„Heute ist die Zeit der Barmherzigkeit!“ – Papst Franziskus zum Abschluss der
XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom
(Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk) |
Blog zur III. Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom 5. bis 19. Oktober 2014 und der XIV. Ordentlichen Bischofssynode vom 4. bis 25. Oktober 2015 und der XV. Bischofssynode vom 3. bis 28. Oktober 2018 mit aktuellen Beiträgen zur Amazonassynode vom 6. bis 27.10.2019 und dem Synodalen Weg in Deutschland bis zur XVI. Bischofssynode über die Synodalität 2021 - 2024
(Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk) |
Zum Abschluss: das Te Deum nach der Abstimmung im Synodenplenum (Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk ) |
Synodale der XIV. Ordentlichen Bischofssynode bei der Lektüre (Bild: © Mazur/catholicnews.org.uk) |
Kardinal Daniel Sturla Berhouet, Kardinal Reinhard Marx, Federico Lombardi (v.l.) |
„The new Synod procedure is a great help because it leaves plenty of time for reflection in the language groups. It gives us the chance to exchange views with people from different parts of the world, as well as lay auditors and fraternal delegates”. (Vatican Insider 20.10.2015)
„Die neue Synoden-Prozedur ist eine große Hilfe, weil sie viel Zeit für die Refelxion in den Sprachgruppen lässt. Sie gibt uns eine Chance zum Gedankenaustausch mit Menschen von unterschiedlichen Teilen der Welt, ebenso mit Laien-Hörern und den brüderlichen Delegierten.“ (eigene Übersetzung)
„Segensreich sind da Männer wie Kardinal Schönborn, der es schafft, eine kontroverse Äußerung aufzugreifen und zu würdigen, und dann so zu wenden, dass die ganze Synode dahinterstehen kann. Zum Ende der Synode hin wird das hoffentlich noch öfter gelingen, auch bei den ganz großen Fragen.“
„Was ist nicht alles vermutet, behauptet, erwartet worden von der einzigen deutschsprachigen Gruppe unter den ‚Circoli minori‘ der ‚Familien-Synode‘. Aber dann kam manches ganz anders: der englische Kardinal Vincent Nichols war nicht der Einzige, den Dichte und Tiefgründigkeit der ersten Arbeitsergebnisse ‚der Deutschen‘ überzeugt haben. Aber das eigentlich Überraschende war etwas anderes. Zu Beginn hatte der Moderator die Frage, ob auch die ‚Auditoren‘ aktiv beitragen sollten, mit einer ausdrücklichen Einladung zur Mitwirkung beantwortet. Je mehr es dann ‚zur Sache‘ ging, umso intensiver wurden alle Zirkel-Teilnehmer ‚Hörer‘. Die gemeinsame Suche nach Klärungen und treffenden Formulierungen erforderte präzises Sprechen, sie verlangt vor allem genaues Hinhören auf Einschätzungen, Voten und Argumente. Was man aus Trockenübungen zur Problemlösung in Familien, Verbänden und Unternehmen kennt, wurde hier von Synodenvätern, Experten und Auditoren aus sechs Ländern im Mühen um eine gemeinsame Sprache praktiziert. Zentral waren nicht unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Funktionen, sondern das Miteinander in ernstem und respektvollem Dialog. Das sorgsame Hinhören war wohl das eigentliche Geheimnis für das Beratungsergebnis. Eine wunderbare Erfahrung für alle, die dies miterlebt haben.“
„Diese Erwartung wurde von außen geschürt wegen der wissenschaftlichen Qualität vieler ihrer Mitglieder und der Unterschiedlichkeit der Positionen. Ich hoffe, dass unser Ringen um Begriffe und den richtigen Weg für viele eine Hilfe sein kann, die sich über einige Punkte noch nicht im Klaren sind. Wenn eine Gruppe mit so verschiedenen Ansichten wie die deutschsprachige in ihren Texten zu einmütigen Ergebnissen kommt, kann sich das womöglich auf die ganze Synode übertragen.“ (domradio 20.10.2015)Davon ist auch das Ehepaar Buch überzeugt:
„Papst Franziskus hat anlässlich des Rückblicks auf 50 Jahre seit Einrichtung der heutigen Form von Bischofssynoden vom ‚synodalen Weg der Kirche‘ gesprochen. Welche Chancen diese beinhaltet, aber auch welche Anstrengungen dies erfordert, wird bei dieser Synode nicht nur in der großen Aula deutlich – dafür bietet in diesen Tagen der konzentrierte, hinhörende Dialog im deutschsprachigen ‚kleinen Zirkel‘ ein besonders eindrucksvolles und mutmachendes Beispiel."
