick auf nicht wenige synodale Gremien  auf diözesaner Ebene (konkret nennt er: Priesterrat, Konsultorenkollegium, Kathedralkapitel und Pastoralrat) einundzwanzig Jahre später nüchtern fest, dass sie sich „manchmal mühselig dahinschleppen“ und zukünftig wieder mehr „als Gelegenheit zum Zuhören und zum Teilen erschlossen werden“ sollten. Noch deutlicher legt Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats in einer kritischen Bestandsaufnahme ein besonderes Augenmerk auf die zweite, mittlere Ebene der Kirchenprovinzen und -regionen. Gerade auf dieser Ebene habe sich „[d]er Wunsch des Konzils, diese Organismen könnten zu einer Stärkung der Mentalität bischöflicher Kollegialität beitragen, [...] nicht völlig erfüllt.“ 
Papst Franziskus deutet  diese Bestandsaufnahme in seiner bedeutenden Rede zum 50jährigen Jubiläum der Bischofssynode – und inmitten der Beratungen der zu dieser Zeit tagenden Familiensynode am 17.10.2015 – in zwei Richtungen, um diese „Zwischeninstanzen der Kollegialität noch mehr zur Geltung zu bringen“: einerseits in Richtung auf eine weitere Ausgestaltung dieser synodalen Ebene „durch Integration und Aktualisierung einiger Aspekte der alten Kirchenordnung“ (wie am 8.2.2016 ausgeführt) und andererseits durch eine „Neuausrichtung des Papsttums“, die der mittleren synodalen Ebene der Kirchenprovinzen und -regionen eine neue Bedeutung und Aufgabe zuschreibt. In Hinblick auf die an anderer Stelle als Bekehrung des Papsttums“ (Radio Vatikan vom 17.10.2017) bezeichnete Neuausrichtung knüpft Franziskus an seinen Vorvorgänger Johannes Paul II. an, der bereits danach suchte, »eine Form der Primatsausübung zu finden, die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet, sich aber einer neuen Situation öffnet «. (EG 32 bzw. US 95) Für Papst Franziskus ist die katholische Kirche in dieser Neuausrichtung bislang „auf halbem Wege, auf einem Teil des Weges“ und betont in der erwähnten Jubiläumsansprache einen mittlerweile oft zitierten Passus aus seinem ersten Lehrschreiben Evangelii Gaudium 16, den er in einer ähnlichen Weise auch zu Beginn von AL 3 aufgenommen.
Wie ich bereits betont habe, ist es in einer synodalen Kirche »nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetzt, die in ihren Gebieten auftauchen. In diesem Sinn spüre ich die Notwendigkeit, in einer heilsamen „Dezentralisierung“ voranzuschreiten.« Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.
Papst Franziskus weiß bereits seit Beginn seines Pontifikates, dass wir „[i]n diesem Sinn [...] wenig vorangekommen“ sind. „Auch das Papsttum und die zentralen Strukturen der Universalkirche haben es nötig, dem Aufruf zu einer pastoralen Neuausrichtung zu folgen. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen.“ Eine erste, bereits auf den Weg gebrachte Institution auf der Ebene der Regionalkirchen ist für Franziskus die Bischofskonferenz:
Das Zweite Vatikanische Konzil sagte, dass in ähnlicher Weise wie die alten Patriarchatskirchen » die Bischofskonferenzen vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten [können], um die kollegiale Gesinnung zu konkreter Verwirklichung zu führen «. Aber dieser Wunsch hat sich nicht völlig erfüllt, denn es ist noch nicht deutlich genug eine Satzung der Bischofskonferenzen formuliert worden, die sie als Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen versteht, auch einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität.“ (EG 32)
Wir wissen, dass seit Ende des Jahres 2014 eine Arbeitsgruppe der Internationalen Theologischen Kommission der Glaubenskongregation an einem Grundsatzpapier zur Synodalität arbeitet, das mittlerweile schon sehr weit gediehen ist. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es nicht nur den Status und Kompetenzbereich der Bischofskonferenzen berühren und deutlicher beschreiben, sondern darüber hinaus die Bedeutung der Synodalität als konstitutives Element kirchlichen Lebens auf der Ebene der Kirchenprovinzen und –regionen wie auch der Universalkirche darüber hinausgehend betonen, ja einfordern – und darin das Kirchenverständnis der katholischen Kirche im Sinne des II. Vatikanischen Konzils unterstreichen und weiterführen. Wir dürfen gespannt sein:

Der synodale Weg einer Kirche im Aufbruch“  (EG 20-24) führt – gründend in einer in Mittel- und Südamerika besonders beheimateten Ekklesiologie des pilgernden Volkes Gottes – in Fortsetzung der Bewegungsrichtung zu einem „Zustand permanenter Mission“ (EG 25), der vom Lehrschreiben Amoris laetitia bereits antizipiert, ja vorausgesetzt wird (wie bereits im Blog-Beitrag am 8.2.2016 ausgeführt).


