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Sonntag, 27. Oktober 2024

Vielleicht werden wir in 10 Jahren sagen: Wir waren dabei!“ oder: Zur Inkraftsetzung der „Synodalität, welche der Weg ist, den Christus sich von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet.“

©Vatican Media
(Abschlussbild mit allen Synodenmüttern und -vätern am 26.10.24)

Mit einem Gottesdienst im Petersdom ist heute die XVI. Generalversammlung der Bischofssynode zum Thema der Synodalität zu Ende gegangen. Als ein Austauschgremium zwischen den Bischöfen und dem Papst mit dem Motu proprio Apostolica sollicitudo („Mit apostolischer Sorge“) von Papst Paul VI. am 15. September 1965 eingerichtet ist die Bischofssynode Ausdruck der auf dem II. Vatikanischen Konzil beschlossenen Kollegialität der Bischöfe und der Einheit mit dem Bischof von Rom. Sie berät den Papst zu zentralen Themenstellung der Kirche – im Pontifikat von Papst Franziskus zu den Themen Familie (2014/15), Jugend (2018) – in einer außerordentlichen Bischofssynode zu Themen Amazoniens (2019) – und jetzt eben zur Synodalität (2021-2024).

Das Thema der Synodalität – in diesem Blog seit dem 17. Oktober 2015 der Fokus-Begriff beinahe aller Beiträge – ist mit der an diesem Sonntag zu Ende gegangenen Bischofssynode in eine neue Phase eingetreten. War das Anliegen der „heilsamen Dezentralisierung“ bereits seit dem Festakt zu "50 Jahre Bischofssynode" am 17. Oktober 2015  gewissermaßen ausgerufen, dass Synodalität für Papst Franziskus „der Weg ist, den Christus sich für seine Kirche im 3. Jahrtausend erwartet“ und die benannte „heilsame Dezentralisierung“ schon aus dem programmatischen Lehrschreiben Evangelii gaudium (EG 16) aus dem ersten Jahr seines Pontifikats oft zitiert, dauerte es bis zur lange erwarteten und erst am 19. März 2022 veröffentlichten Kurienreform Praedicate Evangelium, die römische Kurie mit all ihren Behörden umzubauen, neu zu ordnen und programmatisch auf die Unterstützung des Sekretariats der Bischofssynode und der Teil- und Ortskirchen auszurichten.

Um aber die gesamte Weltkirche auf den Weg der Synodalität einzustimmen, bedurfte es einer über drei Jahre angelegten Bischofssynode mit Befragungen auf nationaler und Treffen auf kontinentaler Ebene und zweier Weltsynoden im vergangenen und diesem Jahr in Rom. Das von den teilnehmenden Synodalen – und den seit dem letzten Jahr mit ein 25%-Quorum mit Stimmrecht einbezogenen Laiinnen und Laien – beratene und mit großer Einmütigkeit befürwortete Abschlussdokument wurde von Papst Franziskus entsprechend der im Jahr 2018 neugefassten Synodenordnung Episcopalis communio angenommen und in der Weise seiner Approbation – nach EC Art 18 § 1 – nicht nur zur Veröffentlichung und Umsetzung freigegeben, sondern darin zugleich – wie gestern hervorgehoben – zu einem Teil seines ordentlichen Lehramts.

Im Grunde ist mit dem Ausgang dieser Weltsynode Synodalität "auf Dauer" gestellt worden, in der im Sinne der angesprochenen Rekonfiguration der Katholischen Kirche alle Handlungs- und Verantwortungsebenen in der Kirche eine neue Aufgabe erhalten. Das Papsttum ist ausgerichtet auf sein Amt der Wahrung der Einheit, die Kurie in der schon angesprochenen Aufsichts- und Service-Funktion im Sinne der Synodalität bestätigt, kontinentale Versammlungen angeregt, aber nun vor allem auch die Bischofskonferenzen auf nationaler Ebene in neuer Weise aufgefordert, ihre Aufgaben im Sinne der heilsamen Dezentralisierung mit einer neu umrissenen Lehrautorität auszuüben und dafür Sorge zu tragen, dass Synodalität das Leben der Kirche – angefangen in den Gemeinden und übergeordneten pastoralen Bereichen und Diözesen – insgesamt prägt.

Dass das in Kraft gesetzte Abschlussdokument der Weltbischofssynode nun ebenso sehr das Engagement vor Ort und der Rezeption bedarf wie einer Nacharbeit und Inkraftsetzung der kirchenrechtlichen Konsequenzen im Codex Iuris Canonici (der mit allen seinen nunmehr anstehenden Änderungen sicher auch nach der letzten großen Revision von 1983 und dessen Vorgängerversion von 1917 neu herausgegeben werden muss) ist ebenfalls eine Folge der spontanen Inkraftsetzung des Abschlussdokuments am gestrigen Abend. Aber ab jetzt heißt es vor Ort im Verantwortungsbereich der Ortsbischöfe und nationalen Bischofskonferenzen selbst verantwortlich über Themen zu beraten und zu entscheiden, von denen vormals – wie etwa im Rahmen vieler Handlungstexte des Synodalen Wegs – viele an Rom adressiert wurden. Aus dem Bereich der auf der Weltsynode diskutierten Themen wird man hier die Fragen der LGBTIQ-Pastoral wie der Polygamie der nationalen oder kontinentalen Handlungsebene zuordnen können.

Umgekehrt werden römische Behörden (die seit der erwähnten Kurienreform allesamt in Dikasterien umbenannt wurden) auch weiter ihre Verantwortung bei Themen des Glaubens, der Moral und der sakramentalen Disziplin wahrnehmen – wie auch das Amt des Papstes als Garant der Synodalität (nr. 130), als „Garant der Einheit in der Verschiedenheit“ (nr. 132) in neuer Weise hervorgehoben wird. Das Inkraftsetzen des synodal Beratenen gehört darin entsprechend Episcopalis communio zu seinen geborenen Aufgaben (nr. 131). Meine Blog-Berichterstattung neigt sich mit diesem gestern vollzogenen „Ruck“ der Rekonfiguration der Katholischen Kirche dem Ende zu, da alle weiteren kirchenrechtlichen Umsetzungen – auch wenn sie dauern und die Aufnahme der zugewachsenen synodalen Verantwortung vor Ort auch noch ihre Zeit brauchen. Bis hin zur Frage des Frauendiakonats – das auf weltkirchlicher Ebene weiter beraten wird und dank der eingebrachten Änderungsmodi Anfang der Woche ausdrücklich als weiter "offen" hervorgehoben wird (nr. 60) – sind viele weitere Themen ableitbar und vor Ort lösbar, selbst wenn dies seinerseits synodale Kärrnerarbeit bedeuten wird.

