Für
eine „Pastoral der Gegenwart“ und nicht „des Besuchs“ – oder: die Arbeitsergebnisse der zweiten Synodenwoche und die Erwartung eines
Schlussdokumentes mit regionaler und universeller Bedeutung
(Screenshot Vatican Media vom 7.10.2019) |
Am
Donnerstagnachmittag dieser zweiten Synodenwoche wurden die Berichte der zwölf Circoli minori, die Arbeitsergebnisse der Sprachgruppen, mit konkret
ausgearbeiteten Vorschlägen für das Schlussdokument vorgestellt. Sie werden
gerade heute und morgen von den gewählten Mitgliedern des Redaktionskreises für
eine erste Version des Schlussdokuments, das sogenannte „Draft document“, zusammengeführt, damit dieses zu Beginn der letzten Synodenwoche diskutiert und
in den Sprachgruppen beraten wird und mit den Veränderungswünschen in das am 26. Oktober zur Abstimmung stehende Schlussdokument fließen kann.
Der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann berichtet aus seiner portugiesisch sprechenden Gruppe (Circolo Português “D”) von elf
Amazonien bezogenen Themen, die diese D genannte Gruppe vertieft behandeln hat: "Ausbildung und Fortbildung der Laien, Weihe und Dienste in der Kirche und die
Rolle der Frau in der Kirche, missionarische Ausbildung der Priester, Gewalt
(Menschen-, Drogen- und Waffenhandel), verschiedene Kulturen Amazoniens, Völksfrömmigkeit,
Ordensleben, Jugend, Migration und Urbanisierung, ganzheitliche Ökologie." (Vatican News vom 16.10.19)
Eine
Kirche der Gegenwart gegenüber einer Kirche des Besuchs -
Una Iglesia actual en vez de una Iglesia visitante
(Circolo English/Français)
Una Iglesia actual en vez de una Iglesia visitante
(Circolo English/Français)
Dass
die Synodenteilnehmenden „viel von einer Pastoral der Gegenwart und nicht des
Besuchs“ sprechen („…parlano molto di una pastorale di presenza e non solo di
visita….“) nimmt Kardinal Schönborn, der ebenfalls zum Kreis der
Redaktionsmitglieder gehört, in einem Interview wahr.
"Tenemos urgencia de profundizar lo que significa una IGLESIA MINISTERIAL y servidora en clave sinodal, pasando de una “pastoral de visita” a una “pastoral de presencia” y donde existe la corresponsabilidad y el compromiso de un proceso evangelizador, desde una conversión permanente (Pastoral, Ecológica y Sinodal)." (Circolo Español “D”)
"Wir spüren die Dringlichkeit tiefer zu ergründen, was eine DIENENDE KIRCHE und eine dienende synodale Verfasstheit bedeuten, die Entwicklung von einer "Pastoral des Besuchs" zu einer "Pastoral der Gegenwart" und wie es entsprechend einer permanenten Umkehr Mitverantwortung und gemeinsames Engagement in einem Prozess der Evangelisierung gibt." (pastoral, ökologisch und synodal). (Ebd.; eigene Übertragung)
"Die
meisten Berichte, vor allem jener der spanischsprachigen und portugiesischsprachigen Zirkel, die auf eine Kirche „der Gegenwart“ und nicht
„des Besuchs“ abzielten, befürworten den Vorstoß, dass verheirateten Männern,
vorzugsweise Einheimischen, die von den Herkunftsgemeinschaften ausgewählt
wurden, unter bestimmten Bedingungen das Priesteramt übertragen werden könnte." (Vatican News vom 18.10.19)
Neue Zugangswege zu den Ämtern in der Kirche
Im
Votum der ersten portugiesischen Gruppe wird von der „Notwendigkeit“
gesprochen, neue Zugangswege zu den Ämtern in der Kirche zu ermöglichen.
"Diante da necessidade de uma Igreja permanente para além da visita, entendemos que é necessário multiplicar nossa presença de Igreja na Amazônia, com novos ministérios." (Circolo Português “A”)
"Angesichts der Notwendigkeit einer immer anwesenden Kirche gegenüber einer Kirche des Besuchs treten wir dafür ein, dass es notwendig ist, unsere Präsenz der Kirche im Amazonasgebiet mit neuen Dienstämtern zu bereichern." (Ebd.; eigene Übertragung)
Und
neue Zugangsmöglichkeiten von Frauen zu Ämtern werden u.a. von der zweiten
spanischen Arbeitsgruppe angeregt:
"Además, se reconoce que muchas funciones propias de este ministerio son realizadas por las mujeres en la Amazonía, siendo ellas quienes sostienen en tantos lugares la presencia permanente de la Iglesia y alimentan los procesos de la fe." (Circolo Español "B")
"Darüber hinaus wird anerkannt, dass viele Funktionen dieses Dienstes von Frauen im Amazonas realisiert werden, da sie an so vielen Orten die ständige Präsenz der Kirche unterstützen und die Prozesse des Glaubens nähren." (Ebd.; eigene Übertragung)
Das
Vorbereitungsdokument (Instrumentum laboris) hatte bereits in den Ziffern 126 c) und 129 a) - c) diese
Handlungsempfehlungen hervorgehoben und dabei die Bedeutung der Feier der
Eucharistie in den Mittelpunkt gestellt. „Die Kirche lebt von der Eucharistie“,
und die Eucharistie baut die Kirche auf. [ Johannes Paul II., Ecclesia de
Eucharistia (2003), Einleitung Nr.1., Titel von Kap II]. Daraufhin brauche es - so folgert das Vorbereitungsdokument - veränderte „Kriterien für die Auswahl und Vorbereitung der zur Zelebration
autorisierten Amtsträger“. (IL 126 c))
Eine Kirche im Aufbruch und in einem Zustand
permanenter Mission
(Circulus Português "A")
(Circulus Português "A")
Mit
Papst Franziskus (vgl. Evangelii gaudium 20) sprechen die portugiesischen Arbeitsgruppen "A", "C" und "D" und die spanischen Sprachzirkel "C" und "D" von
einer „Kirche im Aufbruch“ („Igreja em saída“; „Iglesia en salida“) und machen
zugleich deutlich dass die Amazonassynode das bloße Amazonasgebiet übersteigt.
Este
Sínodo es regional, pero también universal (Circolo English/Français)
Der von deutscher Seite als synodaler Berater teilnehmende P. Michael Heinz SVD hat
heute in einem Kommentar bereits daran erinnert, dass Reformen meistens "von der
Peripherie kommen und im Zentrum dann bestätigt werden" (Katholisch.de vom 19.10.19), wie es der französische
Theologe Yves Congar schon in den 1950er-Jahren festgestellt hat. Bereits das "Draft Document" zu Beginn der dritten Synodenwoche wird es andeuten, ob und wie von der
Amazonassynode Impulse für die Weltkirche ausgehen werden.
"Diese Synode ist regional, aber sie hat auch universelle Bedeutung“ (Ebd. eigene Übersetzung)