Lesen Sie in diesem Blog auch weitere Beiträge zur Bedeutung von 'Amoris laetitia' seit dem Tag des Erscheinens des nachsynodalen Schreibens am 8.4.2016 sowie die nachfolgenden vom 8.12.2016, vom 17.12.2016 , vom 8.1.2017, vom 1.2.2017 und anlässlich des 1. Jahrestages der Veröffentlichung von AL vom 8.4.2017; oder erfahren Sie mehr unter www.amoris-laetitia.de: mit einigen der schönsten AL-Kurzzitate, Literaturhinweisen und vertiefenden Informationen, Veranstaltungshinweisen und zahlreichen Linktipps darüber hinaus.




Freitag, 3. Oktober 2014

Was als Ergebnis der Synode schon feststeht...

Dass mir nachgesagt würde, dass ich schon wüsste, wie die Familiensynode ausgeht, hörte ich gestern mit einem Augenzwinkern nach einem Interview für das Kölner Domradio. Für zwei Aspekte stimmt das auch, die aber weder eine Spekulation darstellen noch den Verlauf der Bischofssynode in irgendeiner Weise vorwegnehmen.  

                         (Bild: © Andrea Göppel)
 


Donnerstag, 19. März 2015

Ich wünsche mir hier noch tiefergehende theologische Debatten“ oder: „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit!“

Ich wünsche mir hier noch tiefergehende theologische Debatten“, sagte Bischof Heiner Koch am 25.2.15 in einem Doppelinterview mit Bischof Franz-Josef Bode gegenüber dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de zu seinen Erwartungen an die diesjährige Familiensynode. Familienbischof Koch wie der Vorsitzende der Pastoralkommission waren zuvor neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Kardinal Marx auf der Frühjahrsvollversammlung als Delegierte der Deutschen Bischöfe gewählt worden – und als deren Stellvertreter im Krankheit- oder Verhinderungsfall der Vorsitzende der Jugendkommission, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, und der stv. Vorsitzende der Kommission Ehe und Familie, Weihbischof Wilfried Bernhard Theising aus Münster.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Bischof Franz-Josef Bode,
Reinhard Kardinal Marx, Bischof Heiner Koch (v.l.) © KNA
Seit dem Beschluss des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz vom 27.1.2015 sich in allen 27 Diözesen an dem Fragebogen zur Vorbereitung der Familiensynode im Oktober zu beteiligen, sind alle Teilkirchen Deutschlands – so gut es jeweils vor Ort möglich gewesen ist – mit ihren diözesanen Gremien und Verbänden mit den 46 Einzelfragen beschäftigt und praktizieren damit ganz selbstverständlich, was Papst Franziskus sich für die ganze Kirche wünscht: Angstfrei und engagiert zu kommunizieren und an die 'existentiellen Peripherien' des Lebens zu gehen, um von dort her das Evangelium der Familie zu erschließen, wie zuletzt am 14.2.2015 in diesem Blog beschrieben.


Diese neu gewonnene Freiheit, dass um theologische Fragen vor Ort gerungen und debattiert wird und auch die Freiheit des Wortes gilt, erlebte ich selbst in fünf Begleitveranstaltungen in den vergangenen Wochen am eigenen Leibe – und spürte mit Bewegung und Dankbarkeit, dass an der Basis die von Papst Franziskus auf den Weg gebrachte ‚Kirche im Aufbruch‘, die die Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit, die Verheutigung und Vertiefung der Lehre nicht scheut, lebendig ist. Und die diözesanweiten Befragungen, die in diesen Tagen in jedem Bistum ausgewertet werden, fördern sicher Gedanken zu Tage, die die Kirche braucht, um mutig und gemeinsam weiter voranzuschreiten. Vielleicht ergeben sie auch neue Impulse zu einer Argumentation der Deutschen Bischöfe hinsichtlich der schwierigen Frage hinsichtlich der Möglichkeit der Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten. Den von der Deutschen Bischöfen hierzu herangezogenen 'Schlüsselgedanken' der Analogie‘ hatte ich in diesem Blog neben der ‚Gradualität‘ am 19.1.2015 bereits beschrieben und am 14.2.15 den ‚Freundschaftsbegriff‘ ergänzt.


