Samstag, 20. Oktober 2018

Guideline on the Final Document: „The approach of the church is to be able to welcome everyone and be able to make them feel at home. Nobody is excluded!“


Wie jeden Samstag während der beinahe vierwöchigen Zeit der Jugendsynode konnte ich auch heute Morgen wieder Thomas Andonie, unseren deutschen Auditor und Vorsitzenden des Bundes der Katholischen Jugend in Deutschland (BDKJ), auf dem Weg in die Synodenaula sprechen.


(© Mazur/catholicnews.org.uk)
Nach den Veränderungen seit der vergangenen Woche befragt, nimmt Thomas Andonie eine gewandelte Haltung bei den Bischöfen wahr. Sie seien z.T. sehr bewegt: Themen, die ja an sich nicht neu seien, wie etwa die gewandelte Rolle der Frauen und die Weise, wie Jugendliche Fragen von Sexualität und Partnerschaft verstehen (das waren auch Themen, für die er sich selbst in der Synodenaula stark gemacht hatte; s. Blog-Beitrag vom 5.10.2018), wären ihnen jetzt erst über die vergangenen Tage in neuer Weise wirklich nahegekommen.

„Die jungen Menschen annehmen, wie sie sind“.


Die in diesem Satz sich ausdrückende Haltung sei eine große Herausforderung, begründe aber auch die wahrnehmbare Veränderung der letzten Tage. Diesen Perspektivwechsel im Bischofskollegium benannte in der heutigen Pressekonferenz auch Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago (USA). Wären Jugendliche vorher mehr als „Objekt“ wahrgenommen, sei neu ins Bewusstsein gekommen, dass sie als handelnde Subjekte die Zukunft der Kirche gestalten wollten: „They are Protagonist!“


Wie die ganzen in den letzten Tagen gesammelten Themenschwerpunkte – über die wichtigen Statements zur politischen Vertretung Jugendlicher (von Kardinal Cupich eingebracht) oder zur Migration (von Kard. Nichols, Westminster) und die zahlreichen anderen Einzelpunkte der Kleingruppenarbeit in das Gesamtdokument einfließen könnten, ist für Andonie aber auch noch nicht greifbar. So verwundert es auch nicht, dass zu Beginn der Eingabe der Deutschen Sprachgruppe zu den heute im Synodenplenum vorgestellten Kleingruppenergebnissen zum III. Teil des Instrumentum laboris statt der ja eigentlich angefragten ‚konkreten Vorschläge“ für die Fassung des Abschlussdokumentes Fragen - als wären es Platzhalter - gestellt werden.

"Gibt es etwa konkrete neue Formen, mit Jugendlichen Kirche zu sein, wird es Selbstverpflichtungen der Bischöfe geben? Was werden die Bischöfe sagen über die Themen, die immer wiederkehren – die Fragen nach Gerechtigkeit für Frauen, die Themen der Sexualmoral und des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, die Fragen nach dem politischen und ökologischen Engagement, nach der Beteiligung von jungen Menschen, nach einer Liturgie, die auch für junge Menschen einladend ist, nach dem Zugang zu Bildung, nach der Migration." (Ebd.)
 

Aber auch über 'Fragen' bleiben ja die Themen für die über das Wochenende arbeitende Redaktionskonferenz im Bewusstsein, selbst wenn sie die Antworten und weitergehende Hinweise dann aus den anderen Gruppenarbeiten entnehmen kann.
Zwei Auffälligkeiten sind aus der Rückmeldung der deutschen Sprachgruppe dann noch hervorzuheben
: Dass sie eine konkrete Agenda und Vorschläge für die nationale Ebene der Ortskirchen benennt und dann als zweites auch noch einmal die Bedeutung des Eingehens auf das Thema und die Prävention sexueller Gewalt in der Kirche betont.


Letzteres war auch noch einmal eine Frage in der Pressekonferenz – bezogen auf die in manchen Medien unhinterfragt unterstellte und ganz aktuell von dem ehemaligen Vatikandiplomaten Carlo Maria Vigano nochmals behauptete unmittelbare Kausalität von Homosexualität und sexuellem Missbrauch. Die Antwort zweier, mit aktuellen Missbrauchsskandalen betroffener Bischöfe aufgrund der wissenschaftlichen Gutachten in ihren Heimatländern, Erzbischof Cupich für die USA und Erzbischof Peter Andrew Comensoli (Melbourne) für Australien, antworteten ähnlich, wie dies zuvor auch gleichlautend von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben MHG-Missbrauchsstudie formuliert wurde.


Dass und wie das Thema der Sexualität und gerade auch der Homosexualität im Grundsatz neu angesprochen werden muss, war Gegenstand der Plenarsitzung am heutigen Vormittag und ist es in den Rückmeldungen der Sprachgruppen. Nicht minder – wie ja jeden Tag auf’s neue –  spielt es ebenfalls in der Pressekonferenz eine Rolle. Und hier sind es gleich alle vier Bischöfe, die mit verschiedenen Nuancen doch eine neue Seite eines inklusiven, pastoralen Umgangs mit jungen Menschen gleich welcher sexueller Orientierung erwarten lassen:


Kardinal John Ribat, Erzbischof von Port Moresby (Papua-Neuguinea) drückt es auf dieselbe Frage mit ähnlichen und wohl den eindrücklichsten Worten aus, die so etwas wie eine Guideline für das zu erwartende Abschlussdokument beschreiben:

"The approach of the church is to be able to welcome everyone and be able to make them feel at home. And nobody is excluded! (...) This time the message ist going out clearly in our discussion: Nobody is excluded, everyone ist at home. (...) So this is a message we're getting, and also that we share more and this encourages."