Vielleicht, wenn wir uns in zehn Jahren wieder treffen, können wir sagen: Wir waren dabei!“, sagte Kardinal Reinhard Marx vor ziemlich genau 10 Jahren auf die Bedeutung des von Papst Franziskus angestoßenen synodalen Prozesses im Verhältnis zum II. Vatikanischen Konzil angesprochen. Ich persönlich – von Anfang meiner Synoden-Beobachtung seit dem Oktober 2014 getriggert vom "Geist der Synodalität" – bin dankbar über zehn Jahre die Entwicklungen erlebt zu haben. Für mich als Theologe war es die spannendste Zeit seit Ende des II. Vatikanischen Konzils, wie es im Vorwort des 1. Teils des Synodentagebuchs "Synodalität und Kirchenreform" heißt und auch im jetzt zu erstellenden 2. Teil noch einmal heißen wird. Und ebenfalls wird darin noch einmal der in diesem Blog meistzitierte Satz aus der Festansprache von Papst Franziskus aufgenommen sein, dass „Synodalität der Weg ist, den Gott von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet.“ 

Vielleicht werden wir in 10 Jahren sagen: Wir waren dabei!“, werden wir dann vielleicht auch rückblickend auf den 26. Oktober 2024 sagen. In dieser festen Erwartung sage ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs über die vergangenen 10 Jahre von Herzen 'Dank' für das Interesse!

Holger Dörnemann


Donnerstag, 24. Oktober 2024

"Hitting the reset buttom" – oder: Die Rekonfiguration der Katholischen Kirche auf der XI. Generalversammlung der Bischofssynode und offene Fragen im Synodalen Prozess

@ Vatican Media
(Myriam Wijlens im Pressebriefing am 23.10.24)
""Hitting the reset buttom means that the system, with witch we work is reconfigured. The programms and files on the computer remain the the same, but they are reconfigured in such a way that the working conditions for the task, we really want to achieve, is optimized. With the current synod on synodality Pope Francis invited the church to enter on the guidance of the Holy Spirit into a process of reconfiguation of the acting subjects within the church to optimize the missionary task."(eigene Übertragung Pressekonferenz 23.10.24) 
"Den Reset-Knopf zu drücken bedeutet, dass das System, mit dem wir arbeiten, neu konfiguriert wird. Die Programme und Dateien auf dem Computer bleiben die gleichen, aber sie werden so neu konfiguriert, dass die Arbeitsbedingungen für die Aufgabe, die wir wirklich erreichen wollen, optimiert werden. Mit der aktuellen Synode zur Synodalität hat Papst Franziskus die Kirche eingeladen, unter der Führung des Heiligen Geistes in einen Prozess der Neukonfiguration der handelnden Subjekte innerhalb der Kirche einzutreten, um den missionarischen Auftrag zu optimieren." (eigene Übersetzung)

Mit diesen Worten führte die in Erfurt lehrende Kirchenrechtlerin Prof. Dr. Myriam Wijlens – in von ihr seit dem Jahr 2016 gegenüber australischen Bischöfen verwendeten Begrifflichkeiten – im Pressebriefing vom 23.10.24 in die Bedeutung der anstehenden Beschlussfassung des Ergebnisdokuments ein, das nach Angaben im Pressebriefing vom vorausgegangenen Montag „für seine Ausgewogenheit, seinen Tiefgang und seine Dichte“ im Synodenplenum mit Beifall bedacht worden sei. Dass hinsichtlich konkreter Themen, die unter den Nägeln brennen – wie etwa die Fragen rund um die Einbeziehung von Frauen in Leitungsaufgaben und –ämtern – keine konkreten Ergebnisse zu verzeichnen sein werden, im Gegenteil sogar vermehrt enttäuschende Erfahrungen innerhalb der vergangenen vier Synodenwochen gemacht wurden, gehört zur Hypothek dieser Synode. Aber – mit den Worten von Myriam Wijlens  gesagt – vielleicht ist das neu konfigurierte "Betriebssystem" der Kirche der Schlüssel dafür, in naher Zukunft mit kulturell brennenden Themen anders  umgehen zu können als bisher.

Anzeichen dafür sind bereits im Synodenverlauf angeklungen: Wie Erzbischof Stephen Ameyu Martin Mulla, Juba/Sudan die große seelsorgliche Herausforderung der in Afrika verbreiteten polygamen Lebensformen in den Kontext ähnlich drängender Herausforderungen in anderen Teilkirchen der Welt stellte, hatte Kardinal Obongo bereits im vergangenen Jahr hinsichtlich des pastoralen Umgangs mit LSBTIQ-Themen argumentiert: Dass eine praktizierte Synodalität und ein pastoral-reflektierter Umgang auf der Ebene der Teilkirche einen Lösungsweg darstellen könne, der auch die Einheit im Glauben auf der Ebene der Weltkirche nicht infrage stellt. Kardinal Robert Francis Prevost, OSA unterstrich diesen Gedanken einer dezentral verorteten Pastoral- und  Lehrautorität am Mittwoch im Pressebriefing am Beispiel des in der Weltkirche sehr unterschiedlich aufgenommenen Lehrschreibens Fiducia supplicans, das in einigen Teilen der Welt begrüßt, in anderen aber scharf kritisiert wurde – je nach dem unterschiedlich kulturellem Umgang mit LGBTIQ-Personen in der jeweiligen Kultur.

Dass es in einer Teilkirche grundsätzlich auch das Recht gebe, Vorgaben nicht umzusetzen, ja zurückzuweisen, unterstrich Myriam Wijlens im selben Pressebriefing mit der alten Rechtsnorm des „Ius remonstrandi“, die ebendies ausdrücke. Im Sinne der Rekonfiguration der bisherigen Strukturen wären nun die nationalen Bischofskonferenzen die Orte, Lehrautorität für bestimmte in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext wahrzunehmen, wie Kardinal Prevost die Veränderungen auf Zukunft hin beschrieb. Und dass – nach meiner Prognose unter derselben Ziffer des Abschlussdokuments – sowohl der Umgang mit Polygamie wie der LGBTIQ-Thematik angesprochen und in der Verantwortung auf die Handlungsebene der Ortskirche verlagert wird, verändert, ja löst die Blockaden, mit der diese Themen vorab auf weltkirchlicher Ebene entschieden, zurückgewiesen oder aber auf die lange Bank geschoben wurden. Diese über die Jahrzehnte aufgelaufenen „Hypotheken“ könnten nun schnell vor Ort angegangen, aufgelöst werden – nachhaltiger, als es ein allgemeiner, weltkirchlicher Entschluss, der immer wieder gefordert wurde, je sein könnte.

Auch das Thema des Einbezugs von Frauen in Leitungsaufgaben und –ämter wird im Abschlussdokument einen ähnlichen Tenor haben, nachdem es nach der ersten Lesung des Abschlusstextentwurfs sehr enttäuschte Rückmeldungen von Frauen gab. Aber jenseits aller Textoptimierungen – immerhin wurden 951 kollektive Änderungsmodi in den Sprachgruppen eingebracht und ca. 100 individuelle – werden bei diesem Themenkomplex die Enttäuschungen dennoch größer bleiben als alle guten Worte, die hierzu vielleicht noch gefunden werden. Das liegt einerseits daran, dass zu Synodenbeginn alle Erwartungen hinsichtlich eines möglichen Diakonats der Frau zunächst desillusioniert und in einem nachgeschobenen, aber völlig missglückten Austauschformat während der Synode zusätzlich frustriert wurden. Der gerade für den heutigen Tag anberaumte weitere Austauschtermin mit Kardinal Fernández, könnte vielleicht – im Nachhinein – noch Wirkung entfalten. Aber nichtsdestotrotz ist als Rückschritt festzuhalten, dass die zu Synodenbeginn als unwahrscheinlich eingeschätzte Möglichkeit der Einführung eines Frauendiakonats in der Erklärung von Kardinal Fernández zur Arbeit der AG 5 Anfang dieser Woche schon gar nicht mehr als Tractandum der AG 5 bezeichnet, sondern nurmehr auf eine weitere seit dem Jahr 2016 arbeitende Kommission unter der Leitung von Erzbischof Kardinal Guiseppe Petrocchi verwiesen wird. Aber vielleicht – und hoffentlich – hat der Austauschtermin heute mit Kardinal Fernandez hierbei noch etwas verändern können.

