Der
Weltmissionstag, der in Deutschland erst am 28.10.2018 begangen wird, ist heute
im Rahmen der Ansprache nach dem Angelus-Mittagsgebet ein Anlass für Papst
Franziskus – gewissermaßen auf der Zielgeraden der Jugendsynode – eine Zusage
und eine Bitte auszusprechen:
„Heute feiern wir den Weltmissionstag, zum Thema 'Gemeinsam mit den Jugendlichen bringen wir das Evangelium zu allen'. Zusammen mit der Jugend: Das ist der Weg! Und es ist eine Wirklichkeit, die wir dank Gott in diesen Tagen in der Ihnen gewidmeten Synode erleben: Indem wir Ihnen zuhören und Sie einbinden, entdecken wir viele Zeugnisse von jungen Menschen, die in Jesus die Bedeutung und die Lebensfreude gefunden haben. Und oft haben Sie ihn dank anderer junger Leute kennengelernt, die bereits Teil haben an der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern, die die Kirche ist. Lasst uns beten, dass die neuen Generationen die Verkündigung des Glaubens und den Aufruf zur Zusammenarbeit an der Mission der Kirche nicht verpassen werden.“ (eigene Übersetzung)
Wie
das in der heutigen, ebenso schnelllebigen wie multimedial-vernetzten Welt
geschehen kann und muss, führt Papst Franziskus in seiner heute
veröffentlichten Botschaft zum Weltmissionstag aus. Es ist wie eine vorgezogene
Botschaft an die Jugend, die eine eigene Kommission für alle Synodalen aus den
Ergebnissen und Gedanken der synodalen Beratungen derzeit gerade erarbeitet. In
einem Absatz des Schreibens zum diesjährigen Weltmissionstag kommt Papst
Franziskus auf die Berufung zu sprechen, die jedem Menschen zugesagt ist, dass
er sie hat und finden kann:
„Die Grenzen der Erde, liebe Jugendliche, sind für euch heute sehr relativ und immer leicht „begehbar“. Die digitale Welt, die sozialen Netzwerke, die alles durchdringen und durchziehen, lassen Grenzen verschwimmen, lösen Ränder und Distanzen auf und reduzieren die Unterschiede. Alles scheint in Reichweite zu sein, so nah und unmittelbar. Aber ohne den umfassenden Einsatz unseres Lebens haben wir vielleicht unzählige Kontakte, aber wir werden nie in eine wahre Lebensgemeinschaft eintauchen. Die Sendung zu den Grenzen der Erde verlangt die Selbsthingabe in der Berufung, die uns derjenige gegeben hat, der uns in diese Welt gestellt hat (vgl. Lk 9,23-25). Ich wage zu sagen: Das Entscheidende für einen jungen Menschen, der Christus nachfolgen will, ist die Suche nach der eigenen Berufung und das Festhalten an ihr.“
Beim
Lesen schießt mir aus meinem Gespräch gestern mit Thomas Andonie noch einmal
die Frage in den Kopf, die die Deutsche Sprachgruppe auch beschäftigt hat: Was
auf der Suche nach konkreten Vorschlägen für eine Begleitung von „normalen
Jugendlichen“ (die über die „best elected people“, welche die 34 anwesenden
jungen Auditor*innen aus aller Welt in der Sicht von Thomas Andonie bei aller
eingebrachten Lebenserfahrung allenthalben noch sind) auch für die
nachwachsende Generation in Deutschland vorgeschlagen werden kann. Dabei fällt
mir mit einem Mal auf, dass in der veröffentlichten Relatio der Deutschen Sprachgruppe das Wort „Berufung“ bzw. Berufungsbegleitung oder –coaching für
den je persönlichen Lebensentwurf der einzelnen Jugendlichen fehlt. Und mir
wird beinahe bang, dass in und aufgrund der Fülle der vielen zusammengetragenen
Vorschläge doch das zentrale Thema Berufungsfindung und –unterstützung in der
ja unter dem Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Erkenntnis der
Berufung“ zusammen gekommenen Synode aus dem Blick zu geraten droht – eine
Berufung, die ja einem jeden Menschen eingestiftet und zugesagt ist.
Ausgedrückt finde ich diesen Gedanken der Berufung jedes Menschen in einem
wenig bekannten, aber wunderbaren und bereits vor 20 Jahren im Rahmen eines
Europäischen Kongresses über die Berufungen zum Priestertum und Ordensleben
(5.-10. Mai 1997) ausgedrückten und 1998 im Schlussdokument „In Verbo tuo“
veröffentlichten Schreiben des Päpstlichen Werkes für die geistlichen Berufe:
„Wie die Heiligkeit Ziel aller in Christus Getauften ist, so hat jedes Leben seine eigene, besondere Berufung; und wie erstere in der Taufe gründet, so ist die zweite mit der bloßen Tatsache seines Daseins verbunden. Die Berufung ist der vorhersehende Gedanke des Schöpfers über das jeweilige Geschöpf, sie ist sein Idealplan, ist wie ein Traum, der Gott am Herzen liegt, weil ihm das Geschöpf am Herzen liegt. Gott, der Vater, will diesen Plan unterschiedlich und spezifisch für jedes Leben. Der Mensch ist nämlich ins Leben »gerufen«, und wenn er ins Leben eintritt, trägt und findet er in sich das Abbild dessen, der ihn gerufen hat. Die Berufung ist die Einladung Gottes, sich entsprechend diesem Bild zu verwirklichen, und sie ist einzig, einmalig und unwiederholbar, weil dieses Bild unerschöpflich ist. Jedes Geschöpf ist berufen, diese Botschaft und einen besonderen Aspekt des Gedankens Gottes zum Ausdruck zu bringen. In ihm findet es seinen Namen und seine Identität; es behauptet und sichert seine Freiheit und Originalität. Wenn also jedem Menschen von Geburt an seine eigene Berufung zukommt, dann gibt es in der Kirche und in der Welt verschiedene Berufungen, die, während sie einerseits auf theologischer Ebene die dem Menschen eingeprägte Ebenbildlichkeit mit Gott zum Ausdruck bringen, andererseits auf der pastoralen Ebene auf die verschiedenen Bedürfnisse der neuen Evangelisierung antworten und die Dynamik und Gemeinschaft der Kirche bereichern". (In verbo tuo 13a)
Dieser tiefgehende, theologische Einsatz bei der Berufung jedes Menschen – mir selber ist er bei der Konzeption des neuen Paarprogramms www.berufungscoaching-partnerschaft.de in der Zusammenarbeit mit der Berufungscoachin Sr. Kerstin-Marie Berretz OP begegnet –, kann vielleicht noch den Ansatz einer alle Menschen willkommen heißenden, niemanden ausschließenden Kirche ergänzen, wie sie das sehr gute Vorbereitungsdokument Instrumentum Laboris und die verschriftlichten Eingaben zum I., II. und III. Teil der Synodalen bereits zum Ausdruck bringen. Und ich komme jetzt erst darauf – persönliches Erleben des synodalen Prozesses –, wo das eigentliche Thema der Synode der individuellen Berufungsfindung in der Vielfalt der Eingaben und Vorschläge – gerade dort, wo sie notwendigerweise konkret werden - in der Gefahr steht, verloren zu gehen.
Auch im III. Teil – und gerade hier – muss die konkrete Umsetzung der Begleitung in der Berufungsfindung jedes Menschen im Mittelpunkt der Vorschläge für das Abschlussdokument stehen – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich aus der Berufung zum je eigenen Lebensentwurf im Grunde ja alles beinahe von allein ergibt.
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