Die Relatio der Deutschen Sprachgruppe (Relatio – Circulus Germanicus) in der vollständigen Länge (Moderator: Bischof Felix Genn, Münster; Relator: Bischof Stefan Oster, Passau)

Die deutschsprachige Gruppe hat die Interventi zum dritten Teil des Instrumentum laboris unterschiedlich wahrgenommen. Mancher fand sie sehr bewegend, vielfältig und bereichernd – und insbesondere hoffnungsvoll besonders auch dort, wo Christen arm sind, wo sie Minderheit sind, wo sie in einer Kriegssituation oder verfolgt sind. Andere haben eine Art Hilflosigkeit wahrgenommen in der Frage, wie es denn nun weitergehe nach allem Gehörten. Was werde sich nun ändern nach der Synode? Gibt es etwa konkrete neue Formen, mit Jugendlichen Kirche zu sein, wird es Selbstverpflichtungen der Bischöfe geben? Was werden die Bischöfe sagen über die Themen, die immer wiederkehren – die Fragen nach Gerechtigkeit für Frauen, die Themen der Sexualmoral und des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, die Fragen nach dem politischen und ökologischen Engagement, nach der Beteiligung von jungen Menschen, nach einer Liturgie, die auch für junge Menschen einladend ist, nach dem Zugang zu Bildung, nach der Migration. Viele Äußerungen verwiesen auch auf die Zentralität der Christusbeziehung für das Engagement in Kirche und Welt und auf die Notwendigkeit, hier gute Begleiter zu haben.


Die Gruppe entscheidet sich dann, den Text des IL in seinem dritten Teil nicht im Einzelnen zu bearbeiten, sondern einzelne Modi einzubringen mit deutlichen Akzenten.



· Wir schlagen vor, das Intervento von Kardinal Vincent Nichols über den Menschenhandel vollständig ins Schlussdokument aufzunehmen.
· Außerdem wollen wir uns als Gruppe auch dem Appell im Intervento von Kardinal Cupich an die politisch Verantwortlichen in der Welt anschließen.
Wir bringen außerdem eigene Modi zu folgenden Themen ein:
· Wir glauben, dass die Rolle von Frauen in der Kirche in Entscheidungs- und Leitungsverantwortung deutlich gestärkt werden soll.
· Wir wollen in einem eigenen Modus noch einmal ausführlich die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Evangelisierung und die Teilhabe an Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche hervorheben und dabei ebenso auf die Risiken des Internets für junge Menschen hinweisen.
· Wir wollen eine ernsthafte Debatte mit jungen Menschen in der Kirche über die Themen der Sexualität und Partnerschaft.
· Wir wollen in einem eigenen Modus auf die Wichtigkeit hinweisen, junge Menschen über Formen der Liturgie und des Gebets, der Begleitung und des sozialen Engagements in die persönliche Christusbeziehung zu führen.
· Wir bringen weitere Modi zu folgenden Themen ein: über die Katechese durch die Bücher der Youcat-Familie, über das Engagement der Jugendlichen für die Ökologie, über die Beteiligung von Jugendlichen in der Kirche, über die Subsidiarität in der Kirche, über die Bewegungen und Verbände als Orte des Kircheseins.
· Schließlich bringen wir einen Modus ein, der 24 konkrete Vorschläge enthält, als einladende Beispiele dafür, wie die Bischöfe konkret in ihren Bistümern eine Conversio vollziehen – für ihr persönliches Leben, aber auch für die Arbeit für und mit jungen Menschen.



Hier acht Beispiele von insgesamt 24 Vorschlägen:
- Der Vorsatz, regelmäßig persönlich zu fasten, regelmäßig Novenen zu beten, oder mit einem Teil des Privateinkommens junge Menschen zu unterstützen
- Der konkrete Vorsatz, sich regelmäßig mit jungen Menschen zu treffen, besonders mit den weniger privilegierten Jugendlichen
- Der Vorsatz, die Option für die Jugend im Bistum neu zu beschließen und dies auch durch konkrete pastorale Maßnahmen und finanzielle Umschichtungen sichtbar zu machen.
- Der Vorsatz, konkrete Jugendnot im Bistum aufzuspüren und sie lindern zu helfen (z.B. versteckte oder offene Armut, Drogensucht, Jugendkriminalität, jugendliche Migranten, Opfer von Missbrauch und Gewalt)
- Der Vorsatz, Beratungs- oder Anlaufstellen für junge Menschen zu schaffen, wo sie konkret über persönliche, familiäre, schulische, gesundheitliche oder andere Probleme sprechen können.
- Der Vorsatz, Orden oder geistliche Gemeinschaften ins Bistum einzuladen, die sich besonders um junge Menschen sorgen.
- Der Vorsatz, zu einer Wallfahrt mit jungen Menschen einzuladen.
- Der Vorsatz, sich persönlich intensiver um die Begegnung und Ausbildung mit den Seminaristen zu kümmern.



Wir glauben schließlich, dass das Schlussdokument nicht ohne ein klares Wort über das Drama des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen beginnen kann. Und wir meinen auch, dass wir Bischöfe nicht nach Hause fahren können ohne des festen Vorsatz hier ebenfalls konkrete Veränderungen zu besserer Prävention und besserer Sorge um die Opfer zu bewirken. Dazu haben wir auch einen Modus eingereicht.

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