Mit
dieser Redewendung beschrieb Pressesprecher Federico Lombardi heute einen
Gesprächsfokus der seit gestern und bis zum heutigen Vormittag
andauernden Generaldebatte in der Synodenaula zum II. Teil des
synodalen Arbeitsdokumentes, des Instrumentum laboris. Insgesamt 75
‚freie Redebeiträge‘ – mehrheitlich aus dem europäischen Raum
– widmeten sich in den vier Synodensprachen zu der
Gesamtüberschrift des II. Teiles zur „Unterscheidung der Geister im
Hinblick auf die Familie“ dem am Montag erwähnten ‚Blick Jesu‘
und der göttlichen, barmherzigen Pädagogik in Hinblick auf die
Entfaltung menschlicher Liebe in Partnerschaft und Ehe (37-46), der
kirchlichen Lehre zur Familie seit dem II. Vatikanischen Konzil
(47-55) und schließlich der Entfaltung familialen Lebens von den
Anfängen bis zur Entfaltung - einschließlich der schwierigen
Situationen familialen Lebens (56-68).
Wo Federico Lombardi auf Italienisch von einem Zugleich von ‚Verkündung der Wahrheit des Evangeliums' und der 'Umarmung' der Menschen, die hinter dem Anspruch des Evangeliums zurückbleiben, sprach und mit dem Ausdruck einer diesbezüglichen ‚Synthese von Evangelisierung und Begleitung‘ eine konziliant-diplomatische Formulierung vorgab, sprach seine assistierende Pressesprecherin für die francophonen Journalisten einen hinter dieser Redewendung verborgenen Gegensatz deutlicher an. Aus unterschiedlichen Schulen kommend, folgten die Redebeiträge von Synodalen einer Gruppe einer 'Theologie der Barmherzigkeit', wohingegen andere deutlicher für eine an dem Thema der Gerechtigkeit und der Anwendung des Gesetzes orientierte Lehrmeinung plädierten.
Die
im Vorfeld und auch von Seiten der interessierten Öffentlichkeit am
meisten interessierenden Fragen zu dem großen Thema des
pastoralen Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen deutet sich
hier schon an. Und richtig nahe rücken die Themen schon durch den
Hinweis von Pressesprecher Lombardi, dass beinahe übergangslos, im
direkten Anschluss an die öffentliche Aussprache über den II. Teil
die ersten zwölf Redebeiträge zum III. Teil folgten und weitere ca.
30 freie Statements für den Samstagnachmittag angekündigt wurden. Was zu
Wochenbeginn noch als fernes Thema für die letzte Synodenwoche
schien, ist nun aufgrund der großen Zahl der angemeldeten
Redebeiträge bereits vor dem Ende der ersten Arbeitswoche im Plenum
der Synode angekommen – und damit alle im Vorfeld kontrovers
diskutierten Fragen hinsichtlich der Beurteilung von vorehelichen
Partnerschaften und ziviler Ehen, der Fragen rund um Sexualität und
Empfängnisregelung bis hin zu den Themen Homosexualität und
homosexueller Partnerschaften.