Dass selbst die afrikanische Kirche, die ihrerseits selbst den Diakonat für Männer bislang nicht kennt, in der Person des Vorsitzenden der afrikanischen Bischofskonferenzen (SECAM) Kardinal Fridolin Ambongo Besungu OFM Cap auf den synodalen Weg der Kirche verweisend zwei Begründungsweisen für den Diakonat der Frau vorschlägt  – einerseits im Sinne der ersten Stufe des dreistufigen Ordo und andererseits mit einer originären diakonischen Begründung im Sinne eines eigenständigen Amts – mag als beispielhaft dafür gelten, offener und transparenter über das Thema zu sprechen, als die Kommission bislang ohne jedwelche Veröffentlichung gearbeitet hat. Und hierzu gehört auch das Wahrnehmen der Berufungen von Frauen zu diesem Dienst und ihrer Zeugnisse, die Sr. Mary Teresa Barron OLA am deutlichsten in den Pressebriefings ausdrückte, aber auch Kardinal Leonardo Ulrich Steiner OFM  als in Amazonien schon vor Ort gelebt in einer Pressekonferenzen einbrachte.

Für mich persönlich kommt mit der nahenden Abstimmung des Abschlussdokuments der Synode zur Synodalität im Sinne des „Resets“ auch das Ende dieses seit zehn Jahren zur Synodaliät handelnden Blogs nahe an sein Ende. Denn wenn mich nicht alles täuscht, sind die Strukturen der Synodalität im Grundsatz so ins Wort gebracht und nach der Annahme von Papst Franziskus Teil des ordentlichen Lehramts, dass sie jetzt nach und nach umgesetzt werden. Ein nachsynodales Schreiben des Papstes über das Abschlussdokument hinaus erwarte ich nicht (und es wäre beinahe selbstwidersprüchlich), wohl aber kirchenrechtliche Änderungen und diesbezügliche päpstliche Anordnungen im Sinne des im Abschlussdokument vereinbarten „Resets“ bezogen auf die betreffenden Traktanden in den nächsten Wochen und Monaten. 

Kurz vor dem Ende dieser Blog-Berichterstattung freue ich mich am morgigen 25.10.24 in einem Live-Event in einem Rückblick – i.e.S. auf die vier Synodenwochen, aber auch auf den gesamten synodalen Prozess – mit Dr. Jutta Mader-Schömer als Vorsitzender des Netzwerk Frauendiakonat zurückzublicken, die in der vergangenen Woche noch Synodale und Bischöfe im internationalen Netzwerk beeindruckte und berührte, über das für die Kirche in Deutschland obenauf liegende Thema des Frauendiakonats. Mit ihr möchte ich ins Gespräch kommen und darüber auch an einem konkreten Zukunftsthema für die Kirche in Deutschland noch einmal weiter nach vorne ausblicken.


Freitag, 18. Oktober 2024

„Keine Angst vor der Synodalität“: Über den Stand der Beratungen der Weltsynode zum Ende der 3. Synodenwoche, einen Live-Dialog mit Studierenden und warum die Arbeitsgruppe zur Polygamie für die Weltsynode eine so hohe Bedeutung hat  

©Vatican Media
(s. www.youtube.com/@synod-va788)

Gestern Abend ging mit der XII. Plenarversammlung der Austausch der freien Redebeiträge zum abschließenden 3. Teil des Instrumentum laboris unter der Überschrift „Orte“ zu Ende. Die Erarbeitung von Kriterien für eine Definition einer ‚heilsamen Dezentralisierung“ und für die Rolle der Teilkirchen in der Weltkirche wurden vom Präfekten des Dikasteriums für die Kommunikation Paolo Ruffini im heutigen Pressbriefing als zentrale Themen hervorgehoben, die am heutigen Vormittag in den Circuli minori der Sprachgruppen nachgearbeitet und im Ergebnisbericht an das Redaktionsteam des Entwurfstextes für das Abschlussdokument weitergegeben wurden. "Die Kirche in ihrer Einheit in Vielfalt" und "die Fähigkeit, das, was zunächst anders erscheint, in die Einheit aufzunehmen", wurden herausgestellt, deren Ergebnis "keine Bricolage", sondern "ein lebendiger Organismus" sei.

Gefragt nach konkreten Ergebnissen dieser Weltsynode betonte Kardinal Luis José Rueda Aparicio aus Bogota/Kolumbien die Teilnahme von stimmberechtigten Synodalinnen bei dieser Bischofsversammlung, die Diskussion um die Rolle der Frau und das Diakonat und die Einbeziehung von Frauen in Beratungs- und Entscheidungsprozesse als erste Konkretionen der Veränderung. 

„Die Kirche ist keine reine Männersache!“

Eben diese Themen werden heute Nachmittag auch bei der von der Plenarversammlung gewünschten Zusammenkunft der Synodalinnen und Synodalen mit den 10 eingerichteten Arbeitsgruppen und der afrikanischen Ad hoc-Arbeitsgruppe zur Thematik der Polygamie zum Thema werden. Auf der Pressekonferenz wurde heute dann auch bekannt, dass nun tatsächlich alle Synodalinnen und Synodalen, die dies wollten, Gelegenheit haben werden am Nachmittag die gewünschten Arbeitsgruppen zu besuchen, für die sie sich eingetragen hatten. Dieses wechselseitige Gespräch wird sicher Resonanzen für die weitere Arbeit in der nächsten Synodenwoche wie in den Arbeitsgruppen haben. Und man muss kein Prophet sein, dass die bislang reine Männer-Redaktion der AG 5 zu den Themen des stärkeren Einbezugs von Frauen in kirchliche Leitungs- und Ämteraufgaben in Kürze auch um Frauen erweitert werden wird. Ein Schritt in die richtige Richtung – wissend, dass die Weltsynode allenfalls die verschiedenen Möglichkeiten benennen wird, wenn sie die diese ermöglichende Architekturverschiebung im Sinne einer heilsamen Dezentralisierung im Grundsatz beschließen und ihre Umsetzung beauftragen wird.

©Vatican Media

Die Resonanzen aus der Begegnung der einzelnen Synodalinnen und Synodalen mit den Arbeitsgruppen werden sicher bald ebenso bekannt und diskutiert werden, wie dies heute Abend bereits ebenso offen in einem erst gestern bekannt gewordenen Live-Format „Dialog mit Jugend“ am heutigen Abend aus Jugendperspektive möglich war. Dass nur zwei der 368 Synoden-Teilnehmenden unter 30 Jahre alt sind, war für Kardinal Mario Grech, Synoden-Generalrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich und zusammen mit der US-amerikanischen Ordensfrau Leticia Salazar ODN und Bischof Daniel Flores von Brownsville in Texas (zwei Personen, die aus diesem Blog bereits bekannt sind) Anlass für einen Austausch über die Themen der Synodalität über die Generationengrenzen hinweg.

