Mittwoch, 17. Oktober 2018

Weisheit, Web und universelle Werte - oder: Freundschaft als theologisches Konzept und Kirche als ‚Exzellenzort der Freundschaft‘
 

Auch heute waren es neben dem Synodengast und brüderlichen Legaten, Pastor Marco Fornerone von der Weltgemeinschaft Refomierter Kirchen, wieder drei Ordensleute nach den ‚Big Three‘ vorgestern, die auf der heutigen Pressekonferenz das Voranschreiten der synodalen Beratungen – jetzt bereits zum III. Teil des Instrumentum laboris – erläuterten.



Der isländische Kapuzinerpater und Erzbischof von Reykjavík, David Bartimej Tencer, nimmt eine Reihe von Statements des heutigen Vormittags auf, die die sozialen Medien und das Internet heute für die Glaubensweitergabe Jugendlicher bedeuten. Auf der anderen Seite betont Generalabt des Zisterzienser-Ordens, Mauro Giorgio Giuseppe Lepori, die Bedeutung der jahrhundertealten Weisheit, die etwa in der Tradition des Hl. Benedikt nichts von ihrer Aktualität für heute verloren habe. Und in diese Spannungseinheit von Modernität und Traditionsverbundenheit rekapituliert der Präsident der Synodenkommission für Information, Paolo Ruffini, die vielen anderen Beiträge des Vormittags:

"Ruffini: die jüngsten Interventionen haben sich mit der Kirche in der digitalen Welt befasst. Die Themen Migration, Umwelt wurden ebenfalls oft berührt. Der heilige Wert des Lebens wurde wiederholt angesprochen und dass die Pastoral der Kirche auch homosexuelle Personen einbeziehen müsse."

Die Breite der eingebrachten Themen sieht auch der persönlich von Papst Franziskus als Gast der Synode eingeladene Prior der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois. Der gebürtige Deutsche und Nachfolger von Frère Roger spricht die große Diversität an, die in den Berichten zum Ausdruck kommt, insbesondere im Blick auf die Jugendlichen aus den ärmeren Staaten und Regionen der Welt, wie es auch viele Bischöfe wiederholt zum Ausdruck gebracht hätten: Armut, Zukunftslosigkeit und Migration seien Probleme, die weit entfernt sein von den Erfahrungen Jugendlicher in der westlichen Welt. Und dann sagt er einen Gedanken, der möglicherweise eine größere Tragweite in der weiteren Diskussion des III. Teils des Arbeitspapieres bzw. für die Erarbeitung des synodalen Abschlussdokumentes einnehmen könnte.

"Mais je vois qu'il ya de valeurs universelles, qui sont cherché vecu par tous. Et peut-etre cette exprime surtout par le mot, qui revient souvent dans le synod: de l'amitié. Mais je crois nous pouvons approfondir cette concept de l'amitié, vraiment comme concept théologique aussi. L'Èglise est le lieu d'amitié." (eigene Übertragung)
"Aber es gibt auch universelle Werte, die von allen gelebt werden. Und vielleicht drückt dies am meisten das Wort aus, das schon mehrfach während der Synode gebraucht worden ist: die Freundschaft. Ich glaube, wir können dieses Konzept der Freundschaft vertieft ergründen, selbstverständlich auch als ein theologisches Konzept: Die Kirche als ein Ort der Freundschaft." (eigene Übersetzung)

In Taizé bedeute, diese besondere Weise Begleitung zu leben (vgl. das Zitat Frère Rogers im Blog-Beitrag vom 5.10.2018), der Dienst des Zuhörens; “disponibel” zu sein für jede/n zu sein und in Liebe und Leidenschaft zu begleiten, wie es in der oft bereits zitierten Emmaus-Erzählung ausgedrückt sei. Und:

"Le Christ n'est pas au bout du chemin mais il est meme au debut de ce chemin, il est la! Prenez les jeunes où ils sont, pour comprendre que le Christ les accompagne." 
"Christus ist nicht erst am Ende des Weges, sondern bereits zu Beginn zugegen. Lasst uns die Jugend nehmen, wo sie ist, um zu verstehen, wie Christus sie begleitet."
Und wenig später sagt Frère Alois - auf Bitten einer Journalistin - auf Englisch:


"We believe, that God is present already; it's not how to bring God to the other Person. God is present; the Holy Spirit has his base. And I have to discover how God is present even in a Person who says, I didn't know if I believe."  
"Wir glauben, dass Gott bereits schon da ist. Es geht nicht darum, Gott erst zu einer anderen Person zu bringen. Gott ist präsent, der Heilige Geist hat in ihm seinen Ort. Und ich habe zu entdecken, wie Gott in einer anderen Person anwesend ist, auch wenn sie sagt, dass sie gar nicht wüsste, ob sie überhaupt glaubt."
Meine persönliche Freude, in der tieferen Entfaltung der 'Begleitung' den Gedanken der 'Freundschaft' (Thema meiner Dissertation und einiger Beiträge vor und während den Familiensynoden zur Ehe als ‘besonderer Form der Freundschaft’) heute im Rahmen der synodalen Beratung in neuer Weise zu hören, kann ich zum Ende dieses Synodentages kaum unterdrücken. Und der mehr beiläufig von Paolo Ruffini zitierte Gedanke der Kirche als möglicher “Exzellenzort der Freundschaft” der Zukunft lässt erwarten, dass diese Kategorie heute nicht das letzte Mal angesprochen wurde.

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