Sonntag, 6. Oktober 2019

"Wider eine Pastoral der Aufrechterhaltung" – Zur Eröffnung der Amazonas-Bischofssynode und wie sie mit dem Synodalen Weg in Deutschland zusammenhängt
Mit der Eröffnungsmesse hat mit dem heutigen Sonntag die vom 6. bis 27. Oktober 2019 von Papst Franziskus in Rom einberufene Amazonassynode begonnen. Unter der Themenstellung „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ handelt es sich bei dieser Bischofsversammlung um eine sogenannte Spezialsynode für eine bestimmte Weltregion, wie es sie ähnlich bereits im Jahr 2010 für den Nahen Osten und 2009 für Afrika gab. 

Pfr. Werner Demmel, Leiter des Deutschen Pilgerzentrums in Rom, weist in seinem einführenden Kommentar des Live-Streams von Vatican Media zu Beginn der Eröffnungsmesse auf den Anlass der Synode hin: 
"Im Mittelpunkt dieser Beratungen steht die Lage der Menschen im Amazonasgebiet und auch die Herausforderungen für die katholische Kirche dort.“ 
Und er stellt dabei auch die Frage, warum die Aufmerksamkeit für diese Spezialsynode viel größer ist als bei bisherigen Spezialsynoden für andere Weltregionen:

„Was macht diese Synode für die europäischen Katholiken so wichtig?

Das Amazonasbecken weist das zweitgrößte Waldgebiet der Erde auf und spielt eine wichtige Rolle für das Klima des Planeten. Innerkirchlich könnten neue Wege der Seelsorge im Amazonasgebiet Modellcharakter für die schrumpfende Kirche in Europa haben. Der Vatikan betont aber, dass sich Lösungen aus Lateinamerika nicht ganz einfach auf Europa kopieren lassen. Die Synodenteilnehmer werden in diesen Wochen miteinander beraten und in der letzten Sitzungswoche ein Schlussdokument verabschieden, das dann dem Papst übergeben wird. Ihm steht es frei dieses Papier zu veröffentlichen.“ (Ebd.; eigene Übertragung)

Wie war die Vorgeschichte der Synode?

"Papst Franziskus hat die Amazoniensynode am 15. Oktober 2017 schon in Rom angekündigt, die Vorbereitung mit einem Besuch im peruanischen Puerto Maldonado am 19. Januar 2018 angestoßen. Am 8. Juni 2018  veröffentlichte das vatikanische Synodensekretariat ein Vorbereitungsdokument mit einem Fragenkatalog. Auf  Grundlage der Rückmeldungen, u.a. aus rund 260 lokalen und regionalen Vorbereitungstreffen, erstellte das Sekretariat das Arbeitspapier Instrumentum laboris, das dann am 17. Juni 2019 veröffentlichte wurde." (Ebd., eigene Übertragung) 

Wer nimmt an der Amazonassynode teil?

Synodenteilnehmende sind 286 Bischöfe, Sachverständige, Sondergesandte und Beobachter an der Amazonassynode, darunter 35 Frauen – nach der aktuellen Synodenordnung noch ohne Stimmrecht – und insgesamt 185 stimmberechtigte Synodenmitglieder. Von Amts wegen sind es zunächst die Ortsbischöfe der betreffenden Regionen:
"Amazonasbischöfe aus Bolivien, Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela, Französisch-Guayana, Guayana und Suriname sowie die Spitzen von sieben Bischofskonferenzen, Vertreter der römischen Kurie und die Leitung des Panamazonien-Netzwerks REPAM (Red Eclesial PanAmazonica) sowie die Mitglieder des Vorbereitungsgremiums. Hinzu kommen 15 Ordensdelegierte und mehrere vom Papst direkt persönlich ernannte Teilnehmer.“ (Themenseite zur Amazonassynode der DBK.de)
Zusätzlich werden auch Beobachter verschiedener Glaubensgemeinschaften und Institutionen mit dabei sein sowie etwa 20 Indigene, die ihre Interessen bei der Synode vertreten werden.

Aus dem deutschsprachigen Raum nehmen Kurienkardinal Kurt Koch, Kardinal Reinhard Marx und Kardinal Christoph Schönborn sowie der emeritierte Amazonasbischof Erwin Kräutler, der wie Kardinal Schönborn ebenfalls aus Österreich stammt, teil; und als beratende Experten darüber hinaus P. Michael Heinz (Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat), Msgr. Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor) und Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber (Gründungsdirektor des Instituts für Klimafolgenforschung, Potsdam). Eine wichtige Rolle als Moderator spielt der sogenannte Generalrelator in der Person des brasilianischen Kardinals Cláudio Hummes, der auch aus Deutschland stammt bzw. seine Vorfahren. 