Aber auch wenn heiße Eisen bei dem Live-Event mit den Studierenden ausgespart wurden, soll der Bericht zum Ende der 3. Synodenwoche nicht enden, ohne auf ein weitere Generationen- aber auch kulturübergreifende Thema zu sprechen zu kommen, an dem der Synodale Prozess konkret wird. Am heutigen Nachmittag bestand für die Synodalinnen und Synodalen über die Wahl der 10 Arbeitsgruppen hinaus auch die Gelegenheit, Mitglieder der Arbeitsgruppe des Verbands der afrikanischen Bischofskonferenzen zum Thema Polygamie zu befragen und ihnen Resonanzen zu geben. Zu diesem Thema heute Mittag in der Pressekonferenz befragt bekannte sich Erzbischof Stephen Ameyu Martin Mulla, Juba/Sudan, zu dieser großen seelsorglichen Herausforderung in Afrika und stellte sie dabei in den Kontext ähnlich drängender Herausforderungen in anderen Teilkirchen der Welt, für die pastorale Lösungen gefunden werden müssen. Auch an diesem Punkt zeigt sich, wie ein gegenseitiges Hören der jeweiligen kulturellen Bedarfe und pastoralen Dringlichkeiten, eine „heilsame Dezentralisierung“ spüren und verwirklichen lässt, ohne dass die Einheit in der Kirche infrage gestellt, aufgegeben oder unterhöhlt wird. 


Donnerstag, 17. Oktober 2024

„Zwischen Polaritäten, ohne Polarisierungen“ – oder: Bei der Frage der Beziehung von Orts- und Weltkirche ist die Stunde der Theologinnen und Theologen gekommen

Ungewöhnlich deutliche Auseinandersetzung über theologische Grundsatzfragen“ und „klare Differenzen“ innerhalb der Weltsynode lauteten gestern Schlagzeilen über den Verlauf der X. Plenarsitzung der Weltsynode mit freien Redebeiträgen, die sich auch auf Änderungen in der geplanten Tagesordnung der Generalkongregation bezogen.

„Wie Synoden-Teilnehmer berichteten, wurde zur Klärung der theologischen Streitfrage über die Grenzen und Möglichkeiten einer dezentralen Autorität ein Theologe zu Rate gezogen. Die Synodenleitung bat den an der renommierten Hochschule "Institut Catholique" in Paris lehrenden Professor Gilles Routhier um Klärung. Der Kanadier versuchte daraufhin, in einem kurzen Vortrag den Begriff der Lehrautorität, an der auch die Bischöfe teilhaben, auf Basis der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu erklären.“ (katholisch.de 16.10.24)

Auch in der Pressekonferenz des Tages saßen diesmal ausnahmslos Theologinnen und Theologen, die am selben Abend auch die für Synodenmitglieder wie alle Interessierten darüber hinaus offenen theologisch-pastoralen Foren über „Die Ausübung des Primats und die Bischofssynode“ und „Die wechselseitige Beziehung von Ortskirche und Weltkirche“ gestalteten:

„Dort diskutierten Theologen und Kirchenrechtler über das Verhältnis zwischen der Autorität des Bischofs von Rom und der von Paul VI. 1965 gegründeten Bischofssynode. Der renommierte Theologe P. Dario Vitali, Professor für Ekklesiologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, erläuterte dabei das Verhältnis von Primat und Synodalität.“ Nach zwei Phasen in der Kirchengeschichte, zunächst ohne päpstlichen Primat, dann in einer zweiten, in der die lateinische Kirche von einem starken Primat geprägt war, sieht Prof. P. Dario Vitali, Professor für Ekklesiologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, die Zeit für eine dritte Phase gekommen, die „durch eine Kombination aus Synodalität und Primat“ geprägt ist." (Vaticannews 17.10.24)

„Das Zweite Vatikanische Konzil brachte einen neuen Ansatz für die Ausübung des Primats, indem es die Kollegialität der Bischöfe betonte. Dennoch blieb das Modell einer universalen Kirche bestehen. Vitali kritisierte, dass die nachkonziliare Praxis nur eine schwache Form der Kollegialität hervorgebracht habe und die affektive Kollegialität letztlich eine verstärkte Form der Primatsausübung bedeutete.“ (Ebd.)

„Der laufende synodale Prozess bietet für Vitali „die Gelegenheit, das Verhältnis von Primat und Synodalität neu zu gestalten. Der Bischof von Rom fungiert hierbei nicht als alleinige Instanz, sondern initiiert und schließt synodale Prozesse im Dienst der Einheit ab. In dieser kreisförmigen Dynamik aus Einheit und Vielfalt wird die Rolle des Papstes als Garant der kirchlichen Gemeinschaft verstanden.“ (Ebd.)

Diese neue Praxis des Primats sei mehr „als eine bloße organisatorische Veränderung; sie stelle die getreue Umsetzung der vom Konzil formulierten Prinzipien dar. Vitali zitierte dabei aus Lumen gentium, wo es heißt, dass „die rechtmäßigen Verschiedenheiten“ innerhalb der Kirche „der Einheit nicht nur nicht schaden, sondern ihr vielmehr dienen“ (Lumen gentium, 13)." (Ebd.)

Die theologischen Foren – wie die Verschränkung der Akteure in den Pressebriefings zeigt – sind nah an den Fragestellungen, die in der Synodenaula obenauf liegen. Die Fragen welche Aufgaben den Teil- und Ortskirchen mit ihren Bischofskonferenzen zukommen, dass sie weniger dazu da seien „neue Dogmen zu verkünden, als in ihrer Weise den Glauben der Kirche zu inkulturieren“ – wie der Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation, Paolo Ruffini in der heutigen Pressekonferenz eine Stimme aus dem Synodenplenum wiedergab, beschreiben bereits schon eine vermittelnde Position zwischen Polaritäten. „Diese Polaritäten, die keine Polarisierungen sind“ – in der Formulierung der italienischen Ordensfrau Sr. Samuela Maria Rigon SSM im Pressebriefing  prägten derzeit die Diskussion der freien Redebeiträge der Synodenversammlung.

Dass Spannung zum Leben dazugehöre, wie auch ein gewisser Druck – gleich dem Blutdruck im Körper eines Menschen –zur Vitalität in der Kirche, unterstrich Kardinal Gérald Cyprien Lacroix, Erzbischof von Québec/Kanada, für den der in der theologischen Auseinandersetzung zum Ausdruck kommende Wandel auch mit einer Umkehr zu tun hat, zu der der Herr die Kirche und jeden Einzelnen heute ruft ist. Alle wissen dabei, dass sich abhängig von der Neujustierung des Verhältnisses von Orts- und Weltkirche, einer neuen Verhältnisbestimmung von Lehrautorität den verschiedenen Ebenen, auch viele weitere derzeit in den Arbeitsgruppen beratene Themen bewegen werden. 

"Zuvor war unter anderem gefordert worden, neben oder alternativ zu den bereits bestehenden nationalen Bischofskonferenzen auch kontinentale Beratungs- und Beschluss-Organe mit eigenen Regeln zu errichten. Sie sollten auch in Fragen der Lehre und der Kirchendisziplin eigene Autorität haben. Dazu gehört unter anderem auch die Ehelosigkeit der Priester." (katholisch.de 16.10.24)

Und ich möchte ergänzen: Ebenso die Frage neuer Leitungsämter für Frauen, der Diakonat der Frau, selbst wenn dies nicht überall in der Welt gleichermaßen umgesetzt werden wird.


