Donnerstag, 18. Oktober 2018


“The Holy Father is one way of revival... This is the time when the reform will come” (Kardinal Berhaneyesus Demerew Souraphiel, Äthiopien)
Der Erzbischof der Äthiopisch-katholischen Kirche in Addis Abeba und Metropolit der Kirchenprovinz Addis Abeba (Äthiopien) sagte diese Sätze im Rahmen der heutigen Pressekonferenz:
Auf die Frage nach der Glaubenskrise und was die Kirche in Europa von der jungen und wachsenden Kirche in Afrika lernen könne, um junge Menschen wieder neu für den Glauben zu interessieren, antwortete Kardinal Souraphiel Mut machend und vielleicht anders als die Journalistin mit ihrer Frageformulierung vermutet hat:

„I’m sure there will come some time of revival in Europe. The Holy Father is one way of revival, I must say. Yes, you know we always remember St. Francis-Time and Dominic-Time in Europe. When church needed a reform there came the reform. This ist the time the reform will come".   (eigene Übertragung)

„Ich bin sicher, dass es eine Zeit der Wiederbelebung in Europa kommen wird. Meines Erachtens ist der Heilige Vater selbst ist ein Weg dieser Wiederbelebung. Wie sie wissen, sprechen wir von einer Zeit des Hl. Franziskus und Dominikus in Europa. Immer, wenn die Kirche eine Reform brauchte, kam auch die Reform. Dies ist jetzt die Zeit, in der die Reform kommen wird". (eigene Übersetzung)

Dass die Ortskirchen der verschiedenen Kontinente einander helfen würden, wenn sie gefragt seien, sei demgegenüber selbstverständlich. Gemeinsam werden die Synodalen aus aller Welt auch einen Brief zum Abschluss der Bischofsversammlung an die Jugend der Welt richten, für den heute eine Kommission aus Vertretern der Weltkirche, zwei Auditor*innen und dem gestern in diesem Blog ausführlicher vorgestellten Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, gebildet wurde. Und ihre Botschaft wird sicher auch das Revival der christlichen Botschaft in die Welt zu tragen versuchen.
Das Redaktionsteam der "Botschaft an die Jugend" (vgl. https://www.vaticannews.va/en/vatican-city/news/2018-10/)synod-youth-2018-letter-world-young-people.html
Dass zu der christlichen Botschaft auch das Eintreten für ökologische Fragen gehört, der Einsatz für eine evangeliumsgemäße Ökonomie und eine zukunftsfähige und nachhaltige Politik, ist ein weiterer Schwerpunkt der inhaltlichen Berichterstattung der heutigen Versammlung in der Synodenaula, in der 15 Bischöfe und 8 Auditor*innen zu Wort kamen. Aus dem Synodenplenum referierte Paolo Ruffini bereits die Statements, nach denen ökologische, ökonomische und sozialpolitischen Frage und Probleme eng zueinander gehören, dieselben Ursachen haben und zusammen mitverantwortlich seien für die Migration. Die junge Expertin und Ökonomiedozentin Sr. Alessandra Smerilli weist darauf hin, dass Wirtschaft und Ökologie die gleichen Wurzeln haben.

"She said that economics and ecology share the same roots and that we cannot hear the cry of the young and the poor without hearing the cry of the earth. She said that if we don’t care for the environment we generate a new poverty and it is the young who are the victims of this poverty."  (Vaticannews vom 18.10.2018)

"Sie sagte, dass Wirtschaft und Ökologie die gleichen Wurzeln haben und dass wir den Schrei der jungen und Armen nicht hören können, ohne den Schrei der Erde zu hören. Sie sagte, wenn wir uns nicht um die Umwelt kümmern, erzeugen wir eine neue Armut, und es sind die jungen Menschen, die Opfer dieser Armut sind." (eigene Übertragung)

Eindrucksvoll beschreibt der Erzbischof von Addis Abeba, Kardinal Souraphiel, Details der daraus resultierenden Migrationsbewegungen auf dem afrikanischen Kontinent mit dem Hinweis, dass 80 % der Migranten innerhalb Afrikas Schutz und eine neue Heimat suchten und demgegenüber mit 20 % im Nahen und Mittleren Osten und von dort nach Europa eine vergleichsweise geringere Zahl. Und in diesem Zusammenhang fragt der Vorsitzende der Äthiopisch-katholischen Kirche aus Äthiopien, das als armes Land nach Uganda mit 1 Millionen Flüchtlingen die meisten Migranten in Afrika aufgenommen habe, nach den christlichen Grundlagen Europas, das in verschiedenen Ländern – Deutschland wird von ihm ausdrücklich aus Ausnahme hervorgehoben – die Grenzen einfachhin geschlossen habe in einer suggestiven Frage:

„It‘s sad when we here, that some borders are beeing closed to needy people who are escaping poverty and war and conflict in Europe. And ask yourself: Where are the christian roots of Europe? Is not Europa a Christian country, which professed christian, biblical values. This question are being also discussed in the Synod. Also what the Holy Father says about ideological colonialism.“  (eigene Übertragung)

"Es ist traurig, wenn wir hören, dass einige Grenzen für bedürftige Menschen geschlossen werden, die der Armut und dem Krieg und dem Konflikt in Europa entkommen sind. Und Fragen Sie sich: Wo sind die christlichen Wurzeln Europas? Ist nicht Europa ein christliches Land, das christliche, biblische Werte bekennt? Diese Frage wird auch in der Synode diskutiert. " (eigene Übersetzung)

Und ebenfalls – wie eigentlich auch jeden Tag, entweder im Bericht aus dem Synodenplenum oder, wie heute, aus dem Auditorium des Pressesaales – kommt die Sprache auch auf neue Wege des Umgangs mit LGBT-Personen. Auf die Frage nach dem Vorwort, das er für die italienische Ausgabe des Buchs von Pater James Martin, Building a Bridge (Deutsch: James Martin, Eine Brücke bauen. Wie die katholische Kirche und schwule, lesbische, bisexuelle und trans* Menschen eine wertschätzende Beziehung finden, 2018) geschrieben habe, angesprochen, weist Erzbischof von Bologna, Matteo Maria Zuppi, auf die Bedeutung dieser Frage hin, die nach einer pastoralen Antwort verlange und je nach Situation in Afrika und in Europa unterschiedlich zu beantworten sei.
Zum selben Thema, wenn auch zu einem anderen, Deutschland im engeren Sinn betreffenden Anlass (s. Blog-Beitrag vom 11.10.2018), äußerte sich heute auch Kardinal Marx in einem Interview.

„Marx äußerte sich auch zu derzeitigen Irritationen zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche, etwa dem Fall Wucherpfennig. „Wenn etwas in der Kirche passiert, was mir nicht gefällt, dann sage ich das dem Papst auch… Über die Frage im Bereich St. Georgen muss gesprochen werden.“ Er wünsche sich „eine Atmosphäre des Gespräches“. „Und das, meine ich, muss besser werden! Also, wir müssen miteinander reden und ein Klima des Vertrauens haben – daran können wir noch arbeiten.“ Er rede jedenfalls auch mit den Verantwortlichen im Vatikan sehr offen, so Marx. „Ich schweige nicht – das ist ja bekannt.“ (VaticanNews vom 18.10.2018)

Nicht nur auf der Synode ist das Abschlussdokument der synodalen Beratung noch nicht geschrieben, das ja auch dieses Thema des Umgangs mit homosexuellen und LGBT-Personen aufgreifen wird, sondern auch in der ‚Causa Wucherpfennig‘ – das deutet sich hier an – ist das letzte Wort offensichtlich noch nicht gesprochen.

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