Wie äußern sich Stimmen aus Deutschland zur Synode?
- oder: „Nichts wird mehr sein wie zuvor“
!

"Danach ist nichts mehr wie zuvor", wenn der Amazonas-Gipfel vorüber sei, wird der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der auch seit 2010 für das kirchliche Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat tätig und Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika (CAL) ist, aktuell in einem Interview des Spiegel  zitiert.

"Die Synode bedeutet eine Zäsur, weil deutlich wird, wie sehr ein riesiges Problem einer sehr großen Region unserer Erde ein Problem für alle Menschen und die ganze Welt werden kann. Wir wollen diese Herausforderungen annehmen und alles Menschenmögliche für eine Lösung tun. In diesem Sinn, so hoffe ich, ist danach nichts mehr wie zuvor.“ (Spiegel online vom 5.10.2019)

„Nichts wird mehr sein wie zuvor", sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck bereits Anfang Mai 2019 vor Journalisten, als er die „Zäsur“, die diese Synode bedeuten könne, noch weitergehend einschätzte:
"Die hierarchische Struktur stehe genauso auf dem Prüfstand wie Sexualmoral, Priesterbild und die Rolle der Frau.“ (Katholisch.de vom 2.5.2019)
Laut Overbeck werde "die bevorstehende Amazonassynode ein einschneidendes Ereignis für die Kirche sein." (Ebd.) So sind die Erwartungen an die Synode bereits jetzt in mehrfacher Weise hochgeschraubt. Die Amazonassynode –  so heißt es in Kommentaren aus deutscher Sicht – „ächzt unter ihrer Erwartungslast“, zumal der Synodale Weg der Kirche in Deutschland mit seinen drei bzw. vier Foren eben die von Overbeck genannten Themen ja auch in den Blick genommen hat - deren thematische Fokussierung von einer Minderheit der deutschen Bischöfe auch kritisch gesehen wird. Zu erwarten ist auf jeden Fall, dass die Ergebnisse – und schon die Inhalte der Diskussion und die Art und Weise der Auseinandersetzung auf der Amazonassynode – einen maßgeblichen Einfluss auf den synodalen Prozess der deutschen Ortskirche nach seinem offiziellen Beginn Anfang Dezember haben werden.

Wider eine "Pastoral der Aufrechterhaltung"!

Papst Franziskus selbst zitiert in seiner Predigt zum heutigen neutestamentlichen Lesungstext des 27. Sonntags des Jahreskreises den Apostel Paulus (2 Tim 1,6-8.13-14), der wider eine pastorale „Verzagtheit“ daran erinnert,

"dass die Gnadengabe wiederentfacht werden muss. […] Wenn alles so bleibt, wie es ist, wenn unsere Tage von der Devise „Man hat es immer so gemacht“ bestimmt werden, entschwindet die Gabe, sie wird unter der Asche der Ängste und der Sorge erstickt, den Status quo zu verteidigen.“ (Ebd.)
Und er zitiert an dieser Stelle nicht von ungefähr seinen nicht im Verdacht der Traditionsvergessenheit stehenden Vorgänger Benedikt XVI., dass die Kirche
"sich keinesfalls auf eine Pastoral der 'Aufrechterhaltung' beschränken [darf], die nur auf jene ausgerichtet ist, die das Evangelium Christi bereits kennen. Der missionarische Schwung ist ein klares Zeichen für die Reife einer kirchlichen Gemeinschaft". (Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 95)
Wider eine „Pastoral der Aufrechterhaltung“ plädiert Papst Franziskus in der Eröffnungspredigt zur Amazonassynode für Reformen und eine „Kirche im Aufbruch“ – ein Leitmotiv seines Pontifikates seit seinem programmatischen Schreiben Evangelii gaudium von 2013 –, das auch ein zentrales Motiv des Synodalen Weges in Deutschland ist.
"Denn die Kirche ist immer im Aufbruch, immer unterwegs, nie in sich selbst verschlossen. Jesus ist nicht gekommen, die Abendbrise, sondern das Feuer auf die Erde zu bringen.“ (Ebd.)