“Come dà Dio, in questo caso l’amicizia, la salvezza tutta nostra? Dà come dice che darà a noi quando facciamo un’opera buona: ci darà una misura buona, pigiata, colma, traboccante… Ma questo fa pensare all’abbondanza e questa parola, ‘abbondanza’, in questo brano viene ripetuta tre volte. Dio dà nell’abbondanza fino al punto di dire, Paolo, come il riassunto finale: ‘Dove abbondò il peccato sovrabbondò la grazia’. Sovrabbonda, tutto. E questo è l’amore di Dio: senza misura. Tutto se stesso”. (Radio Vatikan vom 20.10.2015)
„Wie schenkt uns Gott seine Freundschaft, sein Heil an uns alle? Er gibt sie uns, wenn wir eine gute Tat tun. Er gibt sie uns im vollen Maße, bis zum Rand, überbordend. Das lässt uns an Überfluss denken – und das Wort Überfluss wird dreimal in der Lesung wiederholt. Gott gibt im Überfluss bis zu dem Punkt, von dem Paulus schreibt. Und wo die Sünde übermächtig wurde, war die Gnade immer größer. Sie durchwirkt alles. So ist die Liebe Gottes: ohne Maß. So wie es ihr eigen ist." (eigene Übersetzung)
Erzbischof Enrico Solmi, Erzbischof Mark Coleridge, Patriarch Fouad Twal und P. Federico Lombardi (v.l.) |
“But I think that there is a confidence deep down that something can emerge from the process of fermentation."
“Ich denke, es gibt eine tiefgehende Überzeugung, dass etwas aus dem Fermentierungsprozess entstehen könne."
“Otherwise we indulge in a discourse which is beautiful in itself, but not pull down roots on the soil of human experience.” (Erzbischof Coleridge)
“Immer wieder wurde in der Synode der Ursprung des Wortes betont, „Σύνοδος/Synodos“, „gemeinsam unterwegs sein“ oder auch „Reisegesellschaft“. Dementsprechend ist Synode weniger ein dreiwöchiges Ereignis als vielmehr Teil eines synodalen Prozesses, den der Papst will. Und dieser Weg wird am kommenden Wochenende nicht zu Ende sein. (...)
Ganz gleich, was der Ratschlag an den Papst sein wird, alles muss danach den Weg gehen, den es gekommen ist: zurück in die Ortskirchen. Nicht das Papier zählt, sondern was dann der Papst entscheidet und was dann vor Ort gelebt wird. Wirklichkeit ist wichtiger als Idee, sagt der Papst, das konkrete Leben der Ortskirche ist wichtiger als bedrucktes Papier, übersetze ich, oder besser: was das Papier kann, zeigt sich erst vor Ort.” (Radio Vatikan vom 19.10.2015)
“...but for me the great accomplishment of this Synod, was to say to the whole world, in the Catholic Church, the Pope was telling us there is room for discussion. The principle of God’s love and bringing people to God, is the norm. We need to understand how we bring people to God." (Vatican Insider 19.10.2015)
“Die große Leistung dieser Synode war es, der ganzen Welt zu zeigen, dass der Papst uns darauf hinweise, dass es in der katholischen Kirche Raum für Diskussion gibt. Das Prinzip der Liebe Gottes und Menschen in die Begegnung mit Gott zu bringen, ist die Norm. Wir müssen verstehen lernen, wie wir Menschen zu Gott bringen.” (eigene Übersetzung)
Papst Franziskus in seiner historischen Ansprache über die "Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet." |
Kardinal Philippe Ouédraogo, Kardinal Rubén Salazar Gomez, Kardinal Vincent Nichols und Pressesprecher Federico Lombardi SJ (v.l.; Bild: HolySeePress) |
Thérèse Nyirabukeye (Ruanda), Moira McQueen (Kanada) Abtpräses Jeremias Schröder OSB und Pressesprecher Federico Lombardi SJ (Bild: HolySeePress) |
„The last two synods - the one that proceeded and this one - are really great, great improvements. It's in a way a revolution. We're watching the development of the Synod! […] I think it's a great step forward!.”