Freitag, 11. Oktober 2024

„Sometimes the most important things happen in silence.“ – Oder: Wie sich über Schweigen und Stille ein „Überfließen“ (desborde) und eine Erneuerung der Kirche ereignen kann

Kardinal Joseph William Tobin, CSsR, Erzbischof von Newark/USA, betonte heute im Pressebriefing mit der Aussage, dass manchmal die meisten Dinge in der Stille passieren, den neuen Stil der Synode über die Synodalität, den gestern bereits von anglikanischer Seite Bischof Martin Warner von Chichester/UK als Brüderlicher Delegierter als beispielhaft für das synodale Arbeiten herausstellte. Kardinal Tobin bezog sich ebenfalls auf die diesen Aspekt des Schweigens und der Stille herausarbeitende Besinnung am gestrigen Nachmittag von P. Timothy Radcliffe, von dem am Anfang dieser Woche bekannt wurde, dass er im Konsistorium am 7. Dezember zu den neu erwählten Kardinälen gehören wird.

© Vatican Media
(P. Timothy Radcliffe OP am 10.10.2024)

P. Radcliffe, der bereits die zweitägigen Retreats zu Beginn der Weltsynode in beeindruckender Weise geprägt hatte, stellte die Geschichte von der Jesus bedrängenden kanaanäischen Frau (Mt, 15, 21-28) in den Mittelpunkt seiner Besinnung vor dem Übergang der Arbeit am 3. Modul der Generalkongregation, das mit „Wege“ überschrieben ist. Die Beharrlichkeit der Frau, ihr Drängen, das von den Jüngern abgewiegelt wurde und Jesus zunächst schweigen und dann abweisend antworten lässt, dass er nur zu den Kindern Israels gesandt sei, führt bei Jesus zu einem Prozess des Wandels, zu einer Anerkennung ihres großen Glaubens und der Heilung ihrer Tochter.

Für Radcliffe ist dies eine – bis in die heutige Pressekonferenz hinein zitierte – Analogie für das, was bei dieser Synode passiert und möglich ist:

"Im Mittelpunkt steht das Schweigen Jesu. „Er antwortete ihr nicht.“ Dieses Schweigen ist keine Abfuhr. (…) In dieser Stille hört unser Herr auf die Frau und hört auf seinen Vater. Die Kirche dringt immer tiefer in das Geheimnis der göttlichen Liebe ein, indem sie sich mit tiefen Fragen beschäftigt, auf die wir keine schnellen Antworten haben. Auf dem Konzil von Jerusalem: Wie können die Heiden in die Kirche aufgenommen werden? In Nizäa: Wie können wir bestätigen, dass Jesus wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch war? In Chalcedon: Wie kann Gott wahrhaftig drei und wahrhaftig einer sein? 
Unsere Aufgabe in der Synode ist es, mit schwierigen Fragen zu leben und sie nicht wie die Jünger loszuwerden. Was sind hier unsere? Die Frau kommt wegen ihrer gequälten Tochter. (…) Es gibt auch tiefe Fragen, die so vielen unserer Diskussionen zugrunde liegen. Wie können Männer und Frauen, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind, gleich und doch verschieden sein? Wir dürfen der Frage nicht ausweichen, wie die Jünger, indem wir entweder die Gleichheit oder den Unterschied leugnen. Und wie kann die Kirche die Gemeinschaft der Getauften sein, die alle gleich sind, und doch der Leib Christi, mit unterschiedlichen Rollen und Hierarchien? Dies sind tiefgreifende Fragen." (Vaticannews 11.10.24)

Im Schweigen und der Stille, die das Gespräch im Geiste in der im vergangenen Jahr neu eingeführten Methode bei der Weltsynode kennzeichnen, soll auch das Überfließen („desborde“) zur kreativen Neuerschließung neuer Wege des Christ- und Kircheseins ermöglichen, wie dies Sondersekretär Giacomo Costa am gestrigen Vormittag mit Zitat aus dem nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia (QA 105) auf den Punkt brachte.

Wie ich diese Gedanken der Besinnung von P. Radcliffe selbst verstehe, lese ich heute auch in einem Blog-Beitrag von Thomas Schwartz, Chef des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis Synodaler aus Deutschland:

Radcliffe (ging) in geradezu prophetischer Ausdeutung genau darauf ein und machte zur Diskussion um die Rolle der Frau in der Kirche und eine wirkliche Gleichberechtigung in allen Bereichen auf den Mut der kanaanitischen Frau aufmerksam. Sie habe sich weder von der Ablehnung der Jünger noch vom Schweigen Jesu von ihrem Ziel abbringen lassen, für ihr krankes Kind Heilung zu erbitten. Manchmal sei das Schweigen der Kirche die Weise, wie sie im Umgang mit einem Thema, das auf den Nägeln brenne, nach vorne gehe, weil im Schweigen auch der Raum zum Suchen und Hören des Willens Gottes gegeben sei, so Radcliffe“. (katholisch.de, 11.10.24)

Die Bedeutung des Schweigens und des Gesprächs im  Geiste betonte auch die Expertin Prof. Giuseppina De Simone aus Italien, dass es darum gehe, „die Fragen zu bewohnen“, die Spannung und die Fragestellungen auszukosten, um sie tiefer zu ergründen. Ein Wandel im Modus der Synodalität ist nur in dieser Weise möglich. Die Stille und das Schweigen, die die synodale Versammlung so sehr kennzeichnen, wird auch heute Abend bei der ökumenischen Gebetswache Ausdruck und Inhalt einer ökumenischen Feier auf der Piazza dei Protomartiri Romani sein, die darin bereits Einheit der Kirchen erlebbar werden lässt – wie die Rolle, wie sie Papst Franziskus in der Ökumene versteht: Ebenfalls ein zentrales Anliegen und Thema der Synode über die Synodalität sowohl im vorausgegangenen Modul über die „Beziehungen“ wie in dem jetzt kommenden Modul des Instrumentum laboris unter der Überschrift „Wege“.

„Sometimes the most important things happen in silence.“

 

 

Samstag, 5. Oktober 2024

Fehlende pfingstliche Anmutungen am Ende der ersten Synodenwoche – oder: Die Weltsynode in der Frauenfrage auf der Suche nach dem „We“

© Vatican Media
(Screenshot aus der 1. Generalkongregation)

Es war schon ein Absturz gleich zu Beginn in der ersten Generalkongregation der Weltsynode am 2.10.24 abends, nachdem derselbe Kardinal und Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre Víctor Manuel Kardinal Fernández zuvor am Vorabend in der Bußvigil wortreich (und im Erleben der Liturgie berührend) die „Steine“ bereute, wo die Kirche (und zuvorderst ja auch seine eigene Kurienbehörde, die früher als Heiliges Offizium verantwortlich war für tausende von Lehrverfahren) Menschen mit einer rigide angewandten Glaubenslehre verletzt hatte, am Tag darauf im Rahmen der Berichte der zehn von Papst Franziskus eingesetzten Arbeitsgruppen als Gruppenergebnis einer nicht näher benannten reinen Männerrunde seines Dikasteriums berichtete, dass das Diakonat der Frau derzeit für nicht wahrscheinlich gehalten werde und auch nicht – Zitat – „als Trostpflaster“ herhalten solle. Auch wenn die Gleichstellung der Frauen in der Kirche – immerhin eine satte Hälfte der Glaubenden in der der Katholischen Kirche – sicher mehr bedeutet und bedeuten muss, als eine „Verpflasterung“ und  „Korrektur“ an einer Stelle, stimmte der in der gewählten Diktion abschätzig vorgetragene Gestus der (Männer-)Macht in keiner Weise mehr überein mit dem im Nachhinein nurmehr als abgelesen erscheinenden Bußbekenntnis – mit der Wirkung einer ausgehöhlten Glaubwürdigkeit der Weltsynode an einer zentralen Stelle innerhalb von nur 24 Stunden.