Samstag, 27. Oktober 2018


***BREAKING NEWS***The Synodal Document: Part of the ordinary Magisterium of the Successor of Peter - Letter of the Youth to Pope Francis ***BREAKING NEWS***
Diese Schlagzeile würde das heute in der Synodenversammlung, Absatz für Absatz einzeln abgestimmte und mit einer Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe angenommene Enddokument der XV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode als Agenturmeldung verdienen. Und wahrscheinlich sind sich auch einige der stimmberechtigten Synodalen gar nicht wirklich bewusst, dass sie gerade (Kirchen-)Geschichte schreiben. 


(Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri applaudiert Papst Franziskus nach der
Übergabe des Abschlussdokumentes.Screenshot VaticanMedia vom 27.10.2018)

Tatsächlich steht die Bedeutung der heutigen Abstimmung des über 21 Tage erarbeiteten Synodendokumentes (mit 4-Min.-Statements von 240 Bischöfen und 32 Auditor*innen und weiteren spontanen, freien Reden von 69 Bischöfen und 13 Auditor*innen) und des weiteren Procederes bereits in Art. 18 ‚Übergabe des Abschlussdokuments an den römischen Papst‘, in der am 15. September 2018 von Papst Franziskus erlassenen Apostolischen Konstitution 'Episcopalis communio' – wie  im Blog-Beitrag vom 3.10.2018 bereits hervorgehoben:

„Se approvato espressamente dal Romano Pontefice, il Documento finale partecipa del Magistero ordinario del Successore di Pietro.“ 

„If the final document is expressly approved by the Roman Pope, it participates in the ordinary Magisterium of the successor of Peter.“ 

„Wenn das Abschlussdokument vom römischen Papst ausdrücklich gebilligt wird, hat es Teil am ordentlichen Lehramt des Nachfolgers Petri.“


"Noi abbiamo fatto il documento, la commissione; noi l’abbiamo studiato, l’abbiamo approvato. Adesso lo Spirito dà a noi il documento perché lavori nel nostro cuore. (Papa Francesco, 27.10.18)

"Wir haben das Dokument gemacht (bzw. die Kommission), wir haben es studiert, wir haben das Dokument angenommen. Nun bringt uns der Geist das Dokument, um in unseren Herzen zu arbeiten." (eigene Übertragung) 
"We did the document (the Commission), we studied it, we approved the document. Now the spirit brings us the document to work in our hearts." (eigene Übersetzung)

Was das bedeutet, wird vielleicht erst auf den zweiten Blick deutlich und steht im direkten Zusammenhang mit der gestern von Kardinal Schönborn erklärten Entwicklung der Kirche im Sinne einer synodalen Kirche. Der synodale Prozess, den Papst Franziskus - wie in diesem Blog seit dem Jahr 2014 verfolgt - mit Beginn seines Pontifikates, seinem bereits im Jahr 2013 veröffentlichten Lehrschreiben ‚Evangelii gaudium‘, den Umfragen und der Beteiligung der Ortskirchen vor den Familiensynoden, der Veröffentlichung der jeweiligen Synodenergebnisse zu deren Abschluss und die Aufnahme derselben in seinem Lehrschreiben ‚Amoris laetitia‘ radikalisiert sich bei dieser Synode erstmals dahingehend, dass die Bischofsversammlung ‚cum et sub Petro‘ über das erarbeitete Schlussdokument an der Lehrentwicklung der katholischen Kirche in formeller Weise direkten Anteil hat. Papst Franziskus steht es selbstverständlich weiterhin frei, das Synodenenddokument auch darüber hinaus in einem Apostolischen Schreiben aufzugreifen, doch hat dieses schon als solches nach der Annahme durch die Synodenversammlung, der Übergabe und der Annahme durch den Papst Teil an dem vom ihm wahrgenommenen Lehramt.


Papst Franziskus will eine synodale Kirche: und das nicht nur in der Vorbereitung der Bischofssynode, sondern auch und gerade als Konsequenz. Die Internationale Theologenkommission der Glaubenskongregation hat bereits in einem bislang eher wenig beachteten Papier "Synodality in the Life and Mission of the Church' vom 2. März 2018 nicht nur die theologischen Grundlagen der Synodalität reflektiert, sondern auch konkrete Vorschläge formuliert. Und einige der nun auch im Enddokument der Jugendsynode von Seiten der Synodalen vorgeschlagenen Empfehlungen (Regionalsynoden, Versammlungen…) finden sich dort auch schon als Konkretionen benannt. Und was die Synodalen als weitere 'Takeaways' im Kopf haben und nach Hause nehmen, davon war bereits gestern die Rede.

