Freitag, 12. Oktober 2018


Auf Augenhöhe! - oder: der Umbau der Strukturen und die „Sehnsucht nach dem Meer“ (A. de Saint-Exupéry)

Noch heute in der Pressekonferenz hallte das „very, very, strong statement“ gestern von Kardinal Marx in den Worten Everardus Johannes de Jongs, Weihbischof in Roermond (Niederlande), nach. Die Frage nach der stärkeren Einbeziehung von Frauen in den administrativen Strukturen der Kirche wurde abermals deutlich, als erneut auf das fehlende Stimmrecht von Frauen in der gerade erst novellierten Synodenordnung aus dem Presse-Auditorium hingewiesen wurde. Für Julia Braband, eine 25-jährige evangelische Theologie Studentin, die den lutherischen Weltbund als Gast bei der Synode vertritt, ist diese Möglichkeit bei Versammlungen des Lutherischen Weltbundes schon selbstverständlich.

Braband ist an ihrem vorletzten Synodentag vor ihrer Studien bedingten Abreise davon überzeugt, "dass der erste wichtige Schritt darin besteht, den Jugendlichen zuzuhören und ihre Vielfalt zur Kenntnis zu nehmen". Aber: "noch wichtiger ist es, die Anliegen der jungen Kirchenmitglieder ernst zu nehmen und Ihnen eine vollwertige Stimme in der Gemeinde zu geben, die sich auf Augenhöhe trifft. Nur so kann die Kirche eine Kirche für alle Generationen sein ", sagt sie in ihrer Ansprache:

"Today 20 percent of all members in the LWF decision-making bodies are youth and young adults under 30. This quota is now strongly defended – not only by us young people but also by many other members." 

"Heute sind 20 Prozent aller Mitglieder in den LWB-Entscheidungsgremien Jugendliche und junge Erwachsene unter 30. Diese Quote wird jetzt stark verteidigt – nicht nur von uns jungen Menschen, sondern auch von vielen anderen Delegierten." (eigene Übersetzung)

Die junge südkoreanische Ordensfrau Mina Kwon von der Katholischen Universität Daegu fordert im Pressesaal in ihrem in englischer Sprache verlesenen Statement, dass Ordensfrauen wie Laien in der Kirche noch stärker strukturell eingebunden sein müssten und auch mehr als bisher an der Begleitung junger Menschen zu beteiligen seien. Und auf Nachfrage weist sie – in italienischer Sprache mit einem Lächeln kurzgefasst – darauf hin, dass sich die Situation von Frauen in der Kirche langsam verbessere:

"La situazione sta megliorando!“

Die Frage, wie man junge Menschen heute erreichen könne, kennzeichnet auch die weiteren Statements an diesem Synodentag zum II. Teil des Instrumentum laboris, der unter der Überschrift ‚Interpretieren: Glaube und Berufungserkenntnis‘ steht. Paolo Ruffini erwähnt ein Saint-Exupéry-Zitat aus der Synodenaula:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupery, Die Stadt in der Wüste)

Weihbischof Everardus Johannes de Jong kann gemäß seinem Bischofs-Motto („Damit sie das Leben in Fülle haben“, Joh 10,10) daran anknüpfen. Die Methode der Unterscheidung, wie er selbst sie als Student von Jesuiten erlebt und gelernt habe, sei selbst etwas für Ungläubige: die Gefühle von Trost und Untrost beim Abwägen und den unweigerlich kommenden Schritten ins Leben hinein einzubeziehen. Für den amerikanischen Weihbischof Robert Barron aus Los Angeles sind ebenfalls die 40 % der Jugendlichen in den USA, die sich selbst als 'nichtreligiös' bezeichnen, eine große Herausforderung. Viele von ihnen seien in den sozialen Netzwerken und virtuellen Welten zuhause und damit so etwas wie 'virtuelle Migranten', die sich von den kulturellen Werten verabschiedet hätten, denen aber umso beherzter entgegenzugehen sei. Ob und dass dies auch gleichermaßen gegenüber Menschen aus dem Bereich der LGBTIQ gelte, war die Frage die auch heute aus dem Pressebereich auf diese sehr weitgehende Perspektive nicht fehlte:
Ja, das Willkommen der Kirche gelte wirklich allen Jugendlichen!

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