„Auch zu den eher umstrittenen Themen des dritten Teil wurde gesprochen, zur Frage, wie eine offene und willkommen heißende Kirche praktisch aussehen könne. Gerade zum Sakramentenzugang für wiederverheiratete Geschiedene gab es alle Positionen: „geht gar nicht und kann auch nicht“ bis hin zu „wir müssen da was tun“. Warum dürfe zum Beispiel ein laisierter und verheirateter Priester zur Kommunion gehen?, fragte ein Synodaler. Das Handeln der Kirche sei oft nicht verstehbar." (Radio Vatikan 12.10.2015)
„We have before us the great feel: The pastoral possibilities, a great scope of pastoral creativity. And we can no longer speak of the ways we've been speaking about the things. The old way was 'Truth in public' and 'Mercy in private'. That no longer holds. Also the same expression: 'Condemn the sin and not the sinner'- That no longer holds. We have to find new ways to expressing this things that people can understand them." […]
The Church must be an accompanying mother who does not reject anyone […]. And the key is to remain firm and theological principals, but to make ecclesiastical discipline flexible and not impossible for pastoral difficult or near impossible situations. The topic of new family structures arose. There are all kinds of new family structures that are in play. And the church is in the midst of them. We've single parent families. Parents of mixed-faith families. Families of same sex couples. Famlies with without the close support of grandparents or the absence of grandparents. Families of grandparents and children without the presence of parents. Families that are separated by continual migration or refugee difficulties in the world. Intergenerational poverty. Many Families are simply left out of our pastoral strategies. […] We have to reach out to those who do not fit our traditional categories. New families can no longer remain eliminated from the church. And the church cannot remain absent from these new situations." (eigene Verschriftlichung)
„Wir haben vor uns eine große Ahnung: Pastorale Möglichkeiten, eine große Breite pastoraler Kreativität. Wir können nicht mehr wie früher über die Dinge sprechen. Der alte Weg war 'Wahrheit in der Öffentlichkeit ' und 'Barmherzigkeit im Privaten". Das geht nicht länger. Und der gleiche Ausdruck: "Die Sünde verurteilen und nicht den Sünder', geht auch nicht mehr. Wir müssen neue Wege finden, um die Dinge auszudrücken, damit die Menschen sie auch verstehen können. […]
Die Kirche muss eine begleitende Mutter, die niemanden zurückweist […] . Und der Schlüssel ist, feste und theologischen Prinzipien zu haben, aber die kirchliche Disziplin flexibel zu gestalten um pastoral schwierige oder fast unmögliche Situationen nicht unmöglich zu machen.
Das Thema der neuen Familienformen ist ebenfalls aufgekommen. Es gibt alle Arten von neuen Familienformen, die neu dazu kommen. Und die Kirche ist in der Mitte von ihnen. Wir haben Alleinerziehende Familien. Eltern interreligiöser Familien. Familien mit gleichgeschlechtlichen Paaren. Familien ohne die enge Unterstützung der Großeltern oder mit der Abwesenheit von Großeltern. Familien mit Großeltern und Kindern ohne die Anwesenheit der Eltern. Familien, die durch kontinuierliche Migrations- oder Flüchtlingsschwierigkeiten in der Welt voneinander getrennt sind. Intergenerationelle Armut. Viele Familien fallen einfach aus unseren pastoralen Strategien heraus. […] Wir müssen es schaffen, auch diejenigen zu erreichen, die nicht in unsere traditionellen Kategorien passen. Neue Familienformen dürfen nicht mehr aus der Kirche eliminiert werden. Und die Kirche kann nicht mehr abseits bleiben von diesen Situationen." (eigene Übersetzung)
„Wir waren der festen Überzeugung, dass man nicht nur das Negative sehen darf. Dass wir eine positivere Sprache finden müssen, eine einladende, gewinnende und wertschätzende Sprache, die nicht ausgrenzt, urteilt und richtet."