(Thomas Andonie in der Synodenaula. Screenshot VaticanNews vom 27.10.2018)
Thomas Andonie – ich hatte heute Morgen wieder Gelegenheit, ihn auf dem Weg zur Synodenaula und damit kurz vor der Abstimmung des Enddokumentes zu sprechen – ist sich der Bedeutung der Abstimmung an diesem Samstag wohl bewusst. Gestern schon schrieben die jungen Auditor*innen (s.u.) an den Papst, dass sie dankbar seien, diesen "Teil der Geschichte der Kirche" miterleben zu können. Für Thomas Andonie sind das „Zuhören Können“ und das „Im Gespräch und Dialog Sein“ und auch eine Kultur des - im guten Sinne - „Sich Streiten Könnens“ am heutigen Morgen diejenigen Herausforderungen, die in einem neu aufgenommenen und dauerhaften Dialogprozess umgesetzt werden müssen. Die Botschaft dieser Synode, „dass wir die Menschen bereits so wahrnehmen, wie Gott sie liebt“, sei vor Ort so noch nicht spürbar. Dass einige der in Deutschland unter den Nägeln brennenden Themen, die er selbst am 5.10.2018 in seinem Synodenstatement eingebracht hat, wie die der Sexualmoral, in einem universalkirchlichen Dokument, das alle Kulturen von Asien, Afrika, Europa bis Amerika umfasst, zu allgemein formuliert sein könnten, empfindet er – wie es Kardinal Marx schon am 24.10.2018 ausdrückte – als ein Kennzeichen einer synodalen Arbeit auf der Ebene der Weltkirche, die vor Ort aber anders angepackt und konkretisiert werden können und müssen.

Thomas Andonie ist es auch, dessen Name als erster unter einem von allen jungen Auditor*innen unterzeichneten Brief steht, das ich in eigener Übertragung und Übersetzung an das Ende dieses Blog-Beitrages stellen möchte: Das persönliche Dankschreiben an Papst Franziskus– gespickt mit vielen Zitaten aus dem bereits oben erwähnten ersten päpstlichen Schreiben 'Evangelii gaudium' – gehört (auch wenn es bereits gestern im Rahmen einer Gesang-, Musik, Rezitations- und Tanzveranstaltung ‚Moments of Joy‘ übergeben wurde) aus meiner Sicht auch zu den ‚Breaking news‘ dieses Tages.



XV Assembla Generale Ordinaria del Sinodo dei Vescovi

LETTERA DEGLI UDITORI GIOVANI A PAPA FRANCESCO

Carissimo Papa Francesco,

noi giovani, presenti al Sinodo, vogliamo cogliere questa occasione per esprimerti la nostra gratitudine e la nostra gioia per averci dato lo spazio di fare insieme questo piccolo pezzo di storia. Le idee nuove necessitano die spazio e tu ce l'hai dato. Il mondo di oggi, che presenta a noi giovani opportunità inedite insieme a tante sofferenze, ha bisogno di nuove risposte e di nuove energie d'amore. Ha bisogno di ritrovare la speranza e di vivere la felicità che si prova nel dare più che nel ricevere, lavorando per un mondo migliore.

Noi vogliamo affermare che noi condividiamo il tuo sogno: una Chiesa in uscita, aperta a tutti sopratutto a più deboli, una Chiesa ospedale da campo. Siamo già parte attiva die questa Chiesa e vogliamo continuare a impegnarci concretamente per migliorare le nostre città e scuole, il mondo socio-politico e gli ambienti di lavoro, diffondendo una cultura della pace e della solidarietà e mettendo al centro i poveri, in cui si riconosce Gesù stesso.

Al termine di questo Sinodo desideramo dirti che siamo con te e con tutti i vescovi della nostra Chiesa, anche nei momenti di difficoltà. Ti preghiamo di continuare il cammino che hai intrapreso e ti promettiamo il nostro pieno sostegno e la nostra preghiera quotidiana.

Vaticana, 26.10.2018

 

Lieber Papst Franziskus,

wir jungen Menschen, die bei der Synode anwesend sind, möchten diese Gelegenheit nutzen, um unsere Dankbarkeit und unsere Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, dass Sie uns den Raum geben, diese kleine Stück Geschichte gemeinsam zu erleben. Neue Ideen brauchen Raum, und Sie haben ihn uns gegeben. Die Welt von heute, die uns jungen Menschen ungeahnte Chancen bietet, aber ebenso viele Leiden, braucht neue Antworten und neue Energien der Liebe. Sie muss die Hoffnung zurückgewinnen und das Glück leben, das darin besteht, mehr zu geben als zu empfangen, für eine bessere Welt zu arbeiten.