Ich muss eingestehen, dass ich dieses Bauchgefühl erst weitere 48 Stunden später bei einer Veranstaltung „Weltsynode live – Rückblick auf vier Synodenwochen“ für die Frankfurter Rabanus Maurus Akademie durch einen Redebeitrag einer Teilnehmerin der Online-Veranstaltung in Gänze realisierte, nachdem ich zuvor selbst beide Redebeiträge von Kardinal Martinez in Videomitschnitten hintereinander präsentiert hatte. Nicht, dass das in den „Grundlagen“ des Instrumentum Laboris  (d.i. das erste Modul und für die erste Woche vorgesehene des Vorbereitungsdokumentes) ausdrücklich benannte Thema der „Stellung der Frau in der Kirche“ und die Erwägungen zur Möglichkeit des Frauendiakonates das einzige und zentrale Thema des einleitenden Kapitels gewesen ist, aber der Gestus der abschlägig abkanzelnden Männermacht, die sich in der kurzgefassten Begründung einzig auf jüngste Äußerungen des Papstes stützte und darüber alle Wahrscheinlichkeit einer möglichen Umsetzung von vornherein in Zweifel zog, war trotz der Anerkennung und Nennung von herausragenden Frauen wie Teresa von Avila, Katharina von Siena und Hildegard von Bingen bar einer Überzeugungskraft. Dass der Präfekt des Glaubensdikasteriums zudem als Aufgabe der unter seiner Leitung arbeitenden Arbeitsgruppe ankündigte, dass diese ein Dokument erarbeiten werde, das in Rückbindung an das Synodensekretariat erstellt und schließlich Papst Franziskus vorgelegt werde, führte zu einer breiten Ernüchterung des ja eigentlich zu beteiligenden Synodenplenums gleich zu Beginn.

Erst drei Tage später, heute zum Ende der Beratungen des ersten Moduls des Instrumentum Laboris in dieser ersten Synodenwoche, reagierte der Sekretär der Bischofssynode Kardinal Mario Grech auf die auch im Synodenplenum entstandene Irritation über das „Zueinander von Arbeitsgruppen und Bischofssynode“, dass er einen über eine bisherige Information hinausgehenden Austauschtermin für den 18.10.2024 nachmittags zur Abstimmung stellte, der - wie in der heutigen Pressekonferenz berichtet wurde - mit 265 Ja und gegen 74 Nein-Stimmen angenommen wurde. Dass diese Reaktion des Synodenbüros erst so spät geschieht, ist sicher eine späte Kurskorrektur, aber immerhin wird so das seit Mittwochabend mehr als eingetrübte Erwartungsmanagement, dass die eigentlich – auch über das Thema des Frauendiakonates hinausgehenden – brennenden Themen anderswo und in männerbündischen Zirkeln erarbeitet werden, etwas revidiert und an das Selbstverständnis des Synodenplenums rückgebunden.

Dass die Fragen rund um das Diakonat der Frau obenauf liegen, machten schließlich auch die drei Pressekonferenzen dieser Woche – selbst in den Reaktionen von Teilnehmenden aus dem Synodensekretariat – mehr als deutlich. Sondersekretär Giacomo Costa bemühte sich am 3.10. gleich in der ersten zu unterstreichen, dass die Frage des Frauendiakonats „weiter offen“ sei und "vertieft werden" müsse, selbst wenn Bischof Antony Randazzo aus Australien, Vorsitzender der Föderation der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens tagsdrauf am 4.10. etwas polemisch behauptete, dass sie „von mächtigen westlichen Kreisen gepusht“ werde. 

Auch wenn Papst Franziskus das Abschlussdokument und die Empfehlungen der Amazonassynode in seinem nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia nicht explizit aufgenommen hat, ist doch das von ihm formell (nach Episcopalis communio) angenommene Ergebnisdokument dieser Synode ausreichend Ausweis dafür, dass nicht etwa allein die vermeintlich glaubensermüdeten europäischen Kirchen, sondern auch die glaubensstarken Regionen an den Rändern der Katholischen Kirche mit einem lauten Schrei Änderungen der Geschlechteranthropologie und deren sakramententheologischen Ableitungen einfordern.  Von „Trostpflastern für Frauen“ zu reden, wo gefühllose Männerrede offene Wunden bluten oder entstehen lässt, kann nur als zynisch, roh und menschenverachtend empfunden werden und als weiterer "Stein", mit dem Kirche Menschen heute verletzt.

Alle Synodenteilnehmenden wissen, dass Synodalität mehr ist als nur eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, aber der Generalrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich wird sich an seine Worte erinnert haben, dass die Synode versagt haben wird, wenn sie die Frauen enttäuschen werde. An Fragen der Geschlechteranthropologie, die sich nicht einfach mehr auf eine vereinfachende Metaphorik marianischer und petrinischer Anthropologie für die heutige Zeit reduzieren lassen, entscheiden sich letztlich auch alle Fragen der Synodalität, nicht nur weil sie mehr als Hälfte der katholischen Kirchen nicht mehr mitnimmt, ja gar nicht mehr erreicht. Dabei geht es noch nicht einmal um ein „Ganz oder Garnicht“, sondern zuallererst um eine Sprache, die kulturübergreifend und sensibel Fragen der Geschlechteranthropologie in einer Terminologie sexueller Bildung aufgreift und sich bemüht, sie theologisch zu übersetzen. Erst auf diese Weise – ein Fortschreiben des jüngsten Dokumentes „Dignitas infinita“ über die Menschenwürde des Dikasteriums für die Glaubenslehre wäre hier angezeigt – kann es hier zu gereifteren Überlegungen kommen. Und insofern hat der Chef des Dikasteriums für die Glaubenslehre sogar Recht, dass es in der derzeit bestehenden Autorengruppe nicht wahrscheinlich ist, dass das Diakonat der Frau in Erwägung gezogen werde. Es fehlt einfach jedes Verständnis dafür.

© Vatican Media
(Screenshot aus der 1. Generalkongregation)
Dass ich – erstmals in meinem beinahe auf den Tag genau 10-jährigen Synodenblog – beinahe ironisch über die Agenda des Synodenbüros, der über sie beteiligten Dikasterien und Arbeitsgruppen, das unausgereifte Nebeneinander von z.T. nicht einmal namentlich benannten Akteuren in den Arbeitsgruppen und der Synodalversammlung schreiben würde, hätte ich bis vor kurzem auch noch nicht gedacht. Aber wer sich und alle Glaubenden einbezieht in das Schuldbekenntnis über die als Wurfgeschoss missbrauchte, auf Menschen zielende Lehre, muss sich an dem Maß des Schuldeingeständnisses messen lassen, sich zu "schämen für all die Zeiten, in denen wir die Würde der Frauen nicht anerkannt und verteidigt" wurde und in aller menschenmöglichen Zartheit und gewissermaßen auf Fußsohlen erst einmal Vertrauen behutsam aufbauen – und nicht den Männern gefallen wollen, die aufgrund der Teilnahme von Frauen an der Synodalversammlung deren Rechtmäßigkeit in Frage stellen. Es gilt Frauen wertzuschätzen, einzubeziehen und zurückzugewinnen, ohne die die Kirche nicht nur im Westen keine Zukunft haben wird.