„Die Stimmung ist besser. Es ist schwer, das genau festzumachen, aber es gibt weniger offene Konflikte außerhalb der Aula, weniger Kontroverse, und innerhalb des Saales versuchen alle, konstruktiv und positiv an Positionen zu arbeiten. Natürlich gibt es Auseinandersetzungen, es wäre nach all den Monaten von öffentlicher Debatte auch verwunderlich wenn nicht, aber die Mitglieder der Synode sind sich offensichtlich bewusst, dass es keine weitere Synode zum Thema gibt: Das hier ist es, und der Einsatz ist dementsprechend. Da ist richtig Bewegung drin.“ (Radio Vatikan vom 11.10.2015)
„Pause der Beratungen. In der Vorhalle der Synodenaula herrscht sehr viel Bewegung – viele kommen aus ganz unterschiedlichen Zugängen, tauchen aus verschiedenen Winkeln und Türen auf. Und sie bewegen sich in vielerlei Richtungen. Gespräche hier und dort, in allerlei Sprachen – nicht gerade jeder mit jedem, aber doch ganz viele in intensivem Austausch. Ein ziemliches Hin und Her, eine eigene Art von ‚buntem Durcheinander‘. Für Farbe sorgen vor allem die geschmückten Talare der Kardinäle und der Bischöfe – aber auch die Krawatten einiger Experten und Auditoren, in ganz besonderer Weise die Frauen. Sie sind wenige, aber sie sind unübersehbar, ähnlich wie Papst Franziskus. Jede und jeder ist irgendwie: mittendrin im unübersichtlichen Getriebe der Vorhalle. Und dann: wie auf ein Zeichen bewegen sich alle wieder zur Synodenaula, plötzlich mit einem gemeinsamen Ziel, jedenfalls auf einem gemeinsamen Weg: zurück in die Aula, wo es für alle weitergeht und irgendwie auch mit allen weitergeht – in Stellungnahmen, Beiträgen, Zeugnissen zu Ehe und Familie. Ebenfalls bunt; jede und jeder in eigener Weise engagiert für das, was alle an diesem Thema bewegt. Ein nachhaltiger Eindruck: man ist wirklich auf dem Weg, mit unterschiedlichen Hintergründen und Einblicken, auch mit Suchbewegungen – aber gemeinsam engagiert für das, was an diesem Thema bewegt. Es ist eben Synode – man ist wirklich auf dem Weg, und zwar in reicher weltkirchlicher Vielfalt.“
„Ich hoffe, dass es uns gelingt, die Botschaft von Ehe und Familie in einer einladenden Sprache, in einer narrativen, in einer nicht nur juristisch geprägten Sprache zu formulieren. Wichtig ist weiter, dass wir den Menschen gegenüber ein Stück Dankbarkeit und Wertschätzung überbringen.
Dann erwarte ich mir ein grundsätzliches Wort der Synode zu theologische Grundfragen: Wie kann es sein, dass ein Mensch, dessen Leben Brüche aufweist, etwa wegen einer gebrochenen Ehe - wie kann es sein, dass der ein Leben lang nicht den Zugang zum Tisch des Herrn findet? Denn die Eucharistie ist ja auch eine Feier zur Vergebung der Sünden. Sie ist für Menschen da, die Kraft und eine Aufrichtung brauchen. Ich halte es für notwendig, dass die Synode hierzu ein grundsätzliches Wort sagt. Genauer: dass der Papst sich dazu äußert; denn die Synode ist ja ein Beratungsorgan des Papstes.
Im Übrigen hielte ich es für gut, wenn man in manchen Fragen die Entscheidung der einzelnen Bischofskonferenz überließe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass angesichts der unterschiedlichen Sichtweisen, die ich erlebe, alle Fragen in Rom geklärt werden. […] Ich hielte es nicht für gut und sinnvoll, eine Synode danach zu bewerten, ob sie 100 Prozent Einigkeit in allen Fragen findet. Wir müssen dem Papst auch die unterschiedlichen Punkte und Sichtweisen vorlegen. Es ist sein schwerer Dienst an der Einheit, das zusammenzuhalten. Aber in wesentlichen Dingen müssen wir natürlich eins sein. Und in wesentlichen und grundsätzlichen Fragen sehe ich auch keine Diskrepanz." (Domradio vom 11.10.2015)