„...bisogna fare una Chiesa diversa“ – Offizieller Start des Synodalen Wegs „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ der XI. Versammlung der Bischofssynode (2021-2023)
Mit
einer Eröffnungsfeier in der vatikanischen Synodenaula hat heute bereits der am
10. Oktober 2021 mit einer Messe auf weltkirchlicher Ebene startende, zweijährige und mehrstufige Synodale Prozess der XI. Versammlung der Bischofssynode
begonnen.
Nach einführenden Beiträgen des burkinischen Jesuiten Paul Béré und der spanischen Theologin Cristina Inogés Sanz zur Synodalität fokussiert Papst Franziskus die Zielsetzung des ebenfalls als „Synodaler Weg“ bezeichneten Prozesses, indem er die Schlüsselworte im Titel auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückführt. Schon Papst Paul VI. hatte „die vom Konzil verkündeten Hauptlinien in eben diesen beiden Worten – Gemeinschaft und Mission“ zusammengefasst. (vgl. Angelus,11. Oktober 1970). Drei Risiken auf dem Weg stellt er dabei drei Chancen gegenüber:
Wider
die Risiken eines Formalismus, des Intellektualismus und der Immobilität
Wider einen rein äußerlichen Formalismus geht es Franziskus bei dem nun ansetzenden Synodalen Prozess um einen „Weg echter geistlicher Unterscheidung“. Dabei schade ein Intellektualismus, „die Synode zu einer Art Studiengruppe werden zu lassen […] und sich dabei von der Wirklichkeit […] zu lösen“ und insbesondere die "Versuchung der Immobilität" (Vatican News, 9.10.21):
"Da »es immer so gemacht wurde« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 33), dieses Wort ist Gift für das Leben der Kirche, wenn man sagt: „Das wurde schon immer so gemacht“, und man ändert besser nichts. Wer sich in diesem Horizont bewegt, gerät, auch ohne es zu bemerken, in den Irrtum, die Zeit nicht ernst zu nehmen, in der wir leben. Das Risiko besteht, dass am Ende alte Lösungen für neue Probleme angewendet werden: ein Zusammenflicken mit neuem Stoff, woraus am Ende ein noch schlimmerer Riss entsteht (vgl. Mt 9,16). Daher ist es wichtig, dass der Synodale Weg wirklich ein solcher ist, dass er ein Prozess im Entstehen ist; er möge von unten ausgehen und in verschiedenen Phasen die Ortskirchen in eine leidenschaftliche und konkrete Arbeit einbeziehen, die einen Stil der Gemeinschaft und der Partizipation prägt, der auf die Mission ausgerichtet ist." (Ebd.)
...und mit den Chancen der Offenheit, des Zuhörens und der Nähe
Mit der Vision eines "offenen Ortes", wo sich alle zu Hause fühlen und teilhaben können, beschreibt Papst Franziskus eine von drei Chancen der nächsten drei Jahre. Die Synode biete „die Chance, eine hörende Kirche zu werden […]: Schließlich haben wir die Chance, eine Kirche der Nähe zu werden […]: eine Kirche, die sich nicht vom Leben trennt, sondern sich der Zerbrechlichkeit und Armut unserer Zeit annimmt, um die Wunden zu behandeln und die niedergeschlagenen Herzen mit dem Balsam Gottes wiederherzustellen. Vergessen wir nicht, wie Gott uns hilft: mit Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit.“ (Ebd.)
...hin zu einer Kirche, die divers ist.
Das Zukunftsbild einer synodalen Kirche beschreibt Papst Franziskus mit den als „heilige Erinnerung“ bezeichneten Worten französischen Konzilstheologen Yves Congar, OP:
«Non bisogna fare un’altra Chiesa, bisogna fare una Chiesa diversa» (Vraie et fausse réforme dans l'Eglise, Milan, 1994, 1939).
«Il ne faut pas construire une autre Église, il faut construire une Église différente» (Vraie et fausse réforme dans l'Eglise, Milan, 1994, 1939).
»Man muss nicht eine andere Kirche machen, man muss eine Kirche machen, die verschieden ist« (Ebd.)
Diese "heilige Erinnerung" an den Wert der Unterschiedenheit, Vielfältigkeit und Diversität, eine "Chiesa diversa", ist für Papst Franziskus „die Herausforderung“ (Ebd.):
"Rufen wir inständiger und häufiger den Geist um eine Kirche an, »die verschieden ist«, die für die Neuheit offen ist, die Gott ihr eingeben will, und hören wir ihm demütig zu, gehen wir zusammen folgsam und mutig, wie er, der Schöpfer der Gemeinschaft und der Mission, es wünscht.“ (Ebd.)
Zu hören ist dabei – das macht der Erzbischof von
Luxemburg und Generalrelator der Bischofssynode Kardinal Jean-Claude Hollerich im Anschluss an Papst Franziskus deutlich – ebenso
auf diejenigen, die nicht oder nicht mehr Teil der Kirche sind, um auch von
Ihnen zu lernen, wie sich Kirche auf Zukunft hin ausrichten muss.
Papst Franziskus schließt zum weltkirchlichen synodalen Auftakt mit einer ebenso hoffnungsvollen wie – angesichts der benannten Risiken - auch besorgten Anrufung des Heiligen Geistes:
"Bewahre uns davor, eine museale Kirche zu werden, die schön, aber stumm ist, die viel Vergangenheit, aber wenig Zukunft besitzt. Komm unter uns, auf dass wir uns in der synodalen Erfahrung nicht von Ernüchterung überwältigen lassen, die Prophetie nicht verwässern, nicht darin enden, alles auf unfruchtbare Diskussionen zu reduzieren. Komm, Geist der Liebe, öffne unsere Herzen für das Hören." (Ebd.)