Amoris laetitia und der „Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet“
(Nr. 3 von 16 Kartenmotiven; hier AL 131 © www.amoris-laetitia.de) |
Vor einem Jahr, am 8.12.2015, begann das 'Jahr der Barmherzigkeit' nicht zufällig am 50. Jahrestag des Endes des II. Vatikanischen Konzils. Der Jahrestag fällt dieses Jahr zusammen mit Presseberichten zu einem bald erscheinenden Schreiben über „das Prinzip der Synodalität und seine theologische Bedeutung“, das „Abstimmen in Versammlungen“ sowie „das Einbeziehen von allen in pastorale Entscheidungsprozesse“, das von Papst Franziskus bereits im Januar dieses Jahres in Auftrag gegeben wurde. Wie in einem eigenen Beitrag vor dem Erscheinen des nachsynodalen Schreibens ‚Amoris laetitia‘ angedeutet, wird Papst Franziskus mit der Inkraftsetzung einer solchen Erklärung
„die Voraussetzungen für die Übernahme von Lehrverantwortung auf der Ebene der Teil- und Ortskirche schaffen müssen, indem er die synodale Verfasstheit der katholischen Kirche als gestufte Teilhabe an der Ausübung des kirchlichen Lehramtes erklärt, in Kraft setzt und mit ebendiesem Auftrag versieht.“ (ZDK Salzkörner 21. Jg., Nr. 6 (2015), 9)
Implizit sind diese Gedanken zur ‚synodalen Verfasstheit der katholischen Kirche als einer gestuften Teilhabe an der Ausübung des kirchlichen Lehramtes‘ – diese Selbstvergewisserung markierte auf der Feier des Synodenjubiläums den unvergesslichen Höhepunkt der Familiensynode des Jahres 2015 – bereits ganz zu Beginn und konkret im nachsynodalen Lehrschreiben ‚Amoris laetitia‘ aufgenommen, ja vorausgesetzt, indem der Papst darauf hinweist,
„…dass nicht alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden müssen. Selbstverständlich ist in der Kirche eine Einheit der Lehre und der Praxis notwendig; das ist aber kein Hindernis dafür, dass verschiedene Interpretationen einiger Aspekte der Lehre oder einiger Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen werden, weiterbestehen. […] Außerdem können in jedem Land oder jeder Region besser inkulturierte Lösungen gesucht werden, welche die örtlichen Traditionen und Herausforderungen berücksichtigen. Denn » die Kulturen [sind] untereinander sehr verschieden, und jeder allgemeine Grundsatz […] muss inkulturiert werden, wenn er beachtet und angewendet werden soll «. (AL 3)
In jeder Ortskirche wird konkret durchzubuchstabieren und auszuführen sein – auch für die Deutsche Bischofskonferenz ist ein solches Wort der Bischöfe ja nun angekündigt –, was in der über drei Jahre synodal erarbeiteten Lehre zu Ehe und Familie auf einer obersten Ebene der Weltkirche – eben in dem am 8.4.2016 veröffentlichten nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia – beschrieben wurde. Gegen eine den synodalen Prozess im Grundsatz konterkarierende Infragestellung durch einzelne Stimmen der Weltkirche erklärt Papst Franziskus in einem gerade veröffentlichten Interview:
„Sein postsynodales Schreiben „Amoris laetitia“ sei ein Ergebnis des gesamten synodalen Prozesses, „interessanterweise“ hätten dem, was da drinstehe, mehr als zwei Drittel der Väter zugestimmt. „Und das ist eine Garantie!“ (Radio Vatikan vom 7.12.2016)
Das nachsynodale Schreiben sei "das Ergebnis zweier Synoden, auf denen die ganze Kirche gearbeitet hat, und das der Papst sich angeeignet hat". Nach zwei weltweiten Umfragen ist das Apostolische Schreiben bereits in der Weise seiner Entstehung wie im Inhalt – auf beinahe paradoxe Weise – ein entscheidender Markstein auf dem „Weg der Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet.“ (Vgl. Blog-Beitrag vom 17.10.2015). "‚Amoris laetitia‘ ist Vorbild der Synodalität" und Beispiel für eine
„synodale Kirche, in der Petrus Petrus ist, aber die Kirche begleitet, sie wachsen lässt, sie anhört, von dieser Realität lernt und sozusagen harmonisiert.“ Eine solche „synodale Kirche“ sei die, die ihm [Papst Franziskus] vorschwebe. „Das ist Einheit in der Vielfalt. Das ist Synodalität.“ (Radio Vatikan vom 7.12.2016)Wie schon geschrieben, werden wir es erleben: "Das angesprochene […] Paradox der Familiensynode – die medial sowohl nach der Synode 2014 als auch 2015 beklagte Umstrittenheit der Synodenergebnisse [und selbst noch die vereinzelte Infragestellung des nachsynodalen Schreibens] – wird rückblickend als Motor für die Erneuerung der Kirche gedeutet werden können: sowohl hinsichtlich der Lehrentwicklung als auch in Hinblick auf die Kirchenverfassung. 'Synodalität ist der Weg der Kirche im dritten Jahrtausend', denn: „Zeitgemäße Erneuerung […] heißt ständige Rückkehr zu den Quellen […] und zum Geist des Ursprungs." (Vgl. Blog-Beitrag vom 8.2.2016)