Der US-amerikanische Bischof Daniel Flores aus Brownsville / Texas. sagte in seinem Statement am 3.10.24 – auch in den Worten des ersten Teils der Grundlagen des Instrumentum Laboris (Nr. 3 – im ersten Synodenbriefing, dass das Synodenplenum auf der Suche nach dem „Wir“ sei.  

"We are searching for the 'We'."

Mit dem Umgang mit „Frauenfrage“ stellt sich diese Frage gewissermaßen als Gretchenfrage gleich zu Beginn der Synodalversammlung.


Sonntag, 22. September 2024

 „Wider die Sünde gegen die Synodalität“ – Zur Vorstellung der Methodologie, Regeln und der Teilnehmenden der Weltsynode und warum es jetzt ums Ganze geht.

"Der gesamte Prozess der Synode 2021-2024 lässt sich von einer grundlegenden Frage leiten: „Wie verwirklicht sich heute auf den verschiedenen Ebenen (von der lokalen bis zur universalen Ebene) jenes ‚gemeinsame Gehen‘, das die Kirche befähigt, das Evangelium gemäß der ihr anvertrauten Sendung zu verkünden, und zu welchen Schritten lädt uns der Geist ein, um als synodale Kirche zu wachsen“ (Vorbereitungsdokument, Nr. 2)."

© Synod.va

Mit diesem Zitat beginnt das am 16. September 2024 auch in deutscher Sprache veröffentlichte Dokument zur Methodologie des zweiten Teils der  vom 2. bis 27. Oktober 2024 in Rom tagenden Weltbischofssynode. In fünf Modulen – einem einführenden zu Grundlagen, drei zu den im Instrumentum laboris grundgelegten Aspekten "Beziehungen, Wege und Orte" und einem abschließenden zum gesamten, erarbeiteten Textentwurf – wird eine über 36 Tischgruppen in der bereits eingeführten Methode des Gesprächs im Heiligen Geist erarbeitete Arbeitsweise bereits detailliert verteilt auf die vier Synodenwochen vorgestellt, die sicherstellen soll, dass alle Teilnehmenden gleichermaßen an der Texterarbeitung beteiligt werden und das spezifische geistliche Element der Unterscheidung auch zum Tragen kommt. Entsprechend ihrer jeweiligen Rolle - so führen der Sekretär der Bischofssynode Kardinal Mario Grech und Generalrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich in einer Pressekonferenz aus - haben die insgesamt 368 Teilnehmenden eine spezifische Aufgabe, für die jeweils besondere Regeln gelten. Rein formal soll auf diese Weise sichergestellt werden, dass wirklich alle unter der Führung des Heiligen Geistes in einem lebendigen Miteinander gehen, beten und beraten und so in einer von allen mitgetragenen Bewegung die Zukunft der Kirche gestaltet und fortgeschrieben wird. Dabei steht die Geltung der Synodalität selber im Mittelpunkt der weltkirchlichen Beratungen, insofern sich – unbeschadet von einzelnen Themen, die auf diese Weise in den Vordergrund rücken – am gelingenden Verlauf auch die Implementierung des Selbstverständnisses der Katholischen Kirche als einer synodalen Kirche unter Beweis stellt. Darum und um nichts weniger geht es: Es geht ums Ganze, um die in den vergangenen Jahren sukzessive vorangetriebene synodale Ausgestaltung der katholischen Kirche – seit der Doppelsynode zur Familie 2014/15, mit der dieser Synodenblog begann.

In Kürze ist es zehn Jahre her, dass Papst Franziskus zu Beginn der ersten Weltsynode zur Familie am 6. Oktober 2014 dazu einlud, die Beratungen „im Geist der Synodalität“ zu führen und wenig später am 17. Oktober 2015 in einer Ansprache aus Anlass der Feier von 50 Jahre Bischofssynode Kollegialität und Synodalität als Wesensvollzüge einer sich erneuernden Kirche beschrieb – mit dem oft zitierten Spitzensatz zur „Synodalität, welcher der Weg ist, den Gott von seiner Kirche im 3. Jahrtausend erwartet." Die Reflexion auf die Bedeutung von Synodalität gehört seitdem bis zur Kurienreform zum ceterum censeo der Kirchenentwicklung. Wenn aber heute nicht nur über dieses oder jenes Einzelthema debattiert und gerungen wird – so etwa die Ämterfrage, den Zölibat oder Fragen der Geschlechtergerechtigkeit –, sondern die synodale Verfasstheit der Kirche insgesamt infrage gestellt wird, zielt eine solche Kritik nicht nur auf das Vermächtnis des derzeitigen Pontifikats, sondern zentral auf den Markenkern der im II. Vatikanischen Konzil gewandelten katholischen Kirche. So ist die Gegenrede des nicht erst seit seiner Entlassung vor sieben Jahren aus dem Amt des Vorsitzenden der ehemaligen Glaubenskongregation (seit der Kurienreform 2022: Dikasterium für die Glaubenslehre) notorisch papstkritisch auffallenden Kardinals Gerhard Ludwig Müller wider eine Sünde gegen die Synodalität nicht weniger als ein kirchenspalterischer Versuch eine vorsynodale Kirche zu restaurieren, den synodalen Prozess zu unterlaufen und zu diskreditieren. Die beißende Kritik des 76 jährigen Kurienkardinals macht sich diesmal an einer Bußliturgie im Anschluss an die Besinnungstage am Vorabend vor dem Synodenbeginn am 1. Oktober fest:

© Synod.va

„Bei der Bußfeier im Petersdom, die von Papst Franziskus geleitet wird, werden (…) auch eine Reihe von Sünden gebeichtet. Dabei geht es nicht darum, die Sünde der anderen anzuprangern, sondern sich selbst als Mitglied derer zu bekennen, die durch Unterlassung oder Handlung zur Ursache des Leids werden und für das Böse verantwortlich sind, das Unschuldigen und Wehrlosen zugefügt wird. Wer die Bitte um Vergebung ausspricht, tut dies im Namen aller Getauften und bekennt die folgenden Verfehlungen:

- die Sünde gegen den Frieden
- die Sünde gegen die Schöpfung, gegen die einheimische Bevölkerung, gegen die Migranten
- die Sünde des Missbrauchs
- die Sünde gegen Frauen, Familie, Jugend
- die Sünde, die Lehre als Stein des Anstoßes zu benutzen
- die Sünde gegen die Armut
- die Sünde gegen die Synodalität / den Mangel an Zuhören, Gemeinschaft und Beteiligung aller“

Wenn es bei einer Bußandacht nicht auch um die persönlichsten Gefühle aller Synodalinnen und Synodalen ginge, würde die Polemik, Gefühllosigkeit und Niveaulosigkeit der Argumentation auf den Autor selbst zurückfallen, die Kardinal Müller am 20. September 2024 in einer Presseveröffentlichung über ein einschlägiges österreichisches Nachrichtenmagazin verbreitet:

