Montag, 21. Oktober 2024

 „Even if you are disappointed by the result of the Synod, God’s providence is at work in this Assembly“ – Einstimmung in die Beratungen des Abschlusstext-Entwurfs und offene Fragen nach dem Einbezug von Frauen in Ämtern und Leitungsaufgaben

© Vatican Media
(Timothy Radcliffe OP / © Vatican Media)

P. Timothy Radcliffe OP gab – wie schon in den Besinnungstagen vor dem Beginn der Synode und zu Beginn der Beratungen des 2. Teils des Instrumentum laboris  – wiederum eine tiefgehende wie den Horizont weitende Einführung in die Bedeutung der anstehenden Beratungen des Entwurfs des Abschlusstexts und stellte dabei die Freiheit als „Doppelhelix der christlichen DNA“ heraus, nachdem der Synodentag bereits zuvor mit einem Gottesdienst im Petersdom begonnen hatte:

„Mit den Worten des heiligen Paulus aus dem Galaterbrief „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1) ermutigte Radcliffe die Synodenväter und -mütter, sich auf die bevorstehenden Diskussionen mit einem Geist der Offenheit und des Vertrauens einzulassen. (...) Radcliffe räumte jedoch ein, dass die Teilnehmer möglicherweise enttäuscht über einige der bevorstehenden Entscheidungen sein könnten. Es bestehe immer die Gefahr, dass Beschlüsse als unklug oder gar falsch wahrgenommen würden. Dennoch sollten die Teilnehmer die tiefere, innere Freiheit derjenigen bewahren, die fest daran glauben, dass „Gott alles zum Guten für die tut, die ihn lieben“ (Röm 8,28). (Vaticannews 21.10.24)

Mit diesem gewissermaßen paradoxen Appell, eigene Positionen freimütig einzubringen in die anstehende Beratungsphase, aber auch auf die Vorsehung zu vertrauen, dass Gott alles auch dann zum Guten führen werde, wenn eigene Positionen nicht und dafür ggf. andere im Text ihren Niederschlag fänden, rief er die Synodenversammlung dazu auf sich einzubringen und „Ich“ zu sagen, aber später auch in das größere „We“ einstimmen zu können.

„Selbst wenn Sie also vom Ergebnis der Synode enttäuscht sind, ist Gottes Vorsehung in dieser Versammlung am Werk“. 

„Even if you are disappointed by the result of the Synod, God’s providence is at work in this Assembly.“ (Vaticannews 21.10.24)

In der heutigen Pressekonferenz gefragt nach den möglichen Enttäuschungen angesichts des Abschlussdokuments, verwies P. Radcliffe – ohne den Textentwurf des Abschlussdokuments zu dem Zeitpunkt schon gelesen zu haben – auf die entscheidenden Weichenstellungen, die diese Synode – auch in der heutigen geopolitischen, von Konflikten reichen Situation in den verschiedenen Regionen der Welt – vornehme und die er sich als eigentliche Schlagzeilen wünsche. Für Radcliffe zentral sind die Aussagen der Synode, „wie wir zusammen sein können auf neuen Wegen … auf neuen Wege, Kirche sein.“

„How can we be together with new ways. …new ways of being a church“.

Wie sehr die Synode jenseits dieses Metathemas der synodalen Umgestaltung der Kirche auch an ganz konkreten Entwicklungen und Schritten gemessen wird, machte das neuerliche Statement des Präfekten zur Arbeit der AG 5 zu Ämtern und Leitungsaufgaben für Frauen durch Kardinal Víctor Emanuel Fernández vor dem versammelten Synodenplenum deutlich, das auch in der Pressekonferenz vom Leiter des Sekretariats für Kommunikation Paola Ruffini verlesen wurde. Darin entschuldigte Kardinal Fernández sein eigenes Fehlen, aber insbesondere auch die Abwesenheit des eigentlichen Leiters und Sekretärs der Sektion für Glaubensfragen des Glaubensdikasteriums Armando Matteo im Austauschforum am vergangenen Freitag mit einem medizinischen Eingriff, um im Anschluss aber auch noch einmal weiter auszuholen. So kam es auch inhaltlich zu einem neuen Statement über die die Synodenversammlung enttäuschenden Aussagen zum Einbezug der Frauen in Leitungsaufgaben in der ersten Synodenwoche.

„Wir wissen, dass der Heilige Vater zum Ausdruck gebracht hat, dass die Frage des weiblichen Diakonats zum jetzigen Zeitpunkt nicht reif ist, und er hat darum gebeten, dass wir uns jetzt nicht mit dieser Möglichkeit aufhalten. Die Studienkommission zu diesem Thema hat Teilergebnisse, die wir zu gegebener Zeit veröffentlichen werden, aber sie wird weiterarbeiten“, so Ruffini, der den Text des Präfekten des Glaubensdikasteriums verlas, vor den Journalisten.

