Unici, solidali, creativi / Vereint,
solidarisch und kreativ – oder: Wir sind der Frühling der Kirche!
„Vereint,
solidarisch und kreativ“ unter diesem Motto bildete ein großes Fest für und mit
den Jugendlichen und zugleich für und mit den Synodenteilnehmern den Höhepunkt
dieses Samstages, auf der eine Reihe von Jugendlichen von ihren ,bei manchen
bewegenden, bei anderen beeindruckenden Lebensgeschichten und ihrer Hoffnung
berichteten – und zum Abschluss Papst Franziskus stellvertretend für die
Synodenteilnehmenden Fragen mit auf den Weg der weiteren Beratung geben.
Stellvertretend für einige andere, zitiere ich aus dem Zeugnis von Daniel Zaccaro
"Aufgewachsen im Quarto Oggiaro, der ‚Mailänder Bronx‘, wo sich alles nur um Geld, Prestige und Macht drehte, geriet Daniel Zaccaro schon jung auf die schiefe Bahn: Diebstahl, Bankraub, waren nur einige der Missetaten, die er aus Perspektivlosigkeit begangen hatte. Seinen 18. Geburtstag verbrachte Daniel im Gefängnis. Er war aggressiv und rastete auch in der Haft aus. Von einer Strafanstalt wurde er in die nächste verlegt. Heute ist er 25 Jahre alt. Er erinnere sich genau an jenen Menschen, der seinem Leben eine andere Wendung gab, einer der Gefängnisseelsorger in der Strafanstalt Beccaria, erzählt er. Dieser leitete ein Haus für straffällig gewordene Jugendliche, in welches aufgenommen zu werden es Daniel nach langem Drängen gelang. Doch als er nach abgebüßter Strafe nach Quarto Oggiaro zurückkehrte, ging es wieder los mit der Kriminalität. Die einzige Lösung bestand darin, wieder in die Gemeinschaft des Seelsorgers von Beccaria zurückzukehren, wo er heute mit einem Senegalesen, einem Marokkaner und einem Russen zusammenlebt, das Abitur nachgeholt hat und Erziehungswissenschaften studiert. ‚Heute weiß ich, worauf es ankommt, wenn man junge Menschen zum Glauben erziehen will‘, sagte David vor der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula Paolo VI., ‚man muss sie vor allem die Fragen wiederentdecken lassen, die sie verloren haben.‘" (Vaticannews vom 6.10.2018)
"Tief
berührt zeigt sich der Papst von den persönlichen Geschichten, die ihm die
Jugendlichen erzählt haben, Geschichten voller Leidenschaft und Schmerz ebenso
wie voller Wünsche und Sehnsüchte. Von Niederlagen und vom Wunsch, wieder
aufzustehen, erzählten die Jugendlichen, die Franziskus aufforderte, in ihrem
Leben dorthin zu eilen, wo die schönsten Ziele auf sie warten." (Ebd.)
Bewegende
Statements, nach denen ich heute Mittag auch Gelegenheit hatte, Thomas Andonie
persönlich zu fragen. Paolo Ruffini hatte in der Pressekonferenz am ersten
Synodentag noch auf die Frage aus dem Presseauditorium, ob er etwas Neues, ihn
in neuer Weise Anrührendes im Synodenplenum wahrgenommen habe, gesagt, dass er bislang nichts gehört habe, was ihn
habe aus dem Sessel habe springen lassen ("...non c’è niente che mi abbia
sorpreso al punto da sobbalzare sulla sedia..."). Thomas Andonie – noch
unter dem Eindruck des gestrigen Tages, als er noch am Abend aus den Reihen der
Auditor*innen auf sein „starkes Statement“ angesprochen wurde – berichtet mir
gegenüber von einer ganz anderen, in ihm nachhallenden Geschichte, die ein
asiatischer Bischof erzählte:
"Dieser Bischof habe einmal auf einer Jugendfreizeit T-Shirts signiert und nach einem Jahr erfahren, dass ein Junge das Shirt unter sein Kissen gelegt habe. Für ihn – sein Vater war über vier Jahre im Ausland – war es ein persönlich-inniges Symbol einer Familie anzugehören."
Eine
weitere Geschichte, die unterstreicht, wie Kirche – diese Frage nach ‚der
Kirche“ wurde heute Mittag auf der Pressekonferenz auch dem für die
Organisation des Festes verantwortlichen Kardinal Card. Giuseppe Versaldi,
Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen, gestellt –, wie 'Kirche' ein Ort
der Liebe, der Hoffnung und der Zukunft ist und sein kann. Dazu passend
berichtet Kardinal Dieudonné Nzapalainga, Erzbischof von Bangui (Republik
Zentralafrika), wie die Kirche in Afrika ein Ort der Beheimatung sei, gerade
für diejenigen, die entweder an Migration denken oder aber sich von einer von
einer als Kolonialistisch wahrgenommenen westlichen Welt in ihrer Identität
und ihren Werten angegriffen fühlen, wohingegen auf weltkirchlicher Ebene eine
Diversität als Reichtum wahrgenommen könne. Vielleicht sind es diese
Erfahrungen des „Miteinander Kirchesein“, des „Aufeinander Hörens“ und
„Miteinander Sprechens“, die den weiteren synodalen Verlauf am meisten
bestimmen werden.
Dass
in der deutschen Sprachgruppe gleich von Anfang an auch Clemens Blattert (als
Experte) und Thomas Andonie (als Auditor) Rederecht eingeräumt wurde, kann als
weiteres gutes Zeichen gewertet werden, dass die vertrauliche und gute
Atmosphäre auch in dieser intensivsten Arbeitsform des synodalen Prozesses
besser nicht sein könnten – auch wenn ein Bild der deutschen Sprachgruppe auf den ersten
Blick verrät, dass die fraulich-weibliche Perspektive hier nun wirklich
gänzlich fehlt.
Feststellen
kann ich – wenn mich meine heute gesammelten Eindrücke nicht täuschen – und der
italienische Originaltitel des Festes „Noi per. Unici, solidali, creativi“ mit
dem „Wir“ am Anfang, dass die oft ins Wort gebrachte Zusage der
Synodendokumente „Die Jugend ist die Zukunft der Kirche“ usw. in den Statements
der jungen Erwachsenen kraftvoll in der 1. Person Plural ausgedrückt werden.
Mariano
Germán García, der als Verantwortlicher in der Jugendpastoral Auditor von
Seiten der Argentinischen Bischofskonferenz ist, betont in der Pressekonferenz heute, dass es diese
Synode, dass jetzt eine besondere Zeit sei. Und dann sagt er, was ab heute ggf. auch häufiger zu hören sein wird:
"Wir sind der Frühling der Kirche. Eine bessere Zukunft ist möglich."
„Der Papst traue den Träumen der Jugend“, das wird für Mariano Germán García spürbar und teilt auch Thomas Andonie, der mir – wenn nicht der Schweigepflicht der synodalen Beratung unterworfen – am liebsten von einem weiteren bewegenden und frei vorgetragenen Beitrag des Papstes am Donnerstagvormittag berichtet hätte. Dieses Vertrauen auf die Jugend wird auch
in der kurzen Ansprache von Papst Franziskus beim abendlichen Fest nach der Übergabe der Fragen der Jugendlichen noch einmal in dichter Weise erfahrbar. Wer die Antworten auf die Fragen geben wird, verrät Papst Franziskus gleich zu Beginn:-)
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