„Der vorgelegte Katalog mit angeblichen Sünden gegen die als Wurfgeschoss missbrauchte Lehre der Kirche oder gegen die Synodalität, was man auch immer darunter verstehen mag, liest sich wie eine Checkliste der christlich etwas mühsam verbrämten Woke- und Gender-Ideologie, abgesehen von einigen Missetaten, die zum Himmel schreien. (…) Es gibt auch keine Sünde gegen eine Art von Synodalität, die als Mittel zur Gehirnwäsche gebraucht wird“. (kath.net, 21.09.2024)

Diese beißende Gegenrede gegen Form, Inhalt und Zielrichtung der Weltsynode mit dem Titel „Für eine synodale Kirche“ trägt diabolische, kirchenspalterische Züge und hat das Potenzial zerstörerisch Kreise über den deutschen Sprachraum zu ziehen. Sie zündelt diesmal – wie ähnlich schon zu Beginn des ersten Teils der Weltsynode und wie bei den Synoden davor immer wieder erlebt und in diesem Blog festgehalten – nicht nur am Ansehen und der Leitung von Papst Franziskus, sondern nunmehr am Markenkern der Katholischen Kirche. Es geht bei der Weltsynode gleich zu Beginn gegen restaurative Kräfte innerhalb der katholischen Kirche diesmal um nichts weniger als ums Ganze!



Sonntag, 14. Juli 2024

Wenn Frauen sich in Kirche unwohl fühlen, haben wir versagt.“ – Zur Veröffentlichung des Instrumentum laboris zur zweiten Sitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode in Rom und allenthalben drängenden Reformerwartungen

© Vatican Media

Mit dem im Titel benannten Zitat äußerte sich Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Bischofssynode, in einem Interview drei Tage nach der Veröffentlichung des Vorbereitungsdokumentes (Instrumentum laboris) der Weltsynode. Auch wenn „die theologische Reflexion“ über „die Zulassung von Frauen zum diakonischen Dienst … nicht im Rahmen der Zweiten Sitzung thematisiert werden“ soll, wie es in dem Vorbereitungsdokument ausdrücklich heißt, ist doch das Instrumentum laboris durchzogen von vielen Vorschlägen zur stärkeren Einbeziehung von Frauen an Entscheidungsprozessen und in Leitungsfunktionen der Kirche. Die Beratung über alle Fragen rund um das Diakonat der Frau ist an eine Arbeitsgruppe unter der Federführung des Dikasteriums für die Glaubenslehre delegiert worden. Aber es ist aus meiner Sicht davon auszugehen, dass spätestens über einen vorgesehenen Zwischenbericht aus dieser Arbeitsgruppe Resonanzen aus dem Synodenplenum das Thema doch in gewisser Weise wieder auf die Tagesordnung der Weltsynode setzen werden.

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Sekretär der Bischofssynode Kardinal Maria Grech

In ähnlicher Weise ist es zu erwarten, dass auch über das überraschender Weise in das Instrumentum laboris (vgl. IL Einleitung) – und nach Ausführung des Sekretärs der Bischofssynode Kardinal Mario Grech in der Pressekonferenz Pressekonferenz auch ausdrücklich im Rahmen der Beratungen der Bischofssynode – aufgenommene Thema der Polygamie, das von Seiten des Verbands der afrikanischen Bischofskonferenzen (SECAM) nach der Behandlung in der ersten Sitzungsperiode der Bischofssynode in einer Arbeitsgruppe der Konferenz vorbereitet wird, auch themenübergreifend den kulturverschiedenen Umgang mit Fragen im Themenfeld der Sexualität einbringen wird. Ich gehe davon aus, dass schon die Weise der Befassung im synodalen Prozess bereits Hinweise auf die zukünftigen Verantwortungsebenen in einer synodalen Kirche geben wird. Ähnliches erwarte ich auch hinsichtlich der in einer Arbeitsgruppe beratenen Bedingungen der Ausbildungsordnung zum Zugang zum Priesterberuf eine ebenfalls mehr auf die ortskirchliche Ebene verweisende Argumentation. Streng genommen hatte Papst Franziskus mit der Annahme des Synodenabschlussdokuments bei der Amazonassynode am 27.10.2019 nach Episcopalis communio (Art. 18 § 1) ja bereits die Möglichkeit der Weihe von „viri probati“ (erfahrenen, verheirateten Männern) zum Teil des Ordentlichen Lehramts erklärt, auch wenn er selbst in seinem Nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia darauf keinen ausdrücklichen Bezug genommen hat. Jetzt könnten die Vorschläge in den Beratungen der Generalversammlung der Bischofssynode ad hoc wieder aufgerufen bzw. zitiert werden.

© Vatican Media
Generalrelator Kardinal Jean-Claude Hollerich

Die vorgenannten Einzelthemen gehören inhaltlich zu den im Februar 2024 inhaltlich beschriebenen zehn Studiengruppen, deren Mitglieder mit dem Instrumentum laboris ebenso veröffentlicht wurden wie die Mitglieder von fünf Arbeitsgruppen für das Studium der fünf Perspektiven, die im Hinblick auf die zweite Tagung der XVI. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode theologisch zu untersuchen sind: Wie am 15. März in diesem Blog beschrieben bedarf eine synodale Kirche auf allen Ebenen der Ortskirche (1), ihrer Zusammenschlüsse (2) und auf weltkirchlicher Ebene (2) ein Gesicht, Transparenz und einer Rechenschaftspflicht, ein geteiltes Verständnis der synodalen Methode (4) und immer wieder neu konkreter Orte (5). In diesen dem Synodensekretariat direkt zuarbeitenden Arbeitsgruppen wird deutlich, wie sehr im Mittelpunkt der Weltsynode das Thema der Synodalität der Kirche selbst steht: Wie können wir eine synodale Kirche der Sendung sein? Zu diesem Zweck untergliedert das Instrumentum laboris nach einer Einleitung und einem Grundlagenteil die zu beratenden Themen unter drei Aspekten: Beziehungen – Wege – Räume, unter denen die Themen der o.g. zehn Studiengruppen aufgeführt sind.

© Deutsche Bischofskonferenz / Ewelina Sowa
Dr. Irme Stetter-Karp und Bischof Dr. Georg Bätzing

Die ersten Stellungnahmen von Vertreter:innen der Kirche in Deutschland waren am Tag der Veröffentlichung des Instrumentum laboris deshalb auch optimistisch, „dass die Kirche in Bewegung ist“, wie es die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp ausdrückte.

Das Instrumentum laboris für Oktober gibt zwei zentrale Signale: Die Kirche will sich tiefgreifend verändern, sie will synodal werden. Und sie ringt in diesem Prozess mit der Transformation ihrer Tradition.“ (ZdK 9.7.2024)

Die Einschätzung, dass „das Dokument inhaltlich für eine gute Grundlage für die anstehenden Beratungen“ gehalten werden kann, teilt auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Wie Irme Stetter-Karp mahnt er aber auch konkrete Reformschritte an und zitiert in einem DBK-Statement hierzu aus der Nr. 71 des Instrumentum laboris:

„Ohne konkrete Veränderungen wird die Vision einer synodalen Kirche nicht glaubwürdig sein, und dies wird jene Mitglieder des Gottesvolkes entfremden, die aus dem synodalen Weg Kraft und Hoffnung geschöpft haben.“ (Nr. 71