Und an dieser Stelle
lassen zwei Beiträge deutscher Synodenteilnehmer aufhorchen, die in
dieser Woche auch schon auf die erwähnten umstrittenen Themen hin
ausgriffen. Erst gestern wurde bekannt, dass Kardinal Marx an einem der ersten beiden Synodentage sich erstaunt über das
Einführungsreferat von Kardinal Erdö gezeigt habe. Es müsse
ausdrücklich über das Sakrament der Ehe gesprochen werden – und
daraufhin auch graduelle Stufen des Wachstums hin zur ehelichen
Partnerschaft angedacht werden, da 'alles oder nichts' keine
ausreichende Option sei für die Wirklichkeit der gelebten Liebe, um
die es hier gehe. Erzbischof Koch äußert sich in einem heute
veröffentlichten Interview gegenüber Radio Vatikan ebenfalls zu
einem weiteren heißen Eisen, indem er auf die gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften hinwies, die ebenfalls Worte der Anerkennung
bräuchten. Sie seien zwar nicht wie in einer Ehe auf die Weitergabe
des Lebens ausgerichtet und von daher nicht mit der Ehe zu
vergleichen, aber auch diese Beziehungen hätten einen hohen Wert wie
Verlässlichkeit und Verbindlichkeit:
„Ich weiß, dass homosexuelle Menschen auf ein Wort warten, das für sie ein Stück Anerkennung und Achtung ist. Ich glaube nicht, dass sie von uns erwarten, dass wir das bejahen, was alle meinen, nämlich ein Bekenntnis zur Ehe für alle. Mir ist es ein besonderes Anliegen, weil wir auch in Berlin homosexuelle Menschen haben, die sehr stark zu ihrem christlichen Glauben stehen und dafür von ihren homosexuellen Gemeinschaften scharfe Kritik und Vorhaltungen bekommen, wie sie eigentlich als Homosexuelle noch mit dieser Kirche verbunden bleiben. Diese Menschen möchte ich stärken und nicht enttäuschen.“ (Radio Vatikan vom 10.10.2015)
In
demselben Interview mit Radio Vatican ist sich Erzbischof Koch nicht
sicher, ob seine Sicht auf Homosexualität innerhalb der deutschen
Gruppe von den anderen Synodenteilnehmern angenommen werde. Noch
weniger sicher ist, ob eine solche Unterstützung dieser
Positionierung im Synodenplenum eine Akzeptanz und Mehrheit finden
wird. Aus deutscher Sicht – in Anlehnung an die vorgestern
artikulierte Charakterisierung dieser Synode als 'Synode des Volkes' – muss gesagt werden, dass die in der Eingabe der Deutschen Bischofskonferenz herausgehobenen Punkte aus den Umfragen in den 27
deutschen Bistümern auch tatsächlich auf der Synode vorgetragen
werden. Dass der Freimut, die Freiheit und Offenheit dazu besteht,
ist der auf der zu Beginn der III. Außerordentlichen Synode des vergangenen Jahres ausgesprochenen und an diesem Montag zu Synodenbeginn wiederholten Einladung und Ermutigung zum 'freien Wort' durch Papst
Franziskus zu verdanken.
Und auch wenn ich persönlich mir (in meiner Eigenschaft als Religionspädagoge) gewünscht hätte, dass die Synodalen gerade bei dem Gedanken 'göttlichen Pädagogik', bei der es um das Zueinander von göttlichem und menschlichen Tun, um das Ankommen Gottes bzw. seiner Gnade im Leben der Menschen geht, länger verweilt hätten, als das beschleunigte Zugehen auf den III. Teil des Instrumentum laboris anzeigt, lassen doch die von Pater Lombardi angedeutete Breite und die Offenheit der Diskussion einen spannenden Verlauf der nächsten beiden Synodenwochen erwarten, die die pastorale Sorge der Kirche für die verschiedenen Situationen familialen Lebens in einer „Synthese von Evangelisierung und Begleitung“ zum Ausdruck bringen werden.
Und auch wenn ich persönlich mir (in meiner Eigenschaft als Religionspädagoge) gewünscht hätte, dass die Synodalen gerade bei dem Gedanken 'göttlichen Pädagogik', bei der es um das Zueinander von göttlichem und menschlichen Tun, um das Ankommen Gottes bzw. seiner Gnade im Leben der Menschen geht, länger verweilt hätten, als das beschleunigte Zugehen auf den III. Teil des Instrumentum laboris anzeigt, lassen doch die von Pater Lombardi angedeutete Breite und die Offenheit der Diskussion einen spannenden Verlauf der nächsten beiden Synodenwochen erwarten, die die pastorale Sorge der Kirche für die verschiedenen Situationen familialen Lebens in einer „Synthese von Evangelisierung und Begleitung“ zum Ausdruck bringen werden.