Wie
Kritik am Papst, der Umgang mit Konflikten und Synodalität miteinander zusammenhängen, sind die großen
Fragen dieser Woche auf der Zielgeraden der Amazonassynode. Dass sich die Kritik in ultrakonservativen Kreisen am Papst selbst festmacht - wie schon im Blog-Beitrag vom 12.10.19 beschrieben -, lässt Kardinal Christoph Schönborn als langjährigen Synodenteilnehmer an
Situationen eines früheren Papstes denken.
(Screenshot des Pressebriefings, Vatican Media vom 21.10.19) |
"Die Kritik am heutigen Papst erinnere ihn in manchem an die streckenweise heftige Polemik gegen Papst Paul VI. (1963-1978). Auch jenem Papst hätten seinerzeit manche Kritiker vorgeworfen, dass er die Kirche zerstöre, während andere meinten, er gehe mit seinen Reformen nicht weit genug“. (katholisch.de vom 21.10.19)
Dass
Papst Franziskus mit seinem Weg einer "Kirche im Aufbruch" (vgl. Blog-Beitrag vom 19.10.12) und eines fortgesetzten Aggiornamentos über einen von der gesamten Kirche mitgetragenen und
mitgegangenen synodalen Weg allen auf diese Weise beteiligten Menschen aus der Seele spricht, indem er ihre Stimmen über Befragungen und Beteiligung (allein im Vorfeld der Amazonassynode und der Erstellung des
Vorbereitungsdokuments waren 90.000 Menschen in über 200 Vorbereitungstreffen in direkter Weise eingebunden) einholt und sie als Synodenteilnehmende in repräsentativer Weise
einbezieht, unterstreicht, "dass er
geliebt wird und dass viele hundert Millionen Menschen für ihn beten." (Ebd.)
Papst
Franziskus selbst geht mit Kritik an seiner Person überraschend humorvoll um (wohingegen Papst
Paul VI. nachgesagt wurde, dass er unter der Kritik gelitten haben soll), wenn
er „Angriffe konservativer Kreise gegen seine Amtsführung sogar als "eine Ehre" bezeichnet“.
Umgekehrt
gehören für ihn die Auseinandersetzung mit Differenzen und der Konflikt auch zum Zeichen echter
Synodalität – gerade wenn es um das Angehen neuer Herausforderungen für die
Kirche geht. In seiner heutigen Mittwochskatechese nimmt er darauf im Blick auf die Heidenmission der frühen Kirche Bezug:
"Denn die Apostel predigten zunächst nur den Juden, doch dann klopften die Heiden an die Tür der Kirche. Und diese Neuheit der offenen Türen für die Heiden führt zu einer sehr erregten Kontroverse.“ (Vatican News vom 23.10.19)
Und
der Kommentar der Vaticannews-Redaktion trifft sicher den Nagel auf den Kopf,
dass es „sicher nicht ganz ohne einen Seitenblick auf die heutigen Zustände
[war], dass der Papst […] die damalige, in der Apostelgeschichte geschilderte
Debatte referierte. Um das rechte Verhältnis der Befolgung des mosaischen
Gesetzes und des Glaubens an Christus sei es gegangen. Um den Streit zu lösen,
sei schließlich in Jerusalem ein Apostelkonzil zusammengetreten.“ (Ebd.)
"Da ging es um eine sehr heikle theologische, geistliche und disziplinarische Frage. Entscheidend waren die Reden von Petrus und Jakobus. Sie riefen dazu auf, den Heiden keine jüdische Beschneidung aufzuerlegen, sondern nur eine Zurückweisung des Götzendienstes mit seinen verschiedenen Ausprägungen. Aus der Diskussion ergibt sich der gemeinsame Weg.
Ähnlich
wünscht es sich der Papst wohl auch mit dem Synodalen in der Kirche. Im Vatikan
tagt derzeit eine Bischofssynode zum Thema Amazonien; auch hier sind die
Gemüter erhitzt, es geht im Kern um dasselbe wie damals in Jerusalem, nämlich
wie weit sich der Christusglaube inkarnieren, auf lokale Gegebenheiten und
Glaubensformen einlassen darf. (Ebd.)
Ein
Dialog aus Hinhören und geistlicher Unterscheidung
"Die Versammlung von Jerusalem gibt uns wichtige Aufschlüsse über die Art und Weise, wie wir Divergenzen angehen und die Wahrheit in der Liebe (vgl. Epheser 4,15) suchen sollten. Sie erinnert uns daran, dass die kirchliche Methode für die Lösung von Konflikten auf dem Dialog basiert – einem Dialog aus aufmerksamem Hinhören und auf geistlicher Unterscheidung im Licht des Heiligen Geistes. Das hilft uns, die Synodalität zu verstehen.
„Der
Heilige Geist und wir haben beschlossen“: So beginnt der Text der Einigung, auf
die sich die Streithähne von Jerusalem damals verständigt haben. „Das ist
Synodalität: die Anwesenheit des Heiligen Geistes.“ (Ebd.)
Eben
diese Kennzeichen echter Synodalität wurden auch in der heutigen
Pressekonferenz von dem – ebenfalls wie Kardinal Schönborn Synodenerfahrenen -
Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, ähnlich wie schon im Rahmen der
Jugendsynode des letzten Jahres und ebenfalls vom Leiter des
Kommunikationsdirektors Paulo Ruffini mit Verweis auf das Procedere der
Erstellung des Synodenabschlussdokumentes entsprechend der im Vorjahr neu
erlassene Synodenordnung 'Episcopalis communio' hervorgehoben.
Am Samstagnachmittag werden die maßgeblichen Änderungen der
Kleingruppen-Eingaben und letzte Modi (nach der ersten Lesung am Vortag) berücksichtigende Abschlussdokument Absatz für Absatz abgestimmt und im besten
Fall mit Zweidrittelmehrheit und schließlich auch von Papst Franziskus selbst
angenommen.
Angesichts
der Bedeutung der Themen angesichts des „Schreies des Volkes und der der Erde“ (IL 4, 44f) ist der katholischen Kirche unter der Führung des Heiligen Geistes
nichts Besseres zu wünschen!