Coronabedingte Zwischenschritte - oder: Warum der ‚Synodale Weg‘ jetzt direkt in die Weltbischofssynode 2022 zur 'Synodalität' mündet
'Corona macht‘s möglich', was man im Zugehen auf das Jahr 2022 sicher auch als Koinzidenz der Ereignisse betrachten wird. Denn mehr Zeit auf dem Synodalen Weg bedeutet auch ein passgenaues Zugehen des Synodalen Weges in Deutschland auf eine Weltbischofssynode, in der der Reformprozess der katholischen Kirche zu einer synodalen Kirche – ein Kernanliegen des Pontifikates von Papst Franziskus - ebenfalls zu seinem Höhepunkt kommt.
Konkret bedeutet dieses „Mehr an Zeit“ aufgrund der Corona-Pandemie als nächster Schritt, dass statt der schon einmal verschobenen 2. Synodalversammlung jetzt am 4. und 5. Februar 2021 ein Online-Format stattfinden soll, in dem alle Mitglieder der Synodalversammlung "ohne Entscheidungsdruck vor allem die Arbeitsfortschritte der Synodalforen diskutieren werden". In einem Brief an die Mitglieder, Berater/-innen und Beobachter/-innen der Synodalversammlung des Synodalen Weges vom heutigen Tage heißt es weiter:
"Nach den guten Erfahrungen mit der intensiven Debatte in den Regionenkonferenzen sind wir sicher, dass dieser Corona-bedingte Zwischenschritt für eine substantielle Weiterarbeit in den thematischen Synodalforen produktiv genutzt werden kann, insbesondere in den Foren, die bei den Regionenkonferenzen im vergangenen September noch keine Zwischenergebnisse vorlegen konnten.“
Die
Zeit – das empfinde ich selbst als Berater im Synodalforum Liebe und Sexualität
– tut dem Beratungsprozess gut, der nach der Vorstellung der Voten des Forums auf den fünf Regionenkonferenzen in der nachfolgenden
Redaktionsarbeit noch einmal mehr an Qualität und Intensität gewonnen hat.
Überraschend ist dabei aus meiner Sicht, dass die in den deutschen Diözesen immer mehr als Aufgabe in den Vordergrund tretende Aufarbeitung der systemischen Ursachen sexueller Gewalt, die Übernahme von Verantwortung für die von Tag zu Tag deutlicher zutage tretenden Verfehlungen und Vertuschungen und eine konsequente Veränderung kirchlichen Handelns im Umgang mit Tätlichkeiten Sexueller Gewalt - gegenüber Täter*innen wie Betroffenen – Movens dafür sind, dass auch eine geschärfte und vertiefte Perspektive auf das Feld der Sexualität in der Arbeit des Synodalforums möglich wird. Die Bedeutung sexueller Selbstbestimmung und die Würde jedes Menschen in seiner sexuellen Identität bekommen einen Stellenwert, der auch die kirchliche Sexualmoral wieder anschlussfähig an heutige Grundsätze der Sexualwissenschaften machen könnte. Working in progress – im doppelten Sinn!
Die Arbeit der Synodalforen und ihre Zuarbeit zu der Synodalversammlung gleicht dabei dem Modus, den sich Papst Franziskus auch für die katholische Kirche insgesamt wünscht. Ein (synodales) Zusammengehen und Voranschreiten, um auf dem Weg und in einem geistlichen Prozess eine erneuerte Kirche zu werden, ja darin schon zu sein.
"Die Corona-Krise fordert von uns immer wieder Veränderungen in der Weg-Planung. Nicht nur in den Inhalten, sondern auch in den Formen tasten wir uns Schritt für Schritt voran. Dies mag zwar zunächst mühselig sein, es ist aber doch eine echte Chance, mit unterschiedlichen Formaten, Geschwindigkeiten und Prozessen neu Synodalität in unserer Kirche zu erlernen – eine Synodalität, die hoffentlich über den bisher geplanten Rahmen des Synodalen Weges hinaus Bestand hat." (SynodalerWeg.de vom 19.11.2020)
Und wenn Synodalität der Weg ist, ist sie auch das Zielbild der Kirche als ganzer. Das Jahr 2022 wird es deutlich machen. Wie zuletzt in diesem Blog am 20. März 2020 zitiert:
"Es ist dieser Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet." (Papst Franziskus am 17.10.2015)