Samstag, 13. Oktober 2018

Make noise! How young people react in the synod hall and about the humble mission of Pope Francis

Heute Morgen hatte ich wieder Gelegenheit, Thomas Andonie auf dem Weg zur Kleingruppenarbeit zu sprechen, die seit gestern wieder die Arbeitsform des intensiveren Austausches in den Sprachgruppen ermöglicht. Und er berichtet mir von dem lebhaften Mitgehen der Jugendlichen in der Synodenaula, die jeden Beitrag eines Synodenvaters, der eines ihrer Jugendthemen aufgreift und in ihrem Sinne trifft, mit entsprechendem Applaus und zustimmenden Rufen konnotieren. Bischof Barron berichtete gestern ebenfalls von diesem „Whooping“, und wie sehr es ihm gefällt. Und das tut es wohl ebenfalls Papst Franziskus, der die jungen Erwachsenen in den hinteren Rängen extra besuchte und auch darin bestärkte weiter ‚Lärm zu machen‘.
Pope Francis just walked up the stairs to our section in the Synod hall to meet the young people! He told us to keep making noise! We have introduced for the first time whooping/hollering into the synodal process for especially good Bishop interventions.(@jlewDistrict)

Diese Aufforderung gab Papst Franziskus auch der heute zur Pressekonferenz geladenen mexikanischen Auditorin Corina Fiore Mortola Rodríguez mit auf ihren Weg, die berichtet, wie Papst Franziskus einmal während einer Pause plötzlich hinter ihr und einem indischen Freund stand und sie nach einem kurzen Gespräch ebenfalls aufforderte das Synodengeschehen in ihrer Weise mit Aufmerksamkeit zu begleiten, zu applaudieren und sich einzubringen. Voller Temperament berichtet sie, dass sie froh sei hier zu erfahren und zu teilen, dass Kirche „nicht der Purpur der Synodenväter“, sondern in der hier erfahrbaren „Energie“ der Jugendlichen, die „wie ein Hurrikan, in einem guten Sinn“ wirke, anwesend sei.

Auch für Kardinal Wilfrid Fox Napier, Erzbischof von Durban (Südafrika), der bereits zum achten Mal an einer Bischofssynode teilnehme, ist diese Synode „einzig“:  In der Vorbereitung über alle Phasen und Zwischenstationen mit der Anwesenheit von Papst Franziskus, über die Beteiligung der jungen Erwachsenen (insbesondere in den Kleingruppen) und die immer auch durch das aufmerksame dreiminütige Schweigen, Innehalten und Reflektieren nach jeweils 5 hintereinander vorgetragenen und z.T. aufrüttelnden Statements der Synodenteilnehmenden. Im wahrsten Sinn „genervt“ ist er – und nicht erst seit der Familiensynode (s. Blog-Beitrag vom 14.10.2014) als ein im guten Sinn als konservativ bekannter Bischof des afrikanischen Kontinents – von der Attitude bestimmter Kräfte in der Kirche, jedes Handeln des Papstes immer auch mit einem kritischen Kommentar zu versehen.

"Yes, I find it quite enervating that every time something is reported about Pope Francis, a negative is added onto it."

Und Kardinal Napier redet weiter unumwunden Tacheles wider eine – von einem fragenden Journalisten als „bodenlos“ bezeichnete – kolportierte Papstkritik konservativer Medien, wie wir sie im deutschsprachigen Raum etwa über das Magazin www.kath.net beinahe täglich lesen müssen: Papst Franziskus sei im Konklave 2013 gewählt worden, weil die anwesenden Kardinäle sich bewusst waren, dass sie jemand wählen wollten, der die Kirche erneuern und wiederaufzubauen versteht. „Accountibility“, echte Verantwortlichkeit, selbst in Finanzfragen mit veröffentlichten Budgets (die dafür früher wie er aus aller Welt in den jeweiligen Fachgremien zusammengerufenen Bischöfe fanden sich  zuvor in vergleichsweise freundlichen Gesprächsrunden eingeladen) sei erst mit dem Beginn des Pontifikats von Franziskus nach und nach in die Dikasterien des Vatikans eingezogen. Aber über das Beispiel der Finanzen hinaus ist Kardinal Napier vor allem von der demütigen Haltung des Papstes fasziniert und erinnert dafür seine ersten Eindrücke nach der Wahl des neuen Pontifex.

"Nach der Wahl eines Papstes sei es üblich, dass der Neugewählte in seiner neuen weißen Gewandung die Glückwünsche der Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle entgegennimmt. Franziskus sei aber – nach einem kurzen Gebet – zunächst direkt zu denjenigen Kardinälen gegangen, die, gehbehindert, nicht mehr den Weg von sich aus hätten gehen können: für Kardinal Napier ein sprechendes Beispiel für viele andere, wie bei Franziskus Rede und Handeln eins seien."

Die Botschaft darin:

„The ministry oft the Church, of all of us, ist to reintroduce Jesus through our life. (...) That’s my dream“.

Ich schließe heute mit einem Eindruck an ein sehr persönlich vorgetragenes, aufrüttelndes Statements vorgestern Vormittag in der Synodenaula, auf das Thomas Andonie heute Morgen ebenfalls zu sprechen kommt, als er von den Beiträgen der jungen Zuhörer erzählt. Es steht im letzten auch für die „Konsistenz von Lehre und Leben“, von der Kardinal Napier, aber genau in dieser Formulierung auch der ebenfalls zur Pressekonferenz geladene Kardinal Juan José Omella Omella, Erzbischof von Barcelona, berichtet hatte.

"Safa hatte die Synodenaula in seinem frei vorgetragenen Synodenstatement bewegt, als er von den Erfahrungen berichtet, wie die einst stattliche, mehrere Millionen umfassenden Gläubigenzahl über das Kriegsgeschehen im Irak auf wenige Hundertausende dezimiert wurde und viele Jugendliche, die sich nach den Gottesdiensten immer auch für das nächste Mal hin verabschiedeten, nicht mehr wiederkamen, weil sie Scharfschützen zum Opfer gefallen waren."

Für Thomas Andonie ist diese Erfahrung auch ein Beispiel dafür, dass jenseits der Themen, die die Jugend hier in Deutschland und der westlichen Welt bewegen (wie die Sexualmoral, die auch die Perspektiven der Jugend einbezieht – auch für Safa ein Thema –, die Rolle der Frau etc.) auch die weltweite Solidarität mit den Armen und der Einsatz für den Frieden in der Welt als Thema dieser Synode obenauf liege und alle Synodenteilnehmenden untereinander verbinde.


Papst Franziskus verabschiedete heute Safa persönlich im Gästehaus St. Martha, dessen Mutter, an Krebs erkrankt, seine Anwesenheit noch mehr erfordert.
Safas Glaubenszeugnis, das mir in den letzten beiden Tagen an den verschiedensten Stellen immer wieder begegnete, verbindet wohl im Tiefsten alle am morgigen Sonntag, den 14. Oktober Heiliggesprochenen – wie insbesondere mit Oscar Romero.

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