Allerdings sei die Frage der Rolle der Frauen dem Papst ein großes Anliegen, so dass er bereits vor dem Wunsch der Synode das zuständige Dikasterium gebeten habe, Möglichkeiten einer Beteiligung auszuloten, die sich nicht auf Weiheämter bezögen. Diese Richtungsweisung des Papstes – die Ermittlungen in andere Richtungen ausschließe - teile er persönlich, so Fernández, der dies damit begründete, dass „das Nachdenken über den Diakonat für einige wenige Frauen das Problem der Millionen von Frauen in der Kirche nicht löst“.

 „Immerhin gebe es bisher nicht unternommene Schritte, wie beispielsweise die umfängliche Ausgestaltung des Katechetinnen-Amtes für Frauen, die in der Abwesenheit von Priestern mit der Gemeindeleitung betraut werden könnten – ein Anliegen der Amazonas-Synode von 2019. Die erste Möglichkeit, die das Dikasterium für Glaubenslehre in Zusammenhang mit der Schaffung des neuen Amtes in einem Brief an die Bischofskonferenzen vorgeschlagen habe, sei mit der Leitung der Katechese verbunden gewesen. Die zweite aber griff auf, was der Papst in Querida Amazonia gesagt hatte: Katechetinnen, die Gemeinden in Abwesenheit von Priestern unterstützen, Frauen, die Verantwortung tragen, Gemeinden leiten und verschiedene Funktionen ausüben. Die Bischofskonferenzen konnten diesen zweiten Weg akzeptieren, aber nur sehr wenige haben es tatsächlich getan“, so Fernández.

Dieser Vorschlag sei möglich gewesen, weil der Papst klargestellt habe, dass die „mit den Sakramenten verbundene priesterliche Autorität" sich nicht notwendigerweise in Machtfunktionen übersetzen müsse, ebenso wie es „Formen der Autorität gibt, die keine Priesterweihe erfordern". Diese Texte seien jedoch „nicht aufgegriffen“ worden“.

„Um die Überlegungen zu vertiefen, habe ich darum gebeten, meinem Dikasterium Zeugnisse von Frauen zukommen zu lassen, die wirklich Gemeindeleiterinnen sind oder wichtige Autoritätsfunktionen ausüben. Nicht, weil sie den Gemeinschaften aufgezwungen wurden oder das Ergebnis einer Studie sind, sondern weil sie diese Autorität unter dem Impuls des Geistes angesichts eines Bedürfnisses des Volkes erworben haben.“ Die Realität sei in diesem Sinn „der Idee überlegen“, so Fernández, der ausdrücklich die weiblichen Mitglieder dieser Synode aufforderte, konkrete Beispiele aufzugreifen und weiterzuleiten. 
„Ungeachtet dessen sei auch die ursprüngliche Studien-Kommission zum Frauendiakonat unter der Leitung von L' Aquilas Erzbischof Kardinal Petrocchi weiter aktiv und werde in den kommenden Monaten ihre Arbeit wieder aufnehmen, kündigte Fernández an. Auch an diese Stelle könnten Interessierte ihre Überlegungen weiterleiten. Schritt für Schritt werde man vorankommen und auch „zu sehr konkreten Dingen“ gelangen, um zu verstehen, „dass es nichts in der Natur der Frauen gibt, was sie daran hindert, sehr wichtige Positionen in der Leitung der Kirchen einzunehmen“, so Fernández in seiner von Ruffini verlesenen Erklärung abschließend: 
„Was wirklich vom Heiligen Geist kommt, wird nicht aufgehalten werden“. (Vaticannews 21.10.24)

Ob dieses – im Synodenplenum mit Beifall bedachte – Statement zusammen mit dem Entwurf des Abschlussdokumentes die Gemüter beruhigen und auch die von P. Radcliffe erhoffte Einmütigkeit der Synodalversammlung bei der Schluss-Abstimmung herstellen kann, werden die nächsten Tage zeigen. Alle Synodenteilnehmenden sind aufgerufen sich in den nächsten Tagen bis zum Mittwochmittag in Plenum wie den Sprachgruppen einzubringen. Am Mittwoch sollen nach der fünfzehnten Sitzung der Sprachgruppen („Circuli Minores“) die Stellungnahmen und Änderungswünsche („modi“) zum Entwurf des Schlussberichts eingebracht werden, der am Samstag als Ergebnisdokument zur Abstimmung gestellt werden wird.


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