Nel discernimento si deve parlare liberamente – oder: Der Beginn der
Unterscheidungsfindung im Synodenplenum
Für die erste Pressekonferenz am Mittag
des ersten Beratungstages haben der Pressesprecher Greg Burke und der Präfekt
des Dikasteriums für Kommunikation und Präsident der Synodenkommission für
Information Dr. Paolo Ruffini die Soziologie-Professorin Chiara Giaccardi aus
Mailand, Carlos José Tissera, Bischof von Quilmes (Argentinien) und aus der Reihe der Jungen Erwachsenen Joseph Cao Huu Minh Tri aus Vietnam geladen. Sie berichten mit
dem Hinweis auf den Festtag des Hl. Franziskus am heutigen 4.10. und von den
Glückwünschen an Papst Franziskus, die heute am Anfang der synodalen Beratung
standen. Papst Franziskus – berichtet Chiara Giaccardi – habe seinerseits die
Versammlung gebeten, mit Freimut (Parrhesia) und Offenheit sich auf den mit dem
heutigen Tag beginnenden synodalen Weg der Unterscheidungsfindung einzulassen.
Teilnehmende der Pressekonferenz vom 4.10.2018 (Bild: @vaticannews) |
Ich erinnere, wie in etwa dieselben
Worte auch bereits jeweils zu Beginn der beiden vorausgegangenen Familiensynoden am 6.10.2014 und am 5.10.2015 mit größter
Eindringlichkeit vorgetragen und mit höchster Aufmerksamkeit aufgenommen wurden – damals für die Synodalen, von den früheren
Synoden gewohnt, schriftliche Eingaben vorab einzureichen und vorzutragen, ein
gänzlich neues Verfahren. Aber genau dieses Procedere der vorgefertigten
Statements, die es zuletzt auf der XIII. Ordentlichen Bischofssynode im Jahr
2012 gegeben hat, wird heute in der Pressekonferenz von Seiten interessierter
Journalisten gleich zweimal angefragt, mit der Bitte die Inhalte der Statements
wie die mit ihnen verbundene Rednerliste für die journalistische Arbeit ausgehändigt
zu bekommen. Es ist die Gelegenheit für P. Antonio Spadaro SJ, Sekretär der Kommission für
Information, die Methode der Unterscheidungsfindung, die gestern bereits weite
Teile der im gestrigen Blogbeitrag zitierten Redebeiträge in der Synodenaula
ausmachten, gegenüber den Journalisten zu erläutern. Auf die Frage, warum die Statements
der Synodalen nicht offengelegt werden, antwortet er, dass man im Zuge der
Unterscheidungsfindung frei in der Versammlung sprechen müsse, ohne sich von
der Tatsache konditioniert zu fühlen, dass die Worte preisgegeben werden. Umgekehrt
stünde es jedem und jeder frei, über Interviews in eigener Verantwortung mit
der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
https://twitter.com/antoniospadaro/status/1047901842619940864 |
Ebenso wie die Thematisierung des
prozeduralen Voranschreitens der Synode werden auch die bis zum Mittag vorgetragenen Inhalte von 25
Redebeiträgen zum ersten Teil des Instrumentum laboris sicher noch öfter wiederaufgenommen werden. Es
waren darunter „5 bis 6“ Beiträge, die auf das Versagen der Kirche im
Missbrauchsskandal, aber darüber hinaus auch das Fehlen hinsichtlich der
pastoralen Begleitung junger Erwachsener ansprachen.
„Es wurde von der Notwendigkeit gesprochen, den jungen Menschen in den konkreten Situationen zuzuhören, in denen Sie sich befinden, von den vielen jungen Menschen, die von der gegenwärtigen Gesellschaft "verworfen" werden, von der Fähigkeit der "Prophetie" junger Menschen, von der Schwierigkeit, die die Kirche registriert hat, den Glauben an die neue Generation weiterzugeben und einer Jugendpastoral, die die Kinder, Jugendlichen nicht einfach ‚domestizieren‘ darf.“ (Vatican Insider vom 4.10.2018; eigene Übersetzung)
Es ist der einzigen Frau auf dem
Podium der Pressekonferenz, Prof. Chiara Giaccardi, vorbehalten, gleich zu
Beginn als erste Berichterstatterin das "Thema Sexualität und
Körperlichkeit" anzusprechen, dass auch "von vielen der Synodenväter
in einer sehr offenen Weise“ ins Wort gebracht wurde. Einige Interventionen haben
die "mangelnde Begleitung dieser Dimension" und die Notwendigkeit
gesehen, "sie ganzheitlich zu überdenken, sie nicht nur einzudämmen,
sondern ihr zu helfen, sich auf eine Art und Weise auszudrücken, die schön ist
und Persönlichkeit entwickelt".
Auch und gerade dieses Thema ‚Sexualität‘ wird
sicher von Tag zu Tag neu ins Gespräch der Synodenaula rücken. Es gehörte
bereits während der Familiensynoden (vgl. den Blog-Beitrag vom 16.10.2015) zu den Top 5 – und es steht bei den jungen
Erwachsenen sicher nicht minder oben an.
Bei vielen der genannten Themen geht
es auch um Fragen des Glaubens und der Lehre, die immer wieder neu und
generationsübergreifend ins Gespräch gebracht werden müssen. Mit dem deutschem
Delegierten Clemens Blattert SJ (Leiter der Zukunftswerkstatt SJ in Frankfurt,
der als Experte an der Synode teilnimmt und einen weiteren sehr persönlichen Synodenbericht aus erster Hand beisteuert) teile ich das Aufhorchen anlässlich
eines gestern vom Generalrelator Kardinal Sérgio da Rocha zitierten Wortes von
Papst Franziskus, dass die Angewiesenheit eines lebendigen Glaubens auf die
lebendige Auseinandersetzung in dichter Weise beschreibt und ebenfalls Teil des
Arbeitsdokumentes der Synode geworden ist:
„Ein Glaube, der uns nicht in eine Krise führt, ist ein Glaube in der Krise; ein Glaube, der uns nicht wachsen lässt, ist ein Glaube, der wachsen muss; ein Glaube, der nicht Fragen aufwirft, ist ein Glaube, über den wir uns Fragen stellen müssen; ein Glaube, der uns nicht belebt, ist ein Glaube, der belebt werden muss; ein Glaube, der uns nicht erschüttert, ist ein Glaube, der erschüttert werden muss.“ (Instrumentum Laboris 73, ein Zitat von Franziskus aus der Weihnachtsansprache vor der Kurie 2017)
Spätestens in der dritten Synodenwoche - das Zitat steht im dritten Teil des synodalen Arbeitspapiers - werden wir dem Zitat erneut begegnen.
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