"Es reicht, was wir beschlossen haben. Ich möchte, dass es veröffentlicht wird." Das Abschlussdokument – "ein Geschenk an das ganze Volk Gottes in seiner Vielfalt" – wird ohne nachsynodales Schreiben durch Papst Franziskus in Kraft gesetzt: Eine Sensation für die Katholische Kirche
(Papst Franziskus nach der Approbation des Schlussdokuments) |
Heute Abend ist der Abend, an dem der auf den 15. September 2018 datierten Apostolischen Konstitution Epicopalis communio eine besondere Aufmerksamkeit zukommt. In dieser Neuregelung zur Vorbereitung und Durchführung von Vollversammlungen der Bischofssynode sind die Art. 17 'Ausarbeitung und Approbation des Schlussdokuments' und Art. 18 'Übergabe des Schlussdokuments an den Papst' heute von Bedeutung. Aus Art. 17 § 3 wird deutlich, warum Papst Franziskus umstrittene bzw. noch nicht ausgereifte Themen in Arbeitsgruppen ausgegliedert hat. Denn nach der Synodenordnung soll das Schlussdokument soweit wie möglich eine konsensuale Beschlussfassung sein, „für die im Rahmen des Möglichen eine moralische Einstimmigkeit“ zu erzielen ist.
Mit den Worten von Timothy Radcliffe gesagt sollen die Synodalen sich einbringen und „Ich“ sagen, aber später auch in das größere „We“ eines Konsens in Harmonie einstimmen können, um mit den über vier Wochen, aber auch die Monate und Jahre davor erarbeiteten Ergebnissen gemeinsam voranschreiten zu können. Und dies nicht, um eine sachliche Auseinandersetzung zu unterminieren – diese ist ja engagiert geführt worden, wenn man allein auf die Resonanzen in den öffentlichen Pressekonferenzen blickt – , sondern weil es Bedeutung für die in Art. 18 ausgeführte Übergabe des Schlussdokuments an den Papst hat. Denn wenn die Voraussetzungen von Art. 17 erfüllt sind, hat dies direkten Einfluss auf die Annahme des Schlussdokuments durch Papst Franziskus. Und noch mehr: Ein formell angenommenes Abschlussdokument wird kraft seiner Annahme auch Teil des ordentlichen Lehramtes des amtierenden Papstes. Art. 18 § 1 lautet:
"Wenn das Schlussdokument ausdrücklich vom Papst approbiert wurde, hat es Anteil am ordentlichen Lehramt des Nachfolgers Petri. “ (EC Art. 18 § 1)
M.a.W. das Schlussdokument, das die XVI. Generalversammlung der Bischofssynode heute einmütig beschlossen hat, ist durch die im Beisein der Synodenversammlung um 19:00 Uhr MEZ ausgesprochene Annahme und Approbation durch Papst Franziskus Teil seines ordentlichen Lehramtes.
"Aus diesem Grund beabsichtige ich nicht, ein 'Nachsynodales Apostolisches Schreiben' zu veröffentlichen. Das, was wir beschlossen haben, reicht. Das Dokument enthält bereits sehr konkrete Hinweise, die eine Orientierungshilfe für die Mission der Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten und in den unterschiedlichen Kontexten sein können: Deshalb stelle ich es allen sofort zur Verfügung... Ich möchte auf diese Weise den Wert des abgeschlossenen synodalen Weges anerkennen, den ich mit diesem Dokument dem Heiligen Volk Gottes übergebe." (Vaticannews 26.10.24)
Und das bedeutet, dass die
Umsetzung desselben die nächste Phase des synodalen Prozesses ist.
Episcopalis communio sieht ja ein nachsynodales Schreiben – im Stile der
vorausgegangenen ordentlichen und außerordentlichen Bischofskonferenzen – auch nicht mehr vor. Und wie ich schon geschrieben hatte wäre es angesichts der heute in Kraft gesetzten Inhalte einer
Rekonfiguration der Katholischen Kirche auch selbstwidersprüchlich, wenn
Beschlussinhalte nicht schon mit der formellen Annahme Geltung bekämen. Die
Rekonfiguration der Katholischen Kirche hat stattgefunden und ist jetzt auf
allen Ebenen und sukzessive, wie Papst Franziskus in seiner Ansprache betonte, umzusetzen – inklusive der Arbeitsergebnisse der 10
Arbeitsgruppen, auch wenn diese ihre Ergebnisse erst nach und nach in den
nächsten Monaten einbringen werden.
Die formelle Inkraftsetzung – selbst wenn sie nicht mehr als das Regelwerk von Episcopalis communio umsetzt – ist aber nicht weniger als eine Sensation. Es ist die über drei Jahre in den Ortskirchen, in kontinentalen Phasen und auf Ebene der Weltkirche umfassend erarbeitete Neuformation einer synodalen Kirche auf allen ihren Handlungsebenen - die angesprochene Rekonfiguration der Katholischen Kirche im Sinne der Ekklesiologie des II. Vatikanischen Konzils.
(Abschlussbild mit allen Synodenmüttern und -vätern) |
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