Wir wollen bekräftigen, dass wir Ihren Traum teilen: eine Kirche im Aufbruch, offen für alle, besonders für Schwächere, eine Kirche als Feldlazarett.

Wir sind bereits ein aktiver Teil dieser Kirche, und wir wollen uns auch weiterhin konkret dafür einsetzen, unsere Städte und Schulen, die gesellschaftspolitische Welt und das Arbeitsumfeld zu verbessern, für eine Kultur des Friedens und der Solidarität einzutreten und die Armen in den Mittelpunkt zu stellen, in denen Jesus selbst erkannt werden kann.

Am Ende dieser Synode möchten wir Ihnen sagen, dass wir mit Ihnen und mit allen Bischöfen unserer Kirche sind, auch in schwierigen Zeiten. Bitte setzen Sie den eingeschlagenen Weg fort und wir versprechen Ihnen unsere volle Unterstützung und unser tägliches Gebet.

Vatikan, am 26.10.2018


Dienstag, 19. Mai 2015

'Barmherzig wie der Vater' – oder: der Weg ist das Ziel, das Problem die Lösung

Zwei Züge, die mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zurollen, war eines der Sprachbilder für konfrontative Lagerbildungen in den Teilkirchen und auf weltkirchlicher Ebene, das ich in den vergangenen Wochen öfters hörte, als wenn ein heftiger Zusammenstoß unversöhnlich gegensätzlicher Positionen auf der XIV. Ordentlichen Bischofssynode im Oktober dieses Jahres aufgrund der Sprengkraft einzelner Themen und Grundsatzfragen unvermeidlich wäre. Ein möglicher Eklat in der Größenordnung eines Schismas wurde bereits schon im vergangenen Jahr kurz nach der Außerordentlichen Bischofssynode im Jahr 2014 als Horrorszenario an die Wand gemalt, wie ein Schisma auch jetzt wieder in nicht wenig polemischer Weise skandalisiert wird. Und auch persönlich spürte ich eine über die vergangenen Monate zunehmende Beklemmung, dass die Zeit für eine die Tiefen der anstehenden Themen im Licht der Zeichen der Zeit auslotende Verheutigung vielleicht noch nicht reif und mit der ablaufenden Frist bis zur Synode auch zu Ende gehen könnte. Anzeichen für die innerkirchlich angespannte Lage sind sicher auch die erhitzten bzw. angeheizten Diskussionen über die Rückmeldungen auf den römischen Fragebogen in den deutschen Bistümern, derjenigen der Deutschen Bischofskonferenz vom 20.4.2015 wie die am 9.5.15 veröffentlichte 'Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken anlässlich der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode'. Und mitten in diese gespannte Ausgangslage hinein konfrontiert Papst Franziskus alle auf die Synode starrenden Parteiungen, Akteure, Gläubige wie fernstehende Beobachter mit einer neuen Perspektive, indem er mit der Ausrufung eines ‚Jubeljahres der Barmherzigkeit‘ – beginnend am 50. Jahrestag der Beendigung des 2. Vatikanischen Konzils am 8.12.2015 – nicht nur zeitlich weit über die Synode und die Diskussion von Einzelthemen hinausgeht:
 

Das offizielle Logo des Heiligen Jahres zeigt Jesus mit dem
verlorenen Menschen auf den Schultern / Bild: © 2015 KNA
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Dienstag, 8. Dezember 2015

„Heute ist die Zeit der Barmherzigkeit!“ –  Das Jubeljahr der Barmherzigkeit hat am 50. Jahrestag des Endes des II. Vatikanischen Konzils begonnen!


Das offizielle Logo des Heiligen Jahres zeigt Jesus mit dem
verlorenen Menschen auf den Schultern 
"Dieses Außerordentliche Heilige Jahr ist selbst ein Geschenk der Gnade. Durch diese Pforte einzutreten bedeutet, die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters zu entdecken, der alle aufnimmt und jedem persönlich entgegengeht. Es wird ein Jahr sein, in dem man sich immer mehr von der Barmherzigkeit überzeugen kann. Wie viel Unrecht wird Gott und seiner Gnade getan, wenn man vor allem behauptet, dass die Sünden durch sein Gericht bestraft werden, anstatt allem voranzustellen, dass sie von seiner Barmherzigkeit vergeben werden (vgl. Augustinus, De praedestinatione sanctorum 12,24)! Ja, genauso ist es. Wir müssen die Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen, und in jedem Fall wird das Gericht Gottes immer im Licht seiner Barmherzigkeit stehen. Möge das Durchschreiten der Heiligen Pforte uns also das Gefühl vermitteln, Anteil zu haben an diesem Geheimnis der Liebe. Lassen wir jede Form von Angst und Furcht hinter uns, denn das passt nicht zu dem, der geliebt wird; erleben wir vielmehr die Freude über die Begegnung mit der alles verwandelnden Gnade!



Wenn wir heute durch die Heilige Pforte gehen, wollen wir auch an eine andere Pforte denken: an die Tür, welche die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünfzig Jahren zur Welt hin aufgestoßen haben. Dieses Jahresgedenken darf aber nicht nur wegen des Reichtums der erstellten Dokumente erwähnt werden, die bis in unsere Tage erlauben, den großen Fortschritt festzustellen, der im Glauben gemacht wurde. An erster Stelle war das Konzil eine Begegnung. Eine wirkliche Begegnung zwischen der Kirche und den Menschen unserer Zeit. Eine von der Kraft des Geistes gekennzeichnete Begegnung, der seine Kirche drängte, aus der Dürre, die sie viele Jahre lang in sich selbst verschlossen gehalten hatte, herauszukommen, um mit Begeisterung den missionarischen Weg wieder aufzunehmen. Es war ein neuer Aufbruch, um auf jeden Menschen dort zuzugehen, wo er lebt: in seiner Stadt, in seinem Haus, am Arbeitsplatz… wo auch immer er sich befindet, da muss die Kirche ihn erreichen, um ihm die Freude des Evangeliums zu bringen. Ein missionarischer Impuls, also, den wir nach diesen Jahrzehnten mit derselben Kraft und derselben Begeisterung wieder aufnehmen. Das Jubiläum fordert uns zu dieser Öffnung heraus und verpflichtet uns – entsprechend der Mahnung des seligen Pauls VI. beim Konzilsabschluss –, die aus dem Vaticanum II hervorgegangene Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen." (Papst Franziskus in seiner Predigt zur Eröffnung des Heiligen Jahres am 8.12.2015)

"Das habe ganz konkrete Folgen, auch für die Kirche, etwa in der Reform der Strukturen. Diese sei nötig, weil die Kirche Mittel sein müsse, die Barmherzigkeit erlebbar zu machen. „Wenn wir für einen Augenblick die Barmherzigkeit vergessen, dann wird jede unsere Anstrengung nichtig, denn dann werden wir Sklaven unserer Institutionen und unserer Strukturen, wie reformiert sie auch sein mögen.“ [...]
Er wünsche sich, dass die gesamte Kirche im Heiligen Jahr die Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes machen könne, schloss der Papst seine Gedanken ab. „Ist es naiv zu glauben, dass das die Welt verändern könne? Ja, menschlich gesprochen ist das eine Dummheit, aber‚ das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen'," zitierte Papst Franziskus in der Generalaudienz am 9.12.2015 den Apostel Paulus. (1 Kor 1:25)

Lesen Sie in diesem Blog oder in dem Synodentagebuch, in welcher Zeit die Idee zu einem "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" entstand, wie der Gedanke schöpfungstheologisch grundgelegt ist, weshalb für Papst Franziskus die eigentliche Bedeutung des Begriffs Barmherzigkeit die Zärtlichkeit ist – und wie dieser Gedanke verbunden ist mit dem "Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im 3. Jahrtausend erwartet".

 
Am 8.12.2015, dem 50. Jahrestag des Endes des II. Vatikanischen Konzils, hat das Jubiläum der Barmherzigkeit begonnen. Wie in einem Resümee des zurückliegenden zweijährigen synodalen Prozesses für die ZDK-Salzkörner (21. Jg. Nr. 6) im letzten Satz schließend, wird Papst Franziskus "im Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit [...] diese Gedanken der jeden Menschen einbeziehenden, barmherzigen Liebe Gottes weiter entfalten und zugleich mehr als bisher zu einem synodalen Auftrag der Ortskirchen erklären." Lesen Sie das gesamte Resümee auch im Blog-Beitrag vom 8.2.2016!

Aktualisierte Informationen zum Verlauf des Heiligen Jahres vom 8. Dezember 2015 bis zum 16. November 2016 bundesweit wie in den Diözesen vor Ort finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz. 


Lesen Sie hier den nächsten Blog-Beitrag vom 8.2.2016 'Ecclesia semper reformanda'